Читать книгу 1 Könige 16 - 2 Könige 16 - Steve McKenzie - Страница 25
3.4.1 Die Elija- und Elischa-Geschichten
ОглавлениеNach DtrH Prophetengeschichten bilden den Großteil der Erzählungen in den Königebüchern zwischen 1 Könige 17 und 2 Könige 13. Diese Geschichten lassen sich anhand der hauptsächlich behandelten Prophetenfiguren in drei Blöcke unterteilen: Geschichten über Elija (1 Könige 17–19; 21; 2 Könige 1; 2,1–11), Geschichten über Elischa (2 Könige 2–8; 9,1–12; 13,14–21) sowie Geschichten über andere Propheten (1 Könige 20; 22). Bei der Frage nach ihrer Platzierung in den Königebüchern hat sich die Forschung auf das Elija-Material in 1 Könige 17–19 konzentriert. Der Gedanke, dass diese Geschichten in einer sekundären redaktionellen Phase nach DtrH zu den Königebüchern hinzugesetzt wurden, ist durch die Popularität von Noths Theorie des Deuteronomistischen Geschichtswerks in seinen „Überlieferungsgeschichtlichen Studien“ aus dem Jahr 1943 überlagert worden.79 Noth stimmte mit seinen Vorläufern darin überein, die Elija-Geschichten nicht als dtr anzusehen. Doch anstatt sie – wie andere umfangreiche Materialien (z. B. die Stammeslisten in Josua 13–21 und die Simson-Erzählungen in Richter 13–16) – als sekundäre Hinzufügungen zu DtrH zu betrachten, hat Noth die Elija-Erzählungen als eigene Quelle angesehen, die vor der Redaktion des DtrH in eine Sammlung integriert und dann von DtrH verbatim („in ihrem überlieferten Wortlaut“) übernommen wurde.80 Seine These des Deuteronomistischen Geschichtswerks hat eine derartige Wirkung entfaltet, dass die meisten Exegeten seitdem davon ausgegangen sind, dass die Elija- (und Elischa-)Geschichten Teil des Deuteronomistischen Geschichtswerks sind.81
Fohrers Kriterien Allerdings gibt es kaum überzeugende Hinweise darauf, dass DtrH die Elija-Geschichten redaktionell bearbeitet hat. Die einzige durchdachte Argumentation ist hier 1957 von Fohrer entworfen worden, der sich auf sechs Ausdrücke stützt, die seiner Ansicht nach typisch für DtrH sind.82 Doch Fohrer selbst hat gezeigt, dass diese Ausdrücke generell in später prophetischer Literatur belegt sind – vor allem bei Jeremia und Ezechiel – sowie in einigen Fällen in P und der Chronik; keiner der Ausdrücke ist ausschließlich oder eindeutig DtrH zuzuordnen.83 Während also die Elija-Geschichten von späten Ausdrücken durchzogen sind, fehlt in ihnen der spezifische DtrH-Sprachgebrauch.
Unterschiede zu den dtr Propheten Umgekehrt lassen sich 1 Könige 17–19 aus einer Reihe von Gründen als Hinzufügung erst nach DtrH betrachten. Erstens tritt Elija in der Erzählung in 1 Kön 17,1 unerwartet auf, und die Geschichten über ihn unterbrechen den Bericht über Ahabs Regierungszeit. Elija wird nur mit seinem Titel „der Tischbiter“ vorgestellt, und sein Erscheinen wird in der vorausgehenden Einleitung zu Ahab in keiner Weise vorbereitet. Auch ist ein Wechsel des Stils zu beobachten: Während zuvor einige knappe Berichte über die Herrschaft verschiedener Könige stehen, die durch das einleitende und abschließende Rahmenformular eingefasst sind, besteht der Text nun aus Geschichten über Elija und andere Propheten. In einem Fall (2 Kön 2) steht die Geschichte sogar außerhalb des strukturellen Rahmens des DtrH in den Königebüchern, das durch das Rahmenformular gebildet wird.84 Zweitens unterscheiden sich diese Geschichten deutlich von Erzählungen über Propheten, die sich zuvor in den Königebüchern finden. Nicht erwähnt wird die Sünde Jerobeams, um die es bei diesen früheren Interventionen durch Propheten meist ging. Vielmehr sind die Geschichten über Elija in 1 Könige 17–19 – und mehr noch die Geschichten über Elischa in 2 Könige – legendenhafte Geschichten über die wunderhaften Taten ihrer Helden. Sie lassen sich überwiegend zwei Gruppen zuordnen: Zum einen gibt es persönliche Anekdoten, zu denen die wundersamen Taten der Gottesmänner in Interaktion mit gewöhnlichen Leuten gehören, und zum anderen politische Geschichten wie unter anderem Kriegsgeschichten, in denen es auch um die Interaktion mit Königen Israels und anderer Völker geht. Während also der Rest von 1 Könige überwiegend in Ahabs Regierungszeit angesiedelt ist, spielt Ahab nun meist eine untergeordnete Rolle und räumt das Feld für Elija. So wird Ahab beispielsweise in 1 Könige 17 nur einmal in V. 1 erwähnt. Ein weiterer Unterschiede besteht darin, dass die Prophetie anders gesehen wird. Elija (und noch mehr Elischa) ist in 1 Könige 17–19 eher ein wundertätiger Gottesmann als der Bote des Gotteswortes wie Ahija (1 Kön 14,7–11) oder Jehu ben Hanani (1 Kön 16,2–4). Das deutet auf einen dritten Unterschied hin: Es finden sich auffallende Spannungen zwischen diesen Geschichten und der Theologie des DtrH. Dass Elija einen Altar auf dem Karmel errichtet, stellt eine eklatante Verletzung der DtrH-Lehre der Kultzentralisation dar. Auch beklagt sich Elija darüber, dass das Volk die Altäre Jhwhs niedergerissen habe (1 Kön 19,10.14).85 Diese Überlegungen deuten darauf hin, dass die Geschichten über Elija und Elischa den Königebüchern überwiegend erst nach DtrH hinzugefügt wurden. Dabei gibt es zwei Ausnahmen: das anti-dynastische Prophetenwort von DtrH in 1 Kön 21,20–24* sowie Elijas Ankündigung von Ahasjas Tod in 2 Kön 1,2–8*.