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2.1 Die Chronologie von MT und OG

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Da die Rahmenformulare und ihre miteinander verschränkten chronologischen Bezüge das Gerüst der Königebücher bilden, wirken die häufigen Unterschiede zwischen den Zeitangaben irritierend.

Shenkels Plädoyer für die Priorität der griechischen Chronologie In seiner 1968 erschienenen Monographie übt Shenkel Kritik an älteren Erklärungen für diese chronologischen Unterschiede, die in eher willkürlicher Weise Mitregentschaften postulierten sowie verschiedene und wechselnde Berechnungssysteme entwarfen. Shenkel bemüht sich demgegenüber um eine textkritische Erklärung.10 Er stellt heraus, dass MT und OG zwei unterschiedliche chronologische Systeme verwenden, und er votiert dafür, dass die OG-Chronologie ursprünglicher sei und die Chronologie des MT eine sekundäre Entwicklung darstelle.11 Auch wenn Shenkels Erläuterung nicht einhellige Zustimmung gefunden hat,12 ist sie in den letzten fünfzig Jahren richtungsweisend gewesen.

Hendel zu 1 Könige 16,21 Unlängst hat Hendel sich kritisch zu Shenkel geäußert, weil dieser seine Schlussfolgerungen auf redaktionelle und historische Überlegungen gründe, während er selbst auf textkritischer Basis argumentiere.13 Hendel zeigt, dass in MT und OG der Beginn von Omris Herrschaft unterschiedlich gedeutet wird. Der Unterschied wird bei 1 Kön 16,29 greifbar, wo MT Ahabs Thronbesteigung auf das achtunddreißigste Jahr Asas von Juda datiert, während OG sie im zweiten Jahr von Asas Sohn Joschafat ansetzt, was eine Differenz von fünf Jahren ausmacht. Dieser Unterschied liegt darin begründet, dass MT den Beginn von Omris zwölfjähriger Herrschaft in V. 21 sieht, wo sich eine Hälfte des Volkes Omri anschließt und die andere Hälfte Tibni, oder genauer gesagt, in V. 16, wo ganz Israel Omri zum König ausruft. Nach V. 15 geschieht das im siebenundzwanzigsten Jahr Asas von Juda. OG zufolge datiert Omris Herrschaftszeit ab dem einunddreißigsten Jahr Asas, ab dem Tod Tibnis. Die Wendung nach Tibni am Ende von V. 22 verdeutlicht diese Datierung. Hendel argumentiert, es sei aus textkritischer Sicht wahrscheinlicher, dass die Konstruktion des MT in V. 23 – die eigenwillig sei und deshalb eine Art lectio difficilior darstelle – eher durch die „wörtlichere“ Deutung der OG geändert wurde als umgekehrt.14 Diese „wörtliche“ Deutung hat wiederum zu einer für die Hermeneutik des Zweiten Tempels typischen (Hyper-)Korrektur der Chronologie durch die OG geführt. Gegen Shenkel ist deshalb die Chronologie des MT als ursprünglich und die der OG als Überarbeitung anzusehen.

2 Könige 8,16 Weitere textkritische Hinweise auf die Priorität der MT-Chronologie lassen sich 2 Kön 8,16 entnehmen.15 Zu diesem Vers liegt keine Überlieferung der OG vor, doch ausgehend von den zuvor genannten Zahlen besteigt hier Jehoram von Juda den Thron im zweiten Jahr Ahasjas von Israel, und seine Regierungszeit dauert elf Jahre lang.16 Da sich Ahasjas Herrschaft der OG zufolge über das Ende von Joschafats und den Beginn von Jehorams Regierungszeit erstreckt, wäre der passende Ort für den Bericht über Jehorams Herrschaft in der Chronologie der OG unmittelbar vor dem Herrschaftsantritt Jehorams von Israel, also zwischen 2 Kön 1,17 und 1,18. Es ist kein Zufall, dass sich an dieser Stelle das einzige Beispiel einer Chronologie der OG im MT findet, was Shenkel als „wertvolle Bezeugung der Chronologie der OG in einem hebräischen Text“ bezeichnet.17 Allerdings finden sich in der griechischen Tradition keine Hinweise darauf, dass sich der Bericht über Jehoram jemals an dieser Stelle befunden hätte.18 Der Bericht der OG über Jehoram stand immer in 2 Könige 8, wo er im MT platziert ist; dafür sprechen, wie Shenkel betont, die beiden Erwähnungen des historischen Präsens – was für die OG charakteristisch ist – in 8,22.24. Das bedeutet, dass sich die Platzierung und die Zählung innerhalb der OG nicht entsprechen. Den Kompositions-„Regeln“ der Königebücher zufolge steht der Bericht von der Regierungszeit Jehorams in der OG an der falschen Stelle. Das kann allein dadurch zustande gekommen sein, dass die MT-Chronologie tatsächlich die ältere ist. Die OG hat ihre Revision der Figuren an der Stelle platziert, an der diese im MT stehen.

2 Könige 3 Ein weiterer Hinweis auf die Priorität des MT findet sich in der Erzählung 2 Könige 3, auch wenn dieser Beleg eher literarischer als textkritischer Natur ist. Shenkels Argumentation zufolge trug der König von Juda in dieser Erzählung ursprünglich keinen Namen. Der Grund für Elischas Antwort auf die Bitte des Königs um Unterstützung (V. 14) gehört zur DtrH-Polemik gegen Israel: Jhwh nimmt aufgrund der Verheißung an David Rücksicht auf Juda und stellt sich wegen der Sünde Jerobeams gegen Israel. Der MT identifiziert den König von Juda als Joschafat, und zwar aufgrund der Parallelen mit 1 Könige 22, was zu einer Verschiebung der Gesamtchronologie der Epoche führt, wobei die OG-Identifikation mit Ahasja die ältere Chronologie bewahrt hat und vielleicht die Tradition der Identität des judäischen Königs in der ursprünglichen Erzählung beibehalten haben könnte.19 Wenn allerdings diese Erzählung erst nach DtrH hinzugefügt wurde und sich von Anfang an auf 1 Könige 22 bezogen hat – so meine These –, dann ist es der gerechte Joschafat, auf den Jhwh Rücksicht nimmt (V. 14). Die Identifizierung mit Ahasja unterläuft die Pointe der Erzählung und muss folglich sekundär sein und zur programmatischen Revision der Chronologie durch die OG gehören.

1 Könige 16 - 2 Könige 16

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