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Kapitel 15

4.Oktober 1989 / 07: 41 Uhr / HQ KHH, Bautzen, DDR

Erinnerungen von Uwe Behrendt, KHH Feindaufklärung

Erneut bauten wir ein Hauptquartier auf, jetzt zum letzten Mal und größer denn je. Pfahler vom technischen Dienst, Kexel vom Führungsstab und ich verteilten die ankommenden Trupps auf das Gelände, versuchten unser Bestes, Ordnung reinzubringen. Man musste die Leute wenigstens nach Waffengattungen trennen. Vor allem wollte ich nicht, dass meine Leute von den Spezialkommandos mit dem Rest rumhingen. Hoffmann war noch nicht da. Der Schwung der Aktion war unglaublich, während Panzer, Truppentransporter und Jeeps auf das Gelände fuhren, kamen auch laufend Freiwillige daher, die sich anschließen wollten. Das machte die Lage unüberschaubar und wir wussten nicht, ob wir nicht schon aufgedeckt waren, ob sich unter den neuen Leuten nicht bereits verdeckte Schnüffler der Gegenseite befanden.

Seit vergangener Nacht fehlte Bergmann. Es konnte sich nur um eine Entführung handeln, vielleicht sogar aus dem Lager heraus. Das machte mir generell Sorgen, tat mir aber vor allem ganz persönlich leid. Wir hatten in der Vergangenheit gemeinsam viel erlebt, in den widerlichsten Nestern unser Werk verrichtet. Aber bis auf diesen Schmerz verlief alles andere wie geschmiert, die Stimmung war entsprechend verdammt gut, wenn nicht schon zu gut. Ich sah viele, die ganz offensichtlich nicht nüchtern waren. Solch unprofessionelles Verhalten kannte und mochte ich nicht.

Ursprünglich kam ich ja auch aus der DDR, erst nach meiner Flucht in den Westen und jahrelangem Dienst für Hoffmanns Wehrsportgruppe war ich an Weihnachten 1980 mit Hoffmanns Hilfe in die DDR zurück geflüchtet. Denn nach dem verpatzten Oktoberfest Attentat und nachdem ich unseren Erzfeind Shlomo Lewin und seine Frau in Nürnberg ermordet hatte, musste ich schnell weg. Nach weiteren Aufträgen in der DDR hatte man 1981 meinen Tod arrangiert, weil durch den Mossad, für die Erfassung meiner Person, tot oder lebendig, eine exorbitant hohe Summe ausgelobt worden war.

In Wahrheit arbeitete ich im Schutz der SED weiter, unter allerhöchster Sicherheitsstufe. Denn auch in der DDR wurde ich gesucht, von meinen persönlichen Feinden, wie Inge Viett. Die blöde Schlampe wollte weder sterben noch aufgeben. Deswegen war ich hier dabei. Erstens würde sie garantiert auftauchen und wir konnten das ein für alle Mal regeln, zweitens würde ich nach dem hier genug Geld haben, um für immer im Sumpf eines diktatorischen Staates auf fünf Sterne Niveau den Rest meines Lebens zu verbringen. Das hier würde aus der DDR sowieso etwas machen, wo keiner mehr leben wollte. Schon jetzt war es ekelhaft, nebulös und hinterfotzig. Nur das keiner drüber sprach. Mal abgesehen davon hatte ich die Schnauze voll, in Intershops Unsummen für Westartikel zu berappen.

Mit meinen Listen stand ich an der großen Einfahrt zum Gelände. Wir fühlten uns wie fulminante Feldherren, Pfahler neben mir schrie, er habe selbst bei der Bundeswehr nicht so viel Material gesehen.

Gut so und wir hatten viel Platz hier.

Die Basis in Bautzen war ein aufwendiger und großer Flughafen, ein spätes Kind des kalten Krieges, erbaut zwischen 1986 und 1988, also gerade erst fertig geworden, unter totaler Geheimhaltung. Man verbaute die 45 Millionen Ostmark sehr kompliziert, mit dutzenden kleinen Unternehmern, damit niemand jemals alle Pläne sah, noch wusste, was genau gebaut wurde. Es war die erste Anlage dieser Komplexität in den Händen der NVA, nicht GSSD. Die Anlage beinhaltete eine über zwei Kilometer lange Startbahn, auf dem alles starten und landen konnte, was flog. Es gab acht große gepanzerte Hangars für je zwei Tupolew Tu160, sowjetische Langstreckenbomber, am Ende der Startbahn. Neben den Hauptgebäuden standen Hangars für eine Staffel Aero L-39 Albatros L39ZO, Jäger tschechischer Bauart. Der größte Teil des Objektes war allerdings unter der Oberfläche verbaut: Lager, Schlafstätten, Aufenthaltsräume, Bunker, SS-27-Raketen mod. 2 (Jars / RS-24), das waren silogestützte Atomraketen, auf deutschem Boden. Genutzt wurde die Anlage offiziell von der Offiziershochschule der LSK/LV für Militärflieger "Otto Lilienthal" und dem Fliegerausbildungsgeschwader 25 "Leander Ratz", welche beide aktuell geschlossen waren. Wie immer waren nur die Maschinen da. Die L39ZO war wohl nicht effektvoll genug für die Feierlichkeiten in Berlin. Die Techniker und Ingenieure des Fliegertechnischen Bataillons und der Waffenwerkstatt waren nach Hause gegangen oder hatten sich uns angeschlossen, die Soldaten der NFB 25 Radarstellung und das gesamte Kommando unter Oberst Kerlchen hatten wir inhaftiert. An die unterirdische Raketenleitstelle war nicht ranzukommen, wie auch an das meiste was sich unterirdisch befand, aber das war nicht wichtig, sie würden nicht hochkommen. Auch konnten sie auf baldige Befreiung nicht hoffen, da man uns hier keinesfalls aus der Luft beschießen würde.

Ich zählte vor Ort, also ohne die Einheiten in den Städten entlang der tschechischen Grenze, acht Züge mit 320 Mann in der Infanterie, die Hoffmann selbst unterstanden. Davon zwei Züge mit Scharfschützen, vier Züge mit effektiver Panzerabwehr und alle mit schweren MGs. Sogar eine kleine Artillerie Einheit konnten wir aufbauen. Unter Odfried Hepp fünf Panzertrupps mit je acht leichten Panzern und ungefähr 160 Mann in 40 Besatzungen. Hepp und seine Männer waren noch in Finsterwalde, für die Show dort; Und um die Einheiten, die in Brandenburg noch in Einsätzen waren, den Rückzug nach Dresden zu erleichtern. Wir hatten 80 Mann zu unserer Versorgung abkommandiert, vom technischen Dienst über Sanitäter bis hin zur Feldküche. Mit ihnen hatten wir auch ein eigenständiges Meldewesen eingerichtet, das dem Führungsstab direkt unterstellt war. Das alles waren nur die Männer hier, die in den anderen Stützpunkten nicht eingerechnet, vielleicht gesamt noch einmal hundert Mann; Und wir machten alles so genau und professionell wie möglich.

Dennoch war es nur Show, das Bataillon würde bei ersten Kämpfen zerfallen. Und das war auch so gewollt, sollten die Helfershelfer irgendwann davonrennen, dann mussten wir sie nicht entlohnen oder gar mitnehmen. Der harte Kern war daher in meinen Spezialkräften zusammengefasst, was auch ihren Kenntnissen entsprach. Wir hatten sie mittlerweile auf höchstem Niveau ausgerüstet und als Mitgliedsausweis trugen sie, als einzige, rote Baretts.

Der technische Dienst wiederum war nötig, auch wenn die Operation keine 24 Stunden mehr dauerte; Denn wir fuhren mit ausgemustertem Material der Bundeswehr, der Sowjets und der NVA. Hinzu kamen neuere Modelle, die frisch erbeutet waren, was hieß, dass wir uns entweder nicht auskannten oder den Status des Fahrzeugs bei der Entwendung nicht voll erfasst hatten. Während jetzt zu allem Überdruss auch noch alte amerikanische Spähpanzer an mir vorbeirauschen, brüllte Kexel mich an, es ginge ihm alles zu langsam, mit Sonnenuntergang sollte die Aktion abgeschlossen sein, zudem sei Hoffmann in fünfzehn Minuten da und erwarte weitaus bessere Ergebnisse. Er habe gefragt, wer Bergmanns Kommando übernehme. Ich zuckte mit den Achseln, nur vorläufig hatte ich Bergmanns Feindaufklärung mit knapp 80 Mann in ein Gebäude der Fliegerschule einquartiert, damit sie hier nicht auch noch rumliefen. Ich wollte zu Kexel rübergehen, da rauschten mehrere russische T34 Panzer um die Ecke. Mit offenem Mund starrte ich diese echt monströsen Panzer an. Kexel und Pfahler lachten mich aus, ich schrie durch den Lärm: „Wo habt ihr denn die krassen Dinger her und wer Gott noch eins weiß noch, wie man die bedient?“ Aber sie antworteten gar nicht, lachten weiter, Pfahler holte einen Flachmann raus und sie tranken erst mal einen. Dann kam Kexel rüber und fragte, immer noch lachend, wer nun ernsthaft Bergmanns Kommando übernahm. Er stank nach mehr Schnaps als der schnelle Schluck gerade eben. Ich bestätigte natürlich: Ich mache das. Kexel freute sich und stimmte zu, sagte na dann solle ich auch gleich loslegen. Denn Bergmanns Aufgabe war neben dem Kommando über die Feindaufklärung auch die Verteidigung des Hauptquartiers. Eine nicht unwesentliche Sache, schließlich waren die Russen um die Ecke, im Osten Sachsens, an der Grenze und natürlich erstrecht dahinter.

Ich setzte ein kurzes Briefing mit den Kommandeuren der 1. bis 4. Infanteriedivison an, die bereits seit gestern hier waren und ließ sie in einem Kreis von einem Kilometer Verteidigungslinien aufbauen, unterstützt von vier Trupps des technischen Dienstes. Ich befahl ihnen umgehend loszulegen. Vom TD beorderte ich einen weiteren Trupp zusammen mit der zweiten Fernmeldeeinheit zum Tower des Flughafens, Ziel war das Abhören des Funkverkehrs und des Stabsnetzes S1 der DDR. Meine 2. und 3. Division der Spezialkräfte, welche den Marsch bis Dresden gedeckt hatten, beauftragte ich mit der inneren Sicherung und ließ den Flughafen durch Besetzung der Verteidigungsposten absichern. Zudem benannte ich zusätzliche Verteidigungslinien mit neuen Posten, mit Priorität zur Interzonenautobahn und zur Anfahrt über den Ort Bautzen. Die Männer sollten umgehend nicht genutzte Waffen in die neuen Posten schaffen und diese fortlaufend ausbauen. Wir hatten jetzt Glück, dass ich bei Bergmanns Briefings anwesend war. Das war ein Grund, warum ich seine Aufgaben übernahm, aber sonst hätte es auch tun wollen. Mich wunderte nämlich, dass sie das Thema Verteidigung so leicht abtaten, auch wenn schon bald alles wieder vorbei sein sollte.

Der 1. Division, meine Garde, befahl ich die Sicherung des Süd-Korridors, unserem Fluchtweg durchs Erzgebirge in die CSSR. Wir besprachen formell nochmals die Taktik, sie wussten aber wirklich Bescheid, hatten Orte und Straßen im Kopf,… und sie waren nüchtern. Zuletzt verteilte ich die vorhandenen Haubitzen so, dass wir neuralgische Punkte eine Zeitlang bearbeiten konnten. Die Munition war ja mehr als knapp, es war nur da, was zum Beispiel jeder Panzer in sich geladen hatte. Denn alle fahrenden Transporter hatten klar ihre eigenen Aufgaben, die eigentlichen Ziele. Sie brachten das geklaute Gut schon einmal an die tschechische Grenze und bereits weit darüber hinaus.

Schon seit gestern nutzten wir die alten Schmugglerpfade durchs Erzgebirge, um zu Fuß bereits das Wertvollste wegzuschaffen. Unsere Partner warteten in der Tschechoslowakei, in Ungarn, in Kroatien und in kleinen Orten entlang der Grenze auf unser Kommen. Ganze Züge und Schiffe standen für uns bereit. Alles war bereits bezahlt, es gab mit den Schmugglern vereinbarte Routen für jeden Namen, immer zwanzig Mann zusammen. Es war ein Freifahrtschein für alle, die es über die Grenze schaffen würden, egal was passiert. Es war so, egal was Hoffmann auch tat, er gab uns immer das sichere Gefühl, dass er sich um uns sorgte. Die Aversion Bergmanns oder Hepps teilte ich daher in dem Maße nicht.

Als ich gerade so mit meinen Aufgaben zu Rande gekommen war, wurde es laut, die Leute brüllten, kamen zusammengelaufen. Es entstand ein großer Tumult. Von der Ferne erkannte ich schon, dass er jetzt da war. Hoffmann fuhr wie ein stolzer Eroberer an der Spitze eines langen Konvois ein, stand aufrecht auf dem Beifahrersitz eines Jeeps und salutierte den Männern, die wohl schon bei Hitler so ausgeflippt waren. Einige machten sogar den Hitlergruß, wohl aus alter Gewohnheit. Hoffmanns persönliche Garde um ihn rum, sie trug übergreifend Pilotenbrillen. Keiner benutzte eine Kopfbedeckung oder Schutzausrüstung, dafür liefen sie mit deutschen GC36C, französischen FAMAS und amerikanischen M14 umher. Hoffmann sprang vom Jeep wie ein heldenhafter Feldherr und begrüßte die überschwängliche Menge, dann jeden Kommandeur einzeln. Es dauerte ewig.

Als ich an der Reihe war und er mir die Hand gab, griff er mit der Linken zusätzlich meine linke Schulter, bedankte sich herzlich bei mir. Ich war gerührt, mit feuchten Augen erwiderte ich seinen Gruß. Er nahm sich Zeit für mich und fragte noch nach der Verteidigung, lobte mich für meinen zusätzlichen Einsatz. Hinter seinem Rücken rauschten derweil die neuen Transporter aus Hoffmanns Konvoi herein, Kexel rannte schon nervös zu mir. Er wollte lesen was auf den Listen stand, was Hoffmann mitgebracht hatte. Ich streckte meine Listen hoch, damit ich Planung und Ergebnis vergleichen konnte, sagte: „Na dann mach ich mal weiter.“ Hoffmann klopfte mir auf die Schulter, salutierte. Als ich die Hand an die Schläfe brachte, war er schon weg. Seine Garde schirmte ihn ab wie einen Popstar. Ich wollte nicht wissen wieso die alle Sonnenbrillen trugen, bei meinen Männern war es unerlässlich, dass ich ihnen tief in die Augen blicken konnte. Es half nichts, gemeinsam lotsten wir die Transporter in unterschiedliche Hallen, versteckten sie vor der großen Gruppe unserer Männer, dann checkten wir den Inhalt.

Nach zwei Stunden wurde das geklaute Material immer noch fortlaufend von dem Transporter abgeladen, neu verpackt und wieder aufgeladen. Dies folgte vereinbarten Listen und Berechnungsformeln, lange ausgetüftelt, schließlich ging es uns nur ums Geld. Alle Transporte wurden dann mit bewaffneten Trupps Richtung Süden geschickt. Jede Gruppe hatte ihren eigenen Gewinn dabei und einen größeren Teil, den er an einer Stelle abzugeben hatte. Neben normalen Wertgegenständen wie Geld, Gemälden, Wertpapieren, Pfandscheinen, Gold, Anleihen und Ähnliches gab es zu sichernde Primärziele.

Darunter waren ein paar ganz besondere Positionen: Das Nazi Gold aus dem Bunker in Finsterwalde, zwei Kisten, die wir dort gefunden hatten. Dann hatte Hoffmann Teile des Bernsteinzimmers aus Walpersberg bei Kahla abtransportiert. Sie hatten in zwölf Stunden die Hälfte in 14 große Kisten gepackt, mehr war, entgegen aller Planung, nicht drin gewesen. In Zukunft würde es also zwei Zimmer geben. Tja, dann das Gold-Depot der Nazis aus Neudeutschdorf in Sachsen, 12 Kisten, nur Goldbarren. Weiter der Schatz der Wettiner, damals versenkt im Burggraben des Schlosses Moritzburg, drei Kisten voll Gold und Silber, versteckt vor der anrückenden Roten Armee. Meine Listen, unsere Listen, waren lang und es waren nicht wir gewesen, die sie angefertigt hatten, sondern jene, die uns mit dem Raub beauftragt hatten. Sie wollten ihre Sachen vor einer möglichen Maueröffnung in Sicherheit bringen. Von diesem Teil hatte kaum einer der Leute hier eine Ahnung. Erstrecht nicht das Fußvolk, das wir aufgelesen hatten.

Als Hoffmann den Auftrag erhielt in die DDR zu gehen, dauerte es damals angeblich nur Stunden, bis man an ihn von anderen Seiten her herantrat. Man bat ihn um eine einfache Sache: Du erfüllst deinen Auftrag in der DDR, dabei nimmst du mit, was wir der Regierung nicht überlassen wollen. Auf der Basis all dessen schrieb Hoffman dann noch einmal sein eigenes Drehbuch, gemeinsam mit Leuten, die er niemanden vorstellte, so wie Karl-Heinz Urbach. Es hingen wahrlich viele Finger im Honigtopf. Meine Angst galt daher genau dem Atomschild und diesem Urbach.

Ein waghalsiger Plan.

Ich gab meine fertigen Listen im Planungsstab ab, dann aß ich erstmal was. Es war gut und es gab reichlich. Aber natürlich stand auch ein Fass Bier da, das ärgerte mich wieder. Danach bewegte ich mich zum angekündigten Treffen des Führungsstabes in einem Schulungsraum der Fliegerschule. Auf dem Gang Türen zu vollbesetzten Räumen, viele Menschen, in einem von denen sah und grüßte ich meine Gardisten, die mit dem Technischen Dienst die Funkleitstelle aufgebaut haben. In weiteren Räumen wurden Listen in versiegelte Umschläge geben, ein Teil befand sich bei den Transportkisten, ein Teil ging an die neuen, zum Teil auch alten Besitzer. Ein Raum kümmerte sich, ganz offensichtlich mit wenig Begeisterung, um unsere eigentlichen Aufträge.

Als es mit der Besprechung losging versuchte Hoffmann es einigermaßen professionell zu gestalten, aber die Männer waren kaum zu halten. Bei der Verlesung der bisherigen Ergebnisse ein großes Gejaule,… und keine NVA, keine Russen, kein Eingreifen, von niemand. Selbst die Nachricht über Bergmanns Verschwinden konnte sie nicht bändigen. Hoffmann kündigte nun den öffentlichen Teil der Operation an. Er erinnerte daran, dass jetzt alles ganz schnell gehen würde. Alle redeten ihn nur noch mit »Mein Major« an. Es ging mir etwas zu weit, ich sprach den Zustand der Männer an, dass mir der Alkohol zu weit ging, aber es war nichts zu machen, Hoffmann tat es ab und die anderen wollten es erst gar nicht hören. Stattdessen wiederholten sie die Erfolge der nach Berlin entsandten Einheiten, die für viel Verwirrung gesorgt hatten, zwischenzeitlich waren wichtige Bunkeranlagen in unserer Hand. Nach kurzem Scharmützel hatten sich die Männer natürlich zurückgezogen.

Dann sagte Hoffmann noch etwas zu den Atombomben.

Wie bekannt war eine der Bomben, Nr.38, die vorab verkauft worden war, in Jugoslawien und dabei, verschifft zu werden. Die Zweite hatten wir an einem geheimen Ort gebracht. Sie war unsere Lebensversicherung und nur Hoffmann und Kexel wussten exakt, wo sie war. Hoffmann kündigte an, die Lagebesprechung für die Einheiten, welche jetzt in der Dresdner Innenstadt den Aufstand führten, getrennt abzuhalten. Dann bat er mich, Bergmanns Verteilungspläne zu Ende zu führen und alle freien Männer einzusetzen.

Auf die Frage, wann er genau die Regierung über die atomare Bedrohung informieren wollte, wiegelte er ab, mir schien er wusste es selbst nicht genau. Dabei ging es um unseren nuklearen Abwehrschild und damit dem Schutz der Truppen außerhalb des Hauptquartiers. Genervt wechselte er auf einfache organisatorische Fragen. Es war klar, dass dies der heikelste Punkt der Operation war. Hätten wir uns zu früh offenbart, wären Männer, Diebesgut und Schmuggler auf der Fluchtroute in Gefahr, wäre es zu spät passiert, hätten wir hohe Verluste bei den Truppen abseits des Hauptquartiers einzukalkulieren. Denn die Atombombe schützte uns nur bedingt, sie war eher eine Abschreckung für Luftwaffe, Airforce, NVA und die 16. russische Luftarmee, die uns so kaum beschießen konnten. Was den Rest anging, so würden sie früher oder später kommen, und zwar alle, notfalls zu Fuß. Hoffmann ließ eine Runde Schnaps ausgeben, dann riefen wir alle:

„Für Geld und Gold, für Ehre und Chor, ein jeder für Rijeka!“

und stießen jubelnd an. Es war unser Blutschwur.

Die Prometheus Initiative

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