Читать книгу Goschamarie Bauernsterben - Stefan Mitrenga - Страница 19
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Auch die Tiere genossen den Sonntag und lagen faul auf Walters Terrasse. Walter hatte Balu zwar aufgefordert in Liesls Auto zu springen und mit nach Alberskirch zu fahren, doch als er den leidenden Blick seines Hundes gesehen hatte, ließ er ihn kurzentschlossen zu Hause. Da Balu bisher noch nie etwas angestellt hatte, wenn er allein gewesen war, vertraute Walter ihm. Dass er ihm vor wenigen Wochen das Leben gerettet hatte, spielte ebenfalls eine Rolle. Kitty war kurz darauf hinzugekommen und auch Eglon hatte sich her bemüht. Jetzt lagen alle drei flach auf den kühlen Steinen im Schatten und dösten vor sich hin.
„Was meint ihr: hilft Walter wieder bei den Ermittlungen?“, nuschelte Kitty ohne die Augen zu öffnen. „Auf keinen Fall“, protestierte Balu. „Das schafft die Polizei diesmal alleine. Das ist eine ganz normale Mordermittlung. Da brauchen die keinen, der heimlich im Dorf rumspioniert.“„Ich weiß nicht so recht“, mischte sich Eglon ein. „Ich habe das komische Gefühl, dass Hermanns Mörder aus der Umgebung ist. Wer kennt denn sonst den Acker auf dem er überrollt wurde, und wusste auch noch, wann Hermann dort sein würde. Ein Zufall war das sicher nicht! Kripo-Hubert hat doch erzählt, dass Hermann dreimal überrollt wurde.“„Und warum kann es deshalb kein Zufall sein?“, fragte Balu. „Weil das ein Zeichen für sehr viel Wut ist“, erklärte Kitty. „Es dürfte schon schwierig genug sein, jemanden einfach zu überfahren, aber dann wieder zurückzusetzen und noch zweimal über das Opfer zu rollen … das ist nicht normal. Das war Absicht … und ganz viel Wut oder Hass. Da muss es einen starken Auslöser geben und den gilt es zu finden. Ihr werdet sehen: Kripo-Hubert steht schon bald wieder vor der Tür.“ Balu stieß einen tiefen Seufzer aus. Er konnte die Argumente seiner Freunde durchaus nachvollziehen, und genau das war das Problem. Als Walter vor ein paar Wochen seinen Freunden bei den Ermittlungen geholfen hatte, war es am Ende wirklich gefährlich geworden, was Walter einen gebrochenen Fuß und Balu ein paar angeknackste Rippen eingebracht hatte. Das wollte Balu nie wieder erleben und doch schien alles genau darauf hinauszulaufen. Immerhin war es diesmal offiziell ein Mordfall. Bei Pfarrer Sailer musste Walter mit seinen Freunden noch heimlich ermitteln, da damals erst ein Herzinfarkt als Todesursache angenommen wurde. Bei Hermann war klar, dass er ermordet wurde und die Polizei würde alles daran setzen, den Mörder zu finden. „Eine seltsame Mordwaffe“, murmelte Kitty, und bemerkte erst, als sie die ratlosen Blicke der anderen sah, dass sie das laut gesagt hatte. „Na, der Traktor. Findet ihr nicht, das ist eine seltsame Mordwaffe?“„Wahrscheinlich war gerade nichts anderes da“, vermutete Eglon. „Vielleicht war die Gelegenheit einfach günstig und der Mörder hat zugeschlagen … äh … ist losgefahren.“„Das glaube ich nicht“, überlegte Balu. „Dann hätte er ihn angefahren oder irgendwo gegen gepresst. Das ist aber nicht passiert. Hermann ist nicht weggelaufen – nein – er blieb liegen und ließ sich dreimal überrollen. Das heißt doch, dass er entweder gefesselt war oder von Anfang an nichts mitbekommen hat. Egal wie der Mörder das hinbekommen hat: ich glaube, er hatte Hermann genau dort, wo er ihn haben wollte und der Traktor gehörte zum Plan. Der Mörder hat ihn dreimal überfahren, weil er ihn dreimal überfahren wollte.“„Ich habe so das Gefühl, dass da eine alte Geschichte hinter steckt“, vermutete Kitty. „Wie kommst du darauf?“, fragte Eglon, der sich auf das Ganze keinen Reim machen konnte. „Ganz einfach“, schnurrte die Tigerkatze, „weil du die Wut, die du für so einen Mord brauchst, nicht von heute auf morgen verspürst. Da steckt etwas dahinter, das jemanden über Jahre gequält hat, und am Ende zu dieser fürchterlichen Tat getrieben hat.“„Ich kann morgen früh ja Bimbo fragen. Vielleicht erinnert er sich an irgendwelche alten Geschichten. Schließlich ist er fast das älteste Tier im Dorf.“ Balu verspürte zwar keine große Vorfreude mit Bimbo zu reden, aber wenn dabei etwas herauskam, war es das allemal wert.„Hast du es bemerkt?“, fragte Kitty, erntete aber nur einen ratlosen Blick, da Balu keine Ahnung hatte, was sie meinte. „Was soll ich bemerkt haben?“, raunte er mürrisch. „Na ja, wir sind schon wieder mittendrin in diesem neuen Mordfall. Du, ich … und Walter. Ist schon unheimlich.“„Ich weiß“, sagte Balu, „und ich hätte alles dafür gegeben, dass das nicht passiert. Ich hoffe nur, es kommen nicht noch mehr zu Schaden – ob Tiere oder Menschen.“ Doch Hermanns Mörder interessierte sich nicht für Balus Wünsche.