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Über Lieblings-Tatort und Verqueres,Hörgenuss und Konzertantes sowie Erichs Emil
8. Februar 1937 – Geburtstag Manfred Krugs
Roberts Robe
Den „zerbrochnen Krug“, Kleists Lustspiel, hat er auch mal gespielt, also nicht die Titelrolle, den Dorfrichter Adam natürlich. Zerbrochen oder gebrochen konnte man sich dieses Mannsbild auch nicht vorstellen, obwohl das Interview mit Dirk Sager unmittelbar nach der Ausreise nach West-Berlin 1977 ihn als enttäuschten, desillusionierten, einfach schwer mitgenommenen Menschen zeigt. Aber sie haben ihn nicht geschafft. Er hatte sein Publikum in der DDR verloren, das hatte ihn am meisten getroffen, so sagte er damals. Also gewann er ein neues.
In seiner zweiten Heimat machte er vor allem Fernsehen: Vorabendsendungen wie „Auf Achse“ (15 Jahre lang) zu Beginn, später Hauptprogramm: „Tatort“ (1984-2001, 41 Folgen), Sonntagabend. Das für den Freund des anspruchsvollen TV-Kammerspiels mit regionalem Bezug Beste, was Manfred Krug ablieferte, war aber die von seinem Freund Jurek Becker geschriebene Anwaltsserie „Liebling Kreuzberg“ (1986-1998, 58 Folgen).
Das Singen jedoch konnte er auch nicht lassen: Die Kritik schätzte ihn schon in der DDR sehr, wo er als Jazz-Interpret großen Erfolg hatte, in Zusammenarbeit mit seinem Bandleader. Natürlich war die Enttäuschung groß, als sich herausstellte, dass dieser den Krug jahrelang für die Stasi ausspioniert hatte. Es gab auch einiges zu berichten über seine Veranstaltungsreihe „Lyrik – Jazz – Prosa“. Geradezu legendär wurde jener Auftritt, bei dem Manfred Krug die systemkritische satirische Anekdote „Die Kuh im Propeller“ von Michail Soschtschenko rezitierte. Ganz oben wollte man ihm, dem braven DDR-Bürger, Dissidentes nicht durchgehen lassen, sodass er letztendlich resignierte.
Bevor sich das Ausbürgern einbürgere, so seine Worte, verließ er im April 1977 im Nachklang der Biermann-Entlassung aus der Staatsbürgerschaft freiwillig die DDR. Ob das zuvor über ihn verhängte Berufsverbot seinen Sinn für Recht und Gerechtigkeit besonders anheizte, ist fraglich, sicher ist jedoch, dass er im Westen hauptsächlich als Kommissar, Detektiv und Anwalt tätig wurde – jeweils als Darsteller, versteht sich.
„Betrachten Sie unser Verhältnis als – angespannt! “ Liebling konnte ziemlich unleidlich sein.
Die Produktionszeit von „Detektivbüro Roth“ und „Liebling Kreuzberg“ überschnitt sich anfangs, was Anwalt Lieblings Kompagnon Arnold in der „Liebling“-Folge „Ausnahmsweise umsonst“ dazu nutzte, einer Mandantin das Detektivbüro Roth zu empfehlen, was er gleich darauf allerdings wieder zurücknahm: „Es war nur ein dummer Scherz.“
Das Publikum jedoch genoss wohl nicht nur die Scherze, die Jurek Becker und in einer Staffel Ulrich Plenzdorf ihrem Protagonisten und seinen Nebendarstellern in den Mund legten. Vielmehr gab es zum Preis der GEZ-Gebühr jeweils eine Dreiviertelstunde Einblicke in und Nachhilfe über unser Rechtssystem. Eine Mandantenbelehrung wie „Sie müssen sich von dem Gedanken freimachen, vor Gericht gebe es Gerechtigkeit, was Sie bekommen ist ein Urteil“, klingt zwar trivial, sollten sich aber immer noch viele, die das einfach nicht wahrhaben wollen, wenn schon nicht hinter die Ohren, so doch wenigstens auf die Korrespondenz mit ihrem Anwalt notieren. Und dass Robert Liebling, als er ohne Robe vor Gericht erscheint, Gefahr läuft, als nicht anwesend vom Verlauf der Verhandlung ausgeschlossen zu werden, ist eine unterhaltsam dargereichte Information, die man dankend zur Kenntnis nimmt. Alles, was der Rechtsfindung dient, wissen wir seit dem großen linken Rechtsgelehrten Fritz Teufel, muss halt in Anschlag gebracht werden.