Читать книгу Seewölfe Paket 28 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 42

9.

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Die Gassen, von den weißen Hauswänden gesäumt, waren wie ein Labyrinth. Üzürgül schien sich jedoch bestens auszukennen, denn er hastete zielstrebig von einer Abzweigung zur anderen.

Hasard lief mit langen Sätzen, und auch Don Juan hielt das Tempo mühelos durch.

Der Seewolf begann zu ahnen, daß Üzürgül möglicherweise doch keinen Fehler begangen hatte. Es wurde immer deutlicher, daß Üzürgül ein Ziel vor Augen hatte.

Hasard beschleunigte seine Schritte noch. Sie mußten den Türken erwischen, bevor er ihnen ein Schnippchen schlug.

Er hatte den Gedanken kaum zu Ende geführt, als es geschah.

Üzürgül, der in etwa vierzig Yards Entfernung vor ihnen lief, warf sich plötzlich nach rechts und war wie vom Erdboden verschluckt.

Hasard und Don Juan verringerten ihr Lauftempo dennoch nicht. Der Seewolf prägte sich die Stelle ein, an der der Türke verschwunden war. Rechtzeitig vorher verlangsamten sie ihre Schritte und zogen ihre Pistolen.

Hasard hatte sich wieder mit dem vertrauten Radschloßdrehling ausgerüstet. Die sechsschüssige Waffe war eine Überraschung für die meisten Gegner, denen nur ein- oder bestenfalls doppelläufige Pistolen bekannt waren. Dieses Meisterwerk der Waffenschmiedekunst hatte jedoch ein Laufbündel, von dem jeweils ein Lauf zur Zeit von Hahn und Radschloß gezündet wurde.

Die Tür des Eingangs, durch den Üzürgül entwischt war, stand noch offen.

Hasard verständigte sich durch einen Blick mit Don Juan und drang unverzüglich vor.

Mit einem Satz schnellte er durch den Türbogen.

Geduckt und in Zickzackbewegungen drang er in einen Hinterhof vor. Fünf Schritte vom Eingang entfernt verharrte er breitbeinig, den schweren Drehling im Beidhandanschlag.

Don Juan stand im selben Moment schon mit feuerbereiter Pistole im offenen Türbogen.

Keine Menschenseele ließ sich auf dem Innenhof blicken. Die Fenster der angrenzenden Häuser gähnten schwarz, leer und wie höhnisch.

Unbewohnte Gebäude?

Ein Schlupfwinkel?

Hasard dachte nicht lange darüber nach. Langsam und vorsichtig bewegte er sich weiter auf das Haus zu, das der Außenmauer gegenüberstand.

Don Juan betrat gleichfalls den Innenhof und schnellte nach links, von der Tür weg.

In diesem Augenblick sah Hasard die Bewegung. Er hatte das Gebäude schon fast erreicht. Die Bewegung war in einem der leeren Fenster zur Linken entstanden.

Hasard stieß einen Warnruf aus und warf sich herum.

Don Juan hatte die Gefahr im selben Moment erkannt. Reaktionsschnell warf er sich zu Boden.

Drei, vier Schüsse krachten nahezu gleichzeitig. Die Mündungsblitze zuckten aus den Fenstern. Doch die Kugeln klatschten dort ins Mauerwerk, wo Don Juan eben noch gestanden hatte.

Der Seewolf feuerte in stumpfem Winkel in die Fenster. Der Drehling krachte und ruckte in seinen Fäusten. Nach jedem Schuß legte er eine kurze Pause ein. Und jedesmal tauchte eine der Gestalten in den Fenstern auf, die da glaubten, es mit einer einschüssigen Waffe zu tun zu haben.

Todesschreie gellten.

In beinahe gemessener Folge kippten die Kerle nacheinander nach draußen, blieben auf den Fenstersimsen liegen oder stürzten kopfüber auf das Steinpflaster des Hofes.

Auch Don Juan feuerte. Er hatte seine Position gewechselt, war aufgesprungen und jagte die Kugel aus dem Pistolenlauf, als Hasard zum sechstenmal heißes Blei aus dem Drehling auf die Reise geschickt hatte.

Jähe Stille kehrte ein.

Keiner der Toten war der Anführer.

Hasard begab sich in die Mitte des Innenhofes und wandte sich dem Haus zu, in dem die hinterhältigen Kerle gelauert hatten.

Don Juan blieb in der Nähe der Tür und achtete darauf, daß von dort niemand dem Seewolf in den Rücken fallen konnte.

„Üzürgül?“ rief Hasard scharf. „Üzürgül, hörst du mich? Ich weiß, daß du da drin bist! Es gibt keinen Weg auf die andere Seite. Komm heraus!“

Es blieb still.

„Ich gebe dir noch eine Minute Zeit!“ fuhr der Seewolf mit lauter Stimme fort. „Du erhältst die Chance für einen fairen Zweikampf. Da kannst du zeigen, was du mit dem Säbel leistest! Nimmst du mein Angebot nicht an, bin ich sofort zur Stelle und hole dich!“

Wieder rührte sich nichts, und die Frist verstrich nahezu.

Doch dann, unvermittelt, ertönte eine hohlklingende Stimme aus dem Gebäude.

„Gut, gut, ich bin einverstanden! Aber wer gibt mir die Gewähr, daß ihr nicht auf mich schießt, sobald ich mich blicken lasse?“

„Du hast mein Wort“, erwiderte Hasard. „Ein Wort, das gilt. Wir sind nicht gewohnt, auf jemanden zu schießen, der sich kaum wehren kann.“

„Aufschneiderei!“ schrie Üzürgül. „Aber warte nur, Killigrew, du wirst deinen Hochmut mit dem Leben bezahlen!“

Hallende, schnelle Schritte waren aus dem Haus zu vernehmen.

Sekunden später stürmte Üzürgül aus einer offenen Tür in der Mitte der Gebäudewand. Sein Gesicht war gerötet und verzerrt. Den Krummsäbel hielt er hoch erhoben. Mit langen Sätzen schnellte er auf den Seewolf los, der ihn gelassen lächelnd erwartete.

Dem ersten, viel zu ungestümen Hieb, wich Hasard geradezu mühelos aus.

Üzürgül wurde vom eigenen Schwung vorwärts gerissen. Er stolperte auf die Außenmauer zu und schaffte es mit knapper Not, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Hasard hatte sich lächelnd umgedreht. Seinen Drehling hatte er wieder am Gurt verstaut. Der Entersäbel lag schwer und ruhig in seiner Rechten.

„Mit blinder Wut richtet man selten etwas aus“, sagte er ruhig. „Ich empfehle dir dringend, dich zusammenzureißen, Üzürgül, sonst stehst du dies keine zwei Minuten lang durch.“

Das Gesicht des Türken wurde zur haßerfüllten Fratze. Er stieß sich von der Außenmauer ab und bewegte sich auf seinen Todfeind zu – langsamer jetzt.

„Du hast alles für mich zerstört!“ zischte Üzürgül mit bebender Stimme. „Das Werk meines Lebens hast du zerstört. Dafür wirst du sterben, verfluchter Bastard!“

Hasard lächelte herausfordernd spöttisch.

„Was du als Werk deines Lebens bezeichnest, war auf Unrecht aufgebaut. Du mußtest damit eines Tages Schiffbruch erleiden. Das passiert allen Halunken von deiner Sorte. Früher oder später gehen sie vor die Hunde. Du siehst es an dir selbst. Ein jämmerliches Häufchen Elend bist du, und das ist alles, was von deiner hinterhältigen Streitmacht übriggeblieben ist. Du solltest dich sehen. Himmel, vielleicht müßte ich Mitleid mit dir haben!“

Die sarkastischen Worte des Seewolfs steigerten den Haß Üzürgüls in einem Maße, das für ihn unerträglich wurde. Etwas, das ihn bis eben noch zur Vorsicht gemahnt hatte, zerriß in seinem Innern.

Mit einem gellenden Schrei stürmte er abermals auf den Seewolf los.

Hasards Bewegung war elegant, als er der sausenden Klinge auswich. Wieder ließ er Üzürgül leerlaufen.

Doch jetzt nahm er sich für Geplänkel keine Zeit mehr. Er setzte nach und stellte den Türken an der Hauswand.

Die Säbelklingen klirrten aufeinander. Üzürgül keuchte und führte seine Attacken mit zunehmend verzweifelter Willenskraft. Seine Hiebe wurden ungenauer, und mit jeder Parade, die dem Seewolf scheinbar wie von selbst glückte, steigerten sich Panik und Haß in Üzürgül.

Er versuchte einen wahnwitzigen Ausfall. Seine Bewegung war zu heftig, zu schlecht kontrolliert. Hasard konnte sich nur durch eine Gegenattacke vor dem zischenden Krummsäbel bewahren.

Der Cutlass tötete Üzürgül auf der Stelle.

Es war schon kein Leben mehr in ihm, als er zu Boden sank, und neben einem seiner heimtückischen Pistolenschützen liegenblieb.

Hasard und Don Juan verschwendeten keine Zeit an dem Ort, der ihnen fast zum tödlichen Hinterhalt geworden wäre. Eine Rechnung war beglichen.

Außer der Übernahme von Proviant und Trinkwasser gab es nichts mehr, was sie noch in Kuweit hielt.

Am frühen Nachmittag desselben Tages segelte die „Santa Barbara“ bereits aus dem Hafen in den Persischen Golf hinaus.

Kurs Abadan lag an …

ENDE

Seewölfe Paket 28

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