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Glaubwürdigkeit im Schutze der Macht

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Nach dem Erlebnis im Gerichtssaal des Landgerichtes fühlte Silke sich wieder einmal traumatisiert. Sie verstand nicht, dass sie zu einer Verhandlung einbestellt wurde, in der man nicht gewillt war, sie anzuhören. Das Wort Verhandlung bedeutet der deutschen Sprache nach auch Aussprache, Dialog, Gedankenaustausch. Doch die erlebte Gerichtsverhandlung und die einseitige Prozessführung durch die Richterin sprachen eine andere Sprache. Man hatte Silke fühlbar gezeigt, dass die Glaubwürdigkeit eines Polizeibeamten mehr wog, als ihre Wahrheit, die sie von Anfang an in der Dienstaufsichtsbeschwerde und ihrem Anwalt gegenüber gleichbleibend ungeschönt geschildert hatte. Sicherlich hatte die Richterin Kenntnis von der Aktenlage, dachte Silke. Die tatsächlichen Tatbestandsmerkmale gegen den Polizeibeamten Pappulski war sie jedoch bewusst übergangen. Es interessierte sie nicht, dass er Silke ohne Grund und Vorwarnung verletzt hatte. Denn Silke hatte ihn nun mal nicht eingeschlossen. Einen Schlüssel ins Schloss zu stecken, ist doch kein Verbrechen, zog es Silke zum hundertsten Mal durch den Kopf.

Gefahr im Verzug und Notwehr, die den Angriff des Polizisten gesetzlich erlaubt hätten, lagen in Silkes Garten nicht vor. Doch davon wollte die Richterin nichts wissen. Sie beharrte darauf, Silke als freiheitsberaubende Täterin zu brandmarken.

Entweder hatte die Richterin keine Kenntnis davon, dass Polizisten dem Gesetz nach Gewalt ankündigen müssen, wenn keine Notwehrsituation vorliegt, oder sie hatte andere Gründe dafür, die beiden Beamten bewusst zu decken, überlegte Silke.

Der Bürger hofft, dass Richter wissen, worüber sie ihr Urteil mit Sachverstand fällen, dass sie mit entsprechender Rechtskenntnis urteilen, und dass sie tatsächlich Recht sprechen wollen.

Diese Hoffnung hatte sich vor dem Landgericht bei Silke nicht erfüllt. Das Recht war verdreht worden und sie hatte kein rechtliches Gehör gefunden. Es zählte nur die Aussage des Beamten nach seiner eigenen Befindlichkeit und Vermutung, Silke habe ihn einschließen wollen. Der Rechtsanwalt des Landes schlug in diese Bresche und warf Silke genau das unverrückbar vor. Diese Rechtsverdrehung zu Silkes Nachteil fühlte sich für sie erschütternd an. Am Abend konnte sie noch immer nicht abschalten. Das Geschehen vor Gericht ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und fasste, um alles zu verarbeiten, ihre Gedanken als Polizei- und Justizballade zusammen..


GEFANGEN in der Gesetzesmühle

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