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3.3 Prophetenlegende

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Alexander Rofé Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Verstehen der Prophetengeschichten in den Königebüchern war Rofés Bestimmung ihrer Gattung als Legende.67 Den Begriff („zu Lesendes“) hat er von Geschichten über frühchristliche Heilige entlehnt, die zu bestimmten Gelegenheiten gelesen werden sollten und wegen ihres wunderhaften Inhalts beliebt waren.68 Rofé unterscheidet die einfache Legende von der erweiterten Fassung.

Einfache Legende Dies ist eine kurze Geschichte, die zwischen zwei und sieben Versen lang ist und einen einfachen Plot hat, in dem es meist eine Krise gibt, die übernatürliches Eingreifen erfordert, was wiederum dazu führt, dass man einen Gottesmann zu Hilfe ruft. Dieser vollbringt ein Wunder, das die Krise beendet. In der Geschichte, die für sich steht und nicht mit dem literarischen Kontext verknüpft ist, gibt es ein einziges Wunder. Die Figuren sind einfache Leute, die anonym sind und deren Bedeutung in der Rolle liegt, die sie spielen. Die Geschichte besitzt keine wirkliche Moral und ließe sich aus heutiger Sicht auch als unmoralisch bezeichnen. In ihr kommen Ehrfurcht und Respekt der Figuren gegenüber dem heiligen Mann zum Ausdruck, und vielleicht sollen diese Gefühle auch denen vermittelt werden, die die Geschichte hören oder lesen. Das Wunder vollbringt der heilige Mann alleine unter Verwendung sympathetischer Magie und ohne sich ausdrücklich an Gott zu wenden.69

Erweiterte Legende Erweiterte Legenden sind, wie der Name sagt, Geschichten, die literarisch ausgearbeitet wurden. Sie sind länger und können mehr als nur ein Wunder enthalten. Ihre Figuren sind stärker entwickelt und können auch Namen tragen. In diesen Geschichten besteht eine stärkere Tendenz dazu, eine Weltanschauung zu vermitteln, und es können theologische, ethische oder politische Fragen thematisiert werden. Wichtige Beispiele wären die Erzählung von der Frau von Schunem (2 Kön 4,8–37), die Geschichte von Naaman (Kap. 5) sowie Elischas Sieg über das aramäische Überfallkommando (6,8–23).

Ich stimme Rofés Beschreibung der Legende unter zwei Vorbehalten zu. Erweiterung durch PE Zunächst würde ich einen Großteil der Erweiterung der Legende dem prophetischen Erzähler (PE; s. u.) zuschreiben. Damit soll nicht bestritten werden, dass sich bei PEs Quellen zwischen einfachen und erweiterten Legenden unterscheiden ließe. Die einfachen Legenden sind allerdings häufig leicht erweitert, wodurch das Verdienst des Wunders eher Jhwh oder seinem Wort zukommt als dem Gottesmann und seiner Magie, auch wenn die Rolle des Gottesmannes dadurch nicht geschmälert wird (2 Kön 2,20–22; 4,1–7.42–44). Bei erweiterten Legenden werden die Wunder durch PE weiter ausgearbeitet oder um neue Figuren und neue Episoden mit zusätzlichen moralischen Aspekten ergänzt.

Ursprünglich über Elischa Mein zweiter Vorbehalt besteht darin, dass ich die Legende als Elischa-Besonderheit ansehe. Möglicherweise war der Gottesmann in einigen Legenden namenlos, doch das lässt sich nicht mehr nachweisen, weil nun dort Elischas Name und der Titel „Gottesmann“ synonym verwendet werden.70 Es gibt Legenden über Elija. In zwei Fällen allerdings (1 Kön 17,10–16.17–24) sind dies überarbeitete Elischa-Legenden aus 2 Könige 4. Weitere Legenden über Elija belegen, dass sie ursprünglich von Elischa gehandelt haben oder aus Geschichten über ihn entlehnt wurden (2 Kön 1,9–15; 2,1–18). Das deutet darauf hin, dass die Elischa-Legenden zu einer Sammlung zusammengestellt wurden, aus denen die Elija-Geschichten übernommen wurden. Auf die Existenz einer solchen Sammlung deuten auch die Geschichten über Elischa als Nachfolger Elijas in 1 Kön 19,19–21; 2 Kön 2,1–18* hin, die Elischas weiteren Weg vorwegnehmen.

Sammlungen von Elischa-Geschichten? Häufig wird postuliert, dass es ältere Sammlungen von Elischa-Geshichten gegeben hat, die thematische oder inhaltliche Schwerpunkte hatten; so etwa die Geschichten über die Elija-Nachfolge durch Elischa (1 Kön 19,15–18.19–21; 2 Kön 2,1–18), über die „Prophetensöhne“ (2 Kön 4,1–7.38–41. 42–44; 6,1–7; 13,20–21), über Elischa als umherziehenden heiligen Mann (2 Kön 2,19–22.23–24; 4,8–37; 8,1–7) sowie über die Kriege Israels, vor allem gegen die Aramäer (3,4–27; 5,1–27; 6,8–23; 6,24 – 7,20; 13,14–19).71 Solche Aufteilungen müssen allerdings einer Überprüfung standhalten; 1 Kön 19,15–18 setzt die gesamte Elischa-Sammlung voraus und ist keine alte Tradition; Kriegsgegner in 2 Kön 3,4–27 ist Moab und nicht Aram, und Elischa gehört ursprünglich nicht in diese Geschichte; sekundär ist Elischa in 2 Kön 6,24 – 7,20; die „Prophetensöhne“ werden in 2 Kön 4,42–44 oder 13,20–21 nicht genannt, und auch in anderen Texten sind sie ergänzt worden (1 Kön 20,35; 2 Kön 5,22; 9,1). Anzumerken ist auch noch, dass Elischa in unterschiedlichen Geschichten in Abel-Mehola, Gilgal, auf dem Karmel, in Samaria und Dotan residiert. Wenn es getrennte Sammlungen von Legenden gegeben hat – was gut möglich ist –, dann hat die Forschung sie bisher noch nicht hinreichend identifiziert. Auch ist es nahezu unmöglich, die Legenden zu datieren. Manche könnten ursprünglich in mündlicher Form bis ins neunte Jahrhundert oder die Zeit bald nach dem Leben des Propheten zurückreichen, vorausgesetzt, es hat eine solche Figur gegeben; andere sind vermutlich erst viel später entstanden.72

Warum die Legenden in den Königebüchern gerade in der uns vorliegenden Form angeordnet sind, lässt sich nicht sagen, auch wenn hierfür verschiedene Erklärungen vorliegen, zumindest für einzelne Texte. So schlägt beispielsweise de Vaux vor, dass der Abschnitt 4,38 – 7,20, dessen Anfang und Ende jeweils eine Hungersnot ist, zwischen 4,37 und 8,1–6 eingefügt wurde, damit die in 8,1 erwähnte siebenjährige Hungersnot abgebildet wird.73 Das sagt jedoch nichts über die Anordnung des weiteren Elija-Materials aus. Hierzu bemerkt Long, dass die Elischa-Geschichten einander ab 2 Kön 3,1 ablösen; es wechseln sich dabei Geschichten ab, bei denen Elischa auf internationaler Bühne tätig ist, und andere, die von seinen Taten in der Heimat erzählen.74 Allerdings vermag diese Erklärung nicht völlig zu überzeugen, weil Long manchmal Geschichten zusammenfassen muss, die eigentlich getrennt sind (z. B. 2 Kön 4), damit die These zutrifft. Auch bezieht er die Geschichten über Elischa in 2 Könige 2 oder 13 nicht ein.

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