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Stadt eines Vorworts

Bad Mergentheim


Jahrestage-Buch: eine Tour d'Horizon mit nicht weniger, aber auch nicht mehr als als 77 Stationen. Auf den Spuren eines Flaneurs des Wissens erleben Sie ganz unaufgeregt eine äußerst seriöse Auswahl all dessen, was man weiß, was man wissen sollte, was man zu wissen meinte.

Guten Gewissens entstand gewissermaßen eine Art ewiger Kalender. Nutzen Sie ihn, solange Sie können. Es ist nicht nur für jeden etwas dabei, vielmehr wird er gerade jedem Journalisten sehr zupass kommen, ein Kompendium an die Hand zu bekommen, dass ihm seine Frage „Worüber berichten wir heute?“ im Sinne von „Was für ein Gedenktag ist heute?“ beantwortet. Damit traktiert er dann Sie, seine Zuschauer, Hörer und Leser. Nur dass runde Jahrestage maßlos überschätzt sind.

Es ist ja auch ein fragwürdiges Ritual, an denkwürdige Daten nur zu erinnern, wenn sie exakt zehn, fünfundzwanzig, hundert oder tausend Jahre her sind. Da muss man manchmal ganz schön lange warten, obwohl man doch auch einmal spontan gedenken will. Das Jahrestage-Buch befreit von Gedenkzwang und lädt ein, jederzeit und an jedem Ort seinen Erinnerungen nachzuhängen.


Sooo: Man sollte z.B. verdienstvollen Menschen auch einmal zu Lebzeiten gedenken. Dann haben sie auch mehr davon. Diesem Herrn aus Tauberbischofsheim vor allem anlässlich des 9. Dezember – des Internationalen Anti-Korruptions-Tags.

Es gibt Zeiten, schreibt der so große wie groß gewachsene Harald Schmidt, „da diktiert sozusagen der Kalender das Thema. Oft nicht das Schlechteste, weil gerade über dieses Thema ja schon alles gesagt ist. Grund genug also, es nochmal zu tun, natürlich aus völlig neuer, epochemachender Perspektive.“ So reflektiert er in Warum und wohin? Gesammelte Notizen aus dem beschädigten Leben [München 2002, S. 181] Recht hat er, und so geschieht es hier. Möge es gelungen sein.

Das Spektrum der Gedenk-, Jahres- und Aktionstage ist sehr weit, es reicht vom nationalen Hut-Tag über den Weltwetter-, den Abracker-Tag, den Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen, den internationalen Witze-, den Pi-, den BDSM-Tag bis hin zum Welttag des Lächelns und dem Tag des Faulenzens. Ein besonderes Gedenken gilt der Erinnerung an die Erstbesteigung des K2, an den Todestag Karl Valentins und den des Diogenes von Sinope, an den Geburtstag Fritz Benschers, nicht zu vergessen an den Internationalen Welttag der Toleranz und den Umarme-einen-Schlagzeuger-Tag. All das wird gleichmäßig ernsthaft und seriös behandelt. Mag sein, dass zuweilen dem angemessenen, echten Pathos des Anlasses eine Prise Ironie den Atem nimmt; Spott oder niederträchtige Herabsetzung des gedachten Gegenstands liegen jedoch der Absicht dieser Gedenkblätter fern.

Ganz im Gegenteil: Unendlich viel an Wissen, Orientierung und Unterhaltung verdanken wir den gefeierten Gegenständen, Sachverhalten und Menschen. Und so gestaltet sich dieses kleine Projekt zu einer ehrerbietigen Verneigung vor dem, was letztlich unser Leben ausmacht oder beeinflusst hat, bei dem einen mehr, dem anderen weniger. Sollte das nicht der Fall sein, so kann man ja immer noch dazulernen aus einer Enzyklopädie, die mit den modernen Wikis wenig, hingegen mit klassischen rein gar nichts zu tun hat. Nichtsdestoweniger lernt man einiges bis vieles über Dichterjuristen und Nonkonformisten, Hörgenuss und Konzertantes, die Dietrich und den Präsidenten, Hopfentrank und Hosenlose, Digital- und Bares, Übersetzer, Überwege und Overkill, Fantasie, Fesseln und Höhepunkte. Und noch viel mehr. Das muss reichen.

Dank eines großzügigen Stipendiums eines Stralsunder Mäzens konnten die Studien zu diesem Band im ziemlich schönen Taubertal zum Abschluss gebracht werden.

Berlin, Bad Mergentheim, März 2020

Jahrestage-Buch

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