Читать книгу Manipulierte Gene – Verdrehte Wahrheit - Steven M. Druker - Страница 8

GELEITWORT JANE GOODALL

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Ich erinnere mich gut, wie entsetzt ich war zu erfahren, dass es Wissenschaftlern gelungen war, das Erbgut von Pflanzen und Tieren umzugestalten. Die ersten gentechnisch veränderten (GV-)Pflanzen wurden den 1980er-Jahren entwickelt, doch ich erfuhr erst in den 1990ern davon, als sie erstmals auf den Markt kamen. Das erschien wie eine schockierende Verstümmelung der Lebensformen des Planeten, und wenig überraschend waren viele Menschen ebenso entsetzt wie ich – und ebenso wenig überraschend wurden diese veränderten Organismen als „Frankenfoods“ bekannt.

Ja, es gab gute, wissenschaftlich fundierte Gründe, den neuen Nahrungsmitteln zu misstrauen; dennoch haben sich GV-Nutzpflanzen in ganz Nordamerika und etlichen anderen Teilen der Welt verbreitet. Wie ist es dazu gekommen? Die Antwort auf diese Frage findet sich in Steven Drukers sorgfältig recherchiertem Buch. Es ist eine faszinierende, wenn auch abschreckende Geschichte, die sich über mehrere Jahre anbahnte.

Mir war nicht bewusst, vor welcher gewaltigen Aufgabe Bioingenieure standen bei ihrem Ringen, vielfältigen Nutzpflanzen neue Gene einzusetzen. Ihre Absicht war, die Pflanzen Toxine produzieren zu lassen, die Schadinsekten abhalten sollten, oder sie gegen Pflanzenvernichtungsmittel widerstandsfähig zu machen usw. Eine wesentliche Herausforderung stellte dabei die Notwendigkeit dar, die verschiedenen Abwehrmechanismen der Pflanzen selbst zu überwinden, die das fremde Material mit aller Kraft abstoßen. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, die fremden Gene dazu zu bringen, in einem Zellmilieu zu wirken, in dem sie üblicherweise inaktiv bleiben. Es zeugt von menschlicher Hartnäckigkeit und menschlichem Einfallsreichtum, dass das den Wissenschaftlern letztlich gelungen ist!

Doch die neu konfigurierten Pflanzen, die sie letztlich erzeugten, unterschieden sich, wie Druker faszinierend genau erklärt, in vielerlei Hinsicht von den Elternpflanzen; und von Anfang an äußerten viele qualifizierte Wissenschaftler Bedenken wegen der Sicherheit der neuen Nutzpflanzen sowohl für die Umwelt als auch für die Gesundheit von Mensch und Tier. Weiter veranschaulicht Druker, dass genau dieser sehr reale Unterschied zwischen gentechnisch veränderten Pflanzen und ihren konventionellen Pendants eine der Grundwahrheiten ist, die die Biotech-Befürworter zu verschleiern trachten. Dafür stellten sie etwa die verschiedenen Bedenken als nur unverständige Meinungen schlecht informierter Einzelpersonen hin – und verspotteten sie nicht nur als unwissenschaftlich, sondern als wissenschaftsfeindlich. Als Nächstes machten sie sich daran, die Öffentlichkeit und Regierungsbeamte durch das Ausstreuen falscher Angaben davon zu überzeugen, dass die neuen Nahrungsmittel nach weitgehender Übereinstimmung von Experten auf der Grundlage solider Beweise sicher seien. Doch wie Druker herausstellt, stimmte das eindeutig nicht.

Im Laufe der Kapitel lesen wir, wie die Verfechter der Gentechnologie unbeirrt behaupten, die mit dieser radikalen Technologie erzeugten Nutzpflanzen ähnelten im Wesentlichen den Pflanzen, von denen sie abstammen; sie behaupten weiter, die Vorgehensweise sei hervorragend genau und GV-Nahrungsmittel seien deshalb, wenn überhaupt, dann sicherer als ihre nach herkömmlichen Verfahren gezüchteten „Eltern“ – während in Wirklichkeit eine signifikante Ungleichheit besteht, die Vorgehensweise alles andere als genau ist und die Risiken größer sind, vor allem das Risiko, unerwartete und schwer nachzuweisende Toxine zu erzeugen.

Druker beschreibt, wie erstaunlich erfolgreich die Biotechnologie-Lobby gewesen ist – und in welchem Umfang die breite Öffentlichkeit und Entscheidungsträger in der Regierung durch das clevere und systematische Verdrehen der Fakten und das Verbreiten zahlreicher Mythen hereingelegt wurden. Außerdem waren dem Anschein nach mehrere angesehene wissenschaftliche Institutionen wie auch viele herausragende Wissenschaftler an dieser unermüdlichen Desinformationsverbreitung beteiligt.

Kapitel 5 zeigt, wie es durch die unglaubliche Fehleinschätzung – wenn nicht regelrechte Korrumpierung – der US Food and Drug Administration (FDA; amerikanische Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit) zum entscheidenden Schritt in der Vermarktung gentechnisch veränderter Nahrungsmittel kam. Diese Aufsichtsbehörde soll gewährleisten, dass neue Zusatzstoffe in Lebensmitteln sicher sind, bevor sie auf den Markt kommen; und es lag in ihrer Verantwortung, zu fordern, dass die Unbedenklichkeit von GV-Lebensmitteln in standardmäßigen wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen wird. Doch die Informationen, an die Druker durch ein Gerichtsverfahren herankam und die er den Akten der Behörde entnehmen konnte, brachten zutage, dass diese offensichtlich die Bedenken ihrer eigenen Wissenschaftler ignorierte (und vertuschte) und dann gegen ein Bundesgesetz und ihre eigenen Vorschriften verstieß, indem sie die Markteinführung gentechnisch veränderter Nahrungsmittel ohne jegliche Testung gestattete. Ferner geht aus den Unterlagen hervor, wie die Behörde den Verbrauchern versicherte, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel seien ebenso sicher wie natürlich produzierte – und ihre Sicherheit werde durch solide wissenschaftliche Beweise bestätigt –, und das, obwohl sie wusste, dass es solche Beweise nicht gab.

Druker liefert Argumente dafür, dass genau dieser Betrug den Start des Wagnisses GV-Nahrung wirklich ermöglichte. Laut Druker täuscht dieser Betrug die Öffentlichkeit und den Kongress nach wie vor, obgleich das von Druker angestrengte Gerichtsverfahren ihn völlig aufgedeckt hat. Seine Beschreibung der Vorgänge um diesen Prozess bestürzt und beunruhigt mich an diesem Buch mit am stärksten.

Und welche Rolle spielten die Medien? Wie wurde die amerikanische Öffentlichkeit so weitgehend im Dunkeln gelassen über die Realität gentechnisch veränderter Nahrungsmittel – so weit, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung bis vor Kurzem nicht einmal wusste, dass sie sie regelmäßig konsumierte? In Kapitel 8 beschreibt Druker, wie die Mainstream-Medien äußerst selektiv berichteten – und durchweg keine Informationen vermittelten, die Anlass zur Sorge wegen dieser gentechnisch veränderten Produkte geben könnten. Wie Druker außerdem aufzeigt, waren die Strategien der Medienmoguln in seinen Worten „nicht nur selektiv, sondern suppressiv“. Und er berichtet von mehreren dramatischen Zwischenfällen, bei denen Berichte von Journalisten, die beunruhigende Fakten bekannt zu machen versuchten, von Vorgesetzten abgeändert oder völlig abgeschmettert wurden. Darum überrascht es nicht, dass die amerikanische Öffentlichkeit und so manche der wichtigen Entscheidungsträger glauben, es gebe keine berechtigten Bedenken in Bezug auf gentechnisch veränderte Lebensmittel.

Ich persönlich bin Steven Druker dankbar, dass er dieses Buch geschrieben hat. Das war eine Herkulesaufgabe und spiegelt den leidenschaftlichen Wunsch eines Mannes mit einem wahrhaft wissenschaftlichen Geist wider, die Wahrheit hinter den Falschdarstellungen der Wahrheit so präzise wie möglich aufzudecken. Dennoch kann man trotz der Integrität des Buches davon ausgehen, dass Manipulierte Gene – Verdrehte Wahrheit bei den Förderern des Wagnisses GV-Nahrung auf heftige Kritik stößt. Und wie alle, die die Schattenseite des Wagnisses aufdecken wollen, wird der Autor dieses Buches wahrscheinlich als wissenschafts- und fortschrittsfeindlich beschimpft und gebrandmarkt werden. Mir jedoch erscheinen nicht diejenigen als wissenschaftsfeindlich, die auf die Probleme des Wagnisses aufmerksam machen; es ist vielmehr genau andersherum. Dennoch wird Druker fast sicher der gleichen Kritik ausgesetzt sein, wie sie auch an Rachel Carson geübt wurde, als sie 1962 Silent Spring veröffentlichte (dt. Der stumme Frühling; München: Beck, 2012, 4. Aufl.).

Ich halte es für wichtig, dass Sie dieses Buch aufmerksam lesen und für sich selbst einschätzen, wie fest es in Fakten und Logik gründet. Dabei könnten Sie durchaus zum gleichen Schluss kommen wie ich: Steven Druker hält die Tradition guter Wissenschaft hoch. Lesen Sie dann ein paar Bücher und Artikel von Wissenschaftlern, die die Gentechnologie befürworten – besonders die prominenter Biologen –, und Sie befinden vielleicht, dass deren Standards häufig signifikant hinter seinen zurückbleiben.

Ja, er führt mehrere Fälle an, in denen solche Veröffentlichungen regelrecht betrügerisch erscheinen, weil sie nicht nur die Gentechnologie irreführend darstellen, sondern auch einige Grundzüge der Biologie falsch wiedergeben. Obwohl diese Wissenschaftler ernsthaft glauben mögen, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel seien die Lösung für den Hunger in der Welt, haben viele von ihnen dem Anschein nach den Nutzen dieser Nahrungsmittel weit überschätzt – und selbst falls diese Produkte keine höheren Risiken darstellten, ist zweifelhaft, ob sie die Unterernährung signifikant verringern oder irgendein gravierendes landwirtschaftliches Problem lösen könnten.

Dieses Buch erzählt zwar eine in vielerlei Hinsicht besorgniserregende Geschichte, doch es ist wichtig, dass sie endlich erzählt wird, weil schon so viel Verwirrung verbreitet und so vielen einflussreichen Entscheidungsträgern offensichtlich etwas vorgemacht wurde. Zum Glück zeigt das letzte Kapitel, wie die Geschichte ein Happy End haben kann, und es zeigt ganz klar den Weg hin zu realistischen und nachhaltigen Lösungen ohne Gentechnologie. Damit ist das Buch letztlich auch ein recht ermutigendes, genau wie ich mit meinen eigenen Büchern Hoffnung machen will. Denn es beschreibt nicht nur etliche Fehler, die wir gemacht haben, sondern auch, wie sich diese kreativ und lebensfördernd korrigieren lassen.

Druker hat zweifellos eines der bedeutendsten Bücher der letzten 50 Jahre geschrieben; und ich werde alle meine Bekannten, denen das Leben auf der Erde, die Zukunft ihrer Kinder und Kindeskinder am Herzen liegt, zur Lektüre anhalten. Es wird maßgeblich dazu beitragen, die Verwirrung und die Täuschung aufzulösen, die zur Gentechnologie und den mit ihr produzierten Lebensmitteln in die Welt gesetzt wurden.

Für mich ist Steven Druker ein Held. Er verdient mindestens einen Nobelpreis.

Jane Goodall, PhD, DBE und UN-Friedensbotschafterin

Manipulierte Gene – Verdrehte Wahrheit

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