Читать книгу Konsequenzen der Ethik - Stefan Kröpels - Страница 23

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3.

Mahatma Gandhi setzte Gott mit der Idee des Guten gleich oder auch mit einem „moralischen Prinzip“, wie er es nannte. Es gäbe selbstredend unzählige Möglichkeiten, diese These zu widerlegen, aber ich möchte dieses an dieser Stelle mit dem Fall Jim Morrison versuchen, weil mir das Sujet interessant erscheint:

James Douglas Morrison – besser bekannt als Jim Morrison - war der Sänger der legendären Rockgruppe „The Doors“, einer Vereinigung kongenialer Musiker, die Poesie und Rock ´n Roll auf das Beeindruckendste zu verschmelzen verstand. Die Gruppe erreichte ihre künstlerischen Kontemplationen allerdings mit Hilfe von exzessivem Alkohol- und Drogenmissbrauch. Allen voran eben ihr Sänger und Dichter Jim Morrison, welcher mit Sicherheit zu den inspiriertesten Persönlichkeiten der jüngeren Musikgeschichte zu zählen ist.

Von der „Idee des Guten“ fühlte sich Morrison leider nur weniger angesprochen. Privat war er eher ein nahezu unberechenbarer Choleriker, der alles und jeden mit Aggressionen überschüttete, der ihn in seinem oftmals unverantwortlichen Freiheitsverständnis einzuschränken versprach. Frauen verstand und gebrauchte er als Sexualobjekte und seine ebenso provokanten, wie talentierten Verse handelten vom Tod, von Drogen und vom Sex bis hin zum Ödipus Komplex. In Anbetracht dieser Tatsachen mag es nicht mehr weiter verwundern, dass die Konzerte der Doors zuweilen in dunkelartige Messen auszuarten begannen.

Dennoch muss man zugeben, dass Morrison die Aufgaben, die ihm das Leben stellte, bravourös gemeistert hat und das ist schließlich das, worauf es letztendlich anzukommen hat. Seine Lebensaufgabe zufriedenstellend zu erfüllen. Morrison identifizierte sich zeitlebens mit einem „Schamanen“, denn nach seiner Interpretation waren Schamanen Menschen, welche immer tiefer und tiefer in ihr eigenes Bewusstsein vorzudringen verstehen, bis man auch andere damit befreit. Auf jeden Fall war er ein Suchender und somit jeglichen Päpsten dieser Welt wahrscheinlich vorzuziehen, die immer vorzugeben bemüht sind, bereits alles gefunden zu haben.

Beim Suchen seiner eigenen Lebensaufgabe hingegen bergen solche Beobachtungen selbstredend Gefahren. Man neigt als Mensch zum Beispiel leicht dazu, sich mit Ausnahmeerscheinungen wie Jim Morrison zu identifizieren. Es mag sicherlich lächerlich erscheinen, aber das Unterbewusstsein suggeriert unbemerkt beim Hören seiner Musik: Wenn ich jetzt exzessiv Alkohol und Drogen konsumiere, dann werde ich auch so genial inspiriert sein und Erfolg haben wie die Doors…

Und diese Rechnung geht nicht auf.

Jim Morrison übt auch deshalb Faszination aus, weil er im Alter von nur 28 Jahren - unter bis heute ungeklärten Umständen - verstorben ist. Gegen Ende seines Lebens - welches er in Paris verbrachte - hatte ihn die Realität jedoch schon sichtlich eingeholt. Unzählige Schwangerschaftsklagen machten ihm in seiner amerikanischen Heimat ebenso zu schaffen, wie ein Konflikt mit der Justiz, weil er einmal gewaltsam daran gehindert werden musste, bei einem Auftritt sein Geschlechtsteil zu entblößen. Sein Alkoholkonsum nahm derartig Besorgnis erregende Formen an, dass er sehr bald wahrscheinlich nur noch Mitleid erregt hätte, wenn er am Leben geblieben wäre. Auch die Doors hatten sich zu dieser Zeit bereits getrennt.

Der Tod jedoch, eines der zentralen Themen seiner Texte, ließ ihm nicht nur die Würde, sondern sollte seine Person sowie sein Werk alsbald zu einem regelrechten Mythos hoch stilisieren.

Wir wollen hier hingegen mehr von einem Freiheitsverständnis reden, welches auch langfristig von jedem Menschen umgesetzt werden könnte, ohne sich selbst und anderen dabei im Wege zu stehen.

Es soll an dieser Stelle mehr vom Regelfall die Rede sein und nicht von Ausnahmen desselben. Der Regelfall hat uns gelehrt, dass Alkohol und Drogen destruktive Wirkungen auf ihre Konsumenten auszuüben verstehen und Kettenreaktionen von Auslieferung und Negativerlebnissen in die Wege leiten.

Das mit dem Gott und der Moral bleibt also immer relativ. Wenn Gott mit der Idee des Guten identisch wäre, dann hätte wohl auch der zweite Weltkrieg gut sein müssen. Und ein Jim Morrison hätte sich in diesem Ausmaß niemals verwirklichen können.

Vielleicht bleibt Gott bei allen Eskapaden seiner Existenz ja immer nur dabei, sich selbst zu suchen, weil er als vollkommen anzunehmendes Ziel ansonsten nicht mehr wäre. Offensichtlich scheint er sich wohl im Verlieren finden zu wollen…

…einigen wir uns lieber nur auf seine Unergründlichkeit.

Konsequenzen der Ethik

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