Читать книгу Goschamarie Bauernsterben - Stefan Mitrenga - Страница 16

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Nach dem ersten Schrecken hatte Walter Liesl dazu geholt, und gemeinsam saßen sie nun auf der Terrasse und lauschten gebannt den Erzählungen ihres Freundes. Die Tiere hatten sich im Halbkreis im Gras niedergelassen.

„Was genau passiert ist, wissen wir leider noch nicht. Es gab keine Zeugen. Seine Frau Edith sagte uns, er sei gestern Abend ungefähr um acht Uhr nochmal losgefahren, um den Acker dort oben zu pflügen…“

„Das stimmt“, unterbrach Walter, „er ist an uns vorbei gefahren, als wir von der Goschamarie heimgelaufen sind.“

Hubert nahm Walters Bestätigung nickend zur Kenntnis und fuhr fort.

„Sie sagte, dass das durchaus normal sei. Gerade in so heißen Sommern wie diesem, nutzen die Bauern gern die etwas kühleren Abendstunden. Als Hermann dann um elf Uhr aber immer noch nicht zu Hause war, machte sie sich doch Sorgen. Zuerst ging sie zur Goschamarie, da ihr Mann dort auch mal ganz gerne hängen blieb, traf ihn aber nicht an. Also fuhr sie mit ihrem e-Bike hoch zu dem Acker am Hummelberg und fand ihn. Sein Traktor hatte ihn überrollt und ziemlich übel zugerichtet. Edith erkannte auf den ersten Blick, dass es nicht gut aussah und rief den Notarzt. Der Motor vom Traktor lief sogar noch, als der Rettungswagen eintraf. Der Arzt konnte nichts mehr machen. Sah echt schlimm aus. Tut mir sehr leid für Edith, dass sie ihren Mann so sehen musste.“

Alle drei schwiegen, da jeder seinen Gedanken nachhing.

Walter dachte an die vielen schönen Momente, die er mit Hermann verbracht hatte, der auch ein Künstler an der Ziehharmonika gewesen war. Er hatte so manche Festgesellschaft zum Schunkeln gebracht und wenn er zu seinem Spiel gesungen hatte, hatten alle an seinen Lippen geklebt.

Kripo-Hubert grübelte, wie er den Tathergang rekonstruieren sollte, da er keinerlei Zeugen hatte. Er fragte sich, ob es überhaupt Sinn machte, die Leiche zur Obduktion zu schicken. Ein Blick genügte und die Todesursache war klar, vor allem weil der Traktor noch auf Hermanns Leiche stand.

Liesl kannte Hermann zu wenig, um tief betroffen zu sein. Dafür war sie noch nicht lange genug im Dorf. Sie betrachtete den Unfall aus einer gewissen Distanz und hatte am Ende nur eine Frage:

„Wie kann man eigentlich vom eigenen Traktor überrollt werden?“

Walter und Kripo-Hubert schreckten aus ihren Gedanken hoch und verstanden zuerst nicht, was Liesl meinte.

„Na, der ist über Hermann drüber gerollt und dann direkt auf ihm zum Stehen gekommen“, sagte Kripo-Hubert und merkte auf einmal selbst, wie komisch das klang. Nachdem die Frage erst mal gestellt war, schien nichts mehr wirklich zu passen. Hatte sich der Traktor wirklich unbemerkt in Bewegung gesetzt und dann Hermann von vorne überrollt? Hermann hatte in die Richtung des Traktors geschaut, als der ihn erfasst hatte, also musste er doch gesehen haben, was passierte. Und dann war das riesige Fahrzeug einfach stehengeblieben, direkt auf Hermann, nachdem es vorher ohne Grund losgefahren war.

„Ich glaube, ich muss da noch ein paar Sachen mit der Spurensicherung abklären“, sagte Kripo-Hubert und stellte seine leere Kaffeetasse auf die Spüle. „Danke für den Kaffee!“ Dann wandte er sich an Liesl. „Und danke für die gute Frage!“

Er verabschiedete sich und fuhr zurück an den Tatort.

Walter und Liesl blieben allein mit den Tieren auf der Terrasse. Walter wurde ganz elend, wenn er an Hermanns Frau und die zwei Kinder dachte. Er hoffte inständig, dass wenigstens alles geregelt und finanziell vorgesorgt war, ansonsten konnte bei einer solchen Tragödie schnell ein Hof verloren gehen.

„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Liesl geschockt. „Mit wem können wir denn darüber reden? Darf man denn überhaupt über so etwas Fürchterliches reden? Wie handhabt ihr das hier in Taldorf?“

Walter stand auf und streckte Liesl auffordernd die Hand entgegen. Sie griff zu und ließ sich aus dem Gartenstuhl hochziehen, bis sie direkt voreinander standen.

„Das ist ganz einfach“, sagte Walter leise, „wir treffen uns bei der Goschamarie.“

„War klar“, sagte Balu. „War glasklar“, sagte Kitty. „War jedem klar“, sagte Eglon. „Nur mir nicht“, meckerte Seppi und verzog sich hinter einen Rosenbusch.

Goschamarie Bauernsterben

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