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Geschäftspartner-Suche

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Dass sie bedingt durch ihre spendable Art nun in einer sehr eingeengten Situation war, arbeiten musste um Steuerschulden begleichen. Von ihren Pachteinnahmen blieb Ruth im Monat knapp ein Tausender übrig, was für die Kostendeckung im teuren Düsseldorf nicht gerade üppig war. Ruth teilte nicht nur die Wohnung sondern auch die Miete, die Auto- und Lebenshaltungskosten mit ihrer Tochter, Rabea, so dass sie zurzeit recht sparsam haushalten musste. Also kam zu ihrer arbeitslosen Langeweile auch noch der Sparsamkeitsfrust.

Wie aber konnte ein Herzblatt-Inserat ihre Langeweile vertreiben und einen Job bringen? Oder vielleicht wieder Selbständigkeit im eigenen Geschäft? Nach einigen schlechten Erfahrungen mit den Betreibern sowie der Arbeitsweise und Entlohnung wäre ein eigener Laden, vielleicht mit Partner, immer noch besser, als ein schlecht bezahlter, unsicherer Job. Aber mangels Knete für die Errichtung oder die Übernahme eines Bordellbetriebes müsste Ruth einen finanzstarken Partner finden. Per Inserat? Warum nicht? Man musste es nur geschickt verpacken! Jawohl. Aber wie? Eine Weile werkelte Ruth an dem Text herum, bis sie endlich zufrieden las:

ERFAHRENE POWERFRAU sucht INVESTOR als Partner/stillen Teilhaber für Neuerrichtung eines FKK-CLUB. Regional ungebunden sind eingebrachte Objekte oder Vorschläge angenehm. CHIFFRE.....

Ja, also. Das war es doch! Wenn das nicht den gewünschten Erfolg brachte, wäre das sehr verwunderlich. Aber welche Rubrik? Unter Verschiedenes standen Anzeigen wie „Hexe Angela, macht 100%tige Partnerrückführung“, oder „Samira heilt Ihre Schmerzen“, auch wollte irgendein „Prophet Sterbeszenen erzählen“; dennoch schien das der einzig mögliche Platz für ihre Anzeige zu sein. Umgehend gab Ruth ihren genialen Text per Email, in der Rubrik Verschiedenes auf.

Seit ihrer schmerzvollen Erfahrung in einem Karlsruher FKK Club, war Ruth sich sicher, dass nur noch mit diesem Konzept richtig Knete zu machen war, deshalb suchte sie einen Geldgeber für diese Art Puff. In dem Karlsruher „All inklusiv“ Club hatte sie sich in zwei Tagen Blasen gelaufen. Für so viele Gäste konnte eine „Hausdame“ alleine, mit dem Service (Getränke servieren, Handtücher waschen, Eintritt kassieren, Geschirr spülen, Schnittchen machen und so weiter) nicht nachkommen, so dass die zehn Euro Stundenlohn ein Hungerlohn waren. Ruth hatte noch einige Tage nachher so schwere Beine und Krämpfe und gehabt, dass sie kaum laufen konnte. Für dieses enorme Arbeitsaufkommen hätten mindestens zwei Frauen da sein müssen.

Schon vor der Vermietung ihrer eigenen Table-Dance-Bar, war es Ruth klar gewesen, dass Bar-Betriebe und kleine Privatbordelle vor dem Aus standen. Hätte sie damals weitermachen wollen und finanziell auch gekonnt, so wäre nur die Umstellung auf FKK oder SAUNA – Club in Frage gekommen. Mit Karlsruhe hatte sich Ruths Vermutung bestätigt, viel Geld holte man nur noch über die Masse rein und den enormen Arbeitsaufwand konnte man ja sinnvoll verteilen. Fakt war auf jeden Fall, das Zauberwort hieß auch im horizontalen Gewerbe: „All inklusive“!

Ruth war damals dem Ruf der Liebe gefolgt, hatte alles aufgegeben um nach zwei Jahren einzusehen, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte. Dann hatte sie wieder mehr als zwei Jahre damit vergeudet, in verschiedenen Puffs an der „Tür“ zu arbeiten, auf anderer Leute Kohle aufzupassen und sich für „Kleingeld“ das dämliche Gesabbel der frustrierten Weiber anzuhören und die Launen der „Chefs“ zu ertragen.

Aber noch war nicht aller Tage Abend. Vielleicht fand sich auf diesem Weg eine neue Chance in eigener Regie zu wirken und mehr als nur ein Taschengeld zu verdienen. Energie und Lust hatte sie dazu.

Die Anzeige würde erst in drei Wochen, am 16. April, erscheinen, das passte ihr sehr gut. Vom 9. bis zum 19. war ihr Ägypten-Trip gebucht. Den Flug hatte Ruth, zu Beginn der Ingolstadt – Pleite, schon im Februar gebucht, weil ihre damalige Chefin, Mandy, im Mai zur Kur wollte. Mandy (hauptberuflich Kindergärtnerin) war auch so eine unfähige „Möchte-gerne-Geschäftsfrau“, die glaubte, die Knete käme von alleine angeflogen.

Ruth durfte nicht darüber nachdenken, dass sie sieben Wochen lang, versucht hatte, diesen runtergewirtschafteten „Mini-Puff“ auf Vordermann zu bringen. Mandy hatte sich als „Nervensäge“ entpuppt, die erst verzweifelt nach Hilfe geschrieen hatte, dann aber alle Änderungsvorschläge anzweifelte, obwohl sie keine Ahnung vom Geschäft hatte. Als jedoch weder Arbeitslohn noch Erfolg eintrafen, weil Mandy, die halbsolide Hobbyhure, auf einmal alles besser wusste, war Ruth endlich abgereist.

Hätte sie auf ihre Freundin, Esther, gehört, dann hätte Ruth sich die Mühe eigentlich sparen können. Ihre Freundin hatte ihr schon nach einigen Tagen geraten das Handtuch zu werfen: „Was willst du da? Ohne Lohn wieder aufbauen, was andere Leute nieder getrampelt haben? Bist du vom Sozialamt? Was hast du mit der blöden Pflaume am Hut?“ hatte Esther verächtlich gefragt. „Hau da ab, such dir was Vernünftiges!“

Anschließend hatten Ruths Nerven so blank gelegen, dass sie zu Hause gleich allen „den Kopf gewaschen“ hatte, die ihr quer kamen. Dazu hatte auch Ramsi gehört. Der hatte es längst verdient gehabt. Ruth hatte ihm unumwunden an den Kopf geworfen, dass sie es leid war, die Putzfrau für ihn und seine Mutter zu spielen, wenn sie in „Urlaub“ kam.

Jedes Mal hatte sie Tagelang putzen müssen, weil er Monatelang nichts gemacht hatte. Nicht einmal die Bettwäsche oder seine Handtücher hatte er gewechselt, Boden wischen oder Möbel abstauben waren Fremdbegriffe für ihn. Dass seine Mutter ihn bekochte, wenn sie ihn besuchte, war zwar schön für Ramsi, aber nicht für Ruth. Denn Ramsis Mutter hatte dann den Gasherd so eingedreckt zurück gelassen, dass Ruth den Herd kaum noch sauber bekam. Das war mehrmals der Höhepunkt ihres Ärgers gewesen. Über Ruths Beschwerden hatte Ramsi immer nur gealbert, sie nicht ernst genommen.

Deshalb hatte sie ihn telefonisch derartig grob beschimpft, dass er schier sprachlos gewesen war. Zur Krönung hatte Ruth ihm zu verstehen gegeben, dass sie nie wieder nach Ägypten käme, weil sie auf „den ganzen Mist“ keine Lust mehr habe. Dann hatte sie das Gespräch abrupt beendet. Seine verzweifelten Versuche wieder mit ihr ins Reine zu kommen, hatte sie ignoriert, drei Wochen lang seine Anrufe einfach nicht entgegen genommen. Erst drei Tage vor Abflug antwortete sie auf seine SMS.

Er bot ihr an, die Wohnung zu räumen, damit sie sich in Ruhe alleine erholen könne. Wenn er eine andere Wohnung gefunden habe, werde er seine Sachen abholen. Ruth schrieb zurück, er müsse die Wohnung ihretwegen nicht räumen, denn es sei ja auch seine Wohnung. Somit zeigte sich Ruth mal wieder einmal großzügig, in dem sie ihm Rechte einräumte, die ihm eigentlich gar nicht zustanden. Schließlich gehörte ihr nicht nur die komplette Einrichtung, sondern Ruth war auch die alleinige Mieterin der Wohnung. Aber er entlastete sie indem er den größten Teil der horrenden Miete bezahlte, nur als Urlaubswohnung wären die fast zweihundert Euro für Ruth zu teuer gewesen. Sie war also auch nicht so uneigennützig, wie sie sich manchmal gab. Deshalb kündigte Ruth ein klärendes Gespräch an, womit sie Ramsi sicher Hoffnung auf Versöhnung machte.

Der Anlass zu Ruths Meinungsänderung war Rabea gewesen. „Flieg hin! Erhol dich, Urlaub kannst du gut gebrauchen. Dort geht es dir momentan besser als hier. Am Meer hast du Ruhe vor deinem Heuschnupfen.“ Redete sie ihr gut zu. „Arbeit hast du momentan nicht, also was willst du hier? Und eigentlich hat Ramsi dir doch nichts getan, im Gegenteil. Er lockert dich auf, bringt dich zum Lachen, das bessert deine Stimmung wieder. Gib ihm nur kein Geld mehr.“ Hatte Rabea gedrängt.

Weil ihre Tochter, als Flugbegleiterin, viel unterwegs war, saß Ruth meist allein zu Hause. Warum sollte sie also in Düsseldorf bleiben? Bis die erste Antwort auf ihre Anzeige kommen konnte, würden Wochen vergehen. Noch dazu quälte Ruth außer der Langeweile auch noch ihre Allergie.

Also war sie Rabeas Rat gefolgt.

Tausche Liebhaber gegen Luxus.

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