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Eine neue Phase: Das Drängen auf Freisetzung in die Umwelt

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Trotz ihrer Erfolge, den Regulierungsrahmen nach und nach abzubauen, fühlten sich die Biotechnologen irgendwann mit dem noch verbliebenen nicht mehr wohl und strebten nach einer radikalen Änderung – und zwar deshalb, weil die Biotechnologie sich ausweitete.

In den frühen Jahren der Gentechnik lag das Hauptaugenmerk auf Forschung und Anwendungen in der Medizin, und die veränderten Einheiten waren Mikroorganismen, die sich im Labor vollständig nutzen ließen. Entsprechend wurde die Freisetzung in die Umwelt nicht als ein Ziel, sondern als unerwünschter Unfall betrachtet. Solange sich die rDNA-Technologie also auf die Medizin beschränkte, hatten ihre Anwender keinen Anlass, gegen das Freisetzungsverbot anzukämpfen, wenngleich sie sich über einige Einschränkungen ärgerten, und das Wagnis Biotechnologie konnte trotz dieses Verbots bestehen.

Die Situation änderte sich jedoch grundlegend, als sich das Vorhaben auf die Landwirtschaft ausweitete. Gentechnisch veränderte Organismen (GVOs), die als landwirtschaftliche Nutzpflanzen dienen sollen, müssen im Freiland gezüchtet werden, und ihre Wirksamkeit muss großteils ebenfalls im Freien erforscht werden. Ferner müssen auf Anwendungen in der Landwirtschaft zugeschnittene Mikroorganismen ebenfalls das Labor verlassen. Deshalb musste das generelle Freisetzungsverbot aufgehoben werden, damit die Biotechnologie in dieser entscheidenden Phase Fortschritte machen konnte.

Es schien viel auf dem Spiel zu stehen, denn vielen im privaten wie im öffentlichen Sektor schienen die größten Gewinne der Gentechnik aus dem Einsatz in der Landwirtschaft zu erwachsen. Die Erwartungen waren hoch, dass gentechnisch veränderte Nutzpflanzen die Ernteerträge steigern, den Nährstoffgehalt erhöhen und die Abhängigkeit von Kunstdünger und Pestiziden reduzieren würden. Keine dieser großen Erwartungen würde sich jedoch erfüllen, wenn GVOs nicht außerhalb der Labormauern eingesetzt werden dürften.

Die Aufhebung des Verbots würde allerdings nicht leicht sein, denn dieses Verbot hatte jahrelang maßgeblich dazu beigetragen, die Ängste der Menschen zu beschwichtigen. Ferner bezogen sich die Behauptungen, gentechnisch veränderte Organismen könnten keinen weitreichenden Schaden anrichten, auf die biomedizinische Forschung im Labor. Doch nun ging es nicht darum, ob Laborbakterien, geschwächt durch jahrzehntelanges Eingesperrtsein unter künstlichen Bedingungen, in der äußeren Umwelt überleben und eine Epidemie auslösen könnten. Nun ging es darum, ob auf bäuerlichen Feldern gedeihende gentechnisch veränderte Pflanzen und Mikroben ökologischen Schaden anrichten könnten. (1) Und es gab keinerlei Hinweis, dass sie das nicht könnten. Die Ungewissheit bestätigte der damalige Deputy Director of Biotechnology Permits at the USDA (der im Landwirtschaftsministerium für Genehmigungen im Bereich Biotechnologie zuständige Stellvertretende Direktor): „In den 1970er-Jahren versuchten wir alle, den Geist in der Flasche zu halten. In den 1980ern gab es einen Schwenk hin zu dem Wunsch, den Geist aus der Flasche zu lassen. Und alle fragten sich: ‚Ist es ein böser Geist?‘“ (2)

Manipulierte Gene – Verdrehte Wahrheit

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