Читать книгу Seewölfe Paket 29 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 25

3.

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Für die Zuschauer war das ein erstaunlicher Kraftakt, eine Sensation, die ihnen hier geboten wurde. Für die Arwenacks hingegen war es nichts Besonderes, und erst recht nicht für Jung Philip, der mit seinem Zwillingsbruder Hasard und der Gauklertruppe des Kaliban durch die Lande gezogen war. Ähnliches hatten sie tagtäglich erlebt und gesehen.

Der Mann, der da auf der Bühne erschien, war ein Kraftprotz mit mächtigen Muskeln. Zwei andere Männer wickelten ihn in eine starke Eisenkette, die sich um Arme, Brust und Schultern schlang. Die Kette wurde schließlich noch mit einem starken Schloß gesichert.

Der Muskelprotz stieg vom Ring und ließ die Ketten von der Menge befühlen. Dann verkündete der Bucklige, daß Murad diese schwere Eisenkette gleich sprengen würde, und weil das mehr als lebensgefährlich sei, müsse er um einen kleinen Obolus bitten. Daraufhin nahm der Bucklige seinen Hut und mischte sich unter die Zuschauer. Nachdem jeder sein Scherflein entrichtet hatte, zeigte der Bucklige Murad den Inhalt des Hutes.

Der Kettensprenger sah etwas mißmutig drein, denn er mußte die Münzen später noch mit einem Feuerspucker, einem Schwertschlucker und einem Schlangenbeschwörer teilen.

Dann stellte er sich breitbeinig in Positur und begann, seinen mächtigen Brustkasten immer weiter zu dehnen. Dabei lief sein Schädel knallrot an.

Die Zuschauer hielten den Atem an, als der Kerl fast zu platzen drohte. Immer mehr blies er sich auf, und dann gab es schließlich einen dumpfen Knall. Die Ketten fielen von ihm ab und klirrten zu Boden.

Murad hob in Siegerpose beide Arme hoch, nickte mürrisch in die Menge und verschwand in der Bude. Applaus erklang, ein paar Männer johlten begeistert.

Der nächste der auftrat, war ein kleines mickriges Männchen mit einem knallgelben Turban auf dem Kopf. Er hatte einen Korb unter dem Arm, den er vorsichtig abstellte, als würde er gleich explodieren. Dann zog er eine Tröte aus seinem Gewand und hockte sich im Schneidersitz auf den Boden, nachdem er den Deckel vom Korb genommen hatte.

Der Bucklige erklärte wichtigtuerisch, daß in dem Korb eine Schlange sei, die an Giftigkeit alles in der Welt übertreffe. Schon mehr als ein Dutzend Schlangenbeschwörer sei an ihrem Biß zugrunde gegangen, und er wolle mit Allahs Hilfe doch hoffen, daß heute alles gut gehen möge.

Die Leute glaubten den Stuß, und jene, die in der vorderen Reihe standen, wichen ängstlich zurück, als das Kerlchen die Tröte an den Mund setzte und eine schaurige Melodie blies.

Es dauerte auch nicht lange, da erschien ein Schlangenkopf aus dem Korb und begann hin und her zu pendeln. Der Mickrige bewegte den Oberkörper jetzt ebenfalls hin und her, und die „gefährlichste Giftschlange der Welt“ tat es ihm nach und wiegte sich anscheinend im Takt zu seinem schrecklichen Getröte.

Ein paar Minuten lang ging das so, und alle waren erleichtert, daß die Schlange das Männchen nicht gebissen hatte, denn sonst würde es jetzt sterbend auf der Matte liegen.

Als der Mickermann sich dann erhob, verhedderte er sich und stolperte über seine eigene Beine. Der Korb fiel um, er griff noch nach ihm, kriegte ihn aber nicht mehr zu fassen.

Die Schlange, offenbar froh, das Gejaule und Getröte nicht mehr ertragen zu müssen, wand sich in zuckenden Bewegungen davon – mitten zwischen die Zuschauer.

Im Nu war die Hölle los. Eine entsetzte Menschenmenge stob kreischend und brüllend auseinander und flitzte in alle Richtungen davon.

Der Bucklige schrie „Ah!“ und „Oh!“ und brüllte nach Allah, während der Mickrige stumm die Hände rang und entsetzt zum Himmel blickte, ob Allah denn das Biest nicht endlich zur Umkehr bewegen würde.

Auch Carberry, Smoky und Luke Morgan wichen ein paar Schritte zurück, als das Biest auf sie zuschlängelte. Nur der Kutscher und Jung Philip blieben stehen.

Der Sohn des Seewolfs bückte sich in aller Seelenruhe, griff der Schlange hinter den Kopf und hob sie hoch. Genauso ruhig trug er sie ein paar Schritte weiter, grinste, den Mickrigen an und packte die Schlange wieder in den Korb zurück.

Der Bucklige war starr vor Staunen, der Schlangenbeschwörer riß den Mund auf und stierte Philip ungläubig und fast ein wenig verärgert an. Aber er sagte nichts, auch kein Wort des Dankes wollte über seine Lippen gelangen.

„Bist du wahnsinnig?“ zischte der Profos, als Philip feixend wieder zurückkehrte und die entsetzte Menge ihn aus sicherer Entfernung neugierig anstarrte. „Wenn das Vieh dich gebissen hätte – ah, gar nicht auszudenken! Wir wären unseres Lebens nie mehr froh geworden.“

„Eine Naja“, sagte Philip lässig, „eine ganz stinknormale Kobra. Die hätte mich niemals gebissen. Die kannst du unbesorgt mit in die Koje nehmen, Mister Profos.“

„Kobras sind giftig“, erregte sich der Profos, „das weiß jeder, der mal mit Schlangen zu tun hatte.“

„Klar, sie sind giftig, will ich ja auch gar nicht abstreiten, sehr giftig sogar, sofern sie nicht einem Schlangenbeschwörer gehören, der damit die Leute begaunert.“

„Hat er nicht“, sagte der Profos.

„Hat er doch“, versicherte Philip. „Die Kobra hatte nämlich keine Zähne mehr und kann auch kein Gift mehr verspritzen. Die ist völlig harmlos. Bei Kalibans Gauklertruppe hatten wir auch einen Schlangenonkel, und der hat den Giftschlangen immer sehr sorgfältig die Beißerchen gezogen, damit ihm nichts passiert. Aber das wissen die Leute nicht, die glauben, das sei alles echt.“

„So ist das also“, murmelte der Profos. „Na ja, du mußt es ja wissen, aber es wirkte ganz echt.“

„Soll es ja auch, damit die Leute ihr Geld herausrücken.“

Die Menge fand sich wieder ein, denn jetzt trat ein anderer Mann auf, der nur eine Pluderhose und einen rotleuchtenden Turban trug.

Er blickte mit gefurchter Stirn in die Menge, griff dann nach einem großen Korb und schüttete den Inhalt auf dem Boden. Der Inhalt bestand aus Glasscherben und Nägeln.

„Selim zeigt euch nun, wie man über Glasscherben und Nägel geht, ohne sich zu verletzen!“ rief der Bucklige enthusiastisch. „Dabei wird ihm nichts geschehen!“

Er griff wahllos in die Glasscherben und Nägel und verteilte sie unter den Zuschauern, damit jeder prüfen konnte, daß sie auch echt und richtig scharf waren.

Der Mann, der sich Selim nannte, verteilte die Glasscherben mit den Händen, bis sie eine daumendicke Schicht bildeten. Dann blickte er wieder in die Menge und schien jeden einzelnen zu mustern.

„Latscht der da wirklich durch?“ fragte Smoky ungläubig. „Oder ist das auch wieder ein Trick?“

„Das ist kein Trick“, sagte Philip. „Das ist so eine Art von Konzentration. Ihm passiert wirklich nichts, aber ich selbst möchte es nicht unbedingt versuchen.“

Der Kerl schien sich in den Scherben regelrecht wohl zu fühlen. Fast genußvoll trampelte er mit den nackten Füßen darin herum, ging dann hin und her und hatte den Blick zum Himmel gerichtet.

Die Menge starrte ihn schweigend an.

Als er genug in den Scherben herumgelatscht war, ließ er sich auf den Boden nieder und legte sich in Glas und Nägel hinein. Dabei reckte und streckte er sich, als wolle er sich zu einem Schläfchen hinlegen.

Auf dem Rücken blieb er schließlich liegen und gab dem Buckligen ein Zeichen mit der Hand. Der sprang ihm daraufhin auf den Brustkasten und trampelte wild herum.

Wieder johlten einige vor Begeisterung. Sie erwarteten Blut zu sehen, doch als Selim sich erhob, waren Brust und Rücken nur ein bißchen staubig und verkratzt, und zwei Glasscherben klebten ihm noch am Rücken. Auch an seinen Füßen war keine Verletzung zu sehen.

Zwei Männer fegten den Scherbenhaufen zusammen und taten alles in den Korb zurück. Selim verneigte sich und verschwand ebenfalls in der Bude.

Carberry lauerte auf den stärksten Mann der Welt, doch der ließ sich vorerst noch nicht blicken. Anscheinend war er die Hauptattraktion.

Zunächst trat ein Feuerspucker auf, ein arroganter Kerl mit dem Gehabe eines eitlen Stutzers, der fast naserümpfend und erhaben in die Menge blickte. Er gab sich den Anschein, als sei er der einzige Feuerspucker auf der Welt und seine Kunst ein Geheimnis, das außer ihm niemand erlernen könne.

Er schob sich kleine brennende Fackeln in den Mund, erstickte die Flammen und blies dann darüber, bis sie wieder wild brüllend und fauchend gluteten.

„Der hätte sich bei dem Großbrand in London mal so richtig vollfressen können“, kommentierte der Profos. „Oder man könnte ihn als Brander gegen feindliche Schiffe einsetzen.“

Der arrogante Schnösel blies eine gewaltige Feuerwolke aus, die brausend in die Luft fuhr und dann versprühte. Dann warf er die erloschenen Fackeln dem Buckligen hochmütig vor die Füße und verschwand. Natürlich verbeugte er sich nicht vor einem Publikum wie die anderen. Das hatte er nicht nötig, denn die Leute waren hingerissen von dem billigen Zauber.

Der nächste war ein Schwert-, Degen- und Messerschlucker, der angekündigt wurde und natürlich genauso gefährdet war wie die anderen Gaukler auch.

„Solche Kerle müßte man auf dem Schiff haben“, sinnierte der Profos weiter. „Der Messer- und Degenschlucker könnte beim Entern eingesetzt werden. Innerhalb kurzer Zeit stehen die Gegner ohne Blankwaffen da, weil er sie alle im Magen hat.“

Fasziniert sah er zu, wie der Mann sich einen armlangen Säbel in den Mund steckte und ihn immer weiter nach unten schob, bis oben nur noch der Griff zu sehen war. Dabei drehte der Mann sich ganz langsam um seine Achse, damit alle sehen konnten, daß er sich keines Tricks bediente.

Danach traten noch ein paar verschleierte Ladys auf, die einen kleinen Bauchtanz aufführten. Als auch das vorbei war, kam endlich das, was den Profos schon die ganze Zeit über bewegte.

Ibrahim, der stärkste Mann der Welt, wurde mit großem Pathos angekündigt. Da begann Carberry breit zu grinsen.

Seewölfe Paket 29

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