Читать книгу Maminkas Sommerküche - Rumjana Zacharieva - Страница 7

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Jedes Jahr wurde der Backofen von Maminka eigenhändig repariert und mit Pferdemist verputzt. Für den Mist war ich verantwortlich. Ich verpasste zwar die Morgenportion, da die Herde der Kooperative viel zu früh an unserem Haus vorbei zur Weide zog, aber abends wartete ich genau wie die Nachbarskinder, versteckt hinter der Pforte, die Nase zwischen die Latten gepresst, auf die Herde und zählte jeden Pferdeapfel, der vor unserer Haustür fiel, damit ich ihn, sobald die letzten Tiere vorüber waren, auflesen konnte. Ich war nicht sehr schnell, sodass mir manch kostbarer Pferdeapfel abhandenkam, wenn alle Kinder zugleich ihren Beobachtungsposten verließen und mit Eimern und Schaufeln auf die Straße stürzten. Trotzdem schaffte ich innerhalb einer Woche so viel heran, dass unser Backofen prächtig verputzt werden konnte. Nach ein paar Tagen war er von der bissigen Sonne so weit getrocknet, dass wir das erste Frühjahrsbrot darin backen konnten. Vier Riesenbrote in der Woche. Die Coupons, die uns die Kooperative austeilte, hoben wir für den Winter auf.

Alles läuft immer in gleicher Weise ab: In einer schweren Holzwanne liegt ein Berg aus Mehl. Maminkas Hand gräbt im Vorgebirge eine weiße Grube, in die sie in Blasen aufgequollene Hefe hineingießt. Mit einer regelmäßigen, kreisförmigen Bewegung gräbt sie den Mehlberg unter. Ihre Finger arbeiten sich langsam voran, wie ein Maulwurf, so lange, bis der ganze Berg verschwunden ist. Nur zwei Hände voll Teig sind von ihm übriggeblieben, mickrig, grauweiß. Dann fängt das Kneten an. Ich sehe gespannt zu, wie sich Maminkas Stirn schnell und immer schneller mit kleinen Schweißtropfen bedeckt. Sie sind beinahe kugelrund. Bald ist ihre Oberlippe ganz nass. Die Schweißperlen rollen von der Stirn die Nase herunter und manche landen im Teig. Sie wischt sich das Gesicht mit dem Handrücken und knetet, knetet immer weiter. Ich bin müde vom Zugucken. Fast schlafe ich im Stehen ein. Maminka deckt den Teig liebevoll mit dem schönen handgewebten Tuch aus ihrer Hochzeitstruhe zu. Er muss in der Holzwanne übernachten, »schlafen muss er«, meint sie.

Eines Tages kam mein Großvater herein, volltrunken, wie er es immer um jene Tageszeit war. Er sah Maminka zornig an und schimpfte auf die Kommunisten und ihre ganze Sippe. Sie hätten ihm die Kneipe geraubt und verjubelt. Und er wunderte sich, dass die Amerikaner immer noch nicht da waren, um sie ihm zurückzugeben.

»Möge Gott die Händchen der Kommunisten vergolden, dass sie dir die Kneipe weggenommen haben ... du bist ja auch ohne Kneipe voll ... Und die Amerikaner ...«, fügte Maminka hinzu, »können mir gestohlen bleiben.«

Worauf er mit geballter Faust auf sie losging. Ich sah die fleischige Faust, fühlte den Luftstrom an meinem Gesicht vorbei und streckte den Fuß aus. Djado verlor das Gleichgewicht, und seine Faust landete im Teig.

»Mamka wi!«, fluchte er obszön, irgendeine Mutter betreffend, und schlug zu. Wir rührten uns nicht, platt an die Wand gedrückt. Als ihm die Fäuste wehtaten, nahm er den Teig und schmiss ihn an die Wand. »Mamka wi!«, schrie er dabei, holte den Teig von der Wand herunter, warf ihn in die Holzwanne, schnappte sich die Schaufel und schlug auf ihn ein, bis er selbst, völlig erschöpft, auf den Fußboden sank und – »Mamka wi!« – einschlief.

Maminka pickte die wenigen Holzspäne, die sie fand, aus dem Teig heraus. »So gut war das Brot noch nie durchgeknetet«, meinte sie, legte es vorsichtig wie ein Baby in die Wanne zurück und deckte es wieder zu. Am anderen Morgen war der Teig so aufgegangen, dass er die Holzwanne hinunterlief. Wir mussten ihn vom Boden auflesen und konnten zum ersten Mal fünf statt vier Brote daraus backen.

Maminkas Sommerküche

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