Читать книгу Konsequenzen der Ethik - Stefan Kröpels - Страница 16

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6.

Was antwortet der Kategorische Imperativ auf diese Frage? Wie kann eine moralisch konsequente Regierung Ihre Autorität aufrechterhalten, ohne die Menschenrechte zu verletzen?

Die Antwort darauf ist so einfach, wie sie utopisch ist: Wir kommen zurück auf die kollektive Anwendung des bewussten Fastens.

Wir sind nun am unbequemsten, jedoch entscheidendsten Punkt einer moralisch durchsetzungsfähigen Regierung angelangt: Jedes gesellschaftliche System kann als langfristig nicht in die Realität umsetzbar betrachtet werden, solange nicht der soziale, heilende und spirituelle Wert des bewussten Fastens in der Medizin, in der Rechtsprechung, in der Politik sowie im freiwilligen Gebrauch genutzt werden mag.

In der Justiz würden also einzig und alleine Verurteilungen zu bewussten Fastenkuren die letzte verbleibende Möglichkeit beinhalten, Verbrechen aller Art zu bekämpfen, ohne dabei selbst Verbrechen zu begehen. Die Kuren könnten unter ärztlicher Aufsicht in ihrer Form und Dauer individuell gestaltet werden.

Die Verbrechen wären unter diesem Aspekt in zwei Gruppen einzuteilen: Einer ersten, in welcher ein Vergehen nur einmalig begangen worden ist und eine Wiederholungstat nicht zu befürchten sei. Und einer zweiten, in welcher diesem nicht so ist.

In der ersten Gruppe würden die Täter lediglich mit einer individuellen Fastenkur bestraft werden. Einer Prozedur, welche bei allen Vorteilhaftigkeiten sicherlich auch ihre abschreckenden Wirkungen erfährt, während bei der zweiten Gruppe das europäisch - demokratische Rechtssystem mit seinem Freiheitsentzug wahrscheinlich im Großen und Ganzen beibehalten werden könnte.

Ziel des Fastens im Strafvollzug sollte es letztendlich sein, aus einer innerlich erlangten Überzeugung heraus keine weiteren Verfehlungen mehr begehen zu wollen und ein ehrlicher Mensch zu werden. Bei derartigen Möglichkeiten wäre mit der bloßen Ermittlung des Täters die Aufklärung eines Verbrechens noch nicht abgeschlossen.

Um aber noch ein weiteres Beispiel anführen zu dürfen, in welchem die Anwendung des Fastens unschätzbare Dienste leisten könnte: In der Politik würde eine gewaltfrei kämpfende Armee nicht weniger zu jeder Zeit in der Lage sein müssen, in voller Bewusstheit kollektive Fastenaktionen durchzuführen. Bei Auseinandersetzungen politischer Natur würden ansonsten zu leicht gegnerische Gewaltmaßnahmen unkontrollierbare Vergeltungsreaktionen provozieren, bis sich jede moralische Anstrebung in einen Teufelskreis gegenseitig zugefügter Menschenrechtsverletzungen verstrickt. Vielleicht haben sich sogar alle bisherigen Revolutionen nur deshalb irgendwann im Sand verlaufen müssen, weil das politische Potential des Fastens bis heute nicht genutzt worden ist. Das regelmäßige Fasten sollte somit ebenso zur militärischen Ausbildung gehören wie das Studium der Schriften Mahatma Gandhis und der Reden Martin Luther Kings.

Es haben uns Erfahrungen gelehrt, dass es unverantwortlich ist, Konsumbelange den Händen privater Investoren zu überlassen. In einer Regierung, die sich konsequent am Kategorischen Imperativ orientieren würde, müsste sich sogar die gesamte Ernährung unter staatlicher Kontrolle befinden, um somit notfalls auch gewaltfreie Ausnahmezustände ausrufen zu können, in welchen kollektive Fastenzeiten für ganze Bevölkerungsregionen erzeugt werden könnten. Auf andere Art und Weise wären Reformen in besagten Ausmaßen überhaupt nicht umsetzbar, da das zunächst ausbrechende Chaos und die öffentlichen Proteste ansonsten nur noch mit Gewaltmaßnahmen zu beruhigen wären

Konsequenzen der Ethik

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