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Alex - Machtverhältnisse
ОглавлениеAlex starrt ins Leere. Die Leiterin von Gate 11 kann ihn nicht aus der Fassung bringen. Abgebrüht lässt er die Strafpredigt über sich ergehen. Alex mag es nicht, fremdgesteuert zu werden.
Schon vor Jahren wurde er zu den Außenteams beordert. Aufgrund seiner Qualifikation: Führungs- und Methodenkompetenz. High Potential. So wurde es ihm gesagt.
Anfangs war er begeistert. Reisen. Fremde Kulturen. Flexibel in äußerst kniffligen Situationen ein Team zu koordinieren. Eine großartige Herausforderung. Ein wirklich großer Job. Anfangs war noch alles gut.
Zu seinen erfolgreichsten Einsätzen zählt jener vor fünf Monaten in Peru: Die Nazca-Ebene. Eine riesige Wüstenebene, die nach der Stadt Nazca benannt wurde.
Auf der Ebene sind auf riesigen, uralten Scharrbildern Vögel, Menschen, Affen, Wale und andere Wirbeltiere abgebildet, die nur vom Flugzeug aus zu erkennen sind.
Das größte Bild, ein Vogel, hat von der Schnabelspitze bis zum Fußende eine Länge von zwei Kilometern. Diese Bilder werden als Nazca-Linien bezeichnet. Über ihr Entstehen gibt es neben wissenschaftlichen Theorien zahlreiche weitere spektakuläre Spekulationen. Von prähistorischen, spirituellen Naturvölkern, bis hin zu Landebahnen für Außerirdische.
Alex kennt die wahre Geschichte hinter den Scharrbildern. Ein Geheimnis, das nur den Mitgliedern des Instituts bekannt ist und im Artefaktenarchiv vor dem Rest der Welt geheim gehalten wird.
Alex erledigt seine Aufträge ohne nennenswerte Verluste. Ohne Aufsehen und mit einer bestechenden Erfolgsquote. Mittlerweile scheinen sich die Schwerpunkte seiner Arbeit jedoch auf hausinterne, politische Auseinandersetzungen zu konzentrieren. Die Amtsbestätigung der Institutsleiter steht bevor.
Sie findet jährlich statt und dieses Mal ist bei all denjenigen, die Ansprüche auf neue Machtverhältnisse erheben, eine enorme Anspannung zu spüren. Wobei doch jedem klar sein muss, dass es keine Veränderungen geben wird. Nicht solange die Mehrheit den Institutsleitern vertraut. Ein Leiter kann nur durch ein Misstrauensvotum aus dem Amt entlassen werden, somit ist die Bestätigung eine rein formelle Sache.
Angelique, Alex‘ Auftraggeberin, ist keine Bürokratin oder Strategin. Sie ist religiös, ein Arbeitstier und geht für Stufen auf der Karriereleiter, wenn es sein muss, über Leichen.
Die kleine rothaarige Leiterin von Gate 11 hat sich hinter ihrem Schreibtisch erhoben und brüllt Alex an. Ihr Gesicht läuft rot an. So rot wie die Farbe ihrer Haare. Und aus ihren Augen springen grelle Funken. Aber Alex bleibt cool.
Es ist nicht der erste Ausbruch - ein Ausbruch der einem Vulkan in nichts nachsteht - den er live miterleben muss.
Seine Loyalität als Teamleiter des Außenteams LT 7 verpflichtet Alex die Anweisungen eines Gate-Leiters zu befolgen.
In diesem Fall geht es um Formalitäten. Leider erforderliche Formalitäten. Überflüssig aus der Sicht von Angelique. Auslandseinsätze sind von einem der drei Institutsleiter zu genehmigen. Schriftlich und mit ihrem Blut besiegelt.
»Das werde ich als Erstes abschaffen, wenn die Priesterin wieder die alleinige Institutsleitung übernimmt«, flucht sie. Alex zieht eine Augenbraue hoch.
»Wenn ich eine der drei wäre«, schiebt sie hastig hinterher. Angelique faucht wie ein Drache. Ihr Kopf droht zu explodieren. Alex sieht ihre Zornesröte und keine Scham. Er weiß, sie hat soeben ihre wahren Absichten preisgegeben.