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3.2.1 Die Sünde Jerobeams und die dynastische Verheißung an David

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Die Sünde Jerobeams Cross hat gezeigt, dass beide Motive in den Königebüchern zusammen die unterschiedlichen Schicksale Israels und Judas erklären.39 Die beiden Motive sind eng miteinander verknüpft. Das Motiv von Jerobeams Sünde setzt die Verheißung an David voraus, auch wenn es auf die dtn Bundestheologie mit dem Postulat zurückgreift, dass Abfall zur Zerstörung führt. Ahijas Prophetenspruch (1 Kön 11,31–39) macht deutlich, dass Jhwh kurz davor ist, Salomo wegen dessen Abfall das Reich wegzunehmen und es Jerobeam anzuvertrauen. Wenn Jerobeam sich als ebenso treu erweist wie David, wird er ein ebenso „beständiges Haus“ (בית נאמן) erhalten wie David. Doch bei der weiteren Entfaltung des Motivs erweist sich Jerobeam als eklatanter Reinfall. Die Heiligtümer in Dan und Bet-El Rasch begeht er ebenso ungeheuerlichen Abfall wie Salomo, indem er die Heiligtümer mit den goldenen Kälbern in Dan und Bet-El baut (1 Kön 12,26–33). „Das gereichte zur Sünde“ (12,30) – zur Sünde, die zu Israels Untergang als unabhängiges Königreich führen sollte. Denn alle Könige Israels taten es Jerobeam gleich und begingen die gleiche Sünde. Aus historischer Sicht ist dies völlig nachvollziehbar, denn Jerobeams Heiligtümer waren die offiziellen Heiligtümer der Könige des Nordreichs. Wahrscheinlich waren sie auch nicht erst kürzlich eingerichtet worden – was zweifelsohne auf Bet-El zutrifft, bei dem schon aus dem Namen („Tempel Els“) hervorgeht, dass es eine alte Kultstätte ist. Dies erklärt außerdem, was Jerobeam dazu bewogen hat, die nationalen Heiligtümer an gerade diesen Stellen zu errichten statt in der Nähe der Königsresidenz in Tirza. Da sie die offiziellen Reichsheiligtümer waren, hätten alle israelitischen Könige sie weitergeführt – dazu hätten sie sich zum Wohle ihres Reiches verpflichtet gefühlt.

Anachronismus Dass diese Heiligtümer eine Sünde waren, ist in DtrH ein offenkundiger Anachronismus. Dort werden sie aus zwei Gründen als Akt des Abfalls betrachtet: Erstens verstoßen sie gegen das Zentralisationsprinzip, also die Vorstellung, dass Jhwh in rechter Weise nur im Jerusalemer Tempel verehrt werden könne. Dieses Prinzip ist allerdings im späten siebten Jahrhundert unter Joschija ersonnen worden, also lange nachdem Jerobeam die Heiligtümer hatte bauen lassen und auch erst nach dem Ende des Königreichs Israel. Gleiches gilt auch für das zweite und ernsthaftere Anliegen DtrHs, dass nämlich an den Heiligtümern aufgrund der goldenen Kälber Götzendienst getrieben würde. Die Ablehnung von Bildern für Jhwh stellt in der Geschichte Israels auch eine späte Entwicklung dar; auch dies könnte auf das siebte Jahrhundert zurückgehen.40 Daneben sind die Kälber oder Jungbullen vielleicht gar keine Darstellungen Jhwhs gewesen, sondern eher ein Podest, auf dem er stehend oder thronend vorgestellt wurde.41 Jedenfalls wurde an den Heiligtümern zweifellos eher Jhwh verehrt als andere Gottheiten, wie in 1 Kön 12,28 deutlich wird. Und schließlich geht aus den Namen der israelitischen Könige hervor, dass sie Jhwh verehrt haben. Pikanterweise wird gerade dies durch ihre Erhaltung der Heiligtümer in Dan und Bet-El belegt.

Dass die Heiligtümer in Dan und Bet-El weiterhin bestanden, stellt für DtrH eine Sünde dar, die dieses Königtum prägte und durch die es wohl am Schluss auch zu Fall kommt. Also heißt es von jedem König Israels, einschließlich Simris, der nur eine Woche im Amt war, dass er „wandelte in der Sünde Jerobeams“.42 Auf diese Weise „verführten sie Israel zur Sünde“, und weil sie nicht von dieser Sünde lassen konnten, ging Israel als Königreich unter (2 Kön 17,21–23). Deshalb ist die „Sünde Jerobeams“ der Schlüssel für die Sicht des DtrH auf das Nordreich. Sie steht für ihn stellvertretend für Israels Ungehorsam. Sie illustriert, welch verheerende Wirkung die gottlose Führung für das Land haben konnte. Man könnte fast sagen, dass diese gleich zu Beginn von Jerobeam begangene Sünde das Schicksal Israels von vornherein besiegelt hat. Trotzdem hat jeder König Israels diese Sünde begangen. Berücksichtigt man dies, dann könnte die Tatsache, dass Israel fünf Königshäuser (einschließlich Menahems) und vier weitere Könige (einschließlich Simris) lang Bestand gehabt hat, als Beleg für Jhwhs Langmut und Gnade erscheinen.

Die Davidsverheißung Das Motiv der Davidsverheißung beginnt mit der Natansweissagung, die David in 2 Samuel 7 eine Dynastie verheißt. Sie ist aufs Engste mit dem Tempel verbunden – denn Davids Ansinnen des Tempelbaus gab Anlass für Jhwhs Antwort durch Natan –, aber auch mit Jerusalem als Davids Herrschaftssitz. Die Verbindung zu Jerusalem greift wiederum auf das Deuteronomium zurück und dessen Motiv, dass es einen Ort gibt, den Jhwh erwählt, um dort seinen Namen wohnen zu lassen (Dtn 12,5.11.14.18.21.26; 14,23–25; 15,20; 16,2.6–7.11.15–16; 17,8.10; 18,6; 26,2; 31,11). Aufgrund von Jhwhs Verheißung und Davids Treue hat die davidische Linie trotz Salomos Abfall (1 Kön 11,12–13) mit dem Königtum in Juda Bestand. In der Erzählung über die geteilten Reiche (1 Könige 12 – 2 Könige 17), in der sich mehr israelitische als judäische Könige finden, wird die Verheißung an die Davididen dezenter eingesetzt als die Sünde Jerobeams. Trotzdem ist sie in verschiedenen Formen präsent: Erstens wird an zwei strategischen Punkten an Jhwhs Verheißung an David erinnert, da dies der Grund dafür ist, dass Juda und die davidische Dynastie trotz manch schlechter Könige fortbestehen. Der erste dieser Könige ist Abija, der Sohn und Nachfolger Rehabeams sowie Zeitgenosse Jerobeams. 1 Könige 15,4–5 Die Erwähnung der Davidsverheißung (1 Kön 15,4–5) folgt kurz nach Ahijas Weissagung, durch die der Untergang des Hauses Jerobeams angekündigt wird (14,7–10). Dazwischen wird vom Ende der Herrschaft Jerobeams (14,19–20) sowie Rehabeams (14,21–31) berichtet. Diese beiden taten Schlechtes, wie auch Abija. Die Verheißung an David in 15,4–5 liefert die Erklärung dafür, dass das Haus Davids Bestand hat, während das Haus Jerobeams dem Untergang geweiht ist.

2 Könige 8,19 Die andere explizite Erinnerung an die Davidsverheißung ist mit der Vorstellung Jehorams verbunden, des Sohnes Joschafats von Juda (2 Kön 8,19). Der Bericht über Jehorams Regierungszeit ist kurz – er umfasst nur neun Verse (8,16–24) –, doch es wird deutlich, dass Jehoram durch seine Frau, die Tochter Ahabs, eine enge Verbindung zu den Omriden hat. Diese Bande wurden von Jehorams Vater Joschafat geknüpft; der Unterschied liegt darin, dass Jehoram nicht überwiegend recht tat wie sein Vater, sondern „auf dem Wege der Könige Israels wandelte, wie es das Haus Ahabs getan hatte“ (V. 18). Sein israelitisches Pendant ist Joram, der letzte Vertreter der Omriden. So ist Juda kurz vor dem Untergang der schlimmsten Dynastie des Nordreichs unter den schlechten Einfluss Israels geraten. Die Erwähnung der Davidsverheißung erinnert daran, warum Juda trotz seiner Sünden weiterhin unter davidischer Herrschaft bleiben wird, während die Omriden untergehen. Vielleicht wird hier auch zugesichert, dass die davidische Linie auch nach dem unmittelbar bevorstehenden Herrschaftsantritt Ataljas fortbestehen wird.

David als Maßstab Neben diesen beiden expliziten Nennungen der Davidsverheißung ist David häufig der Maßstab, an dem seine Nachfolger gemessen werden. Natürlich unterhalten die judäischen Könige nicht die Nordreichs-Heiligtümer und werden deshalb nicht automatisch als abtrünnig angesehen, weil sie an der Sünde Jerobeams beteiligt wären. Und doch werden sie unterschiedlich beurteilt; manche sind gerecht, andere dagegen gottlos. Abijas Herz hielt sich nicht treu zu Jhwh wie Davids Herz (1 Kön 15,3). Dagegen tat Asa wie David, was recht war (15,11), und Joschafat wandelte auf dem Weg Asas (16,28b[G] = 22,43). Amazja tat das Rechte wie sein Vater Joasch, aber anders als David (2 Kön 14,3). Ahas tat nicht recht, wie es David getan hatte (2 Kön 16,2). Nach dem Untergang Israels waren vor allem Hiskija und Joschija besonders treu, weil sie all das Rechte taten, wie David es getan hatte (18,3) und auf all seinen Wegen wandelten (22,2). Diese Bezüge zeigen, dass David – zumindest dem Namen nach – die Messlatte bildet, an der sich alle Könige Judas messen lassen müssen.43

Bestattungsnotizen Eine dritte, noch subtilere Weise, in der die Verheißung an die Davididen in der Geschichte der geteilten Reiche in Erscheinung tritt, besteht in den Bestattungsnotizen für die judäischen Könige. In der Standardnotiz wird festgestellt, dass der verstorbene König „mit seinen Vätern in der Stadt Davids bestattet“ wurde. So heißt es im Fall Rehabeams (1 Kön 14,31), Asas (15,24), Joschafats (22,51), Jorams (2 Kön 8,24), Amasjas (14,20), Jotams (15,38) und Ahas’ (16,20). Die gleiche Notiz findet sich mit leichten Abwandlungen des Wortlauts bei Abija (1 Kön 15,8), Ahasja (2 Kön 9,28), Joasch (12,22) und Asarja (15,7). Demnach heißt es von jedem judäischen König bis Hiskija, dass er in der Stadt Davids bestattet wurde, doch nach Hiskija wird das über keinen König mehr gesagt. Dieses Phänomen ist bereits bemerkt worden, und es wird als Änderung entweder der Bestattungspraxis oder der offiziellen Quellen von DtrH gedeutet.44 Es könnte allerdings auch sein, dass die Notiz als Erinnerung an das Lehen gedacht war, das David und seinen Nachkommen in Gestalt von Jerusalem verheißen wurde – was einen Gegensatz bildet zur Unfähigkeit Israels, eine dauerhafte Dynastie zu errichten, weil seine Könige an der Sünde Jerobeams festhielten. Der Kontrast fiel mit dem Untergang des Nordreichs während der Regierungszeit Hiskijas weg, so dass es bei Hiskija und den judäischen Königen nach ihm keine Notwendigkeit mehr gab, eine Bestattung in der Stadt Davids zu erwähnen.

Atalija und Joasch Eine vierte – und vielleicht die wichtigste – Art und Weise, in der das Motiv der Davidsverheißung in der DtrH-Erzählung von den geteilten Reichen vorkommt, findet sich in den Berichten von Atalja und Joasch (2 Könige 11–12). Atalja wird als Eindringling dargestellt; sie droht, die Davidsverheißung zu durchkreuzen (was ihr hätte gelingen können). Es gibt bei ihr kein Rahmenformular, weil DtrH sie nicht für eine legitime Königin hält. Über ihre sieben Jahre dauernde Herrschaft (vielleicht als symbolische Zahl) wird nichts weiter gesagt, als dass sie an die Macht kam und zu Fall gebracht wurde. DtrH konzentriert sich auf Letzteres. Trotz aller Bemühungen bringt sie nicht alle königlichen Erben um; einer, nämlich Joasch, wird von den Getreuen gerettet und im Alter von sieben Jahren auf den Thron gesetzt, was wohl als frühestmöglicher realistischer Zeitpunkt erschien. Der Bericht zeigt, dass Jhwh zu seiner Verheißung steht; umso mehr, weil es Priester waren, die den Jungen gerettet, aufgezogen und den Coup inszeniert haben, der zu seiner Krönung führte, und die sicher auch seine frühen Entscheidungen lenkten. Ataljas Herrschaft stellt in der Erfüllung der Verheißung an die Davididen eine kurze Verzögerung dar, aber keine Unterbrechung. Vielleicht kann dies auch als Warnung gelten, dass Jhwh eine solche Verzögerung – die womöglich noch viel länger dauern könnte – zulassen kann, während die Verheißung weiter in Kraft bleibt.

1 Könige 16 - 2 Könige 16

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