Читать книгу Goschamarie Bauernsterben - Stefan Mitrenga - Страница 9
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Der Freitag kam ohne Überraschungen aus. Eine angekündigte Gewitterfront verpuffte harmlos und brachte keinerlei Abkühlung oder gar Niederschlag. Walter war nach dem Aufstehen direkt duschen gegangen, doch bereits nach wenigen Minuten hatte sein frisches Hemd Schweißflecken.
Am frühen Nachmittag hatte er seinen Peugeot in Faxes Werkstatt abgeholt, der jetzt wieder ohne zu zögern ansprang. Der Motor schnurrte wie am ersten Tag. Trotzdem ärgerten ihn die zweihundert Euro. Hinzu kamen am Montag noch die Kosten für den TÜV. Walter hatte tatsächlich noch einen kurzfristigen Termin bekommen. Nach Faxes Bedenken hatte er seinen 205er noch einmal gründlich untersucht, aber nichts gefunden, was ihn beunruhigt hätte – aber er war ja auch kein Mechaniker.
Am späten Nachmittag gab er den Pflanzen im Garten Wasser, die er dazu auserkoren hatte, zu überleben. Was nicht gegossen wurde, ging bei dieser Hitze jämmerlich ein. Auch bei Liesl kümmerte er sich um die wichtigsten Pflanzen. Sie hatte ihm dazu genau Anweisungen gegeben. Seinen Rasen hatte er schon längst aufgegeben - große Flächen waren bereits vertrocknet.
Während Walter gefühlte hundert Mal mit der Gießkanne durch den Garten rannte, machten es sich die Tiere am Rand der Terrasse im Schatten gemütlich.
„Wo steckt die Tigerlady?“, fragte Eglon und zog eine Pfote zurück, die in der Sonne lag. „Keine Ahnung“, nuschelte Balu, ohne sich zu bewegen. „Irgendwo im Schatten!“ Ein Rascheln zwischen den Jostabüschen ließ beide Tiere aufblicken. Als sie den Besucher erkannten, war die Freude groß. „Seppi – da bist du ja wieder“, rief Balu und tänzelte um den kleinen Igel herum. Eglon begrüßte ihn mit einem Kopfnicken, blieb aber auf Abstand. Ihre Beziehung war etwas schwierig. „Hab doch gesagt, ich komme wieder. Ich wollte nur sicher gehen, dass Mandy und die Kinder gut im Osten ankommen.“ Seppis Freundin Mandy hatte unter Liesls Grill vor ein paar Wochen vier kleine Igel zur Welt gebracht. Wie bei Igeln üblich, gingen nun alle ihre eigenen Wege. Mandy war den Kleinen dabei noch behilflich und hatte sie in ihre Heimatgegend im Osten des Tals gebracht. Seppi hatte sie auf diesem Weg begleitet. Seine schnelle Rückkehr bedeutete nichts Gutes. „Ich sag’s euch: es ist sooooo herrlich hier! Kein Gemecker, kein Geplärre einfach nur …“, er suchte das passende Wort, „ … Harmonie!“ Eglon und Balu sahen sich ratlos an. Ihr stacheliger Freund war ihnen vor seiner Abreise mit seiner kleinen Familie ganz glücklich vorgekommen, dass er darunter gelitten hatte, war ihnen neu. Seppi schlenderte zum Katzenfutter und nahm andächtig ein paar Happen. „Alles für mich. In aller Ruhe. Ohne Streit.“ Bei jedem Bissen verdrehte er genießerisch die Augen. „Du erinnerst dich aber schon daran, dass das Katzenfutter eigentlich für Katzen da ist?“, stichelte Eglon, doch Seppi ignorierte ihn. „Nach allem was deine Mandy erzählt hat, soll es da im Osten doch so schön sein“, erinnerte sich Balu. „Warum warst du dann nur so kurz dort?“ „Du hast keine Ahnung, wie es da aussieht“, sagte der kleine Igel und nahm noch einen Happen. „Mandy hat immer von dem tollen Zusammenhalt in der Familie erzählt und den blühenden Landschaften. Hey – ich dachte, ich lerne das Paradies kennen. Aber Pustekuchen!“ Seppi hatte sich in Rage geredet. „Wisst ihr, warum die da im Osten so zusammenhalten? Weil sie sonst nicht überleben würden. Die blühenden Landschaften? Büsche, Wald und magere Wiesen … such da mal dein Fressen zusammen. Das ist richtig mühselig. Nie wieder gehe ich dahin.“Irgendetwas schien den kleinen Igel plötzlich am Bauch zu jucken, denn er kratzte sich ausgiebig. „Und jetzt, liebe Freunde, gehe ich rüber unter den Grill und mache erst mal ein Nickerchen. Ohne gestört zu werden.“Seppi machte kehrt und verschwand unter einem der Jostabüsche. Zurück blieben ein verdutzter Hund und eine ratlose Katze. Igel waren nicht einfach zu verstehen.