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Sado-Maso

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Besonders an die nächsten beiden Stationen erinnerte sich Ruth sehr ungern. Wochenlang war sie auf Job-Suche gewesen, als sie sich in ihrer Verzweiflung dann auf die Anzeige von Pat gemeldet hatte.

Erfahrene DOMINA zur Verstärkung 2-3 Tage wöchentlich gesucht!

Diese Anzeige in der ´H und W` war Ruth mehrere Wochen lang immer wieder aufgefallen, bis sie sich dachte: ´Fragen kostet doch nix!`

Bei ihrem Anruf hatte sich zu Ruths Erleichterung nur die Mailbox gemeldet, jedoch bekam sie kurz darauf eine SMS.

Hallo, bin momentan nicht in Deutschland, komme nächste Woche wieder, melde mich dann.

Liebe Grüße Pat

Als Pat dann tatsächlich anrief hatte Ruth den Wortlaut der Anzeige schon fast vergessen, wurde von der Inserentin aber sogleich wieder darauf gebracht.

„Hallo, hier ist Pat. Du hattest vergangene Woche auf meine Anzeige angerufen. Ich bin jetzt wieder in Deutschland, jetzt können wir reden! Wie lange arbeitest du denn schon als Domina?“

Ruth hatte wahrheitsgemäß geantwortet, dass ihre aktive Zeit, im eigenen Studio, als Domina, viele Jahre zurück läge. Dass sie also längere Zeit aus der Übung sei, weil sie einige Jahre im Ausland gelebt hatte. Auch dass sie schon über fünfzig sei, hatte sie nicht verschwiegen.

Pat fand das alles Super, denn sie suchte eine ältere, erfahrene Kraft. Schnell einigten sie sich darauf, dass Ruth ein paar Tage zum „Probe arbeiten“ nach Memmingen kommen solle.

Rabea hatte sehr skeptisch reagiert. Zwar hatte ihre Tochter keine negative Einstellung zu dem Gewerbe, denn schließlich war sie mit dieser Branche im gleichen Haus aufgewachsen und hatte als Table Dancerin am Wochenende ihr Taschengeld aufgebessert. Aber ihre Mutter als Aktive? Sie kannte die Mutter nur als „Chefin“, oder in der Bar als Bedienung mit der Theke als Barriere zwischen ihr und den Gästen.

„Ach Maus, lass mich doch mal testen. Ich brauche einen Job und Geld. Im Moment finde ich nichts anderes. Ich sitz jetzt schon fünf Wochen zu Hause, das kotzt mich an. Und wo kriegt man schon Knete dafür, nur jemand auf die Schnauze zu hauen? Schließlich ist eine Domina unberührbar und fickt natürlich auch nicht. Also, lass mich mal machen! Ist doch easy!“ hatte sie versucht ihre Tochter zu beruhigen.

Ganz so leicht wie sie es sich vorgestellt hatte, sah schon das Equipment der Studio-Räume nicht aus. Ruth hatte sich mit Beklemmung die beiden „schwarzen Studios“ und mit leichtem Widerwillen das „Klinikum“ angesehen. Dann hatte sie gestehen müssen, dass sie eine derartige Einrichtung nie besessen und deshalb auch die meisten Geräte noch nicht benutzt hatte. Sie sei aber auf jeden Fall bereit, die Handhabung zu lernen. Insgeheim zweifelte sie jedoch an ihrem eigenen Mut, denn ihr war sofort klar geworden, dass sie blutige Anfängerin war. Die beiden „Perversen“, die mal vor dreißig Jahren, kurze Zeit, ihre Kunden waren, hätte jede „Hobby-Hure“ zufrieden stellen können. Diese Beiden waren damals zu ihren „Stamm-Freiern“ geworden, weil Ruth immer pinkeln konnte. Es waren leichte Fälle gewesen. Natursekt-Liebhaber, die außerdem noch ein bisschen Beschimpfungen und Prügel brauchten. Akademiker, ein Rechtsanwalt der in der Kommunal-Politik tätig war und ein Chemiker aus der Geschäftsleitung eines großen Chemie-Riesen, die sehr gut zahlten. Für die beiden „Piss-Peter“ (beide hatten zufällig den gleichen Vornamen) hatte Ruth nie Peitschen oder andere Hilfsmittel benötigt. Die vielseitigen Folter-Instrumente des Memminger Studios jedoch, besonders der „Klinikraum“ mit seinen Nadeln, Zangen und Röhrchen machten ihr schon ein wenig Sorgen. Aber da musste und wollte sie durch, wäre doch gelacht, wenn sie das nicht schaffen würde.

Pat und deren Schwester Lydia hatten Ruth sehr freundlich empfangen. Die beiden großen molligen Blondinen, Ende dreißig, waren von sehr unterschiedlichem Charakter, jedoch jede auf ihre Art eine angenehme Erscheinung.

Pat, die Ältere und energischere, war die Chefin des Bordells, welches sich über zwei große, viergeschossige Häuser erstreckte. Es war der größte Puff der Stadt, in dem bis zu zwanzig Huren arbeiten. Pat hatte das Geschäft vor elf Jahren aufgebaut und hatte die ersten fünf Jahre selbst als Domina gearbeitet. Sie war eine gewiefte Geschäftsfrau, dominant, erfolgsorientiert und zielbewusst, von entwaffnender Offenheit. Sie erklärte sich fürs Anlernen nicht zuständig. Meinte, dass sich Ruth mit ihrer Schwester einigen müsse. Schließlich sei Lydia, als derzeit aktive Domina, Ruths Ansprechpartnerin. Pat verhehlte allerdings auch nicht, dass sie selbst fürs Anlernen Geld nehmen würde.

Lydia war nicht Geldgierig, sondern nach sechs Jahren Studio-Arbeit einfach „fertig“ und offenbar froh, ihre Last endlich abgeben zu können. Sie war die Schwester mit der feineren Art und dem sanfteren Wesen, von der man sich eigentlich schlecht vorstellen konnte, dass sie andere Menschen quälte. Was Pat ihr an Flexibilität und Geschäftssinn voraus hatte, ersetzte Lydia durch Geduld und Einfühlungsvermögen. Sie betrachtete alles und Jeden aus psychologischer Sicht und hatte für fast jede menschliche Macke Verständnis. Lydia konnte schlecht nein sagen, was kluge Menschen zum eigenen Vorteil nutzten. Als jüngere Schwester fühlte sie sich oft von Pat bevormundet und von den Eltern benachteiligt, deshalb war sie zeitweilig gekränkt und verschlossen.

Ruth fand beide Schwestern sympathisch, stand aber unverhofft vor der Tatsache, dass die beiden eine Vollzeitkraft suchten. Sie suchte jedoch nur einen Teilzeit-Job, schließlich wollte sie sich nur ein „Zubrot“ verdienen und zudem hatte sie ihr Leben lang genug reingeklotzt. Deshalb musste Ruth noch einige Kompromisse aushandeln, was Pat ihr nicht leicht machte. Aber Ruths Hartnäckigkeit führte letztlich zum Erfolg, denn die beiden Schwestern brauchten dringend Ersatz, da Lydia schon bald ausstieg. Scheinbar war es nicht einfach eine erfahrene Domina zu finden und weil Ruth einen neuen Start suchte, kam eine Einigung zustande. Lydia wollte zum Ende des Monats aufhören, so blieben drei Wochen um Ruth „einzuweisen“. Obwohl Pat nur auf „Tagesvermietung“ arbeitete, hatte sie einer halbe-halbe-Abrechnung während der Einarbeitungszeit zugestimmt. Dafür erklärte sich Ruth vorerst mit vier Arbeitstagen wöchentlich einverstanden. Nach Lydias Ausscheiden wollte man neu verhandeln.

Obwohl Ruth ihre innere Furcht vor der neuen Aufgabe energisch unterdrücken musste, war sie gleichzeitig neugierig darauf.

Mit einem billigen Lack-Outfit aus dem Sexshop trat Ruth eine Woche später ihre „Lehrstelle“ an.

Während der Zusammenarbeit mit „Lady Janina“, wie sich Lydia nannte, schwankte Ruths Stimmung zwischen Abneigung und Spaß. Die privaten Unterhaltungen waren mal amüsant und lustig, manchmal auch deprimierend traurig, wenn Lydia ihren „Seelenmüll“ abließ. Ruth erzählte einige private Anekdoten und gab sich cool, sie verschwieg aber, dass so mancher „Stamm-Freier“ ihr heimlich Angst oder Ekel verursachte. Obwohl Ruth überwiegend nur als „Gast“ den „Behandlungen“ beiwohnte, selten mal mitarbeiten musste, schwankte ihr Gefühl zwischen Abscheu und Geldgeilheit. Nur an dem „Putz-Sklaven“, Franz, hatte Ruth die Möglichkeit zu „üben“, was sie sehr ungern und selten nutzte. Er war ein so lieber Kerl, dass Ruth ihn nicht quälen konnte, auch wenn es ihm noch so gut tat.

Zwar sah sie keine großen Umsätze im Studio, aber das lag bestimmt nur an der extrem heißen Sommerzeit. Sicher kamen nur deshalb so wenig Freier, weil es mangels Klimaanlage einfach zu heiß in den schwarzen Räumen war. Ruth tröstete sich selbst damit, dass sie derzeit eben nur ein „Lehrgeld“ verdiene, die große Kohle dann später anschaffen könne, wenn sie allein arbeiten werde.

Als die drei Wochen vorbei waren, war Ruth froh und traurig zugleich. Mit Lydia hatte sie nicht nur viel gelacht und sich gut verstanden, Ruth hatte sich auch hinter ihr verstecken können, wenn sie einen Freier nicht anfassen wollte. Die Zeit war nun vorbei, dafür würde sie aber endlich richtig Kohle machen können. Denn nun konnte sie auch ihre eigenen Preise nehmen, nicht die Kleckerbeträge wie „Lady Janina“. Wegen einiger spezieller Stammkunden wollte Lydia aber weiterhin nur einen Tag im Monat „Domina“ spielen. Weil Ruth diese Freier ungern übernommen hätte, stimmte sie gerne Lydias Wunsch zu, jeden ersten Freitag im Monat zu arbeiten.

Ruth hatte sich schon auf hartnäckige Verhandlungen mit Pat eingestellt, als sie von deren Zugänglichkeit überrascht wurde. Statt der normal üblichen saftigen „Tagesmiete“ von Zweihundertvierzig Euro wollte Pat von Ruth für den nächsten Monat nur Hundert als Tagesgeld. Dafür verlangte die Chefin jedoch, dass Ruth die „Hauspreise“ beibehielt. Ruth fand das einerseits entgegenkommend, andrerseits fühlte sie sich bevormundet. Aber sie hatte keine Wahl. Diesmal vereinbarten sie eine dreimonatige Probezeit, danach wollte man sich neu besprechen.

Lydia übernahm die Geschäftsführung des Bordells, weil Pat für längere Zeit ins Ausland zog. Ruth war sofort klar, dass Lydia für diese Aufgabe ungeeignet war, behielt aber ihre Meinung für sich. Dass Lydia nicht die Führungsqualitäten ihrer Schwester hatte, würde sich früh genug zeigen. Das war nicht ihre Angelegenheit.

Tausche Liebhaber gegen Luxus.

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