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2.4.1 Die Einheit von Körper, Geist und Seele in der Pflege

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Um sich ein Bild von der Einheit von Körper, Geist und Seele zu machen schaue ich nochmals auf die klassischen Pflegetheorien. Die bereits zu Beginn des Beitrages kurz genannten Metaparadigmen (Person, Umwelt, Gesundheit, Pflege) liegen allen Pflegetheorien zugrunde (Meleis 1999, Schaeffer et al. 1997). Gerade in der ambulanten Pflege geht es um interaktive und personenzentriete Aushandlungsprozesse mit dem Pflegebedürftigen und seinen Angehörigen in seinem Zuhause.

Das Metaparadigma »Person« beschreibt den Pflegebedürftigen, aber auch die Familienmitglieder oder Freunde werden hinzugenommen. Die Pflegenden sollen die gesundheitlichen, spirituellen und sozialen Bedarfe berücksichtigen. Das Outcome »Gesundheit« setzt voraus, dass die beteiligten Personen fähig sind zu interagieren und ihre Bedarfe für die Gesundheit selbst und würdevoll zu managen. Eine positive personelle Patient/Personenbeziehung ist dazu notwendig (Johnson 2017). Diese Übersetzung ist etwas kurz gegriffen, denn sie berücksichtigt nicht die Belange von kognitiv eingeschränkten Personen. Trotzdem impliziert das Metaparadigma Person einen Entwicklungsprozess des Patienten, der im günstigsten Fall mit Hilfe von Pflege von der Abhängigkeit in die Unabhängigkeit führt. Dabei hat die professionelle Pflege nicht nur die Aufgabe, rein körperbezogene Aufgaben zu verrichten. Der Anspruch geht weit über reine somatische Bedarfe hinaus, wie in diesem Beitrag noch näher ausgeführt wird. Die personenbezogenen Beziehungen in der Pflege finden ihren spezifischen Ausdruck in den Pflegetheorien und in der täglichen Praxis im Pflegeprozess.

Die Beachtung der Körper-Seele-Geist-Einheit (später wurde daraus der Begriff der Ganzheitlichkeit) wurde historisch bereits von Florence Nightingale als Begründerin der modernen Krankenpflege erwähnt13.

»Krankenpflege ist keine Ferienarbeit. Sie ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden soll, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung, wie das Werk eines Malers oder Bildhauers. Denn was bedeutet die Arbeit an toter Leinwand oder kaltem Marmor im Vergleich zu der am lebendigen Körper, dem Tempel für den Geist Gottes?« (zit. n. Knoll 2015).

Die Theorieentwicklung in der Pflege in den USA greift die Einheit von Körper, Geist und Seele seit den 1940iger Jahren aus verschiedenen Perspektiven immer wieder auf. Henderson formulierte ihre 14 Grundbedürfnisse als Grundregeln der Pflege (Henderson 1963). Sie sind an die Bedürfnislage des Patienten gekoppelt, die je nach Krankheitsbild und sozialem Status, unterschiedlich sein können. Diese Gedanken wurden in den folgenden Jahren von anderen Pflegetheoretikerinnen aufgegriffen und weiterentwickelt. So entstand neben den Bedürfnismodellen von Roper, Juchli, Krohwinkel z. B. das Interaktionsmodell von Peplau oder das Selbstpflegemodell von Orem, um einige Beispiele zu nennen (Orem 2009, Peplau 1952).

Die Pflegetheoretikerinnen schufen mit ihrem ganzheitlichen Modell eine breite Diskussionsplattform zur Ausgestaltung der ganzheitlichen Pflege in der Praxis. Die ganzheitliche Sichtweise war der Gegenentwurf zu der rein naturwissenschaftlichen Orientierung der Medizin.

Im Bereich der ambulanten Pflege hat die Ganzheitlichkeit jedoch noch andere Bedeutungen. Es geht um den Erhalt und die Sicherung des Status in der häuslichen Situation, um Vertrauen und Schutz und dies beinhaltet mehr als die reine körperliche Versorgung im Falle einer Pflegebedürftigkeit. Die Pflegetheoretikerin Friedemann entwickelt aus ihrer Erfahrung in der Gemeindekrankenpflege 1989 das systemische Modell der Familien- und umweltbezogenen Pflege. Die schrittweise Entwicklung weg von der pathogenetischen hin zur salutogenetischen Sichtweise war für Friedemann eine Notwendigkeit. Der Mensch definiert sich aus ihrer Sicht über die Beziehung zwischen der Umwelt, anderen Menschen oder auch Gegenständen.

»Nach der Theorie des systemischen Gleichgewichts« entsteht Kongruenz, wenn die vom Individuum gesetzten Ziele im richtigen Ausmaß erreicht wurden. Das Diagramm ist dynamisch, d. h. Ziele und Prozessdimensionen sind keine festgelegten Größen, sondern sind abhängig von den einzelnen Individuen. Je nach Lebenslage wird das eine oder andere Ziel mehr oder weniger bedeutungsvoll. Die Aktivitäten innerhalb der Prozessdimensionen können sich verschieben (vgl. Friedemann 2003, S. 20–25).

In dem Modell wird die Nähe zu den salutogenetischen Ansätzen Antonovskys sichtbar. Es geht um die Balance zwischen Kontrolle und Regulation, Wachstum und Spiritualität sowie die Stabilität. Friedemann entwickelte anhand von Fallbeispielen die Integration des Modells in den Pflegeprozess.

Das Metaparadigma Gesundheit beschreibt das intellektuelle, emotionale, physische soziale und spirituelle Wohlbefinden innerhalb einer Lebensspanne. Diese Faktoren schützen die Gesundheit und Pflege hat die Aufgabe, Einschränkungen solange zu kompensieren bis der Patient selbst wieder in der Lage ist, sich auf sein Wohlbefinden zu konzentrieren.

Heute wird der Begriff der Ganzheitlichkeit eher kritisch gesehen, die Diskussionen gehen dahin, ob es unter den heutigen Rahmenbedingungen in der Praxis möglich ist, angemessen auf die pflegerischen Anforderungen in der Patientenversorgung in allen Sektoren der Gesundheitseinrichtungen eingehen zu können (Stemmer 2003, Bischoff 1993).

Welche Verantwortlichkeiten der Begriff Ganzheitlichkeit beinhaltet, hängt auch mit der eingangs beschriebenen Conditio humana zusammen. Die Aspekte der Sorge, die im Dasein des Menschen zugrunde liegen werden anhand der Ausführungen von Heidegger und im weiteren der Care-Ethiken ausgeführt. Im Anschluss daran werden die Gedankengänge mit dem Blickwinkel auf das Ehepaar Meier näher analysiert.

Ambulante Pflege in der modernen Gesellschaft

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