Читать книгу Konsequenzen der Ethik - Stefan Kröpels - Страница 14
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Was bedeutet der Kategorische Imperativ also in seiner politischen Anwendung?
Es ist natürlich anzunehmen, dass es sich bei gesellschaftlichen Reformversuchen solcher Art um besonders tief greifende handeln würde. Es gibt zum Beispiel Anwendungen wie das Autofahren, eine der alltäglichsten Begebenheiten dieser Welt, die nicht mehr wegzudenken ist, weil wir und Generationen vor uns von klein auf damit aufgewachsen sind. Nicht jedoch nach dem Kategorischen Imperativ, denn sofern ein jeder Auto fahren wollte, brächte das durchaus gegenseitige Behinderungen mit ins Spiel, wie zum Beispiel die Klimaerwärmung, die Luftverschmutzung und das Waldsterben, um hier nur drei der wichtigsten Faktoren zu nennen. Diese Betrachtungsart mag eher unbequem erscheinen, doch die Umwelt berücksichtigt leider nicht, wie flexibel man als Mensch durch ein motorisiertes Fahrzeug wird und sie möchte auch nicht anerkennen, dass die ausgeführten Handlungsweisen keiner bösartigen Absicht entsprachen. Sie kapituliert einfach.
Ich denke, es würde für einen westlich orientierten Denker zu belastend werden, an dieser Stelle näher ins Detail zu gehen. Das Problem soll bis hier hin nur soweit behandelt werden, dass unter dem Kriterium ökologischer Verantwortbarkeit die Herstellung unzähliger Produkte eingestellt werden müsste, womit eine Vielzahl an Firmen Insolvenz zu beantragen hätte, sodass man auf das Problem der Massenarbeitslosigkeit stößt.
Des Weiteren sollte nicht unberücksichtigt bleiben, dass lediglich ein einzelnes Moral orientiertes Land nur einem Tropfen auf den heißen Stein gleichkäme, da die letztmögliche Chance eines langfristigen Überlebens des Planeten von der gesamten Weltbevölkerung abhängen würde, die sich dem Kategorischen Imperativ gemäß verhält. Es wäre also weiterhin kategorisch imperative Pflicht, die restliche Welt solchen Vorstellungen anzupassen.
Dieses hätte nur den Hauch einer Chance, solange man bei dieser neuen Form von Eroberungszügen mit zwingender Notwendigkeit gewaltfrei bleibt. Das Einzige, was sich aus der Vergangenheitsgeschichte eventuell noch lernen ließe, könnte sein, dass es seit Menschengedenken keinem Herrscher dieser Welt gelungen ist, sein mit Gewalt erobertes Territorium auch längerfristig zu erhalten. Im Anstreben des Gigantismus erscheint der umfangreichste Machtauswuchs von Einzelnen erinnerungswürdiger dazustehen, als die Anzahl der gefallenen Soldaten für den befriedigten Eroberungstrieb derselben. Wenn eine kategorisch imperative Reform demnach auch langfristig noch ihre Chance wahren wollte, ginge das nur mit Hilfe des bedingungslosen Aggressionsverzichts.
Um einen derartigen Prozess also in Gang zu setzen, benötigte es zunächst einmal einer quantitativ äußerst schlagkräftigen Armee, bestehend aus gewaltfrei kämpfenden Soldaten bzw. Soldatinnen und genau damit ließe sich wiederum die Arbeitslosigkeit bekämpfen.
Die Vernichtung tropischer Regenwälder wäre zum Beispiel nur noch aufzuhalten, sofern sich unvorstellbare Menschenmassen gewaltfrei zwischen die Sägen und die Bäume stellen würden. Oder man könnte mit einer entsprechenden Anzahl von Demonstranten vielleicht auch sämtliche Hauptverkehrsstraßen eines spezifischen Landes mit Menschenketten blockieren, womit sich die gesamte Wirtschaft dieses Landes lahm legen ließe.
Der größte Teil der Bevölkerung könnte mit dem Auto ihren Arbeitsplatz nicht mehr erreichen sowie sich beispielsweise auch Transporte oder Lieferungen nicht mehr abfertigen ließen. Die Müllabfuhr wäre blockiert. Die ganze Infrastruktur würde total zusammen brechen. Und all dieses eben genau solange, bis sich die dortige Regierung dazu bereit erklären würde, ihre Macht einem kategorisch imperativen Nachfolger zu überlassen. Den pazifistischen Möglichkeiten der Gestaltung blieben keinerlei Grenzen mehr gesetzt.
Da somit jedoch die staatlichen Gehälter ins Unermessliche wachsen würden, während die herkömmliche Wirtschaft unter den kategorisch imperativen Maßnahmen vor dem Zusammenbruch steht, bekäme man es nun mit dem Problem der Finanzierung zu tun.