Читать книгу Begnadet - Buch 1-2 - Sophie Lang - Страница 8
Aeia - KIF
Оглавление»Hallo«, sage ich zu dem Monitor und weiß nicht recht, ob ich einfach auf den Bildschirm schauen soll oder in das Mikro, das ich nicht finden kann.
»Hallo Frau Engel.«
»Muss ich jetzt meinen Daumen irgendwo hindrücken, damit Sie mich erkennen?«, frage ich.
»Ich bin Eve. Niemand spricht mich mit Sie an.«
Das ist nicht die Antwort, die ich erwartet habe.
»Dann bin ich einfach nur Aeia. Gleiches Recht auf beiden Seiten.«
Stille.
»Hallo Aeia.«
»Hi Eve. Und? Muss ich jetzt meinen Daumen irgendwo hindrücken?«
»Das ist nicht nötig, es befindet sich genügend organisches Gewebe von dir in diesem Raum, um dich zu identifizieren, Aeia.« Das hört sich seltsam an, wie die KIF mit mir spricht. Organisches Gewebe, um mich zu identifizieren? Es steckt wohl doch mehr hinter dem Sicherheitssystem, als nur ein simpler Fingerabdruck.
»Eve?«, frage ich.
»Ja, Aeia?«
Bilde ich mir das nur ein? Oder hat die KIF wirklich Spaß daran, meinen Vornamen auszusprechen?
»Heute ist mein erster Tag und ich muss wissen, wo ich hin muss, wie ich dort hinkomme und wie ich dann von dort zur Mensa komme«, sage ich und überlege kurz, ob diese geschachtelte Frage vielleicht zu viel für ein Computerprogramm ist?
Aber meine Sorgen sind unbegründet, denn der Bildschirm flackert kurz auf, um die Ansicht in zwei Hälften aufzuteilen. Links sehe ich meinen momentanen Standort und darunter die Ebene und den Namen, bei dem ich mich melden soll: Ebene 3, Gate 13, Professor Ronan Meusburger - Teamleiter GF, steht da und darunter so etwas wie ein Gebäudeplan und eine leuchtende blaue Linie, die den Weg nachzeichnet, den ich gehen muss.
Und das alles in 3D. Ich starre fasziniert auf den Monitor.
Rechts daneben, auf der zweiten Hälfte des Monitors, geht es dann zur Mensa: Ebene 0, Gate Mensa. In einer Gedankenblase steht eine Bemerkung: Geschätzte Dauer, bei normaler Schrittgeschwindigkeit, 12,356 Minuten bis zur Ankunft.
Ich freue mich über so genaue Informationen.
»Danke Eve, das ist super.«
»Das habe ich sehr gerne gemacht, Aeia. Kann ich noch etwas für dich tun, Aeia?«, fragt mich die KIF, als ich schon halb auf dem Sprung zu einem der Fahrstühle bin.
»Nein, vielen Dank.«
»Ich wünsche dir einen angenehmen Arbeitstag.«
»Oh. Danke. Ich wünsche dir auch einen tollen Tag.«
Ich wende mich dem Fahrstuhl zu und rufe ihn mit meinem Daumen herbei. Da flackert Eves Monitor noch einmal hinter mir auf und ich höre ihre sanfte Stimme, die sich kein bisschen elektronisch anhört.
»Aeia?«
»Ja, Eve? Ich stehe hier drüben.«
»Aeia, ich finde dich sympathisch und ich wünsche dir eine super schöne Zeit im Institut«, sagt sie. Ich fasse mir an den Mund, muss mir ein Lachen verkneifen. Ich verstehe nun, was 50% Freiheitsgrad und Lernfähigkeit bedeuten.
»Eve, ich finde dich auch sehr nett«, sage ich fröhlich und dann zischen schon die beiden Fahrstuhltüren direkt vor mir auseinander. Ich frage mich, wann es so etwas in meinem Leben schon einmal gegeben hat. Zwei Begegnungen, wo man sich so offen gesteht, wie sympathisch man sich findet. Noch nie, stelle ich fest und es spielt für mich keine Rolle, dass es sich bei der einen Person um ein Computerprogramm handelt.