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Spezielle Praktiken

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Ruth wählte Biggis Nummer mit gemischten Gefühlen, denn der Gedanke in der näheren Umgebung zu arbeiten gefiel ihr eigentlich gar nicht.

„Ach Ruth, ja die Esther hatte mir schon gesagt, dass du was suchst. Aber bei uns ist es ziemlich stressig, ob das was für dich ist, weiß ich nicht.“ Meinte Biggi zweifelnd.

Dann berichtete sie begeistert, sie arbeite hinter der Theke eines großen FKK-Clubs und für die Wäsche, Buffet und den ganz anderen Kram drum herum bräuchte man noch eine Servicekraft.

„Anfangs habe ich auch erst im Service gearbeitet, aber das ist ein Knochenjob. Glaub mir. Du rennst dir da die Füße wund und schleppst dich krumm mit den ganzen Handtüchern. Und ich hab so schlimme Rückenprobleme, das konnte ich gar nicht. Zehn große Industriemaschinen in ner acht-Stunden-Schicht, das ist bei uns normal. Ich sage dir, ich war froh, als ich hinter die Theke versetzt wurde. Überleg es dir gut, bei dem Job kommt man nicht dazu auch nur ne Zigaretten-Pause zu machen. Ist richtig Stress.“ Obwohl eine Art Stolz aus ihrer Stimme klang, war die Warnung in Biggis Erklärung nicht zu überhören.

Ruth nickte vor sich hin, sie kannte das, deshalb räumte sie ein: „Wenigstens arbeitet ihr zu zweit. In Karlsruhe muss das eine Kraft alleine bewältigen. Was zahlen die denn dir Stunde?“ wollte sie das Wichtigste wissen.

„Na ja, acht Euro.“ Antwortete Biggi leise, als schäme sie sich das zuzugeben. „Das ist nicht viel, aber immerhin besser als nichts. Und mehr als die anderen Läden in unserer Gegend zahlen.“ Gab sie noch zu bedenken.

Obwohl Ruth gerne wieder verdient hätte, fand sie die Entlohnung zu gering, schließlich war das eine Sau-Maloche. Nachdem Ruth darüber informiert war, dass die Arbeitszeit bis nachts um drei ging, wusste sie sofort, welchen Haken die Sache noch für sie hatte.

„Geht gar nicht, Biggi. Ich habe nicht immer das Auto zur Verfügung. Wenn die Bea den Wagen hat, komme ich nachts nicht nach Hause. Euer Laden liegt so abseits, da lauf ich in der Nacht ja endlos bis zum Bahnhof. Würde ich ein Taxi nehmen, werden die Fahrkosten zu hoch. Dann bleibt mir ja fast nichts übrig. Und dann ist da noch die Frage, ob ich um 3 Uhr nachts eine Bahnverbindung nach Düsseldorf bekomme. Nee, vergiss es.“ Wurde Ruth immer klarer, dass der Job nicht in Frage kam. Und sie war nicht traurig darum.

„Okay, dann ist das nichts für dich. Verstehe ich. Schade.“ Zeigte sich Biggi einsichtig. „Und wie geht es denn der Bea?“ wechselte sie das Thema.

Ruth erzählte von Rabeas neuem Job, dass sie damit sehr glücklich sei auch weil sie nach so kurzer Zeit schon befördert wurde. „Nur zwei Monate in der Firma und sie wird schon Chef-Stewardess. Ist das nicht toll?“ begeisterte sich Ruth.

„Ach wie schön!“ freute sich Biggi. „Genau wie bei mir! Ich bin auch so schnell befördert worden. Ich war nur eine Woche in dem Club, als ich schon vom Service hinter die Theke versetzt wurde.“

Der Vergleich verschlug Ruth die Sprache.

Erstaunlich schnell trudelten die Zuschriften auf ihr Wochenend-Inserat ein. Schon am Donnerstag erhielt sie einen Brief von der Zeitung.

„Für mich, Maus. Auf meine Annonce. Bin ich mal gespannt. Du musst fahren damit ich lesen kann!“ grinste Ruth, als sie die Post aus dem Kasten nahm und reichte ihrer Tochter den Autoschlüssel.

Ausnahmsweise hatte Rabea eine kurze Spätschicht und Ruth wollte sie eben zum Flughafen fahren. Normalerweise ließ Rabea sich gerne von Ruth zur Arbeit chauffieren, aber manchmal musste sie Ausnahmen zulassen. Sie nahm den Schlüssel ohne zu maulen entgegen.

„Mehrere? Oder wieso ist der Umschlag so dick?“ fragte Rabea neugierig, blieb neben dem Auto stehen und forderte ungeduldig „Lies vor!“

„Zwei. Hm, wenigstens hat er einen vernünftigen Briefstil.“ Sagte Ruth mehr zu sich selbst, als sie den dünneren der beiden Briefe öffnete.

Ein Michael Schreiner hatte zwar keinen kompletten Absender, dafür aber seinen vollständigen Namen und eine Handynummer angegeben. An der Orthographie konnte man eine gewisse kaufmännische Bildung erkennen. Die Anrede: Hallo liebe Unbekannte war freundlich und neutral, der maschinengeschriebene Text nicht zu lang. Aber was er schrieb bewertete Ruth als völlig am Thema vorbei.

Dass er sein Alter, Größe und Gewicht angab, fand Ruth noch in Ordnung, aber dass er sehr zärtlich und romantisch war und Kerzenlicht und Kaminfeuer liebte, interessierte sie nun wirklich überhaupt nicht und es passte auch nicht zu ihrem Anzeigen-Profil.

„.......Bin alleinstehend und sehr aktiv. Deine Anzeige hat mich zum Lächeln gebracht, da wir eine Seelenverwandtschaft haben könnten, denn auch ich habe schon einmal nachgedacht eine Anzeige mit gleichem Text aufzugeben. Beruflich trage ich mich mit dem Gedanken einmal eine Veränderung vorzunehmen um eine andere Welt erleben zu können. Unser gemeinsamer Gedanke könnte vielleicht der Weg in eine aufregende Zukunft sein. Liebe im Übrigen das Außergewöhnliche aber keine Angst, bin völlig normal. Würde mich über einen Anruf von dir freuen. Rufe auch gerne zurück. Sei ganz lieb gegrüßt,“ las Ruth laut vor. „Dann eine unleserliche Unterschrift, die wohl Michael heißen soll. Eh, der spinnt doch!“ ärgerte sie sich Kopfschüttelnd.

„Kann man meinen Text denn so missverstehen? Muss ich wirklich dazu schreiben, dass ich keine Bettgeschichte suche? Oder sind die Männer so doof? Sag mal ehrlich, Maus, was soll der Scheiß?“ steigerte sich Ruth immer mehr in ihrer Empörung.

Rabea lachte: „Reg dich ab, Mama! Männer! Alle Schwanzgesteuert. Ist doch nichts Neues. Musst du doch nicht drauf antworten. Lies mal den anderen vor.“

Aus dem kleineren Umschlag fiel ihr eine bunte Karte entgegen, auf der ein Schmetterling zu sehen war, der auf einer Blüte saß. Die Rückseite war eng beschrieben. Schon an der Handschrift war ersichtlich, dass der Schreiber älteren Jahrgangs war.

„Kann ich kaum lesen, Maus. Hier, versuch du mal!“ bat Ruth und reichte ihrer Tochter die Karte.

„Ich lach mich weg. Mama, ich wusste noch gar nicht, dass du Witwe bist. Hi, hi, hör mal zu: Sehr geehrte fitte Witwe! Die Attribute in Ihrer Annonce würde ich auch für mich unterschreiben. Seit einem Jahr bin ich Witwe, was? Hat der sich verschrieben, oder schreibt dir ne Frau? Versteh ich nicht.“ Unterbrach Rabea verwundert das Vorlesen.

„Zeig.“ Forderte Ruth verständnislos.

„Warte mal, Mama. Ich lese mal erst weiter, vielleicht wissen wir dann was Sache ist.“ Wehrte Rabea ab. „also: Witwe, 68 Jahre alt, sportlich, fitt und nehme regen Anteil an meiner Umwelt. Da ich nie ein Stubenhocker war, erkunde ich zu Fuß, per Rad oder mit meinem Auto gerne neue Regionen. Mit einer netten Dame auf Unternehmungen oder bei mir im Garten lachen können, das wäre schön. Ich wohne in H-Wanne. Wenn ich außer Haus bin zeichnet mein Telefonband eine Nachricht auf, damit ich dann zurückrufen kann. Mit freundlichem Gruß, N. Bick

Ich lach mich schlapp! Mama, hier lies bitte mal die Karte. Fällt dir was auf? Ja, ja, genau. Keine Telefonnummer! Welches Band soll denn bitteschön was aufnehmen? Wenn da kein Name, keine Telefonnummer, nix gar nix steht? Toll! Der oder die Witwe nimmt aber wirklich regen Anteil, ha ha und vergisst ne Nummer drauf zu schreiben. Also ich würde sagen, senil. Ich kann nicht mehr!“ Rabea schüttelte sich vor Lachen dass ihre die Tränen in die Augen schossen.

Nachdem auch Ruth belustigt die Karte begutachtet hatte, waren sich die Frauen einig, dass beide Zuschriften unbrauchbar waren.

Obwohl sie ein wenig enttäuscht über die Art der Antworten war, gab Ruth die Hoffnung nicht auf, dass noch weitere kämen. Schließlich musste es doch Herren geben, die ihre Vorstellungen richtig deuten konnten und ohne sexuelle Interessen waren. Sie musste Geduld haben, da war sie sich sicher.

Noch am gleichen Abend gingen sie zu dritt aus. Weil Mahmut am nächsten Morgen abreiste, sollte ein Abendessen beim Griechen der Abschluss seiner Besuchszeit sein.

Tausche Liebhaber gegen Luxus.

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