Читать книгу Seewölfe Paket 20 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 33
6.
ОглавлениеIn den ersten Morgenstunden des 27. April, bei beginnendem Tageslicht, erreichte die „Empress“ die Küste von Hispaniola ziemlich genau an der vorgesehenen Stelle nahe Puerto Plata. Stolz verstaute der alte O’Flynn den Jakobsstab, als der Küstenverlauf sich im Morgengrauen deutlich abzeichnete. Trotz widriger Umstände hatte er als Navigator hervorragende Arbeit geleistet.
Nur in längeren Zeitabständen war die Wolkendecke aufgerissen, entsprechend reaktionsschnell hatte Old Donegal in solchen Momenten die Gelegenheit nutzen müssen, sich am Stand der Gestirne zu orientieren. Martin Correa hatte die erforderlichen Kurskorrekturen sauber und präzise ausgeführt, und das Ergebnis der guten Zusammenarbeit zeigte sich nun in Gestalt der Nordküste Hispaniolas.
„Eine bessere Zeit hätten wir nicht herausholen können“, sagte Old Donegal zufrieden. „Jetzt liegt es an dir, Arkana, wie schnell wir die Heilwurzeln finden.“
Die Schlangenpriesterin, die sich auf das Achterdeck begeben hatte, beobachtete den Küstenverlauf. Sie nickte, ohne den Kopf zu wenden.
„Wir werden unser Ziel in wenigen Augenblicken erreichen“, sagte sie.
Minuten später tauchte tatsächlich jene weit vorgeschobene Landzunge auf, die Arkana zuvor als Orientierungspunkt genannt hatte. Old Donegal zweifelte nicht daran, daß die schlanke schwarzhaarige Frau übersinnliche Fähigkeiten hatte. Wie anders sollte sie die Lage einer Bucht bestimmen können, da sie doch über keinerlei navigatorische Fähigkeiten wie die europäischen Seefahrer verfügte?
Aber es war jetzt nicht der Zeitpunkt, sich über Rätselhaftes den Kopf zu zerbrechen. Der alte O’Flynn war fest entschlossen, die besonderen Vorzüge seines Schiffes und seiner kleinen Crew zu nutzen, um Gotlinde so rasch wie möglich mit der lebensrettenden Medizin zu versorgen.
Zielsicher lotste Arkana die „Empress“ in die Einfahrt der Bucht. Hinter der mit hohen Bäumen bestandenen Landzunge gab es einen geschützten Ankerplatz gegen den inzwischen noch stärker gewordenen Nordost. Auf Anweisung des alten O’Flynn sorgten die Männer für die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen. Mit ihrem verhältnismäßig flachen Tiefgang wurde die „Empress“ dicht hinter die Landzunge gelegt. Auf den Buganker allein wollten sich Old Donegal und seine Gefährten nicht verlassen. Sie fierten das Beiboot ab und vertäuten den Dreimaster zusätzlich mit mehreren Leinen zu den Bäumen an Land.
Noch war es nicht hell genug, um mit der Suche nach den Heilwurzeln zu beginnen. Darüber waren sich Old Donegal und Arkana einig. Es blieb also Zeit für eine Mütze voll Schlaf bis zum endgültigen Hellwerden.
Nach den Strapazen der Nacht fielen die Männer in ihre Kojen, und augenblicklich verkündeten unüberhörbare Schnarchtöne, daß ihnen die Müdigkeit in allen Knochen steckte. Old O’Flynn grinste auf dem Achterdeck. Er selbst brauchte keinen Schlaf, was er auf seinen Vorsprung an Lebensalter zurückführte. Einer mußte ohnehin die Wache übernehmen, also war es nur vernünftig, daß die jüngeren Männer sich etwas erholten.
Was sich in der Wetterküche zusammenbraute, bemerkte Old Donegal unterdessen schon nach einer knappen Stunde.
Der Nordost änderte seine Richtung und entwickelte sich im Handumdrehen zu einem satten Sturm aus Osten. Immer rascher trieb er die Wolken vor sich her und ballte sie zu düsteren Bänken zusammen. Die Baumwipfel neigten sich rauschend unter der Macht der Böen, und auch dem Wellengang in der Bucht wurden weiße Kronen aufgesetzt. Alles in allem hatte es den Anschein, als wollte es an diesem Tag überhaupt nicht mehr richtig hell werden.
Unter normalen Umständen hätte Old Donegal dies als böses Vorzeichen gewertet. Aber während er auf dem Achterdeck ausharrte, dachte er nicht daran, sich seine gute Stimmung austreiben zu lassen. Die Aktion hatte bis jetzt bestens geklappt, und so sollte es auch bleiben. Die Suche nach den Wurzeln würde nicht sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Aller Voraussicht nach konnten sie noch vor Ende dieses Tages zur Schlangen-Insel zurückkehren.
Der alte O’Flynn gönnte Arkana und den Männern noch eine weitere Stunde Schlaf. Dann rüttelte er sie wach, nachdem er ihre Ausrüstung bereitgestellt hatte. Jeder der Männer nahm einen großen Flechtkorb mit. Die Schlangenpriesterin wollte die Gelegenheit nutzen, gleich einen ausreichenden Vorrat an Heilwurzeln mit zur Schlangen-Insel zu nehmen.
Die fünf Männer stiegen gemeinsam mit Arkana ins Beiboot und pullten über die kurze Distanz bis zum Ufer. Ihre Bewaffnung beschränkte sich auf Pistolen und Entermesser. Bei ihrer Suche im urwaldähnlichen Gelände mußten sie vor allem beweglich sein.
Old Donegal winkte ihnen noch einmal zu, als sie im Dickicht verschwanden. Er selbst konnte sich nicht an diesem „Landgang“ beteiligen, folglich blieb er als Wache zurück. Das Herumkrauchen im Unterholz wäre mit seinem Holzbein zu beschwerlich gewesen, und er hätte die anderen nur behindert.
Unvermittelt schreckte der alte O’Flynn aus seinen Gedanken auf.
Nur einen Teil der aufgewühlten See konnte er durch den Eingang der Bucht überblicken. Doch vor diesen sturmgepeitschten Hintergrund schoben sich plötzlich eindeutige Umrisse: ein Einmaster, arg gerupft und zerzaust vom Toben der Naturgewalten. Die Besatzung hatte ein Notsegel gesetzt. Am Mast waren noch Reste von zerfetztem Tuch zu erkennen.
Old Donegal kniff die Augen zusammen. Es geschah, was er beim Erblicken der Schaluppe sofort befürchtet hatte – sie suchte Schutz in der Bucht. Beim Herannahen des Einmasters erkannte er, daß es sich bei den Männern an Bord um Spanier handelte. Seesoldaten vermutlich. Aber nur einige von ihnen trugen noch Helm, Brustpanzer und Kürbishosen. Der, der das Kommando auf dem Achterdeck führte, schien ein Sargento zu sein. Zehn Kerle waren es insgesamt, und auch bei freundlichem Sonnenschein wäre ihr Anblick alles andere als vertrauenerweckend gewesen.
Irgend etwas stimmte mit diesen Dons nicht. Daran gab es keinen Zweifel.
Ausgerechnet Spanier! Der alte O’Flynn knurrte einen Fluch. Kurz entschlossen wandte er sich ab, ging zur Waffenkammer und kehrte mit einem geladenen Blunderbuss zurück.
Wie erwartet, hatten die Kerle die „Empress“ bereits bemerkt. Heisere Stimmen wehten herüber, als sie ihren Kahn in zwei Kabellängen Entfernung vor Anker legten. Old Donegal sah jetzt, daß die Schaluppe kurz vor dem Auseinanderfallen war. Bei dem Sturm hätten die Dons keine zehn Meilen mehr geschafft. Ein flaues Gefühl breitete sich in Old Donegals Magengegend aus. Böse Ahnungen beschlichen ihn.
Drüben auf dem Einmaster zögerten sie nicht lange. Ein kleines Beiboot wurde ausgesetzt, und der Sargento ließ sich von vier Mann herüberpullen.
Der Anführer der Spanier war ein bulliger Kerl mit zernarbter Visage. Sein Grinsen sollte offenbar freundlich wirken. Er gab Kommando zum Streichen, als das Boot nur noch wenige Yards von der Bordwand der „Empress“ entfernt war.
„Guten Tag, Amigo!“ rief er mit dröhnender Baßstimme. „Auch Schutz vor dem Sturm gesucht?“
„Sieht so aus“, entgegnete Old O’Flynn mürrisch. Sein Mißtrauen wuchs. Die Scheinheiligkeit dieses Kerls war geeignet, ihm Übelkeit zu bereiten.
„Wir wollen nach Tortuga“, fuhr der Sargento mit unverändertem Grinsen fort. „Eine Ahnung, wie weit es bis dahin noch ist?“
„Gleich um die Ecke“, erwiderte Old Donegal grantig. „Kleine hundertfünfzig Seemeilen.“
Die Kerle lachten, als hätte er einen besonders guten Scherz vom Stapel gelassen. Aus der Nähe besehen gefielen sie ihm noch weniger. Kein Zweifel, daß es sich um Deserteure handelte. Und ihre Frage nach Tortuga bedeutete nichts anderes, als daß sie dort dem Geschäft der Piraterie nachgehen wollten.
„Du sprichst unsere Sprache perfekt“, sagte der Sargento. „Wo hast du das gelernt?“
„Bei einem Freudenmädchen in Honduras“, entgegnete Old Donegal bissig. „Unterricht aus erster Hand.“
Wieder lachten sie schallend.
„Da mußt du aber noch ein paar Jahre jünger gewesen sein!“ rief der Sargento glucksend. Im nächsten Moment verengten sich seine Augen, und sein Blick glitt lauernd über den schmucken kleinen Dreimaster. „Und was treibst du hier so ganz allein?“
Old Donegal spürte, wie der Zorn in ihm zu kochen begann. Wie unbeabsichtigt legte er den Blunderbuss auf die Verschanzung. Natürlich wollten diese Strolche die Gelegenheit beim Schopf packen und die „Empress“ mit Beschlag belegen.
„Ich warte den Sturm ab“, knurrte er.
„Mutterseelenallein?“
Dem alten O’Flynn platzte der Kragen.
„Für dämliche Fragen bin ich nicht zuständig“, erwiderte er wütend. Dabei hob er die Waffe mit dem trichterförmigen Lauf. „Und jetzt seht zu, daß ihr abzischt. Sonst gibt’s einen Bums aus diesem Rohr, und dann bleibt von euch fünf Galgenvögeln herzlich wenig übrig.“
Die Gesichter der Dons verzerrten sich vor Wut. Aber der Sargento wußte die Drohung des grimmigen Alten richtig einzuschätzen. Die Ladung gehackten Bleis würde sie allesamt aus dem Beiboot fegen.
„Wir sprechen uns noch, Alter“, sagte er tückisch, bevor er den Befehl gab, zurückzupullen.
„Glaube ich nicht!“ brüllte Old Donegal hinter ihnen her. „Laßt euch hier nicht mehr blicken, oder ihr kriegt Feuer unter dem Hintern!“
Er wartete, bis sie die Schaluppe erreicht hatten. Dann entwickelte er eine fieberhafte Aktivität. Ringsum bestückte er die „Empress“ mit Drehbassen, die er sofort schußfertig machte. Gleich darauf lud er Pistolen und Musketen und legte sie sich mit ausreichendem Munitionsvorrat zurecht.
„Jetzt könnt ihr antanzen“, knurrte er. „Aber dann wird euch das Grinsen vergehen, Amigos. Darauf könnt ihr Gift nehmen.“ Mit grimmiger Entschlossenheit baute er sich hinter einer der Drehbassen auf dem Achterdeck auf.
Sie taten ihm den Gefallen nicht. Die Halunken dachten nicht daran, auf die schnelle etwas zu unternehmen. Tatenlos hockten sie an Bord ihrer erbärmlichen Schaluppe und schielten herüber wie die Aasgeier.
Old Donegal schwor sich, die Ruhe zu bewahren. Denn das ständige Belauern konnte zu einer nervenzerfetzenden Angelegenheit ausarten. In diesem Punkt gab er sich keinen Illusionen hin.
Warum sie so lange zögerten, schien ihm inzwischen klar zu sein. Da sie desertiert waren, hatten sie möglicherweise keine Schußwaffen, zumindest keine weitreichenden. Wie auch immer, in den Wirren des Sturms mußte auf ihrem morschen Kahn das Pulver naß geworden sein. Darum gierten sie auch zu sehr nach der hervorragend bestückten „Empress“.
Plötzlich gerieten sie drüben an Bord in Bewegung – auf ein gemurmeltes oder vielleicht nur geflüstertes Kommando hin.
Old Donegals Haltung spannte sich an. Nicht auf Anhieb konnte er erkennen, was die Strolche im Schilde führten. Sie verholten die Schaluppe bis auf eine Distanz von vierzig Yards an Steuerbord der „Empress“. Dann setzten sie ein Beiboot aus, das von allen zehn Kerlen bemannt wurde. Sie legten sich mächtig ins Zeug, als sie durch das Kabbelwasser auf die Landzunge voraus zupullten.
Fünf Mann sprangen ins seichte Uferwasser und verschwanden im nächsten Augenblick im Dickicht.
Old Donegal zog die Brauen zusammen und witterte Unrat. Was, zum Teufel, sollte das bedeuten? Planten die Halunken etwa eine Art Zangenangriff?
Er brauchte nicht lange über diese Frage nachzugrübeln.
Unter der Führung des Sargento pullten die vier anderen Kerle in die Bucht zurück. Zum Erstaunen des alten O’Flynn ließen sie sich jetzt Zeit und trödelten buchstäblich. Aus schmalen Augen beobachtete er jede ihrer Bewegungen. Sie taten desinteressiert und blickten nicht einmal herüber, als sei die „Empress“ die nebensächlichste Sache der Welt für sie.
Gemächlich umrundeten sie die Schaluppe in weitem Bogen, bis sie achteraus von der „Empress“ lagen. Dort holten sie die Riemen ein und brachten allen Ernstes zwei Angelruten aus. Wahrscheinlich hatten sie sich nach ihrer Desertion auf diese Weise mit Nahrung versorgt. Jetzt allerdings wirkte ihre Angelei mehr als lächerlich.
Was sie planten, war aber noch immer nicht offenkundig. Old Donegal war gezwungen, in kurzen Abständen immer wieder nach vorn und nach achtern zu spähen.
Nichts tat sich.
Im Dickicht rührte sich nichts. Und der Sargento spielte mit seinen vier Strolchen gähnende Langeweile. Dabei war es bei dem beträchtlichen Wellengang in dem kleinen Boot alles andere als gemütlich. Denn mit unverminderter Kraft brauste nach wie vor der Sturm über die Bucht hinweg.
Einen Moment spielte Old Donegal mit dem Gedanken, drei Musketenschüsse abzufeuern, das alte Warnsignal der Arwenacks. Aber er verwarf den Gedanken sofort wieder. Wenn er Krach schlug, mußten Arkana und die fünf Männer ihre Wurzelsuche abbrechen, und sie würden eine Menge Zeit verlieren. Und das nur wegen dieser zehn lächerlichen Vogelscheuchen.
Nein, entschied der alte O’Flynn, mit denen wurde er allemal fertig.
Er hatte es kaum gedacht, als ein heftiger Ruck durch das Schiff lief. Er geriet ins Taumeln. Armrudernd versuchte er, das Gleichgewicht zu behalten.
„Elendes Lumpenpack!“ fluchte er. Aber es half nichts. Er schaffte es nicht, in der Senkrechten zu bleiben. Doch bevor er auf die Achterdecksplanken stürzte, warf er sich halb herum und sah, was sich vorn an Land abspielte.
Die fünf Kerle waren dort aus dem Dickicht aufgetaucht. Mit Triumphgebrüll zogen sie an den Leinen, die wegen der zusätzlichen Sicherung an Land verfahren und um die Bäume geschlungen worden waren. Das also war ihr Plan! Sie meinten, die „Empress“ trotz des Bugankers, den sie überfahren oder ausbrechen würden, an Land ziehen zu können.
Die Wut verlieh Old Donegal Behendigkeit. Es gelang ihm, sich eilends wieder aufzurappeln und nach vorn zu hasten.
Die Dons zerrten noch immer an den Leinen und gaben sich jetzt Kommandos im Takt.
Im Handumdrehen hatte Old O’Flynn die Steuerbord-Drehbasse gerichtet. Blitzartig senkte er die glimmende Lunte aufs Zündloch und hielt die Visierlinie mit eisernem Griff. Brüllend entlud sich das Geschützrohr und jagte die Ladung aus gehacktem Blei mit grellrotem Mündungsblitz hinaus.
Schreie gellten markerschütternd.
Im verfliegenden Pulverrauch sah Old Donegal, wie zwei der Kerle zusammenbrachen. Die Leine, die sie gehalten hatten, war vom Blei zerfetzt worden, der Tampen klatschte ins Wasser.
Reaktionsschnell warfen sich die drei anderen in Deckung.
Old Donegal wollte zur nächsten Drehbasse, um auch ihnen das nötige Lehrgeld zu verabfolgen. Gerade noch rechtzeitig sah er die Bewegung im Blattwerk. Der mattschimmernde Laufstrahl einer Pistole tauchte auf. Also verfügten sie doch über Kurzwaffen, und offenbar hatten sie einen Rest von Pulver trockengehalten.
Geistesgegenwärtig zog Old Donegal den Kopf ein.
Der Schuß bellte.
Er glaubte, den sengenden Gluthauch des Bleis zu spüren, das haarscharf über ihn wegstrich.
„Jetzt reicht’s“, knurrte er. „Einem alten Mann noch einen Scheitel ziehen zu wollen!“ Geduckt humpelte er weiter, um die vordere Backbord-Drehbasse herumzuschwenken.
Siedend heiß fiel ihm im selben Moment ein, daß er die Kerle im Boot außer acht gelassen hatte. Und genau das gehörte zum Plan der spanischen Galgenstricke. Auch seine geladenen Musketen und Pistolen und der Blunderbuss befanden sich auf dem Achterdeck. Nur den Entersäbel trug er am Gurt.
In dem Augenblick, in dem er sich herumwarf, geschah es bereits.
Höhnisch grinsend enterten die „Angler“ über die Heckbalustrade an Bord, voran der bullige Sargento. In Ermangelung einer besseren Waffe trug er einen der Riemen aus dem Beiboot. Auch zwei weitere Kerle hatten sich mit Riemen bewaffnet. Die beiden übrigen verfügten über nichts als ihre bloßen Fäuste.
Old Donegal zog den Cutlass. Die breite Klinge blinkte im trüben Tageslicht. Geduckt und breitbeinig sah er den Angreifern entgegen – entschlossen, der Übermacht zu trotzen.
In drei Yards Entfernung stellte der Sargento den Riemen senkrecht auf die Planken.
„Willst du nicht lieber die Segel streichen, Opa?“ erkundigte er sich grinsend.
„Einem mißratenen Knaben wie dir ziehe ich vorher den Hosenboden stramm“, entgegnete Old Donegal grimmig. „Kommt schon, kommt schon. Wollen doch mal sehen, wer hier die Segel streicht!“
Sie ließen sich nicht zweimal auffordern. Mit Gebrüll stürmten sie auf ihn los.
Schon beim ersten Angriff mußte Old Donegal erkennen, daß er sich selbst überschätzt hatte. Mit den langen Riemen verfügten sie über die größere Reichweite. Es nutzte ihm rein gar nichts, daß er den ersten Hieb mit dem Säbel parierte. Als der zweite Riemen niedersauste, fegte er ihm den Cutlass weg wie ein Spielzeug.
Und das dritte Riemenblatt krachte ihm auf den Schädel.
Feurige Ringe tanzten vor seinen Augen. Schwärze wallte auf. Nur noch als flüchtiger Gedanke durchzuckte ihn die beschämende Gewißheit, daß er überrumpelt worden war.
Jetzt hing Gotlindes Leben am seidenen Faden.
Das Hohngelächter der Kerle klang Old Donegal noch einen Augenblick in den Ohren. Dann sank er bewußtlos auf die Planken.