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7.

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Aladin hatte sie gar nicht mehr gehen lassen wollen. Aber Hasard hatte versprochen, daß es nicht bei diesem einen Besuch bleiben würde. So waren sie an Bord zurückgekehrt.

Der Kutscher war völlig überrascht, als Hasard ihm die Bücher gab.

„Medizin, Kochkunst, Heilkunde, Magie und Latein“, zählte der Seewolf auf. „Wir haben alles mitgenommen, was uns interessant erschien. Du kannst mit den Büchern sicher etwas anfangen, und Mac wird vielleicht auch mal einen Blick hineinwerfen wollen.“

Der Kutscher bedankte sich und versprach, sich am heutigen Abend mit einem „Gala-Essen“ zu revanchieren. Er war überglücklich über die vielen Bücher.

„Dann werden wir ihn wohl einige Tage lang nicht mehr sehen“, lästerte Smoky. „Der Kutscher muß doch erst alles lesen, sonst gibt er keine Ruhe.“

Hasard sah den Profos an und stutzte. Dem „lieben Ed“ war der linke Wangenknochen geschwollen und bläulich verfärbt. Er hatte auch eine dunkle Stelle am Hals und ein paar weitere Flecken.

„Was ist denn mit dir passiert?“ fragte Hasard. „Bist du jener Galeere dort vor den Rammsporn gelaufen?“

Carberry hüstelte verlegen und grinste ein bißchen. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

„Oder hat es wieder beim Landgang in einer Kneipe eine Schlägerei gegeben?“ hakte er nach.

„Aber nein, Sir“, versicherte Carberry rasch. „In der Kneipe war alles sehr friedfertig, nett und freundlich. Wirklich, die Leute waren alle sehr zuvorkommend. Da werde ich doch keinen Streit anfangen.“

„Und woher stammen die Blessuren?“

„Die – äh – Blessuren, Sir? Ach, du meinst diese kleinen Flecken?“

„Genau die meine ich.“

„Ja, die – ja, also die stammen von Ibrahim. Der hat nämlich behauptet, der stärkste Mann der Welt zu sein.“

„Der Bulle vom Großen Basar? Den habe ich vor zwei Tagen schon gesehen. Hast du dich etwa mit dem geprügelt?“

„Ein netter Mensch, Sir“, sagte der Profos. „Ein ehrlicher Kämpfer, alles was recht ist, er kämpft ohne Tricks. Und er hat mir ein Goldstück versprochen, falls ich ihn auf die Bretter schicke. Das Goldstück haben wir dann angefeuchtet, und dabei ging es sehr friedlich zu.“

„Du hast also gegen dieses Monstrum gewonnen“, stellte Hasard fest. „Sonst hättest du ja logischerweise das Goldstück nicht.“

„So war es, Sir. Aber das hatte nichts mit einer Prügelei zu tun, da sei Gott vor. Ich habe nur eine Herausforderung angenommen und ihm den Profoshammer gezeigt. Jetzt kennt er ihn, aber das Boxen ist ihm für heute wohl vergangen.“

„In der Tat“, sagte Hasard und grinste auch ein bißchen. „An der Bude war heute absolut nichts los.“

Na, da hat der liebe Ed ja wieder einmal kräftig zugelangt, dachte er, aber das war schließlich seine Sache. Carberry war es auch ganz sicher nicht um das Goldstück gegangen, dazu kannte er den Profos viel zu gut. Der hatte nur einmal wieder etwas beweisen wollen, entweder sich selbst oder den anderen.

Ben Brighton blickte aufmerksam zu der Galeere, die immer noch im Hafen wie ein riesiger Hammer herumkrebste. Hasard folgte dem Blick.

„Eigenartig“, meinte Ben. „Das sieht so aus, als suchten sie etwas. Sie rudern von einer Pier zur anderen und sehen sich genau die Schiffe an, auch jene, die auf der Innenreede vor Anker liegen. Was mag da nur los sein?“

Das Gebaren kam den Arwenacks merkwürdig vor. Sie hörten laute Kommandos herüberschallen, dann immer wieder den überraschend schnell wechselnden Trommelschlag. Mal hörte er sich träge an, dann wieder war es wie ein einziges schnelles Hämmern. Und jedesmal änderte sich ebenso schnell der Rhythmus der Riemenschläge.

Eine Truppe Soldaten erschien am Hafen. Es waren etwa dreißig Mann, die mit Musketen und Säbeln bewaffnet waren. Der Trupp teilte sich und ging in entgegengesetzten Richtungen davon. Alle schienen es ziemlich eilig zu haben. Die Hektik war fast von einem Augenblick auf den anderen ausgebrochen.

„Keine Ahnung“, erwiderte Hasard. „Anscheinend suchen die etwas.“

Erstaunt sahen sie zu, wie die große Galeere Kurs auf eine Dhau nahm, die auf der Binnenreede ankerte.

Zwei Männer in einer Jolle pullten am Schiff der Arwenacks vorbei. Auch sie schienen es ziemlich eilig zu haben, denn sie droschen die Riemen nur so durchs Wasser.

„Frage sie mal, was da los ist, Philip“, sagte der Seewolf zu seinem Sohn.

Jung Philip preite die beiden Ruderer auf türkisch an. Sie gaben auch Antwort, pullten aber weiter.

„Venezianische Spione sind im Hafen“, übersetzte Philip zur Verblüffung der anderen. „Die sollen sich hier eingeschlichen haben, um alles auszukundschaften. Offenbar sind sie drüben auf der Dhau.“

„Ach, du lieber Himmel“, sagte Vater Hasard. „Was wollen die denn hier groß ausspionieren? Der Hafen ist doch für jeden zugänglich.“

„Venezianer“, wiederholte Dan O’Flynn. „Von Venezianern und Spaniern hat auch Aladin gesprochen. Vielleicht steht das in einem Zusammenhang. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Spione strategische und wichtige Punkte im Hafen auskundschaften.“

„Ausgeschlossen ist es nicht“, gab Hasard zu. „Mir ist über die internen Machtkämpfe in der Türkei nicht allzuviel bekannt. Aber Spanier und Venezianer haben ja bekanntlich an der türkischen Vormachtstellung ziemlich herumgesägt.“

Das Augenmerk aller Arwenacks richtete sich weiter auf die Galeere. Dort tat sich jetzt einiges.

Auf der Dhau begann es hektisch zu werden. Entweder handelte es sich wirklich um Spione, die ein unauffälliges Schiff benutzt hatten, oder die Besatzung hatte ganz einfach Angst vor diesem schwimmenden Monstrum mit dem gewaltigen Rammsporn.

Jedenfalls sprangen zwei Kerle mit riesigen Sätzen nach vorn und kappten das Ankertau. Die anderen setzten in aller Eile die Segel. Da sie an einer langen Rah gefahren wurden, ging das alles blitzschnell. Für die Dhau stand der Wind auch günstig. Sie nahm sofort Fahrt auf und versuchte in Richtung Marmarameer zu entwischen.

Auf der Galeere wurde gebrüllt. Laute Kommandos erklangen. Ein paar Männer sprangen an die riesigen Armbrüste.

Gleichzeitig beschrieb die Galeere eine schnelle Wendung nach Steuerbord.

Von einer Armbrust zischte der erste Pfeil los. Es war ein schenkelstarker Eisenpfeil mit einem Flügelschaft, der gradlinig und mit unheimlicher Wucht hinübersauste.

Das riesige Geschoß traf den Bug der Dhau, drang ein Stück durch das Holz und blieb zitternd stecken.

Auf der Dhau rannten sie hin und her. Einer beugte sich über Bord und betrachtete den eisernen Pfeil. Er hatte offenbar nicht viel Schaden angerichtet, denn er befand sich weit oberhalb der Wasserlinie. Aber eine Planke war zu Bruch gegangen. Die Wucht hatte das Holz bersten lassen.

„Sieht so aus, als würden sie es schaffen, der Galeere zu entwischen“, meinte Ferris Tucker. „Aber wenn sie ihr Griechisches Feuer einsetzen, dann ist es aus.“

Die Dhau war wendiger, kleiner und flacher als die Galeere, die immer schwerfällig manövriert werden mußte.

„Ich glaube nicht, daß sie es im Hafen einsetzen werden“, meinte Big Old Shane. „Sie könnten andere Schiffe treffen. Außerdem brennt das Höllenzeug auf dem Wasser weiter.“

„Ganz richtig“, sagte Al Conroy. „Damit können sie das größte Unheil anrichten, wenn der Wind das Feuer auf die Schiffe zutreibt. Unter Umständen kann der ganze Hafen in Flammen geraten und das Feuer auf die Holzhäuser übergreifen.“

Das Griechische Feuer wurde auch nicht eingesetzt. Auf der Galeere war man wohl zu der gleichen Erkenntnis gelangt. Also wurden die vermeintlichen Spione gejagt, indem man versuchte, ihnen den Weg zu verlegen und abzuschneiden.

Das Tam-Tam der Trommel steigerte sich zu einem dumpfen Wirbel. Es hörte sich an, als würden pausenlos riesige Gongs geschlagen.

Dann erklang ein scharfer Befehl.

Verblüfft sahen die Arwenacks, wie sich die Ruderer auf dem oberen Deck erhoben. Es geschah in einer einzigen fließenden und schnellen Bewegung. Dann wurde die Galeere stehend gerudert, und das in einer Schnelligkeit, die atemberaubend wirkte.

Die Dhau versuchte, mit Kreuzschlägen davonzusegeln, und es wäre ihr auch fast gelungen, doch dann wurde wieder einer dieser schrecklichen Eisenpfeile abgefeuert. Er traf den Mann an der Ruderpinne, durchbohrte ihn und fuhr krachend in das Holz. Der Rudergänger wurde buchstäblich an die zerschossene Pinne genagelt.

Die Dhau lief aus dem Kurs und ließ sich nicht mehr steuern. Damit war ihr Schicksal auch schon besiegelt, als sie quer zur eigentlichen Fahrtrichtung trieb.

Die Galeere schwang herum und nahm Kurs auf die Backbordseite der Dhau. In diesem Augenblick, als das riesige Monstrum mit wildem Riemenstoß heranjagte, verloren ein paar Männer die Nerven. Sie sahen nur den gewaltigen Rammsporn, der immer größer und mächtiger wurde. Da sprangen sie in ihrer Verzweiflung über Bord.

„Sind unsere Drehbassen feuerbereit, Al?“ fragte Hasard den Waffen- und Stückmeister Conroy.

„Ja, Sir, ich habe heute mittag alles noch einmal kontrolliert. Wollen wir etwa …?“

„Nein, natürlich nicht. Außerdem ist es zu spät zum Eingreifen. Wir halten uns da heraus. Es ist nur für den Fall, daß man uns ebenfalls für Spione hält und die Galeere uns einen Besuch abstatten sollte.“

Dreihundert Yards entfernt vollzog sich jetzt der letzte Akt des Dramas. Unaufhaltsam schob sich der Rammsporn der mächtigen Galeere auf die Dhau zu. Da sprangen noch ein paar weitere Männer in ihrer Angst über Bord.

Auf dem Oberdeck wurden die Riemen mit aller Gewalt durchs Wasser gezogen. Die Ruderer erhoben sich, stießen die Riemen ein, setzten sich dann für einen Augenblick und zogen durch.

Sie ruderten selbst dann noch, als sich der Rammsporn mit einem lauten Krachen und Bersten in die Bordwand der Dhau bohrte.

Erst jetzt wurde deutlich, welche geballte Kraft hinter der Galeere steckte. Es gab ein Geräusch wie bei einer hallenden Explosion. Dann flogen nach allen Seiten Holztrümmer davon.

Wie ein riesiges Einhorn donnerte der Rammsporn in die berstenden Planken. Die Dhau erhielt Schlagseite und wurde von der nachdrängenden Galeere quer durch das Wasser geschoben, bis sie sich immer mehr zur Seite neigte. Gleichzeitig schlitterte und krachte es weiter, und immer mehr durchbohrte Holzplanken flogen ins Wasser. Die Dhau wurde regelrecht zermalmt.

Schreie von verwundeten Männern drangen herüber. Im Wasser schwammen Wrackteile und Menschen herum.

Eine kleine Schaluppe hatte losgemacht und nahm Kurs auf die Männer. Sie fischte einen nach dem anderen heraus. Die Schiffbrüchigen wurden noch an Deck in Ketten gelegt und dann in den Laderaum verfrachtet.

„Wenigstens haben sie nicht auf die im Wasser treibenden Männer geschossen“, sagte Hasard. „Das haben wir ja leider schon oft erleben müssen. Ich hätte dann eingegriffen.“

Sie sahen zu, wie die Dhau unterging. Sie bestand ohnehin nur noch aus einem Trümmerhaufen, an dem nichts mehr heil war.

„Wenn wir eingegriffen hätten“, sagte Ben nachdenklich, „dann wäre von uns vermutlich nicht mehr viel übriggeblieben. Die Galeere hätte uns so im Vorbeimarsch erledigt.“

„Zumindest hätte ich nicht tatenlos zugesehen, wenn auf hilflose Menschen im Wasser geschossen wird. Ob es nun Spione sind oder nicht, mag dahingestellt bleiben.“

„Jedenfalls ist diese Lösung etwas besser – für beide Teile“, setzte Ben hinzu.

Hasard sah der Schaluppe nach und nickte unmerklich. Sicher, Ben hat recht, dachte er. Mit der Dubas können wir gegen die mächtige Galeere so gut wie nichts ausrichten.

Die Schaluppe vertäute an einer entfernt liegenden Pier, wo schon die Soldaten bereitstanden. Die Gefangenen wurden sofort an Land gebracht und mußten in Dreierreihen Aufstellung nehmen. Der Trupp zog unter scharfer Bewachung los und verschwand nach einer Weile in einer der Hafengassen. Im Hafen selbst schwammen nur noch ein paar Trümmer. Die große Galeere drehte langsam ab.

Seewölfe Paket 29

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