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Es riecht nach Palatschinken. Ich stürze die Treppe hinunter.

Das würde ich im Winter nie tun, da unsere offene Holzterrasse dem Schnee und dem Regen völlig ausgeliefert ist und dauernd einfriert. Eine komische Treppe ist das, die zu der Terrasse hinaufführt: Sie gleicht eher einer Leiter. Zwischen den Stufen kann man bis in den Keller hinabblicken. Wenn Besuch da ist und die Männer im Hof noch eine rauchen und etwas länger schwatzen, gehen die Frauen vor und halten ihre Röcke fest. Der Wind ist tückisch. Es ist still, so still, dass kein Quittenblatt sich rührt. Plötzlich kommt ein Windstoß, als hätte das Kind eines Riesen mal eben über die Straße geprustet. Und wieder ist es still. Maminka ging immer schnell, egal, ob sie etwas die Kellertreppe hinaufschleppte oder den Hof mit leeren Händen durchquerte. Ihre Haltung – die Haltung eines Menschen, der stets gegen den Wind gehen muss. Sie bot dem Wind ihre Stirn und ihre Schulter, die Hände hielten die Röcke fest, als würde sie unentwegt eine steile Treppe hinaufsteigen.

Manchmal weiß ich nicht, ob ich das alles geträumt habe:

Das ... Ein vierjähriges Kind steigt die Treppe hinauf. Es hält seine Röcke fest. Es trägt eine Porzellanschüssel. An den Füßen Maminkas Galoschen. Noch zwei Stufen. Das Kind rutscht aus, schreit nicht. Rutscht durch die zwei obersten Stufen hindurch, bis in den Keller hinab, schreit nicht, hält die Schüssel fest. Die Kichererbsen darin beschreiben einen Bogen, weit, von der zweitobersten Stufe bis zum Keller hinab.

In meinem Magen zieht sich etwas zusammen. Das Gefühl, in einem hinabstürzenden Aufzug zu sitzen ... Das Zusammenziehen im Bauch – damals. Der Vergleich mit dem Aufzug – heute. Der rote Himmel, der sich über meine Augen legt – das Blut, das aus der Kopfwunde fließt. Damals der Schmerz, heute das Bild eines roten Himmels über den Augen. Und immer wieder der Versuch, das Damals nachzuvollziehen. Der Überblick rückwärts und das ungeduldige Klopfen an der Schwelle der damaligen Empfindung. Heute sehe ich. Damals spürte ich: die raue Hand meiner Maminka, die mir frisch abgeschnittene Schafwolle in die Wunde über dem Haaransatz stopft, überzeugt von den Heilkräften jener Stelle, an der sich der Lammschwanz hochstellt, um ein paar schwarze Bohnen abzuschütteln. Djado, mein Großvater, der mich hält und mir schwer ins Gesicht atmet, sein Geruch nach Tabak, Zwiebeln und Schnaps, sein spöttisches Lächeln. »Manche haben Stroh im Kopf, und du – Schafwolle!«

Maminkas Sommerküche

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