Читать книгу Johanna spielt das Leben - Susanne Falk - Страница 10

1961

Оглавление

Das hier war der Bühneneingang. Sie hatte schon unzählige Male durch diese Tür das Burgtheater betreten, aber heute war es anders. Heute kam sie als Bittstellerin und das war kein besonders erfreulicher Umstand eines Wiedersehens mit der Hochkultur.

»Grüß Gott, Frau Neuendorff«, begrüßte sie der Portier. »Was für eine Freude!«

War das jetzt ehrlich gemeint oder tat der Mann nur so?

»Grüß dich, Seppi«, erwiderte sie mit einem Lächeln, während sie ihre Finger in die Handtasche krallte, damit der Mann nicht bemerkte, wie sehr sie vor Lampenfieber zitterte. Dieser Auftritt durfte nicht misslingen.

»Wo ist denn das Zwutschgerl?«, wollte der Portier wissen.

»Daheim«, antwortete sie knapp.

»Jö, dabei hätten wir das doch so gern einmal gesehen. Was war’s noch gleich?«

»Ein Mäderl«, sagte sie leise.

»Und heißt wie?«

»Lore.«

»Jö!«, wiederholte der Mann.

Johanna lächelte noch einmal und schlüpfte dann möglichst schnell an der Portierloge vorbei, wobei der Mann hinter ihr herrief: »Aber das nächste Mal bringen S’ uns die Kleine mit, gell?«

»Jaja«, sagte sie und war schon durch die Tür hindurchgeschlüpft, die Treppe hinauf in den ersten Stock gerannt und stand nun vor der Tür zur Direktion. »Jetzt nicht zögern!«, schalt sie sich. »Mach ja keinen Rückzieher! Wozu sonst das ganze Theater?« Sie holte tief Luft und schloss die Augen, um besser in die Rolle der Johanna Neuendorff, Burgschauschauspielerin, hineinzukommen. Dann, als sie sich halbwegs sicher fühlte in ihrem anderen Ich, griff sie nach der Türklinke und betrat entschlossen das Vorzimmer.

Johanna spielt das Leben

Подняться наверх