Читать книгу Manipulierte Gene – Verdrehte Wahrheit - Steven M. Druker - Страница 13
Das Aufkommen einer aufsehenerregenden Technologie
ОглавлениеIm Jahr 1969 richteten die Menschen überall auf der Welt ihre Aufmerksamkeit auf einen neuartigen pathogenen Mikroorganismus, der menschliches Leben global zu zerstören drohte. Einen vergleichbaren hatte es nie zuvor gegeben, seine fürchterliche Zerstörungskraft durchkreuzte selbst die raffiniertesten Kontrollstrategien. Dazu kam noch, dass diese heimtückische Mikrobe von Menschen erfunden worden war.
Die Erfindung war jedoch rein literarisch, und das bedrohliche Wesen wurde nur auf den Seiten eines Buches lebendig – in Michael Crichtons Science-Fiction-Thriller und Bestseller The Andromeda Strain (dt. Andromeda; München: Droemer Knaur, 19957). In dieser Geschichte verdankt der tödliche Organismus sein Auftreten zwar den Bemühungen des US-amerikanischen Militärs um biologische Waffen, er wurde jedoch nicht von Wissenschaftlern erschaffen. Denn Crichton bemühte sich um Realismus; und seinerzeit wäre es wirklichkeitsfremd gewesen, diese neuartige Kreatur als das Produkt menschlicher Technik hinzustellen. Weil die DNA noch weitgehend unbeherrschbar war, war eine Technologie, die Gene präzise kopieren und sie dann in lebende Organismen spleißen konnte, weit außerhalb des praktisch Realisierbaren. Folglich erschien es plausibler, dass ultra-tödliche (und vollkommen neuartige) Mikroben außerhalb der Erdatmosphäre gefunden statt in Labors hergestellt würden; und Crichton gestaltete einen Plot, in dem die Armee Sonden ins All schickt, die Pathogene für das Biowaffenprogramm sammeln sollten. In diesem Szenario kommt die neue mikrobielle Bedrohung mit einem Satelliten, der auf die Erde stürzt, statt aus einem erdgebundenen Reagenzglas.
Nachdem die Gentechnologie Wirklichkeit geworden war, griff Crichton sie auf und machte sie zu einem wesentlichen Merkmal seines 1990 veröffentlichten Bestsellers Jurassic Park. Doch als er Andromeda zu schreiben begann, besaßen Wissenschaftler zwar detailliertes Wissen über die DNA-Struktur und die Natur des genetischen Codes, vom Stadium kontrollierten Genspleißens waren sie jedoch weit entfernt. Unter Biologen gab es Gerede über die Möglichkeit einer „Gentechnologie“; man glaubte, die Mittel für eine solch radikale Technologie würden irgendwann entwickelt, doch dem Anschein nach war niemand auch nur in der Nähe solchen Tuns. (4)
So unwahrscheinlich es auch erschienen sein mag, als Andromeda 1969 in die Buchhandlungen kam – schon bald sollten erdbasierte Labors als wahrscheinlichstes Einfallstor für gefährliche neue Mikroben an die Stelle herabstürzender Raumsonden treten. Im Jahr darauf entdeckten die Wissenschaftler schließlich die Methoden, mit denen sich das DNA-Molekül präzise zerschneiden ließ; und innerhalb vier weiterer Jahre gelang es einem Forscherteam, ein Gen aus einem Organismus zu kopieren und in die DNA eines anderen Organismus zu spleißen – so stellten sie das erste gentechnisch veränderte Bakterium her. (5) (Die Schritte dieses Prozesses sind in Kapitel 4 beschrieben.)
Wenig später waren Dutzende anderer neuer Mikrobenstämme ähnlich hergestellt. Auch wenn diese neuartigen Organismen auf der Erde erschaffen wurden, waren sie in den Köpfen vieler Menschen fast wie Außerirdische. Sie enthielten nicht nur nie da gewesene Kombinationen genetischen Materials, sondern es war auch höchst unwahrscheinlich, dass die meisten dieser Konglomerate unter natürlichen Bedingungen hätten entstehen können. Vielmehr verdankten sie ihre Existenz einer beträchtlichen menschlichen Erfindungsgabe. Unabhängig davon, in welchem Maße die Menschen sie als außerirdisch betrachteten, fürchtete die Öffentlichkeit großenteils, einige dieser Kreaturen könnten sich als fast so gefährlich erweisen wie der gespenstische Terror, den Crichton in seinem Buch schildert. Und mit dieser Befürchtung waren sie nicht allein. In erheblichem Maße wurde sie von den Biowissenschaftlern geteilt. Tatsächlich wurden die Bedenken der Öffentlichkeit durch Warnungen geweckt, die Molekularbiologen mündlich oder schriftlich geäußert hatten.