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Keine Telefon-Seelsorge

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Als der erste Monat vorbei war, musste Ruth feststellen, dass die große Kohle ausgeblieben war. Ihr Verdienst war bescheiden. Zuerst schob sie es auf die Urlaubszeit, musste jedoch ihre Vermutung schon bald revidieren, als „Lady Janina“ an ihrem ersten und einzigen Arbeitstag Hochbetrieb gehabt hatte. Was Ruth in einem Monat verdient hatte, machte Lydia locker an ihrem Freitag.

Ruth war sauer. Da stimmte doch was nicht. Machte sie selbst etwas falsch oder arbeitete Lydia unter Preis?

Nach intensiver Überlegung war Ruth der Unterschied klar geworden. Ihr fehlte die Routine und sie hielt nicht so engen Kontakt mit den Kunden. Ruth arbeitete nur an den Tagen von Montag bis Donnerstag, aber der Freitag war immer Lydias bester Tag gewesen. Deshalb hatte sie auch klugerweise diesen Wochentag für sich reserviert, und noch dazu immer am Monatsanfang, wenn es allgemein Gehalt gab. Das war schlau. Außerdem hatte Lydia jahrelang fast „Telefon-Seelsorge“ für ihre Freier gemacht. Stundenlange Telefonate vor oder nach einer Behandlung, oder an anderen Tagen, einfach weil ein Freier Langeweile oder einen Furz quer sitzen hatte, waren bei „Lady Janina“ kostenloser Service gewesen.

„Schaff dir eine 190ziger Nummer an! Damit machst du mehr Kohle als hier im Studio!“ hatte Ruth ihr einmal geraten, als ein Freier an einem Tag neun Mal angerufen hatte und anschließend die sonst so geduldige, angeblich selbstlose, Lydia völlig gestresst gewesen war.

Ruth fertigte zwar ihre Kunden auch nicht kaltschnäuzig ab, sondern hörte sich auch manchmal ein wenig von deren Sorgen und Problemchen an. Aber im Rahmen. Sie achtete immer darauf, die vereinbarte Zeit nicht zu sehr zu überziehen. Schließlich wurde sie weder dafür bezahlt, noch war sie dafür ausgebildet, die perversen Freier zu therapieren. Diese Art von „Betreuung“ überließ Ruth den Psychiatern. Es war Ruth auch „Scheißegal“ wie und warum die Kerle zu ihrer Perversion gekommen waren. Ruth fand es „eklig“ genug, sich überhaupt damit befassen zu müssen, denn ihre Berufung war dieser Job bestimmt nicht. Aber wer A sagte musste eben auch B sagen, war ihr Standpunkt: ´Korrekte Arbeit für harte Münze. Aber keinen Handschlag umsonst. Geschäft ist Geschäft und mein Privatbereich ist tabu.`

„Lady Janina“ hatte bei ihren Kunden diese Grenzen verwischt und damit manche psychisch an sich gefesselt. Und die meisten Studio-Kunden waren von Ruths Vorgängerin zu „Sonderfällen“ gemacht worden und wie solche auch besonders behandelt worden. Weil Ruth aber eine klare Linie hatte, rannten die perversen „Problemfälle“ weiterhin zu Lydia was ein finanzielles Ungleichgewicht verursachte.

Genau mit diesen Argumenten erklärte Ruth dann in der Verhandlung mit Pat, warum sie keine höhere Tagesmiete zahlen konnte. Sie zog eine klare Linie, in dem sie Pat sagte, dass sie zu ihrem Wort stehe, sich den Betrieb noch weitere zwei Monate ansehen werde. Wenn sich der Verdienst nicht entschieden bessere, werde sie sich dann aber wieder verabschieden. Weil sie Ruth brauchte musste Pat akzeptieren dass sie die Bedingungen nicht ändern konnte. Pat bot Ruth sogar die Geschäftsführung des kompletten Bordellbetriebes an, weil sie mit der Arbeit ihrer Schwester total unzufrieden war. Doch Ruth hatte freundlich abgelehnt, sie wollte keinen Vollzeit-Job und auch Lydia ihren Arbeitsplatz nicht wegnehmen. Außerdem war Pat der Typ Chefin, der man rund um die Uhr zur Verfügung stehen musste, um sie zufrieden zu stellen. Ruth war sicher, in einem derartigen Beschäftigungs-Verhältnisses würde sie ihre Freiheit verlieren und mit Pat arg aneinander geraten, denn sie waren beide zu dominant.

Inzwischen war der anfängliche Spaßfaktor vorbei und Ruth fand es traurig genug, dass sie sich in dem Alter noch aktiv mit diesem Dreck beschäftigen musste.

Tatsache war, dass Ruth sich dafür schämte, deshalb nicht einmal ihrer Busenfreundin Esther von ihrer neuen Tätigkeit erzählt hatte. Dabei konnte sie gerade mit Esther über alles reden, speziell über Milieu-Angelegenheiten, denn da hatten sie sich vor über dreißig Jahren kennen gelernt. Im Gegensatz zu ihr war Esther schon lange zum „soliden Leben“ zurückgekehrt.

Der Studio-Betrieb wurde weniger statt mehr und mit ihrem sinkenden Verdienst auch Ruths Laune immer schlechter. Als dann Anfang des dritten Monats plötzlich eine zweite Domina auftauchte, wusste Ruth nicht, ob sie sich ärgern oder freuen sollte. Die neue Arbeitsteilung, eine Woche arbeiten, eine Woche frei im Wechsel, das fand Ruth gut, auch wenn sie nicht glaubte, dass sich das Wochenende rentierte. Aber sie hatte Verständnis dafür, dass Pat dadurch das Studio täglich besetzt hatte. Dass die neue Kollegin aber auch das gleiche Zimmer nutzte, im gleichen Bett schlief, widerstrebte Ruth. Es hatte ihr besonders gut gefallen, dass Pat versprochen hatte, das separate Zimmer sei nur für sie. Als Ruth das Zimmer plötzlich teilen musste, war ihre restliche Arbeitslust endgültig verflogen.

Ruth suchte und fand in der ´H und W` eine neue „Baustelle“!

Tausche Liebhaber gegen Luxus.

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