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Erneuter Versuch

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Erneut tüftelte sie eine Weile, schließlich hatte sie eine Idee. Flugs war ihr Text fertig:

Dt. POWERFRAU (61J/1,60m/58kg) NR

sucht aktiven alleinst. Unternehmer zwecks

BERUFS- und ZWECKPARTNERSCHAFT

zur Arbeitsentlastung gegen Langeweile. CHIFFRE.........

Sie hatte sich schwer dazu durchringen müssen, diesmal nicht ihr Alter zu vertuschen, aber Ruth wollte ja gezielt darauf hinweisen, dass sie eine Arbeitsgemeinschaft suchte und kein sexuelles Abenteuer. Besonders stolz war sie auf die Abkürzung NR, für Nichtraucherin, denn das war sie nun schon 2 Wochen und wollte es auch bleiben. Schon zum zweiten Mal in ihrem Leben hatte sie dieses Laster ohne irgendwelche Hilfsmittel beendet, einfach aufgehört.

´Mein Verstand bestimmt mein Handeln, nicht meine Sucht!` war immer ihre Devise gewesen, und sie fand, dass sie darauf zu Recht stolz sein konnte.

Ruth fand den Text unmissverständlich, deutlich und gelungen.

Dieses Mal war es ein wenig teurer als in der Sex-Presse. Aber noch war es zu verkraften und sie hatte in der Westdeutschen fast ganz NRW abgedeckt. Zufrieden schickte sie den Text per Email für die nächste Wochenendausgabe ab. Nun hieß es wieder einmal warten. Wie sie das hasste!

Obwohl sie täglich telefonierten, fehlte Rabea ihr sehr und Ruth suchte nach einer Abwechslung um sich ihre Frusttage zu verkürzen. Im Internet suchte sie ein gebrauchtes Fahrrad. Sie liebte von jeher Radfahren und so würde sie Düsseldorfs Umgebung auf gesunde und billige Art erkunden können.

Zu diesem Vorhaben hatte Rabea bereits ihr entsetztes Veto eingelegt: „Mama, du bist 61! Das ist viel zu gefährlich!“

„Werde nicht komisch,“ hatte sie sofort gekontert, „Ich will nicht die Tour de France gewinnen, nur ein bisschen radeln.“

„Okay, wenn ich dich schon nicht hindern kann, dann kauf dir aber wenigstens einen Helm dazu.“ Bestand Rabea dann auf äußerste Vorsicht.

Empört hatte Ruth abgelehnt: „Ich soll so ein hässliches Ei aufsetzen? Nie im Leben! Nun bleib mal locker, Maus. Ich fahre nur auf Radwegen und bei Ampeln schiebe ich. Versprochen! Okay?“ gab sie sich schließlich kompromissbereit.

Manchmal übertrieb Rabea ihre Besorgtheit ein wenig. Schließlich war sie erst 61, weder klapprig noch senil, sie konnte noch gut auf sich selbst aufpassen.

Ruth hatte Glück, sie ersteigerte preiswert ein kleines Rädchen und wäre gerne sofort losgestrampelt. Aber die Technik hinderte sie daran.

Weil sie den Lenker und Sattel höher stellen musste, die Schrauben aber nicht lösen konnte, saß sie erst einmal fest. Zum Glück kam überraschend ihr Ex - Lover zu Besuch, für den es eine Kleinigkeit war, das Rädchen für sie flott zu machen. Anschließend schrieb sie eine SMS an Rabea:

Mein Rad ist ok, Darki hat es repariert. Er kam zwar zum ficken, musste aber nur flicken! Hi Hi Hi.

Tatsächlich hatte sie auf Sex keine Lust gehabt, obwohl Darkan eigentlich der beste Liebhaber war, denn sie je gehabt hatte. Aber ihr Frust war einfach zu groß als dass sie sich hätte auf irgendein Vergnügen konzentrieren können.

Mittlerweile verstand sie ihre Freundin viel besser. Noch vor ein paar Jahren hatte Ruth darüber den Kopf geschüttelt, dass Esther keinen Bock mehr auf Sex hatte. Sie hatte Esthers Abneigung deren Langzeit-Ehe zugeschrieben. Ruth fühlte sich sogar in ihrer These bestätigt: ´Jeden Morgen neben demselben Mann wach zu werden und in dasselbe Gesicht sehen zu müssen, macht frigide!`

Aber nun sah sie sich gezwungen einzugestehen, dass sie auch keine sexuellen Gelüste mehr verspürte, selbst auf Darki nicht. Obwohl sie genau wusste, dass der geile Türke ein Garant für traumhaft heißen Sex war, konnte sie das nicht mehr reizen. Lag das doch langsam am zunehmenden Alter? War ihr sexuelles Desinteresse Anlass zur ernsthaften Sorge? Wurde sie selbst schleichend zum Sex-Neutrum? War sie in absehbarer Zeit aus dem Rennen? Nun ja, sie musste zugeben, dass sich schon lange kein Mann mehr auf der Straße nach ihr umsah. Nur im Puff, die Freier, fanden sie immer noch attraktiv. Aber auch da nur vereinzelte.

`Ach Unsinn! Das liegt an der Ausstrahlung! Gefrustet sendet sicher kein Mensch Sex-Hormone aus!´ tröstete sie sich selbst.

Am Ende der Woche kam Rabea aus Frankreich zurück. Der ganz süße Kollege, von dem sie seit Wochen schwärmte, schleppte Rabeas schweren Koffer bis an die Wohnungstür, danach ging sie mit ihm aus. Am nächsten Tag schäumte sie wieder einmal über mit Erlebnisberichten, überwiegend von dem süßen Co-Piloten. Gleichzeitig freute sich Rabea aber auch darauf, dass, Mahmut, ihr Ehemann in zwei Tagen zu Besuch kommen würde. Schmunzelnd hörte Ruth zu, auch wenn sie den Geschmack ihrer Tochter nicht teilen konnte. Dennoch war sie froh, dass Rabea sich für andere Männer zu interessieren begann. Ruth nahm es als gutes Zeichen das Rabea zumindest schon ein wenig schwankte.

Als Ruth am Samstagabend im Phantasia anrief war sie wieder total verärgert, weil sie erfuhr, dass Sandra noch immer in der Türkei war. Empört rief sie auf deren Handy an und erinnerte die Mieterin an die verspätete Mietzahlung.

„Keine Problem. Du gehen Montag Corinna, Corinna dir geben, was haben. Rest ich machen, wenn kommen Deutschland. Dienstag.“ Sagte die Türkin.

Damit war Ruth erst einmal beruhigt.

„Was machst du denn am Montag, Mama? Hast du abends zufällig was vor? Du warst doch schon ziemlich lange nicht mehr bei der Esther. Willst du die vielleicht noch mal besuchen?“ fragte Rabea ganz beiläufig, als sie zusammen vor dem Fernseher saßen.

Ruth grinste: „Du kannst mir ja Geld fürs Kino geben! Musste ich früher auch, wenn ich dich loswerden wollte.“

„Aber Mama, das will ich doch gar nicht. Hätte aber doch sein können, das du deine Miete holen musst, oder nicht?“ versuchte Rabea ihre wahre Absicht zu verbergen, dass sie die Mutter auf die Ankunft ihres Ehemannes hinweisen wollte. Dabei fand Ruth es ganz normal, dass Rabea mit Mahmut, nach dreimonatiger Trennung gerne alleine sein wollte. Sie wollte der Wiedersehens-Feier sicher nicht beiwohnen.

„Welch gute Idee! Spaß beiseite, ich fahre tatsächlich am Montag ins Phantasia. Es gibt zwar nur einen Teil meiner Kohle, aber bei der Gelegenheit kann ich mal horchen was da so läuft.“ bestätigte Ruth schmunzelnd.

Nachdem sie ihren Schwiegersohn begrüßt hatte, verließ sie am frühen Abend die Wohnung um im Phantasia als Erste zu erscheinen.

Außer Corinna war nur die unsympathische ältere Barfrau anwesend. Ava, die Tschechin, die aussah wie ein bissiger Köter.

„Hallo, Ruth. Hast du dich im Tag geirrt? Die Sandra kommt doch erst morgen zurück!“ empfing sie Corinna verwundert, als sie das Lokal betrat.

´Die Männer sind doch vor nichts fies! Dass die für so eine alte, dicke und hässliche Kuh auch noch bezahlen, werde ich nie verstehen. Dann können sie doch besser ihre eigene Alte ficken, ist billiger.` Dachte Ruth, dabei betrachtete sie die mächtigen Hängetitten unter dem durchsichtigen Hemdchen der Tschechin.

Ruth wandte sich der Theke zu und erwiderte Kopfschüttelnd: „Hat die Sandra dich denn nicht angerufen? Die wollte dir doch Bescheid sagen, dass ich heute komme.“

„Sag nicht, dass du Geld holen willst! Ich habe keins!“ wehrte die Thekenfrau gleich ab.

„Was heißt das?“ fragte Ruth verständnislos. „Sandra wollte dir doch Bescheid sagen, dass du mir geben sollst, was du da hast. Wieso hast du kein Geld? Und warum ruft die dich nicht an? Will die mich verarschen? Glaubt die mein Auto fährt mit Luft? Bestellt mich hier hin und du weißt von nichts, Frechheit!“ geriet sie in helle Empörung.

„Nee, nun warte mal Ruth! Das ist jetzt nicht dein Ernst?“ versuchte Corinna die Lage zu durchleuchten. „Wann hast du denn mit Sandra gesprochen? Die ruft hier ja nicht an, die schickt uns immer nur ihren Freund. Und dem habe ich am Samstag noch gesagt, dass die Kasse total leer ist. Nicht mal meinen letzten Lohn habe ich gekriegt. Gestern hatten wir Ruhetag, also woher soll ich Geld nehmen? Ich habe noch 69 Euro in der Kasse. Was soll ich dir davon geben?“ Vor Aufregung lispelte Corinna und Ruth hatte den Eindruck dass Corinna sich bemühte ihr Gebiss im Zaum zu halten.

Ärgerlich winkte Ruth ab: „Was soll ich bitte mit Peanuts? Deswegen komm ich doch nicht extra hier rauf. Aber wieso du in zwei Wochen nichts eingenommen hast, versteh ich ehrlich gesagt nicht. Habt ihr alle Gäste verscheucht, seid ihr ausgeraubt worden, oder was ist hier los?“ fragte sie lauernd und betrachtete die etwas abgegriffen wirkende Mittvierzigerin. Corinna sah zwar nicht ungepflegt aus, aber repräsentabel fand Ruth die Servicekraft nicht. Sie war eine schlanke deutsche Brünette, mit schulterlangen gelockten Haaren, blassem schmalem Gesicht und tiefen Falten um den kleinen Mund.

Die beiden „alten Hasen“ reagierten auf ihren Angriff wie Ruth es erwartet hatte. Sie wälzten die Schuld von sich auf Sandra.

Tausche Liebhaber gegen Luxus.

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