Читать книгу 1 Könige 16 - 2 Könige 16 - Steve McKenzie - Страница 38

Synchrone Analyse

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Das hohe Erzähltempo Das erhöhte Tempo der Erzählung in diesem Kapitel zeigt sich besonders in der jetzt betrachteten Perikope, wo es nicht nur um einen längeren Bürgerkrieg, sondern auch um vier Könige geht. Den Königen wird ungefähr die gleiche Aufmerksamkeit zuteil, was ihnen den gleichen Stellenwert verleiht. Deshalb sind Simri und Omri, deren Bedeutung sich insgesamt in den Königebüchern deutlich unterscheidet, die gleiche Anzahl an Versen gewidmet. Das Erzähltempo erweckt den Eindruck, dass die Erzählung es eilig hat, mit der Geschichte voranzukommen, und dass sich Israel in einer unkontrollierbaren Abwärtsspirale befindet. Ahab wird die Spiralbewegung stoppen, aber nicht den Abwärtstrend.

16,8–14: Elas Unfähigkeit und Sturz Im Bericht über Ela (Vv. 8–14) fehlt in der Einleitung des Rahmenformulars die übliche Bewertung. Der Bericht wird – wie die kurze Herrschaftszeit – durch Simri verkürzt. Der flüchtige Blick auf Ela in V. 9 zeigt einen ineffektiven König, der keine persönlichen Eigenschaften aufweist, die ein Gegengewicht bilden könnten. Ela regiert gerade lang genug, dass seine Untertanen erkennen können, was für ein König er wird, und damit seine Inkompetenz sich zeigen kann. Seine zwei Regierungsjahre laden zum Vergleich mit Nadabs ähnlich langer Amtszeit ein (15,25). Elas Unfähigkeit wird dadurch angedeutet, dass sein Heer (immer noch? wieder?) die Stadt belagert, in der sein Vater Bascha den Putsch anführte, der ihn an die Macht brachte (15,27). Statt den Angriff zu leiten, bleibt Ela hinter der Front zurück und betrinkt sich (V. 9). Er steht weder zu seinem Militär noch zu seinen Dienern in gutem Kontakt; es ist sein oberster Verwalter, der ihn betrunken macht und offenbar auch – möglicherweise an führender Stelle – an seiner Ermordung beteiligt ist. Dass Ela trinkt, erinnert an Ben-Hadads Trinken in 20,12.16; bei beiden führt es in die Niederlage. Ela macht sich zum leichten Opfer eines Attentats durch Simri, seinen eigenen Befehlshaber über die Streitwagen. Die Schilderung des Komplotts und des Attentats ähnelt Baschas Komplott gegen Nadab in 15,27–28: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“. Die Lesenden fühlen sich von keinem der beiden angezogen. Ela ist ein unfähiger Narr, Simri ein opportunistischer Attentäter. Zurück bleibt der Eindruck, dass Chaos und Instabilität herrschen.

In der Erzählung geht es vor allem um die Erfüllung einer Verheißung. Simris erste Handlung als König ist die Ausrottung der genealogischen Linie Baschas (V. 11) als Erfüllung von Jehus Prophetenspruch (Vv. 1–4). Die Sünde Jerobeams wird nicht erwähnt, doch sie schwingt durch die ähnliche Wortwahl in V. 2 und V. 13 mit, insbesondere in den Formulierungen Israel zum Sündigen verleiten sowie Jhwh mit Götzen erzürnen. Die gleichen Worte finden sich in der Erzählung über die Vernichtung des Hauses Jerobeams durch Bascha (15,30), abgesehen von den Götzen. Diese und die anderen Parallelen zum Haus Jerobeams unterstreichen die Wirkmächtigkeit der Botschaft von Jhwhs Propheten, die sich in deren Erfüllung zeigt.31 Das Schicksal des Hauses Baschas gleicht dem des Hauses Jerobeams; beider Untergang wird auch durch das Festhalten an der Sünde Jerobeams herbeigeführt.

Elas Ähnlichkeit mit Nadab Wie bei der Beurteilungsformel und parallel zu Nadab (15,31) fehlen bei Ela die üblichen Notizen über Tod, Bestattung und Nachfolger am Schluss des Rahmenformulars in 16,13–14. Dies ist nicht nur ein Zeichen der Missachtung, sondern stimmt auch mit dem Prophetenspruch gegen das Haus Baschas überein. Ela und die anderen männlichen Mitglieder dieses Hauses werden, wie Nadab in der genealogischen Linie Jerobeams, nicht bestattet, sondern ihre Leichname werden einfach liegengelassen, damit sie entsprechend der prophetischen Voraussage von Hunden und Vögeln gefressen werden.

16,15–16: Simris Regierungszeit Als die Nachricht vom Sturz die Truppen erreicht, die Gibbeton belagern, erklären diese ihren eigenen Befehlshaber Omri zum König, statt Simri zu folgen (V. 16); dies deutet auf Simris schwachen Charakter und schlechten Ruf hin. Weiter zeigt dies, wie sinnlos Simris Aufstand und das damit verbundene Blutvergießen war. Die Königsherrschaft Simris war nie unstrittig; er war nie König über „ganz Israel“. Vielmehr hat ganz Israel Omri zum König gemacht, der damit am Ende als Sieger aus dem Konflikt hervorgeht. Er ist der erste König seit Jerobeam, der von der Bevölkerung unterstützt wird, und der erste König Israels, der eine echte Dynastie gegründet hat, die über die ersten „Bewährungs“-Jahre seines Nachfolgers hinausreichte.32

16,17–20: Simris Ende Omri zieht als Befehlshaber des Heeres gegen Tirza und belagert es (Vv. 17–19). Da Simris Herrschaft nur sieben kurze Tage währt, bedeutet dies, dass die Stadt quasi sofort fällt. Simri verfügt kaum über Unterstützung; isoliert und ohne Hoffnung auf Entkommen verkriecht er sich in der Residenz des Königs und setzt sie in Brand. Selbst die Art des Selbstmordes verrät Egozentrik – wenn er den Palast nicht besitzen kann, soll ihn niemand besitzen. Der wahre Grund für seinen Tod ist allerdings die Sünde Jerobeams (V. 19). Auch wenn dies formelhaft ist, so ist doch der Vorwurf der Sünde real. Es reichte eine Woche, um zu erkennen, dass Simri auf dem Weg des Götzendienstes bleiben wird, den Jerobeam beschritten hatte. In nur sieben Tagen und ohne wirkliche Gefolgschaft hat es Simri trotzdem geschafft, Israel zum Sündigen zu verleiten. Am Schluss des Rahmenformulars für Simri steht keine Bestattungsnotiz (V. 20) – das passt zu einem Mann, bei dem Stammeszugehörigkeit, der Name des Vaters und Ähnliches ungenannt bleiben. Er stellt nur eine kurze Episode in Israels Geschichte dar. Sein einziges Vermächtnis ist der Verrat, für den sein Name künftig steht (2 Kön 9,31).

16,21–22: Das Tibni-Intermezzo Geheimnisumwoben ist auch Tibnis Erscheinung und Rolle. Unklar bleibt, ob sein Konkurrenzkampf mit Omri vor oder nach Simris Regierungszeit anzusetzen ist. Die Stellung von Vv. 21–22 legt nahe, dass dies danach geschah, doch wegen der Betonung, dass ganz Israel Omri zum König machte (V. 16) und wegen der Verwendung von אז mit Imperfekt könnte es sein, dass Omri Tibni besiegte, bevor Simri Anspruch auf die Herrschaft erhoben hat.33 Von Tibni weiß man über den Namen seines Vaters hinaus nichts – weder, woher er stammte oder welche Stellung er innehatte, noch, auf welche Weise er zu Tode kam. Unklar ist ebenso, ob er tatsächlich König wurde. Die Aussage von V. 21, wonach die Hälfte des Volkes ihm folgte, um ihn zum König zu machen, ist mehrdeutig. Wird hier eine Absicht zum Ausdruck gebracht und dadurch implizit auch ein Scheitern – sie wollten ihn zum König machen (aber es gelang ihnen nicht)? Selbst wenn es ihnen gelungen wäre, so stellten sie doch nur eine Hälfte des Volkes, und auch nur die weniger mächtige. Bei Tibni findet sich kein Rahmenformular. Trotz allen Erfolgs, für den die Hälfte des Volkes spricht, hat Tibni nicht einmal Simris Position erreicht, der eindeutig ein König war. Sein Name „Mann des Strohs“ ist eine Anspielung auf sein Scheitern.

16,23–28: Omris Regierungszeit Während unklar ist, ob Tibni wirklich König war, wird bei Omri ganz im Gegensatz dazu in der Erzählung zwei- oder dreimal davon gesprochen, dass er König wird. In V. 16 wird er vom Heer und ganz Israel zum König gemacht, und seine Thronbesteigungsformel findet sich in V. 23. In V. 21 wird Omri von der anderen Hälfte des Volkes unterstützt, die nicht Tibni anhängt. Omris Erfolg ist eindeutig. Die sich in V. 23b stellende Frage, wo Omris Hauptstadt war, nachdem es Tirza nicht mehr war (nicht zuletzt weil Simri den Palast angesteckt hatte),34 wird in V. 24 mit seinem Umzug nach Samaria beantwortet. Wer den Text liest und mit der Geographie und den Handelsrouten vertraut ist, denkt bei der Verlagerung der Hauptstadt nach Samaria an die Intensivierung des Austauschs mit den Phöniziern und erahnt bereits den Auftritt Isebels.35 Dies könnte auch die Erklärung liefern für ein weiteres nicht formelhaftes Element im Bericht über Omri, nämlich die Notiz, dass er mehr Böses getan hat als seine Vorgänger (V. 25b). Ein Grund für diese Einschätzung wird ansonsten nicht genannt. Die in V. 26 erwähnten Vergehen, also die Sünde Jerobeams begangen zu haben und Jhwh durch Götzen zu erzürnen, sind identisch mit den Vergehen, die Bascha und Ela zugeschrieben werden (15,34; 16,2b.13); deshalb bleibt unklar, warum Omris Handeln schlimmer gewesen ist. Vielleicht war der Vertrag mit den Phöniziern, der zu Ahabs Heirat mit Isebel führte, Omris Werk, auch wenn das im Text nicht explizit gesagt wird und in V. 31 Ahab die Schuld daran gegeben wird. Vielleicht geht es nur darum, dass Omri Ahabs Vater war und der Gründer der wichtigsten Dynastie Israels. Widerwillig wird eingestanden, dass er ein großer König war, wenn in V. 27 seine Macht erwähnt wird.36 Da alle Könige Israels böse waren und Omri der Gründer der prominentesten Dynastie sowie der Vater des schlimmsten Königs war, muss er wohl schlimmer als seine Vorgänger gewesen sein.

1 Könige 16 - 2 Könige 16

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