Читать книгу Tausche Liebhaber gegen Luxus. - Ruth Broucq - Страница 19
andere Sitten
ОглавлениеAls Mandy dann kurze Zeit später anrief, war Ruth frohen Mutes nach Ingolstadt gereist, glücklich endlich wieder Geld verdienen zu können. Die vergeudete Zeit von Anfang Februar bis Ende März in Ingolstadt und das FKK-Wochenende in Karlsruhe hatten Ruths Misserfolgs-Kette erst einmal beendet.
In Gedanken schloss Ruth die unangenehmen Erinnerungen ab.
Danach hatte ihr unerschütterlicher Optimismus Ruth auf den Inserations - Trip gebracht.
Auf jeden Fall wollte sie in Zukunft wählerischer sein, nicht gleich das erstbeste Angebot annehmen.
Noch lieber wäre ihr natürlich etwas Seriöses, dabei wusste sie nicht einmal was sie eigentlich erwartete. Ruth hoffte darauf, dass ihre Anzeige in der „normalen“ Zeitung den erhofften „Knaller“ bringen werde. Allerdings waren ja erst ein paar Tage nach dem Erscheinen vergangen, so dass die Zuschriften frühestens in einer Woche kommen konnten. Abwarten! Wie sie das hasste: warten!
Der Mittwoch wurde insgesamt angenehmer und erfolgreicher als die Tage zuvor.
Die Sonne lachte als Ruth am späten Nachmittag losfuhr um ihre Mieterin zu treffen. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass sie der häuslichen Langeweile entfliehen konnte denn Ruth war bester Laune. Sie hatte kurz mit ihrer Mieterin telefoniert und wähnte sich in der berechtigten Hoffnung, dass Sandra gleich ihre Schulden bezahlen würde. So hatte Ruth die Türkin zumindest verstanden.
Als Ruth auf den Parkplatz ihres Anwesens fuhr, stand die kleine dicke Türkin, von Alditüten umgeben, neben einem roten Golf. Sandra sah aus wie eine alte unförmige Putzfrau, in billigem, schlampigen Fummel, mit ausgelatschten Schuhen und fettigen, dünnen roten Haaren, die ihr strähnig bis auf die Schultern hingen.
Eine gepflegte, schwarzhaarige junge Frau entstieg gerade der Fahrerseite und sah Ruth erwartungsvoll entgegen.
Sandras Begrüßung war nicht von der gewohnten Herzlichkeit, ihr war die Verstimmung deutlich anzumerken, als sie ohne Umschweife missmutig fragte: „Was erzählen Corinna? Ich müssen bezahlen dreißigtausend Euro für Renovierung? Wo stehen das?“
„Bitte? Nirgendwo steht das! Wer sagt so einen Quatsch?“ antwortete Ruth irritiert und sah ihre Mieterin fragend an.
Sandra konnte in ihrer Nervosität keine Zusammenhänge erläutern, deshalb griff die junge Frau ein: „Guten Tag, Frau Broucq. Ich bin die Tochter. Vielleicht sollte ich das mal erklären, meine Mutter spricht ja nicht so gut deutsch. Die Thekenfrau hat ihr das erzählt. Sie hätten gesagt, dass in dem Mietvertrag steht, dass meine Mutter für dreißigtausend Euro renovieren muss......“
„So ein Quatsch!“ unterbrach Ruth die Erklärung. Ruhig sah sie die junge Frau an und sagte sachlich: „Also, richtig ist, dass ihre Mutter sich vertraglich verpflichtet hat, die Endrenovierung für ihre Vorgängerin zu übernehmen, die in vier Jahren nichts gemacht hat. Aber es ist weder eine Summe angegeben, noch habe ich eine Summe genannt. Wie kann ich das? Die beiden Weiber haben mich gefragt was die Renovierung kosten kann, zwanzig oder dreißig? Und ich habe gesagt, möglich, das weiß ich nicht. Bin ja kein Handwerker. So ist....“
„Nein, nein, ich nix habe das Vertrag. Nix wissen, was stehen!“ rief Sandra entsetzt dazwischen und fuchtelte mit ihren kurzen, dicken Armen aufgeregt durch die Luft.
Deren Tochter sah Ruth fragend an: “Wieso weiß meine Mutter das denn nicht? Das ist doch nicht in Ordnung!“ sagte sie vorwurfsvoll.
Ruth hob abwehrend die Hände und sagte eindringlich: „Nein, bitte nicht so! Sandra, rede dich nicht damit raus, du kannst nicht deutsch lesen! Wir haben drei Mal den Vertrag in allen Einzelheiten genau durchgesprochen. Mit Hussein und Henry, die den Vertrag auch als Zeugen unterschrieben haben. Und du weißt genau, dass deine damaligen Geschäftspartner, Hussein und Henry, Sondervereinbarungen mit dem griechischen Freund deiner Vorgängerin getroffen haben. Mach mich nicht dafür verantwortlich, wenn dir diese Abmachungen jetzt nicht mehr recht sind. Es steht nicht in dem Vertrag wann du die Renovierung vornimmst und wer es macht, nur dass du es machst, das hast du unterschrieben.“ Dabei blickte sie den beiden Frauen abwechselnd fest in die Augen. „Außerdem hat dieser Hussein bei den Gesprächen ihrer Mutter alles übersetzt.“ Erklärte Ruth abschließend der Tochter.
Mutter und Tochter redeten kurz und heftig in ihrer türkischen Sprache miteinander, dann erklärte die Jüngere: „Alles in Ordnung, Frau Broucq, ich habe ihr das noch mal erklärt. So wie Sie das sagen hört sich das schon anders an. Sie brauchen sich keine Sorgen machen, meine Mutter ist bisher allen Verpflichtungen nachgekommen und hat immer alles bezahlt. Keine Sorge. Weil sie das Haus kaufen will war sie jetzt in der Türkei, um dort finanzielle Dinge zu klären. Es kommt schon alles in Ordnung. Keine Sorge. So, ich muss jetzt los. Auf wiedersehen.“
Sie schüttelte Ruths Hand und küsste ihre Mutter zum Abschied auf beide Wangen. Dann stieg sie in ihren Golf und fuhr los.
„Ja, ich kaufen Haus. Du nix Angst. Ich gucken Türkei, meine Haus Türkei verkaufen. Komm, ich dir geben deine Geld.“ Sagte Sandra, packte ihre ganzen vollen Plastiktüten und ging auf den Hauseingang zu.
Im Haus suchte Sandra umgehend den Quittungsblock hervor und legte ihn vor Ruth auf den Tisch.
„Wie viel soll ich schreiben?“ fragte Ruth lauernd.
„Alles! Ich bezahlen alles, was schulden.“ Antwortete die Türkin und blätterte Ruth den vollen Betrag hin.
Als die Formalitäten erledigt waren unterhielten die beiden ungleichen Frauen sich noch über einige geschäftliche Details.
Sandra erzählte, sie habe sich von Ava und Corinna getrennt, denn eigenartigerweise sei in zwei Wochen kein Euro übrig geblieben, aber gleich an ihrem ersten Abend über elfhundert Euro Umsatz. Und das an einem Dienstagabend, nur von einem Gast. Nun erwarte sie heute zwei neue Barfrauen und in der nächsten Woche noch vier weitere sowie eine Thekenfrau.
Ruth bot ihrer Mieterin an, ihr bei Bedarf als Aufpasserin zur Verfügung zu stehen, sollte Sandra sie einmal benötigen.
Als die beiden Neuen klingelten verabschiedete sich Ruth. Die Begegnung war zu ihrer vollsten Zufriedenheit verlaufen, deshalb dachte sie: ´Gottlob hab ich mein komplettes Geld im Sack. Der Monat ist also schon mal gesichert.`
Rabea erkundigte sich zwar beiläufig nach dem finanziellen Ergebnis ihres Ausfluges, aber das interessierte sie nur am Rande. Ruth hätte zwar gerne ausführlicher mit ihrer Tochter darüber gesprochen, doch das verkniff sie sich. Rabea stand zurzeit von zwei Seiten unter Druck. Ausgerechnet während ihr Ehemann zu Besuch da war, hatte sie Frühflüge und noch dazu unter Super-Vision. Rabea hasste Frühschicht, war genau wie Ruth ein Nachtmensch. Auch ihrem Mann wollte Rabea so viel Zeit als möglich widmen, was bei diesem Dienst mit seinen speziellen Anforderungen nicht einfach war.
Die gesamte Situation gefiel Ruth gar nicht, hinzu kam dass ihr die Qualmerei mehr fehlte, als sie geahnt hatte. Die Entzugserscheinungen machten sich in Form von schlechter Laune bemerkbar. Ruth überlegte, bis zu Mahmuts Abreise selbst ein paar Tage weg zu fahren.