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8. Januar – Männerbeobachtungstag

Watching me, watching you – aha-a

An plane spotter hat man sich inzwischen gewöhnt, das ist ja auch eine harmlose Spezies. Was um alles in der Welt jemanden dazu bewogen hat – und das auch noch in einschlägigen Jahrestageskalendern zu implementieren –, die indiskrete Praxis der Observation von Männern zu feiern, muss schon sehr befremden. Das zeugt schon von einem besonderen Geschmack, über den man auch in diesem Fall wohl nicht streiten darf. Neben Wal- und Wahlbeobachtern ist das schon ein besonders skurriles Hobby. Was gibt’s denn da zu sehen?

Ob gewollt oder nicht, man muss als Mann am 8. Januar jeden Jahres damit rechnen, genau fixiert zu werden, wenn sich das Wissen um diesen Aktionstag ausbreitet, was mit diesen Zeilen überhaupt nicht intendiert ist. Da heißt es, sich gut gepflegt und ordentlich gekleidet in die Öffentlichkeit zu begeben, sich zu benehmen, also einen insgesamt guten Eindruck zu machen oder – wenn man keinen großen Wert auf gute Bewertungen legt – sich im Rahmen des Üblichen zu bewegen.

Stellen Sie die vor allem bei Frauen beliebtesten Charaktereigenschaften heraus, über die jeder Mann geheim im Übermaß verfügt: Zeigen Sie Emotionalität und Humor. Ad 1, Emotionalität: „Gestern Abend haben wir Mensch ärger dich nicht gespielt, da habe ich mal so richtig die Sau 'rausgelassen.“ So wie der tagein tagaus tief in sich ruhende Ex-Innenminister De Maizière seine im seelischen Untergrund brodelnde Leidenschaft kundzutun einmal willens und in der Lage war, kann das jeder Mann. Ad 2, Humor: Lachen Sie doch ab heute mal über die Witze, die andere und nicht Sie selbst machen. Fällt schwer, klar, kann aber, wenn Sie sich entspannt zusammenreißen, gelingen.

Wo findet man heute überhaupt noch Männer? Wenn man absolut sicher gehen will, besuchen Sie die Aufsichtsratssitzung eines DAX-Konzerns. Sicherer noch: Schummeln Sie sich mal in eine Klausur der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, möglichst als Mann oder als solcher verkleidet, damit Sie nicht so auffallen. Während des Karnevals ist der Elferrat jeder beliebigen Großen Prunksitzung ein wahrer Augenschmaus.


Männer-Überhang: Sometimes it’s a long way up for man watching.

Jüngere Vertreter der male community trifft man im Knabenchor an, nach bevorstehenden höchstrichterlichen Entscheidungen über die zulässige Exklusion von Mädchen in solchen Einrichtungen bald aber nicht mehr exklusiv. Nutzen Sie also die Zeit. Schützenvereine werden dagegen noch eine Weile ihren Nimbus erhalten, jedes Jahr einen Champion zu küren. Er heißt Schützenkönig, und nicht sie, Schützenkönigin. Ja, noch gibt es ein paar Paradiese männlicher Zurschaustellung. Schauen Sie mal vorbei, und gucken Sie hin! In freier Wildbahn wird das über kurz oder lang erfolglos sein.

Wahrscheinlich verdankt sich die ganze Idee ohnehin einem lauen Witz, denn der amerikanische Male Watcher's Day geht auf die Profession der Whale Watcher zurück, was nun mal überhaupt nichts mit penetrantem Gestarre auf das Beste am Männlichen zu tun hat, sondern eine ehrbare Tätigkeit darstellt, die einen Beitrag dazu leistet, die Riesenmeeressäuger vor dem Aussterben zu retten. Das ist aber im Falle des Mannes gar nicht nötig. Obwohl: Nach Jahrzehnten der berechtigten Förderung des weiblichen Parts der Bevölkerung glaubt manch Psycho- und Soziologe an mittlerweile schwer reparable Schäden am Mythos Mann. Wenn der Männerbeobachtungstag da für einen Moment des Innehaltens sorgte, wäre das ein doch noch löbliches Unterfangen.

Eher aber ist zu befürchten, dass diese Legitimation für Lausch- und Sichtangriffe auch nicht besser ist als gut gemeinte Stasi-, BND- und NSA-Aktionen. Also sollte sich jedes Mitglied der Gesellschaft (m/w/d) vor solcherlei hüten – ob er Subjekt oder Objekt des Unternehmens ist. Bleiben Sie wachsam, nie war die Warnung so wertvoll wie heute: Big Brother/Sister/Diverse is watching you!

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