Читать книгу Seewölfe Paket 28 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 29

6.

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Sein Erwachen begriff er überhaupt nicht. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren und wußte auch nicht, wo er sich befand.

Er wähnte sich auf einem hohen Berg, von dem ihn jemand unsanft hinabstieß, aber immer bevor sein Körper in die Tiefe aufschlug, wurde sein Fall jäh gebremst und ging in ein langes Schweben über. Wie ein Vogel, der sich von der Bergspitze ins Tal gleiten läßt.

Kehliges Lachen glaubte er einmal in seiner unmittelbaren Nähe zu hören. Ein paar geflüsterte Worte fielen. Danach versank er übergangslos in einem tiefen Wasser, das ihm machtvoll ins Gesicht schlug.

Lange Zeit konnte er sich diesen eigenartigen Zustand nicht erklären. Er hatte so etwas auch noch nie erlebt.

Das Auf und Ab blieb, ebenso der große und dumpfe Gong, dessen hallender Schlag an seine Ohren drang. Kaum war er verhallt, da erklang er wieder. Ein merkwürdiger Ton war das.

Da war auch etwas Licht, wie er feststellen konnte. Das Licht wurde nur alle Augenblicke dunkel, als würde es von einem riesigen Schwamm aufgesogen.

Dann brannte es schmerzhaft auf seiner Wange, und als er mühsam die Augen öffnete, kehrte er mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurück und wußte sofort, was passiert war – bis zu jener Stelle, wo ihn die rote Explosion verschlungen hatte.

Er sah sich um. Vor Entsetzen schloß er sofort wieder die Augen, denn er sah direkt in die Fratze des Scheitans, der ihn höhnisch angrinste und ihm einen Backenstreich gab.

Die Stimmen um ihn herum wurden lauter. Dazwischen erklang rohes und bösartiges Gelächter.

„Mach die Augen auf, du Bastard!“ brüllte der Scheitan mit donnernder Stimme.

Ahmed riß die Augen weit auf, um weiteren schmerzhaften Backenstreichen zu entgehen. Er wollte etwas sagen, brachte aber vor Aufregung und Schreck vorerst keinen Ton heraus.

Dafür starrte er in dämonische Fratzen. Manche blickten ihn aus zusammengekniffenen Augen gleichgültig an, andere grinsten hinterhältig, und ein paar weitere Kerle musterten ihn wie einen giftigen Fisch, den sie am liebsten wieder ins Meer zurückwerfen würden.

Das waren Totengräber in wilder verwegener und verdreckter Kleidung, Buschräuber, Schnapphähne und Blutsäufer übelster Sorte, zwischen die er geraten war.

Piraten waren es, wie sie die Küstengebiete um Abu Dhabi heimsuchten, Kerle, die Beute rissen wie Ali Ben Chufru und noch einige mehr, die sich auch nicht scheuten, arme Fischer auszuplündern.

Und diese Halunken hatten ihn offenbar aufgefischt und bereiteten sich jetzt einen Spaß daraus, ihn ins Leben zurückzuholen.

Ahmed blickte aus den Augenwinkeln scheu nach links. Dort stand ein bärtiges Ungeheuer mit finsteren Augen und drohenden Blicken. Der Kerl lehnte am Schanzkleid und schaute herüber. Ahmed sah, wie sein Körper immer auf und ab ging, wie er sich hob und senkte, wenn die Wellen das Schiff bewegten. Er sah nur diesen gewaltigen, tonnenförmigen Leib. Die Beine vermochte er nicht zu sehen.

„Na, bist du endlich wieder bei dir?“ fragte ein unrasierter Kerl mit einem hämischen Grinsen. „Beinahe hätten dich die Haie gefressen, aber du warst ihnen wohl noch zu klein und zu mager.“

Die anderen lachten roh und betrachteten ihn weiter. Nur der Kerl mit dem tonnenförmigen Brustkasten und dem dicken Bauch lachte nicht.

„Schmeißt den Wurm wieder über Bord“, sagte er grollend. „Möchte wissen, warum ihr den überhaupt aufgefischt habt. Was sollen wir mit Kindern an Bord, he?“

Die anderen schienen auch nicht so recht zu wissen, was sie mit Kindern an Bord sollten und sahen sich verunsichert an.

„Ach was“, sagte einer, „jetzt haben wir ihn schon mal. Der Kapitän wird ihn sicher behalten wollen.“ Er packte Ahmed am Ohrläppchen und zog kräftig. Der Junge fuhr in die Höhe, als hätte ihn ein Skorpion gestochen.

„Du hast uns dein lausiges Leben zu verdanken, also benimm dich anständig und sei unterwürfig, sonst fliegst du wieder zurück über Bord und kannst dich mit den Fischen unterhalten. Wie heißt du überhaupt?“

„Ich heiße Ahmed.“

„Und wie bist du da ins Wasser gelangt?“

Ahmed entschloß sich, die Wahrheit zu sagen. Wenn ihn die Kerle beim Lügen erwischten, dann brachten sie ihn vielleicht um.

„Ich war zum Fischen draußen, und da gerieten wir in einen Sturm. Ich fiel über Bord, und dann weiß ich nichts mehr.“

Der Tonnenmann lachte verächtlich. Er sah so aus, als wollte er den Jungen gleich persönlich über Bord werfen. Ahmed sah, daß er zwei große Pistolen im Hosenbund trug.

„Wo bin ich hier?“ fragte Ahmed zaghaft. Dann entsann er sich gerade noch rechtzeitig, daß sie Unterwürfigkeit von ihm verlangten, und er bedankte sich überschwenglich bei seinen Rettern.

„Du bist bei …“

Der Kerl in der geflickten Kleidung wollte weitersprechen, doch von achtern erklang eine barsche und laute Stimme.

„Was ist das für ein Krach da vorn, verdammt noch mal?“

Die Kerle flitzten nur so zur Seite, als die Stimme erklang.

Ahmed sträubten sich die Nackenhaare, als er den Mann sah. Gleichzeitig überlief ihn eine Gänsehaut, und er spürte, wie es in allen seinen Gliedern zu kribbeln begann.

Der Mann, der sich da aus einem Schott zwängte, war kein anderer als Ali Ben Chufru, der Küstenpirat vom Stamme der Beni Yas, der Mörder, der so feige und hinterhältig seinen Vater umgebracht hatte.

Ahmed zitterte jetzt am ganzen Körper. Er hatte sich immer geschworen, diesen Mann eines Tages zu töten, um seinen Vater zu rächen. In allen Einzelheiten hatte er sich das ausgemalt.

Jetzt aber war alles ganz anders und sah auch ganz anders aus. Ahmed wurde das fürchterliche Gefühl nicht los, daß man diesen Halunken gar nicht umbringen konnte. Der würde sogar mit einem Messer zwischen den Rippen noch verächtlich lachen, und selbst die Kugel aus einer Pistole würde ihm nichts anhaben. Und er hatte weder ein Messer noch eine Pistole. Sein Tauchermesser zum Lösen der Muscheln hatte er im Wasser irgendwo verloren.

„Wir haben einen Wassermann gefangen“, sagte einer lachend und deutete auf Ahmed, dessen Gesicht völlig blutleer war.

„Bringt ihn zu mir!“ befahl Ali Ben Chufru herrisch.

Zwei Kerle schnappten Ahmed bei den Achseln und schleiften ihn mehr, als daß sie ihn schoben, nach achtern, wo Ali breitbeinig auf den Planken stand. Der Pirat musterte ihn verächtlich von oben bis unten. Aber als er den Blick abwenden wollte, ruckte er mit dem Kopf herum, runzelte die Stirn und sah Ahmed genauer an.

„Habe ich dich nicht schon einmal gesehen, Bürschlein?“ fragte er.

Ahmed schüttelte angstvoll den Kopf.

„Nein, Sidi, ich glaube nicht. Ich habe dich jedenfalls noch nie gesehen, Herr.“

„Irgendwo habe ich dich kleinen Bastard schon mal gesehen“, sagte Ali. Dann lachte er roh. „Ist ja auch egal. Es interessiert mich einen Dreck, wo du her bist. Wer von euch Halunken hat den Bengel aus dem Wasser gefischt?“

„Das war ich, Sidi“, sagte einer, der einen Schritt vortrat.

Ali packte den Kerl mit spitzen Fingern an seinem Bart, zwirbelte ihn ein bißchen, bis dem Kerl das Wasser in die Augen stieg, und schlug ihm dann die Faust hart an den Schädel.

Der Kerl raste zurück, als hätte ihn eine besonders harte Bö getroffen, knallte mit dem Kreuz an den Mast und fiel auf die Planken.

„Ohne meine Erlaubnis wird niemand aufgefischt“, sagte Ali. „Hast du das verstanden, du Sohn einer räudigen Hündin?“

„Du warst aber nicht an Deck, Sidi, und es ging alles sehr schnell“, jammerte der Kerl.

„Ich bin immer an Deck“, sagte Ali. „Und wenn du das jemals bezweifelst, dann brauchst du auch deine Augen nicht mehr, weil sie dann nichts mehr taugen. Ich werde sie dir herausschießen.“

Der Kerl blieb auf den Planken knien und beugte demütig den Kopf, bis seine Stirn das Holz berührte. Ali gab ihm mit verächtlichem Grinsen einen Fußtritt. Dann wandte er sich an Ahmed, dessen Herz immer lauter klopfte. Fast drei Jahre war es jetzt her, daß Chufru seinen Vater umgebracht hatte. Der Haß fraß noch immer in dem Jungen.

„Du kannst an Bord bleiben, du kleiner mickriger Bastard. Und du wirst jedem gehorchen, der dir etwas befiehlt. Wenn du etwas klaust, schneide ich dir persönlich den Hals durch und verfüttere deinen Kadaver an die Haie, verstanden?“

„Ja, Herr, ich habe verstanden“, hauchte Ahmed. Ihm war speiübel zumute, als der Pirat ihn erneut musterte. Ständig hatte er das Gefühl, Ali Ben Chufru würde ihn durchschauen.

„Zeige ihm, was er zu tun hat, Tarsa“, sagte Ali zu dem tonnenförmigen Mann, der reglos hinter ihm stand.

„Ja, Herr.“

Der Tonnenmann, wie Ahmed ihn insgeheim nannte, packte ihn wie ein Karnickel am Genick und schob ihn mit einer Hand vor sich her nach vorn. Der Griff war so hart, daß Ahmed schmerzhaft das Gesicht verzog.

Vor einem Schott blieb der Tonnenmann stehen. Es roch verheißungsvoll. Verschiedene Gewürze erfüllten die Luft dicht vor dem Schott.

Ahmed riskierte noch einen schnellen Blick in die Runde. Viel Zeit dazu blieb ihm nicht, aber er sah noch genug.

Piraten, wohin er blickte. Zerlumpte Gestalten, abenteuerlich gekleidete Figuren, Narbenmänner, bärtige Visagen, unrasierte, gemeine und hinterhältige. Kein einziger Kerl war dabei, der einigermaßen redlich aussah. Er befand sich wahrhaftig auf der gefürchteten schwarzen und düsteren Sambuke, vor der die Fischer so erbärmliche Angst hatten.

Aber er sah in diesem kurzen Augenblick noch mehr. Die See ging längst nicht mehr so hoch wie vorhin. Das Land war an Backbord ein ganz feiner dunstiger und kaum erkennbarer Strich. Nur die Tartane war nirgends zu sehen, so sehr er auch suchte. Er konnte sie nicht mehr entdecken und nahm an, daß sie doch untergegangen war. Die Sorgen überfielen ihn wieder, doch zum Nachdenken blieb keine Zeit.

Der Tonnenmann ließ ihn los und stieß ihm die mächtige Faust ins Kreuz. Er flog ein paar Stufen hinunter ins Halbdämmer und hörte noch die Stimme des fürchterlichen Kerls.

„Du wirst dem Koch helfen, du Laus!“

Ahmed landete an einem heißen Herd, vor dem ein in Dunstschwaden gehüllter Kerl stand. Der Kerl war hager und hatte lange spitze Mausezähne in einem unrasierten Gesicht. Auf dem Herd stand in Schlingerleisten ein großer Kessel, in dem es dampfte und brodelte wie in einer Giftküche.

Der Koch starrte ihn mit offenem Maul an. Er sah aus wie eine große Maus, die in die Falle gegangen war.

„Ich soll hier helfen, Herr“, sagte Ahmed kläglich.

„Du sollst helfen? Meinetwegen, Arbeit gibt es genug. Dann brauche ich jedenfalls nicht mehr so viel zu tun. Die Kocherei hängt mir sowieso zum Hals heraus. Immer ich! Dabei kann ich gar nicht kochen.“

Er rührte in der Suppe herum und spie auf den Boden. Dabei hustete er zum Gotterbarmen.

Die Kombüse war klein, stickig, dreckig und von Schwaden durchzogen. Was der Kerl kochte, war für Ahmed unerfindlich. Aber er würzte kräftig, denn es roch immer intensiver. Vielleicht glich er seine schlechte Kocherei durch die Zugabe von reichlich Gewürzen aus.

Der Mausezahn befahl ihm sogleich, die Suppe umzurühren. Dabei spie er alle Augenblicke auf die schmutzstarrenden Dielen. Er selbst lümmelte sich faul ans Schott und kommandierte nur noch herum.

Ahmed mußte Asche an Deck tragen, einen Abfallkübel nach oben bringen und ausleeren und andere Kleinigkeiten tun.

Er wollte freiwillig die Dielen schrubben, weil es so entsetzlich dreckig war, aber der Kerl sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.

„Hat Tarsa das befohlen?“ fragte er entsetzt. Offensichtlich hatte er heillose Angst vor geschrubbten Planken.

Ahmed wußte mittlerweile, daß Tarsa der Tonnenmann war und überall an Bord gefürchtet wurde.

„Nein, ich wollte es von selbst tun, Herr.“

„Du bist ja verrückt. Man tut nie etwas von selbst. Man wartet immer, bis es einer befiehlt. Dann muß man es allerdings tun, wenn man keinen Ärger haben will.“

Etwas später war das Essen fertig. Der Koch nannte es Ab Guscht, und es sollte ein Ragout aus Fleisch und Gemüse sein. Aber als es fertig war, bestand es aus einer dicken Pampe von Hirse, Reis, kleingeschnittenem Hammeltalg und grünlich-braunen Blättern. Das Zeug quoll im Hals auf und verhinderte das Reden. Zudem war es so scharf gewürzt, daß einige fast daran erstickten.

Dem Tonnenmann war das gleichgültig. Er schaufelte das Zeug in endlosen Mengen in sich hinein, ohne auch nur einmal aufzublicken. Viele andere stießen üble Verwünschungen aus.

Auch Ali Ben Chufru aß an Deck. Er tunkte den Holzlöffel in die Pampe und probierte. Dann winkte er mit gekrümmtem Zeigefinger den vor Angst schlotternden Koch herbei. Der Mausezahn mußte am Mast Aufstellung nehmen.

„Du bist erst seit vier Tagen an Bord“, sagte Ali freundlich. „Und du hast dich als Koch ausgegeben, als ich dich nahm. Das ist doch richtig, oder?“

„So ist es, Herr.“

„Deine Künste übertreffen wirklich alles.“ Ali blieb immer noch ausgesprochen freundlich. „Ich hoffe, du hast noch nicht gegessen, denn es gehört sich nicht für einen Koch, früher als der Sidi Reis zu essen. Das ist hier so üblich.“

„Ich habe noch keinen Bissen zu mir genommen, Herr“, versicherte der Koch voller Eifer. Seine Angst war jetzt einer gewissen Überlegenheit gewichen.

„Dann wollen wir beide gemeinsam essen“, sagte Ali. „Bring den ganzen Topf gleich an Deck.“

Ahmed mußte helfen, den Topf an Deck zu schleppen. Er war noch fast halbvoll. Der spitzzahnige Koch benahm sich, als sei er bei Hofe eingeladen und stand mit stolzgeschwellter Brust herum.

Ali tunkte wieder den Holzlöffel in die Pampe und probierte.

„Etwa Salz scheint noch zu fehlen“, meinte er.

Der Tonnenmann hatte schon eine gefüllte Pütz mit Seewasser auf den Planken stehen. Er hob sie hoch und kippte den Inhalt mit ausdruckslosem Gesicht in den Kessel. Dann rührte er mit einer Handspake das ganze Zeug um.

„So sieht das schon besser aus“, lobte Ali freundlich. „Und nun laßt erst einmal den Koch ausgiebig essen.

Zwei Kerle rissen dem Koch blitzschnell die Arme auf den Rücken und drückten ihn auf die Planken, bis er auf dem Kreuz lag und sich nicht mehr rühren konnte. Ein dritter Kerl brachte einen hölzernen Trichter, den sie dem Koch in den Hals steckten. Der konnte nicht einmal mehr schreien, so überrascht war er.

Ahmed stand schaudernd daneben und mußte mitansehen, wie sie mit dem Koch verfuhren. Offenbar war das nicht die erste Prozedur, die etliche Köche schon über sich ergehen lassen mußten, denn die Kerle verständigten sich nur mit Blicken und sprachen nicht viel.

Das Trichterende drückte dem Koch die Zunge nach unten. Er sah aus, als wollte er brüllen, aber er konnte nicht.

Dann hob der Tonnenmann den Kübel hoch, kippte ihn um und ließ den Inhalt in den Trichter rinnen.

Der Koch zuckte und zappelte, und dabei rann das Zeug unaufhörlich in seinen Hals. Ahmed sah, wie sein Bauch langsam zu einem Faß anschwoll und immer dicker wurde.

Wehren konnte sich der Koch auch nicht, denn zwei Mann hockten auf seinen ausgebreiteten Armen, der dritte hielt den Trichter, und der Tonnenmann schenkte fleißig nach, bis der Koch knallrot anlief und fast erstickte.

Ein Handzeichen von Ali Ben Chufru unterbrach die grausame Prozedur. Der eine nahm ihm den Trichter aus dem Hals, die beiden anderen aber hielten ihn weiter auf den Planken fest.

„War es gut?“ erkundigte sich Ali zuvorkommend. „Es hat doch Salz gefehlt, oder nicht?“

Der Koch konnte nicht antworten. Die Augen quollen ihm aus den Höhlen, und so ächzte er nur.

„Du brauchst nur zu nicken“, sagte Ali.

Daraufhin nickte der Koch fast unmerklich.

„Er will noch mehr“, sagte Ali. „Ich hätte gar nicht gedacht, daß dieser dürre Kerl so verfressen ist. Also gib ihm auch noch den Rest, wenn er nicht genug kriegen kann.“

Die Prozedur nahm erneut ihren Anfang, bis der Kessel leer war.

Aber da hatte der Koch schon einen Bauch wie eine riesige Trommel. Er konnte sich nicht mehr erheben, und er rührte sich auch nicht mehr.

„Was ist mit ihm?“ fragte Ali.

„Er hat sich überfressen“, antwortete der Tonnenmann. „Die Suppe hat ihm wohl das Herz abgedrückt.“

„Ist er tot?“

Zwei Männer nickten nur.

„Dann werft ihn über Bord. Was soll ich mit einem toten Koch an Bord? Der Lebende hat ja schon nichts getaugt.“

Für Ahmed war das alles neu, schrecklich und grausam. Solche Dinge hatte er noch nie erlebt, und so fürchtete er sich noch mehr, daß es eines Tages auch ihm so ergehen könne.

Und diesen Ali Ben Chufru wollte er, Ahmed, umbringen? Er wollte es, aber er wußte nicht, wie er das bewerkstelligen sollte, denn der Pirat war einfach übermächtig und unangreifbar, jedenfalls für einen vierzehnjährigen schmächtigen Jungen.

Schaudernd mußte er mit ansehen, wie sie den Koch einfach über Bord kippten, als sei er ein toter Hund. Seine Abscheu und Ekel vor diesen Halunken wuchs. Sie sprangen mit einem Menschen um wie mit einer Kakerlake, und sie brachen auch noch in rohes Gelächter aus, als der Koch mit seinem gewaltigen Leib in der See trieb.

So begann Ahmeds erster Tag auf der Schwarzen Piratensambuke. In der ersten Nacht fand er keinen Schlaf. Die fürchterliche Angst ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.

Seewölfe Paket 28

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