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Kapitel 11

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„Na, du konntest es wohl gar nicht erwarten, mich wiederzusehen, verehrter Schwager“, sagte Nicolas Barnett grinsend. Das Lächeln fiel ihm schwerer, als es den Anschein hatte. Er hätte zu gern gewusst, was der Earl vorhatte. Derryhill saß hinter seinem Schreibtisch und ordnete schweigend einen Stapel Papiere. „Du hast mich doch nicht holen lassen, damit ich dir bei deiner Korrespondenz helfe?“

Nicolas versuchte weiter, einen fröhlichen Tonfall anzuschlagen, obwohl die versteinerte Miene seines Gegenübers dazu nicht den geringsten Anlass gab. Überdies hatte die Tatsache, dass er vom Kammerdiener des Earls persönlich in der eigenen Wohnung abgeholt worden war, bereits sämtliche Alarmglocken zum Läuten gebracht. Als der Türklopfer laut und vernehmlich angeschlagen wurde, da hatte er zuerst gar nicht öffnen wollen. Wer sollte ihm unangekündigt einen Morgenbesuch abstatten, wenn nicht irgendein ungebetener Gläubiger? Wie es der dumme Zufall wollte, war Nigel eben in diesem Augenblick heimgekehrt und hatte den Diener des Earls in die Wohnung gebeten. Ich muss ihn wirklich hinausschmeißen!, dachte er nun nicht zum ersten Mal. Wie peinlich war es gewesen, dem korrekten Kammerdiener im Morgenmantel zu begegnen und in sein versteinertes Gesicht zu blicken. Dann hatte er auch noch darauf bestanden, ihm beim Ankleiden zu helfen, und er hatte nur froh sein können, dass sich Elli bereits verabschiedet hatte.

Da stand er nun, nicht einmal eine Stunde später, und wartete bisher vergeblich, dass man ihm einen Platz anbot. Ein banges Gefühl machte sich in seinem Inneren breit. Hatte seine Mutter Derryhill etwa davon in Kenntnis gesetzt, dass er sie zweimal versetzt hatte und fast zu spät zur Krönung gekommen wäre? Dann würde diese Unterredung noch unangenehmer verlaufen, als er ohnehin schon befürchtete. Er zwang sich, das anscheinend unbeschwerte Grinsen beizubehalten und warf, damit er irgendetwas zu tun hatte, seinen Hut in hohem Bogen auf das Sofa.

Dann herrschte eine Zeit lang Schweigen, während der Earl eine lange Zahlenkolonne zu addieren beliebte.

„Setz dich!“, forderte er dann endlich.

Nik wusste, dass er sich dem Befehl besser fügen sollte, und dennoch regte sich Widerspruch in ihm. Es war schließlich nicht Derryhill gewesen, den er versetzt hatte.

„Ich wünsche dir auch einen wunderschönen guten Morgen, mein lieber Schwager“, sagte er daher und hoffte, dass der andere das leichte Zittern in seiner Stimme nicht bemerkte. „Was …“

„Setz dich!“, forderte Derryhill ein weiteres Mal und wies mit der Hand auf den Sessel, der ihm gegenüberstand. Jetzt gab es für Nik keinen Zweifel mehr, dass sich seine Mutter über ihn beschwert hatte.

„Kein Grund, sich zu echauffieren.“ Nik warf sich betont lässig auf den Lehnstuhl. „Ich kann dir alles erklären.“

„Du erklärst mir gar nichts mehr, mein Freund!“, stieß Derryhill hinter geschlossenen Zähnen hervor. „Ich werde dir jetzt einige Fragen stellen und du wirst sie mir beantworten. Kurz, bündig und vor allem wahrheitsgemäß, hast du mich verstanden?“

„Wie könnte ich dich nicht verstehen?“ Nicolas flüchtete sich aus der Hilflosigkeit in den Sarkasmus. „Schließlich sprichst du laut und deutlich.“ Er stand auf. „Allerdings weiß ich nicht, ob mir dein Tonfall gefällt. Ich bin erwachsen, und du bist nicht mehr mein Vormund, wenn ich dich daran erinnern darf.“

„Nein, aber ich bin dein Vermögensverwalter“, entgegnete Derryhill kühl. „Als solcher sage ich dir, dass sich deine finanziellen Mittel dem Ende nähern. Ein, zwei Monate noch und du bist bereit für den Schuldturm. Wenn du weiter so teure Weine kaufst, dann wird das Geld allerdings nicht einmal mehr einen Monat reichen.“

„Wie bitte?“ Nik schnellte im Sessel nach vorne. „Das kann doch unmöglich dein Ernst sein.“

„O doch, es ist mein voller Ernst. Sind der Herr jetzt bereit, meine Fragen zu beantworten?“, stellte nun auch Derryhill sein Talent für Sarkasmus unter Beweis. „Anschließend können wir beratschlagen, wie wir dein Problem am besten lösen.“

Was wäre Nicolas anderes übriggeblieben, als zu nicken?

„Ist es richtig, dass du deiner Mutter versprochen hast, sie am Tag der Krönung um Viertel nach zehn abzuholen?“ Beim Wort versprochen legte Derryhill sich die Hand ans Herz, genauso, wie es Nicolas getan hatte.

Dieser sah beschämt zu Boden und nickte stumm.

„Wie bitte?“, schnauzte ihn sein Gegenüber an.

„Ja, verdammt noch mal! Das weißt du doch selbst“, schnauzte Nik zurück. „Du bist doch schließlich dabei gewesen.“

„Ist es richtig, dass du dieses Versprechen nicht eingehalten hast und dich erst in die Kirche geschlichen hast, als bereits die Fanfaren ertönten?“

„Es war kurz davor“, stellte Nicolas richtig, beeilte sich jedoch, als er Derryhills eisige Miene sah, auch das zu bestätigen.

„Stimmt es, dass du der, ich korrigiere mich … einer der Geliebten der Schauspielerin Loulou Gabani bist?“

„Aber das weißt du doch auch! Was soll denn das hier werden? Ein Vortrag über Moral?“

„Den hätte ich dir anscheinend schon längst halten sollen. Ich war, als ich noch unverheiratet war und Mätressen hatte, immer deren einziger Liebhaber, das kannst du mir glauben. Alles andere ist schlechter Stil. Aber egal, tu, was du für richtig hältst.“

„Das mache ich, danke sehr!“ Nicolas deutete eine kleine Verbeugung an, die seinen um neunzehn Jahre älteren Schwager noch mehr erzürnt hätte, wäre dies überhaupt möglich gewesen.

„Ist es richtig, dass du am Krönungstag gegen halb elf aus dem Haus der Gabani gekommen und Richtung Curzon Street davongegangen bist?“

Nicolas war noch blasser geworden. „Woher weißt du denn das schon wieder?“

„Also ist es wahr.“ Der Earl sank in seinem Stuhl zurück. „Du hast tatsächlich deine Mutter im Stich gelassen, du hast Tausenden Anwesenden in der Abbey die berechtigte Möglichkeit gegeben, sich das Maul zu zerreißen. Du hast mich bloßgestellt, der dir die Einladung überhaupt erst verschafft hat.“ Gebieterisch schnitt er Nicolas, der etwas zu seiner Verteidigung hatte vorbringen wollen, mit einer Handbewegung das Wort ab. „Und zu guter Letzt wärst du um ein Haar zu spät zur Krönung gekommen und hättest damit nicht nur den versammelten Hochadel und sämtliche Würdenträger brüskiert, sondern auch unseren neuen König. Der, wie man weiß, in solchen Dingen keinen Spaß versteht.“

„Es handelte sich um einen Notfall, Derryhill. Ich musste eine Flasche Wein besorgen, den …“

„Ach ja, der Wein!“ Sein Schwager wedelte mit einem Blatt Papier in der Luft. „Der Händler hat mich heute Morgen bereits mit seinem Besuch beehrt. Ein teurer Tropfen, fürwahr.“

„Ich zahl dir den Betrag selbstverständlich zurück“, beeilte sich Nicolas zu versichern.

Derryhill nickte und ergriff den Stapel Papiere, den er beim Eintreten seines Schwagers sortiert hatte. „Gewiss wirst du das. So wie alle anderen Schuldscheine, die ich seit deiner Volljährigkeit für dich übernommen habe. Das ist doch nur recht und billig, nicht wahr?“

„Selbstverständlich!“, beeilte sich Nicolas tapfer zu versichern. Er hatte insgeheim stets darauf gehofft, dass ihm sein Schwager diese kleinen Beträge erlassen würde. Schließlich war er doch unermesslich reich. Da nannte dieser die Summe aller Scheine, und mit einem Schlag war jedes Lächeln aus Niks Gesicht gewischt. Hier handelte es sich um keinen kleinen Betrag mehr!

„Das kann doch nicht sein!“, rief er aus.

„Bitte sehr. Kontrolliere selbst.“ Derryhill hielt ihm die Papiere entgegen, die Nik nahm und sofort mit schnellem Blick überflog. Da waren die Rechnungen des Schneiders. Aber gut, er musste schließlich etwas anhaben. Von einem Stutzer seines Formats erwartete man, dass er sich stets nach der neuesten Mode kleidete. Wenn er schon keinen Titel aufzuweisen hatte, dann musste er wenigstens mit seinem Äußeren einen bleibenden Eindruck machen. Ah, und die Rechnung für die neue Kutsche. Er hatte wirklich nichts dafürkönnen, dass er die alte in den Graben gelenkt hatte. Der herbstliche Boden war durch herabgefallene Blätter besonders rutschig gewesen. Aha, ein Juwelier, und noch einer. Hatte er wirklich so viele Hutnadeln und Broschen gekauft? Und dann das Collier für die Gabani. Sie war verwöhnt und gab sich schon lange nicht mehr mit Kleinoden zufrieden. Dann waren da noch die monatlichen Mietzinszahlungen für seine moderne Wohnung in Albany, das Reitpferd, das er kürzlich im Tattersall erstanden hatte. Das war notwendig gewesen, da sein alter Wallach lahmte und nun auf der Weide seiner Schwester Penelope das Gnadenbrot bekam.

„Schwager, ich muss dich um die Möglichkeit einer Ratenzahlung bitten“, sagte er zähneknirschend.

„Aha, und wie willst du das Geld für diese Raten verdienen?“, lautete die Gegenfrage. Der Earl schien nichts als aufrichtiges Interesse auszustrahlen. Niks Zähneknirschen vertiefte sich. Was hätte er darauf antworten sollen? Als zweiter Sohn einer hochadeligen Familie, dessen Auskommen nicht durch ein ausreichendes Erbe abgedeckt war, hatte man in der Regel drei Möglichkeiten, an Geld zu kommen. Entweder man erwarb ein Offizierspatent und diente König und Vaterland im Krieg. Doch das Napoleonische Ungeheuer war besiegt, England lebte in Frieden, und außerdem hätte es ihn ohnehin nicht aufs Schlachtfeld gezogen. Bliebe der Weg zur Marine, der ihm ebenfalls nicht verlockend erschien, da ihm auf jedem Segelboot übel wurde. Und als Pfarrer taugte sein Freund Marcus besser. Wie sollte er denn je ein Leben führen können, das als moralisches Vorbild für andere dienen konnte?

„Ich bemerke, du schweigst?“, riss ihn Derryhill aus den Gedanken. „Der Spieltisch ist übrigens keine ratsame Form der Einnahmequelle“, setzte er spöttisch hinzu.

Nik war empört. Er war der Letzte, der sein Glück mit Karten herausforderte. Ein Spiel hie und da gab es natürlich, jedoch nie um allzu hohe Einsätze. Er wollte eben protestieren, da drückte ihm sein Gegenüber mit den Worten „Hier haben wir deine Spielschulden“ einen weiteren Stapel Scheine in die Hand.

„Ich fasse es nicht!“

Nik schüttelte ungläubig den Kopf, als er die Zahlen und seine Unterschrift auf jedem Blatt sah. „Ich ahnte nicht, dass es so viele Schuldscheine sein könnten. Was schlägst du vor, Derryhill?“ Nun klang seine Stimme kleinlaut. „Wie kann ich dir all meine Schulden je zurückzahlen?“

Der Earl sah ihn mit prüfendem Blick an: „Nun, noch reicht das Erbe deines Großvaters, das dir an deinem einundzwanzigsten Geburtstag zur Verfügung gestellt wurde, aus, um diese Beträge abzudecken.“

Nik lachte befreit auf. „Jetzt hast du mir aber einen ordentlichen Schrecken eingejagt, Schwager. Nun denn, nimm dir das Geld und zerreiße die Scheine!“ Er sprang auf, begierig darauf, das Haus zu verlassen. Doch das nächste „Setz dich wieder!“ ließ ihn auf die Sitzfläche zurückfallen. Er hatte geahnt, dass er nicht so einfach davonkommen würde. „Was ist denn noch?“

Derryhill schob ihm eine Handvoll Münzen über den Tisch. „Damit du es dir besser vorstellen kannst, was du noch besitzt, gebe ich dir das, was von deinem Erbe übriggeblieben ist, in Form von zehn Goldmünzen. Wie ich anfangs sagte, dürften sie bei sparsamem Lebenswandel für ein Jahr reichen. Du solltest dich also dringend nach einer Beschäftigung umsehen, die dir zusätzliche Einnahmen ermöglicht, mein Lieber!“

Nik fuhr auf: „Ich bin von Adel!“ Er war zwischen Empörung und Hilflosigkeit hin- und hergerissen. „Adelige arbeiten doch nicht.“

„Ich denke, es müsste heißen: Auch Adelige verhungern nicht gern“, meinte sein Gegenüber trocken.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein, Derryhill. Du bist reich wie Krösus! Da ist es doch höchst unfair, dass du allen Ernstes …“

„Achtung, junger Freund!“, unterbrach ihn die schneidende Stimme des Earls. „Überleg dir gut, was du sagst.“

Nik lief feuerrot an. „Ich weiß, ich weiß. Du hast Lancroft Abbey gerettet und damit meine ganze Familie“, sagte er kleinlaut. „Und du hast mir seit meinem dreizehnten Lebensjahr ein sorgloses Leben gesichert. Es tut mir leid, ich wollte nicht undankbar erscheinen. Im Gegenteil, ich bin dankbar. Äußerst dankbar, sogar. Aber kannst du nicht …?“

„Nein, ich kann nicht“, unterbrach ihn sein Schwager. „Was ich aber könnte, ist, wenn du mir weiterhin vorschlägst, auf meiner Tasche liegen zu wollen, dir auch noch all die Schuldscheine vorzulegen, die du unterschrieben hast, bevor du volljährig geworden bist. Möchtest du sie sehen?“

Er zog eine der Schubladen seines Schreibtisches auf, und Nik beeilte sich zu versichern, dass dies nicht notwendig war.

„Was soll ich tun, Derryhill? Hast du einen Rat?“, erkundigte er sich nun und klang wieder wie das Mündel, das er einst gewesen war.

„Ich habe bereits des Öfteren mit deiner Mutter über dich gesprochen. Wie du dir vorstellen kannst, macht sie sich ebenfalls große Sorgen. Auch wenn derzeit die Wut ihre Sorge übersteigen dürfte. Welcher Teufel hat dich wohl geritten, auch heute Morgen eine Verabredung mit ihr nicht wahrzunehmen?“

Er wartete, ob Nik etwas erwidern wollte, doch der zog nur die Augenbrauen hoch und schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Dass sie sich gar nicht über die Uhrzeit geeinigt hätten? Dass er eine Geliebte im Bett und keinen Kammerdiener zum Ankleiden gehabt hatte? Das alles war wohl nicht das, was seinen Schwager beruhigt hätte.

„Nun, wie auch immer“, setzte Derryhill fort, „die Viscountess hatte die Idee, dass du Penelope und Markfield mit den Tieren helfen könntest. Sie versorgen bereits den Großteil der Region mit Schaffleisch. Da sind sowohl jede helfende Hand als auch ein wacher Verstand höchst willkommen. Besonders die Verkaufstätigkeiten sollten dir liegen.“

Im ersten Moment war Nicolas erfreut, dass man ihm, trotz seiner vielen Fehler, einen wachen Verstand attestierte, doch dann begriff er, was da von ihm erwartet wurde, und er schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Stadtmensch, Derryhill. Was sollte ich denn auf dem Lande? Hier habe ich meine Wohnung, hier habe ich meine Freunde, hier habe ich meinen Club …“

„Gut, dass du die Wohnung ansprichst. Die Miete ist noch bis zum Monatsende bezahlt. Ich denke, du suchst dir in den nächsten Tagen eine günstigere Bleibe. Auch dein Beitrag für den Club ist seit Längerem überfällig. Wenn du nicht bezahlst, wird deine Mitgliedschaft in Kürze von selbst ruhend gestellt.“

Der Blick, den ihm sein junger Schwager nun zuwarf, war so verzweifelt und so hilfesuchend, dass Derryhill beinahe wieder nachgiebig geworden wäre. Er zwang sich jedoch dazu, hart zu bleiben. Sonst würde es der junge Stutzer nie lernen, Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen. Wie sollte er je eine Familie erhalten können?

„Aber es bleiben dir natürlich noch deine Freunde, du Stadtmensch“, sagte er.

Nik presste die Lippen zusammen.

„Sieh es als gute Gelegenheit an, zu erkennen, wer deine wahren Freunde sind. Alle anderen werden das Weite suchen, wenn erst einmal bekannt ist, dass du kein Geld mehr hast.“

„Marcus wird mir sicher gewogen bleiben“, murmelte Nik.

Derryhill stand nicht an, dem zuzustimmen: „Gewiss wird er das. Aber Geld wird er dir auch nicht leihen können, da schiebt seine Mutter einen Riegel vor. Wenn du nicht zu Penelope willst, bleibt dir daher nur mehr eine Wahl …“, setzte er fort.

„Die wäre?“, erkundigte sich Nik begierig.

„Du schließt dich heute noch Badwell und deiner Schwester Vivian an. Sicher findet sich in ihrem Institut für mittellose adelige Mädchen eine passende Beschäftigung. Du hast einen glänzenden Abschluss der Universität Cambridge. Du könntest sie unterrichten.“

„Das ist aber nicht dein Ernst!“, fuhr Nicolas auf.

„Einem Bettler steht es nicht frei, Ansprüche zu stellen“, kanzelte ihn Derryhill ab.

„Hast du mich schon einmal angesehen?“, fragte Nik. „Nicht, dass ich mich beschwere, aber ob ich will oder nicht, ich sehe aus, wie ich aussehe. Was denkst du, welcher Aufruhr bei den Mädchen herrschen würde, wenn ich in ihre Nähe käme? An einen geordneten Unterricht wäre dann kaum mehr zu denken.“

„Überschätzt du deine Wirkung auf das weibliche Geschlecht nicht allzu sehr?“, erkundigte sich Derryhill spöttisch und hatte ihm in Wahrheit sofort recht gegeben.

Nik schüttelte den Kopf. „Keineswegs. Glaube mir, ich weiß, wovon ich spreche.“

„Na, dann …“ Derryhill erhob sich, zum Zeichen, dass das Gespräch beendet war. „Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als mit deiner Mutter nach Lancroft Abbey zu fahren.“ Sein Blick fiel auf die Uhr am Kaminsims. „Wenn du dich beeilst, erreichst du die Viscountess noch vor ihrer Heimreise.“

Nicolas sprang ebenfalls auf. „Das werde ich mit Sicherheit nicht tun. Aber keine Sorge, mir wird schon etwas anderes einfallen. Du gestattest, Schwager …“ Er trat an den Schreibtisch, schob den kleinen Berg Goldmünzen in seine Handfläche und verstaute ihn in seiner Rocktasche. „Wenn du mich nun entschuldigen würdest. Ich habe Vorkehrungen für mein weiteres Leben zu treffen.“

Er verbeugte sich, griff zu seinem Hut und wandte sich um.

Es ärgerte Derryhill über alle Maßen, dass der junge Stutzer nun schon wieder jede Demut und Dankbarkeit vermissen ließ und zu seiner leichtfertigen Gelassenheit zurückgefunden hatte.

„Denk nicht im Traum daran, wieder auf meiner Schwelle zu stehen, wenn du die nächsten Schulden gemacht hast“, blaffte er ihn an. „Wir sind fertig miteinander, junger Freund!“

Nik drehte sich um, vollführte eine viel zu tiefe Verbeugung mit der größten Grandezza und verließ den Raum.

Ein Dandy in Nöten

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