Читать книгу Tausche Liebhaber gegen Luxus. - Ruth Broucq - Страница 20
Keine Ruhe
ОглавлениеAls sie mit Mahmut sein Rückflug-Ticket buchte, nutzte sie deshalb die Gelegenheit, am Lastminute-Schalter nach einem Kurztrip zu fragen. Sie fand eine super preiswerte Sieben-Tage-Reise nach Tunesien, zur Insel Djerba.
Während sie den Flughafen verließen, fragte Mahmut: „Du willst nach Tunesien, Mama? Sind die Männer da auch so, wie in Ägypten?“
„Wie meinst du das?“ wollte sie genauere Angaben, obwohl sie seine Hintergedanken kannte.
Verlegen wich Mahmut aus: „Na ja, so gastfreundlich und so. Ach, Mama, du weißt schon was ich meine.“
Zynisch grinsend stach Ruth in die Wunde: „Ja, ich weiß! Du meinst, so Geldgeile Geier, die nur darauf aus sind alte, alleinstehende und Sexhungrige Europäerinnen auszunehmen.“
Beschämt versuchte er abzuschwächen: „Na ja, nicht alle. Das musst du zugeben, Mama. Nicht alle Ägypter sind so.“
Gnädig erwiderte Ruth: „Stimmt! Es gibt von Hundert sicher eine Ausnahme. Blödes Thema, lassen wir das besser. Zu deiner Frage, ich weiß es nicht. Ich war mit Darki und Bea auf Djerba, da hat kein Tunesier versucht mich anzubaggern. Aber mir ist das auch egal, wie die Männer da sind. Du glaubst doch nicht, dass ich mir noch mal so einen Arsch ans Bein binde? Davon hab ich die Schnauze gestrichen voll. Die Art Abenteuer hat mich genug Geld gekostet. Auch wenn Ramsi noch so lieb ist, hab ich oft keinen Bock mehr auf die Fern-Beziehung. Und einen Neuen brauch ich nun wirklich nicht!“
Es war ihr egal, dass sie ihm damit zu verstehen gab, dass sie auch seiner Fern-Ehe wenig Chancen einräumte, er war klug genug, dass selbst zu wissen. Sie war auch nicht in der Stimmung Rücksicht auf seinen Nationalstolz zu nehmen, denn er kannte die Tourismus-Szene, in seiner Heimat sehr gut. Hatte lange genug als Kellner in einer Inn-Bar gearbeitet und war derzeit immer noch im ägyptischen Gastronomie-Gewerbe tätig.
Mahmut blieb ihr eine Antwort schuldig.
„Ich denke, du hast kein Geld und suchst Arbeit? Was willst du denn in Tunesien? Dann kannst du auch nach Ägypten fliegen, das ist doch bestimmt billiger für dich.“ wunderte sich Esther, als Ruth sie anrief um zu fragen ob sie mitkommen wolle.
„Nee, so groß ist der Unterschied nicht.“ Widersprach Ruth und erklärte: „Irgendwas fällt meinem Ramsi immer ein, was dringend bezahlt werden muss und ich kann schlecht nein sagen, wenn es die Miete ist. Außerdem hab ich keine Lust wieder Tagelang zu putzen und auf die Popperei hab ich noch weniger Bock. Nee, ich will mich mal wieder richtig verwöhnen lassen. So mit all-inklusive, morgens an dem Pool nur rumgammeln, an den fertigen Tisch setzen und in ein sauberes Zimmer kommen. Eben Urlaub. Verstehst du? Nicht zum zweiten zu Hause fahren. Mal was Neues. Ich kann Hurghada und alles was damit zusammenhängt einfach nicht mehr sehen!“
Esther zeigte sich verständnisvoll, sie meinte: „Das glaub ich dir. Für mich wäre das auch kein Urlaub, wenn ich selber kochen und putzen müsste. Ich würde ja gerne mit dir kommen, aber das geht momentan leider nicht. Wegen Walters Fahrverbot, hab ich dir doch erzählt. Wenn wir dann vier Wochen einen Wagen stehen haben, kann ich nicht auch noch Urlaub machen. Zumindest einer von uns muss die Kohle ranschaffen. Aber sag mal, wenn dir dein Mann und das Land so im Hals steht, was machst du denn, wenn du dein Haus verkauft hast? Willst du dann nicht zurück nach Ägypten?“
„Nein! Um Gottes willen, nur das nicht! Überall, hier, Spanien oder Frankreich, was weiß ich. Aber ich geh doch nicht mehr für längere Zeit dahin zurück. Nee, bestimmt nicht!“ wehrte Ruth entsetzt ab.
„Ach, das wusste ich nicht. Ich hab gedacht, dass du dann endgültig dahin ziehst.“ Staunte Esther.
„Nee. Mir hat es gereicht! Ein moslemisches Land kommt nicht mehr in Frage. Aber abwarten, vielleicht mach ich hier ein kleines Geschäft, vielleicht nicht. Schaun wir mal. Das steht noch in den Sternen. Erst muss ich jetzt mal nen Job finden.“ Schob Ruth die Zukunftsplanung beiseite.
„Du, da weiß ich vielleicht was für dich. Die Biggi arbeitet hier in Köln in nem Laden. Frag mich nicht was für eine Art Puff das ist. Die hat mir gestern erzählt, dass die da noch jemand für den Service suchen. Hast du die Nummer von der Biggi? Sonst gebe ich sie dir. Ruf die doch mal an. Köln ist doch günstiger für dich, da musst du nicht so weit weg und kannst zu Hause schlafen.“ Schlug Esther der Freundin vor. Ruth hörte am Ton ihrer Freundin, dass sie mit Abneigung an das Milieu dachte, obwohl sie selbst jahrelang „Puff-Mutter“ gewesen war. Sie betonte jedes Mal, wenn sie das Thema wälzten, dass sie nie mehr in dieser Branche tätig werden möchte, deshalb froh sei, im Transport-Gewerbe selbständig zu sein. Das wiederum konnte Ruth nicht nachvollziehen. Allein der Gedanke, so wie die Freundin, stundenlang hinter dem Steuer zu sitzen und stupide endlose Autobahn- oder Landstraßenkilometer abzureißen, wohlmöglich noch ins Ausland, und das ganz alleine, bereitete Ruth Unbehagen. Esther war ein Arbeitstier und liebte Autofahren.
Auch Esthers Schwester Rita, Biggis Mutter, war immer einem soliden Job nachgegangen. Esthers Nichte, Biggi, hatte nichts von dem Familienfleiß geerbt, sie war völlig aus der Art geschlagen.
Biggi lebte meist vom „Sozialen“, aber wenn sie mal zwischendurch arbeitete, dann im Milieu. Ruth war sich sicher, wenn sich jemand in sämtlichen Puffs ihrer Heimatstadt auskannte, dann Biggi. Die war immer informiert, kannte jede Hure sowie alle bekannten Luden und wusste immer was es Neues in ihrem Revier gab. Mittlerweile war Biggi auch Mitte Vierzig, so dass sie schon lange nicht mehr „anschaffte“. Doch selbst in jüngeren Jahren hatte sie nie lange „geackert“, nur ab und zu nebenbei auf dem „Straßenstrich“ ihre Kasse aufgebessert. Aber das Milieu war Biggis Wirkungskreis geblieben.
Ruth war zwar skeptisch, denn sie hielt nicht viel von den Läden in ihrer Umgebung. Und gerade die heimischen Großstädte waren für „Niedrigpreise“ und demzufolge schlechte Bezahlung bekannt. Trotzdem ging sie auf Esthers Vorschlag ein: „Ja, warum nicht. Schick mir mal die Nummer per SMS. Ich kann ja mal hören was das ist.“ ´In der Not frisst der Teufel fliegen, kann ja mal ein Affe aus dem Nest fallen,` dachte sie.