Читать книгу Seewölfe Paket 9 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 40
6.
ОглавлениеDie Schlange hatte sich von einem niedrigen Baumast herabgewunden, und Florinda hatte ihren häßlichen, platten Kopf mit der zuckenden Zunge plötzlich vor sich aus der Dunkelheit hervorwachsen sehen. Fast wäre sie gegen den abscheulichen Leib gestoßen, fast wäre sie gebissen worden – und dies war genau der Augenblick, in dem sie ihren spitzen Schrei nicht mehr hatte zurückhalten können.
Sie ließ sich einfach fallen, kroch wimmernd durch das üppige, verfilzte Dickicht und griff dabei zwischen die stacheligen Halme einer Pflanze. Die Dornen ritzten ihre Haut. Sie keuchte entsetzt, befreite sich von dem Gestrüpp, kroch weiter, blickte sich um – und stellte zu ihrer grenzenlosen Erleichterung fest, daß die Schlange nicht mehr zu sehen war.
Immer noch am ganzen Leib zitternd richtete sie sich auf. Sie strich sich die nassen hellbraunen Haare aus dem Gesicht und fuhr sich mit beiden Händen über die Stirn und die Wangen. Ein paar Male atmete sie tief durch, dann setzte sie ihren Weg fort. Irgendwie gelang es ihr, neuen Mut zu fassen. Der Wille zu leben, der Selbsterhaltungstrieb waren stärker als die Ängste vor all dem, was sie sich in ihrer Phantasie ausmalte und was ihr noch zustoßen konnte.
In welche Richtung sie sich bewegte, wußte sie inzwischen nicht mehr. Sie hatte die Orientierung verloren. Und auch jeglichen Zeitbegriff – sie wußte nicht mehr, ob Mitternacht schon vorbei war oder erst noch kommen mußte.
So stolperte und tastete sie sich voran und hoffte, bald eine Anhöhe zu finden, auf der es eine Höhle oder eine andere Art von Unterschlupf gab.
Als das Dickicht plötzlich aufbrach und den Blick auf eine Wasserfläche freigab, blieb Florinda überrascht stehen. Zunächst nahm sie an, sie wäre im Kreis gelaufen und hätte nun wieder den Strand erreicht, auf dem sie nach ihrer Flucht vom Schiff gelandet war. Dann aber stellte sie fest, daß es hier keine Brandung gab. Das Wasser war ruhig wie das eines Sees.
War dies wirklich ein See im Inneren der Insel? Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, mehr zu erkennen. Waren dort nicht die Umrisse von Booten?
Ja, drei große Boote lagen auf dem Sandstrand, aber sie schienen, wie Florinda jetzt feststellte, nicht zur „Gran Duque de Almeria“ zu gehören. Die Galeone hatte keine Boote mit Masten, soviel hatte sie bei aller Unkenntnis doch behalten.
Wem mochten diese Einmaster gehören? Den Bewohnern der Insel? Existierten sie wirklich? Was für Menschen waren sie? Friedfertige Eingeborene?
Florinda hatte die verschiedensten Überlegungen über das Aussehen, die Sprache und das Benehmen dieser vorerst noch fiktiven Eingeborenen angestellt, aber eine konkrete Vorstellung nahm in ihrem Geist keine Gestalt an. Nur in einem Punkt war sie sicher: daß es nämlich für ein halbnacktes Mädchen wie sie auf keinen Fall ratsam war, sich diesen Menschen arglos zu nähern.
Bei den drei Einmastern schien sich jedoch niemand aufzuhalten, verlassen lagen sie da. So faßte Florinda den mutigen Entschluß, sich die Boote aus der Nähe zu betrachten. Zwei Erwägungen brachten sie zu dieser Entscheidung. Erstens konnten sich in den Wasserfahrzeugen Waffen befinden, von denen sie gut die eine oder andere gebrauchen konnte, um sich gegen Tiere oder Wilde zu verteidigen. Zweitens kündigte ihr Magen durch intensives Knurren Hunger an, und sie wollte nachsehen, ob es unter den Duchten der Einmaster versteckt vielleicht etwas Eßbares gab. Früchte zum Beispiel.
Sie bereute jetzt doch, im Kabelgatt der „Gran Duque“ nicht die letzte Apfelsine gegessen zu haben, die ihr verblieben war. Aber wer hatte ahnen können, was kam?
Florinda raffte all ihren Mut zusammen und verließ das Dickicht. Sie pirschte auf die zwei Schaluppen und die eine Pinasse zu, blieb nur einmal kurz stehen und lauschte, als der Ruf eines Nachtvogels erklang. Nichts Übles ahnend, schlich sie dann weiter, langte an der Bordwand des ersten Einmasters an und betrachtete ziemlich verwundert die Drehbasse, die in dessen Bug auf einer Gabellafette montiert war.
Hatten Eingeborene solche Geschütze?
Zu spät bemerkte sie die Bewegungen hinter ihrem Rücken. Sie wurde erst richtig stutzig, als sich zwischen den Duchten der Schaluppe, die sie gerade genauer in Augenschein nehmen wollte, etwas regte. Da richtete sich eine menschliche Gestalt auf, da breiteten sich Arme aus, und Hände, gierigen Klauen gleich, streckten sich vor, um nach ihr zu greifen.
Sie öffnete den Mund, brachte aber nur einen erstickten Laut hervor. Taumelnd ließ sie von der Bordwand der einmastigen Schaluppe ab und wich zurück.
Dann aber vernahm sie Laute hinter sich. Sie fuhr herum und sah die Gestalten, die aus allen Richtungen vom Dickicht her über den Strande marschierten. Einer dieser Kerle fiel ihr besonders durch seinen wilden schwarzen Bart, das dunkle Kopftuch, das er trug, und seine stiernakkige, wuchtige Statur auf. Dieser Mann war es auch, der jetzt als erster sprach.
„Seht ihr, es hat geklappt. Wie schnell wir das Weibsstück doch erwischt haben, nicht wahr? Wir haben uns nicht einmal sonderlich große Mühe geben zu brauchen.“
„Ja“, entgegnete ein anderer. „Sie ist uns glatt in die Falle gelaufen. Das war eine gute Idee von dir, Jefe, sich gleich hier am Rand der Bucht zu verstecken.“
Diese Männer sprachen spanisch! Wer waren sie? Florinda dachte überhaupt nicht darüber nach, sie richtete in ihrer spontanen Reaktion nur einen einzigen Appell an die Unbekannten.
„Bitte, tut mir nichts an! Ich höre doch, ihr seid Landsleute. Laßt mich erzählen, was mir zugestoßen ist. Ich bin sicher, ihr werdet mir dann helfen!“
Sie war drauf und dran, sich eine Geschichte auszudenken, die das Mitgefühl erregte, einen Bericht beispielsweise, in dem sie sich als Schiffbrüchige schilderte und mit keinem Wort erwähnte, daß sie als blinder Passagier an Bord der „Gran Duque de Almeria“ gereist war – aber da richtete der Schwarzbärtige auch schon seine rauhe, unangenehme Stimme direkt an sie.
„Helfen? Ja, helfen werden wir dir, Mädchen, aber merk dir das eine: wir sind keine barmherzigen Samariter. Bei uns sieht die Nächstenliebe und freundschaftliche Unterstützung etwas anders aus als bei weichherzigen Christennaturen, besonders, wenn’s um ein herzhaftes Stück Weiberfleisch wie dich geht.“
Die anderen lachten begeistert und amüsiert.
Florinda wußte jetzt, daß sie vom Regen in die Traufe geraten war. Sie drehte sich rasch um, um an der Schaluppe vorbei ins Wasser zu laufen. Sie wollte den See oder die Bucht oder die Lagune – was immer es war – schwimmend überqueren, um die zerlumpten, wilden Kerle abzuhängen. Aber da sprang der, der sich vorher unter den Duchten versteckt hatte, auch schon auf, jumpte über das Dollbord und stürzte sich auf sie.
Er packte ihre Schultern und riß sie hart am Rand des Wassers mit sich zu Boden. Sie biß und kratzte, aber es nutzte ihr nichts, er hatte sie hart im Griff und lachte nur über ihre verzweifelten Verteidigungsversuche.
„Das genügt, El Grullo“, sagte der Schwarzbart. „Stell sie jetzt wieder auf die Beine.“
El Grullo richtete sich wieder auf und zerrte Florinda mit sich hoch. Er betrachtete sie mit unverhohlener Begierde von oben bis unten und sagte heiser: „Laß mich ihr die paar Fetzen herunterreißen, die sie auf dem Leib trägt, Jefe. Ich will mir anschauen, wie sie gebaut ist.“
Der Mann mit dem schwarzen Bart und dem dunklen Tuch um den Kopf trat dicht vor sie beide hin. „Nein, das sparen wir uns für später auf, Amigo. Vergiß nicht, was wir uns in den Kopf gesetzt haben. Wir wollen die Galeone in die Bucht locken, und wenn wir nicht gleich damit anfangen, läuft sie uns noch davon. Das Mädchen hier läuft uns aber nicht mehr davon.“
„Darauf achten wir schon!“ rief El Grullo. „Du hast recht, Barbante, das Schiff ist jetzt wichtiger als jeder Spaß, den wir uns mit dem Weibsbild machen können.“
„Außerdem werdet ihr sie zunächst mir überlassen“, erklärte Barbante in einem Tonfall, als sei das Mädchen sein Eigentum. „Ich als euer Anführer habe das Recht, sie als erster in meine Hütte zu holen. Danach habt ihr immer noch genug Zeit, euch mit ihr zu vergnügen.“
Florinda Martinez Barrero wand sich unter dem Griff des bärenstarken El Grullo. Ihr Blick huschte über die Gestalten der Kerle, die alle näherrückten und sie grinsend betrachteten.
„Barbante“, sagte sie. „Töte mich. Du wirst es nie schaffen, das mit mir zu tun. Lieber bringe ich mich selbst um …“
„Und ich lasse es nicht zu, du feurige Andalusierin.“ Er fixierte sie. Das hämische Lächeln, das er vorher aufgesetzt hatte, verschwand aus seinen Zügen. „Ich weiß, zu was du in deinem Stolz fähig wärst, denn ich stamme aus derselben Region wie du, wie du wohl auch an meiner Aussprache hörst.“
„Ein echter Andalusier kann sich einer Mißgeburt wie dir nur schämen und dir ins Gesicht spucken!“ schrie sie.
Er packte ihren Hals und drückte nur ein wenig zu. „Ich weiß, daß du von dem Schiff kommst, das dort draußen liegt. Der Kapitän sucht dich, nicht wahr? Du wirst mir erzählen, warum er hinter dir her ist. Alles über dein Schiff wirst du verraten, und dann wirst du schreien, um diesen Narren von einem Capitán mit seinem Schiff in diese Bucht zu locken, oder ich lasse meine Männer auf dich los, einen nach dem anderen.“
„Das darfst du nicht. Das wagst du nicht“, keuchte sie.
„Sieh mich an“, sagte er, ohne sie loszulassen. „Ich bin der Herr dieser Insel, ein König ganz besonderer Art. Es gibt nichts, vor dem ich zurückschrecke. Glaubst du mir etwa nicht? Muß ich es dir erst beweisen?“
„Ich glaube es dir“, würgte sie hervor.
„Und du wirst keine Beleidigung mehr sprechen?“
„Nein, ich werde es nicht mehr tun …“
Er ließ sie los. „Rede jetzt. Wie heißt das Schiff, woher kommt es, was ist sein Ziel? Wie viele Männer befinden sich an Bord, wie sieht es mit der Armierung aus, welche Ladung führt der elende Zuber? Nun sprich schon.“
Und Florinda begann zu reden. Sie gab unter der Drohung, die wie ein unsichtbares Schwert über ihr schwebte, alles preis, was sie über die „Gran Duque“ wußte. Anschließend schilderte sie, wie sie an Bord der Galeone gelangt war.
Weder Barbante noch einer seiner Spießgesellen unterbrach sie auch nur einmal. Als sie am Ende angelangt war, nickte Barbante nur und sagte: „Gut. Ganz ausgezeichnet sogar.“
Er zückte plötzlich sein Messer und drückte es ihr gegen die Kehle, während El Grullo sie unverändert in seinem Klammergriff hielt. Florinda stöhnte auf, als sie das kalte Eisen der scharf geschliffenen Waffe an ihrem Hals spürte.
„Schrei!“ fuhr Barbante sie an. „Schrei, so laut du kannst, dann bleibst du unversehrt, Mädchen!“
Florinda begann zu schreien.
Die „Isabella“ war ziemlich nah an der kanalähnlichen Zufahrt zur Bucht vorbeigesegelt. Den scharfen Augen von Dan O’Flynn war die Passage nicht entgangen. Er war aufs Achterdeck zurückgekehrt, um Hasard seine Entdekkung zu melden.
Der Seewolf hatte daraufhin gesagt: „Eine Flußmündung oder die Durchfahrt in eine Bucht oder Lagune. Auf den Azoren-Inseln gibt es schöne große Buchten, ich könnte mir gut vorstellen, daß wir da die Öffnung eines natürlichen Hafens vor uns gehabt haben.“
„Wir könnten versuchen, hindurchzumanövrieren“, hatte Dan vorgeschlagen. „Wir täten ein gutes Werk, wenn wir das Mädchen suchen würden.“
„In der Bucht oder Flußmündung säßen wir aber in der Falle“, hatte der Seewolf ihm darauf geantwortet. „Vergiß nicht die Galeone der Dons. Ihr Kapitän würde uns liebend gern an die Gurgel gehen. Ich wette, er tastet sich an Sao Miguel heran und sucht die ganze Nacht über weiter – nach dem Mädchen und nach uns.“
Dan kratzte sich am Hinterkopf. „Verdammt, die Dons hatte ich eben total vergessen. Ja, was tun wir denn da?“
„Es ist überhaupt die Frage, wie wir uns verhalten, wenn wir das Mädchen tatsächlich noch finden“, sagte nun Ben Brighton. „Wir können sie doch schlecht zu uns an Bord nehmen.“
Dan grinste. „Vielleicht ist sie ja gar kein Mädchen, sondern eine häßliche alte Frau mit Falten und Warzen im Gesicht. Die würde doch keine Gefahr darstellen, oder?“
„Hör auf, so idiotischen Kram zu reden!“ rief sein Vater aus dem Ruderhaus. „Ich finde das ganz und gar nicht angebracht. Außerdem soll man das Alter ehren.“
„Alle mal herhören“, sagte Hasard. „Natürlich bin ich bereit, etwas für die mysteriöse Frau zu tun, ihr zumindest Proviant und Trinkwasser dazulassen oder ihr einen Schlupfwinkel auf der Insel einzurichten. Andererseits reicht es mir aber schon, daß Pete die Musketenkugel abgekriegt hat. Ich will jetzt keine weiteren Risiken wegen dieser undurchsichtigen Geschichte eingehen. Das Beste wäre es, nicht noch einmal mit den Dons zusammenzustoßen.“
„He!“ erwiderte Ferris Tucker verblüfft. „Sag bloß, du willst denen gegenüber einen Rückzieher machen?“
„Ich will mich nicht völlig grundlos mit ihnen auf ein Gefecht einlassen, das ist alles. Ihren Denkzettel wegen der Sache mit Pete haben sie ja erhalten.“
„Und was tun wir nun?“ erkundigte sich Big Old Shane. „Hölle, wir können dieses Mädchen – diese Frau doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Das wäre ganz gegen unsere Art.
„Eine verzwickte Situation“, sagte der Seewolf. „Vielleicht ist es ratsam, erst mal die Insel zu runden und …“
Er unterbrach sich. In aller Deutlichkeit war der Schrei einer Frau zu vernehmen.
„Das kam von jenseits der Bucht, die wir hinter der Passage vermuten“, behauptete Dan O’Flynn. „Sie ist also auf der Insel, aber Mann Gottes, was ist ihr da bloß zugestoßen?“
Er erhielt keine Antwort darauf, da man sich ja sowieso ausmalen konnte, was der Fremden geschehen sein mochte, und zwar in den scheußlichsten Farben. Hasard zögerte nicht mehr, er gab seinen Befehl.
„Wir gehen so dicht wie möglich unter Land, verholen hinter einer Landzunge, falls es eine in unserer Nähe gibt, und pullen mit den Booten an Land.“
„Abfallen und dicht unter Land“, herrschte der Profos die Crew an. „Al Conroy, marschier mit dem Senkblei auf die Galionsplattform, leg dich auf den Bauch und lote die Wassertiefe aus.“
Al Conroy lief los. Old O’Flynn blickte ihm vom Ruderhaus aus nach, schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf und murmelte: „Wenn das man bloß gutgeht. Hölle und Teufel, ich hab das Gefühl, wir laufen heute nacht doch noch auf Grund. Ich spür’s in meinem Beinstumpf.“ Er hütete sich aber, das zu laut zu sagen, denn Big Old Shane blickte bereits wieder drohend zu ihm herüber.
„Ich brauche zehn Freiwillige für ein Landunternehmen“, sagte Hasard, der inzwischen auf das Quarterdeck hinuntergestiegen war. „Wir gehen mit zwei Booten an Land und sehen zu, daß wir das Mädchen finden. Also, wer ist mit dabei?“
Da sich alle meldeten, mußte der Seewolf seine Begleiter selbst aussuchen. Seine Wahl fiel auf Big Old Shane, Ferris Tucker, Dan O’Flynn, Smoky, den Decksältesten, Batuti, den schwarzen Herkules aus Gambia, Luke Morgan, Matt Davies, Jeff Bowie, Bob Grey und den Schweden Stenmark.
Die „Isabella“ hatte unterdessen ihr Vorschiff zur Küste der Insel hin gewendet und lief mit schräg versetztem Kurs, also Richtung Südwesten, darauf zu. Al Conroy begann, die Wassertiefe auszusingen, und als man bei knapp fünf Faden angelangt war, ließ der Seewolf auch die Fock und das Besansegel aufgeien, so daß die Galeone nur noch mit dem Großsegel dahinglitt und allmählich an Fahrt verlor.
„Sir“, ertönte plötzlich Gary Andrews’ Stimme aus dem Vormars. „Da ist ein Landvorsprung, direkt voraus. Den könnten wir runden und dann gleich dahinter verholen.“
„Wir sind nah an der Insel dran“, meldete Bill aus dem Hauptmars. „Man kann ihr Ufer jetzt mit bloßem Auge erkennen.“
„Viereinhalb Faden!“ sang Al aus.
„Hol’s der Henker“, wetterte der alte O’Flynn.
„Anluven“, befahl der Seewolf. „Drei Strich Steuerbord, Donegal, und du kannst deine Bedenken vergessen. Wir schaffen’s schon.“
Das Manövrieren nur mit dem Großsegel war eine Leichtigkeit. Schnell schwenkte die „Isabella“ wieder auf westlichen Kurs, die Wassertiefe unter ihrem Rumpf nahm zu. Old O’Flynn atmete auf, denn er hatte es in Gedanken schon knirschen hören, als ob sich der Kiel der Galeone auf eine Sandbank geschoben hätte.
So aber umrundete die „Isabella“ die kleine Landzunge, schob sich dahinter und lag bald vor Anker. In aller Eile setzten die Männer die beiden Boote zu Wasser und enterten an Jakobsleitern ab. Hasard, Shane, Ferris, Dan, Smoky und Batuti bemannten die eine Jolle, Luke, Matt, Jeff, Bob und Stenmark die andere.
Ben Brighton hatte von Hasard das Kommando über die „Isabella“ übernommen. Er war während der Abwesenheit des Seewolfes der Kapitän an Bord, mit uneingeschränkter Befehlsgewalt.
Sehnsüchtig blickten Philip und Hasard, die Zwillinge, den Booten nach, die sich jetzt von der Bordwand lösten und angepullt wurden. Sie hätten gern an dem Landunternehmen teilgenommen, begriffen aber, daß es wohl nichts für zwei Jungen ihres Alters war, mitten in der Nacht ihren Fuß auf eine Insel zu setzen, auf der hundert Gefahren lauern konnten.
Hasard Junior hatte sich lediglich erlaubt, in dieser Sache einmal kurz bei Mister Carberry anzufragen, der neben ihnen am Schanzkleid der „Isabella“ stand.
Aber der Profos hatte sofort auf seine freundliche Art erwidert: „Was, ihr wollt mit? Ihr habt sie wohl nicht mehr alle, ihr halbflüggen Kakerlaken. Werdet erst mal grün hinter den Löffeln, dann könnt ihr wieder mit so ’nem Wunsch antraben.“