Читать книгу Die Prometheus Initiative - T. K. Koeck - Страница 26
ОглавлениеKapitel 16
04.10.89 / 10: 11 Uhr / Finsterwalde, Sachsen, DDR
Odfried Hepp, Kmdt. der 1.Lt. KHH Panzerkompanie
Ich war es nicht gewohnt, so groß, so schnell und so laienhaft zu arbeiten. In all meinen Aufträgen für den Verfassungsschutz, die Stasi, die arabische PLO, egal für welche deutsche Gruppierung, ob die Wiking Jugend, die Wehrsportgruppe Schlageter, die Wehrsportgruppe Hoffmann oder unsere Hepp - Kexel Gruppe, nie hatte ich mit solchen Männern zu tun gehabt. Unter allen Anwesenden hatte ich wenigstens ein paar gefunden, die was draufhatten und so eine halbwegs vernünftige Kommandostruktur und Verteidigung aufgebaut. Wenn sie mich schon extra aus dem Ruhestand holten, Entschuldigung, aus dem Knast holten, mir einen Berg Geld versprachen, dann wollte ich ihnen doch etwas bieten. Ich legte mehrere Wellen von Verteidigungslinien an, mit unterschiedlichen Taktiken. So wie man es uns einst im technischen Dienst der NATO Gladio-Einheiten gezeigt hatte, vor Jahren, als ich beim Bundesnachrichtendienst war,… und so wie ich es etlichen beigebracht hatte.
Mann musste sich vorstellen, der Flughafen von Finsterwalde sah aus wie ein Tankerschiff im Querschnitt, das leicht nach links unten fuhr. Das Flugfeld war das Oberdeck des Schiffes. Links also der Bug und rechts das hohe Heck mit den Aufbauten, in unserem Fall waren es die gebunkerten Hangars mit den Jagdfliegern. Ich beschloss also den Bug von vornherein aufzugeben und mich um die Verteidigung des hinteren Hecks und des Kommandodecks zu kümmern. Beides lag direkt am Waldrand, über welchen wir fliehen würden. Es waren keine drei Kilometer durch den Wald bis zum ersten Braunkohle Tagebau, dem Beginn unserer Fluchtroute. Dort standen die Jeeps und Transporter. Das ganze erbeutete Waffenmaterial hatten Hoffmanns Männer über das Flugfeld verteilt, es war ein reines Chaos. Aber genau das würde die Gegner beschäftigen. Überall hatten wir echte und unechte Verteidigungsposten eingerichtet. Am Waldrand befand sich die zweite Verteidigungslinie, die unseren Rückzug decken würde. Die Männer gruben sich seit Stunden zwischen den Bäumen ein. Das sollte sehr effektiv werden, weil weder Flugzeuge noch Satelliten diese Maßnahmen entdecken konnten. Das Erreichen dieser Linie war der Hauptknackpunkt für uns, um dann in der Deckung des Waldes zu verschwinden.
Die vorhandenen schweren Maschinengewehre und kleinen Haubitzen postierte ich zwischen den Bunkeranlagen, so dass sie möglichst lange standhalten konnten. Die acht bewaffneten Truppentransporter und die zwölf leichten Panzer, SPWs der NVA mit 14,5 mm Maschinengewehren, schob ich nach vorne, stellte sie eher gut sichtbar in einer Reihe quer zum Gelände, ohne Fahrer, nur mit Schützen und ein paar Sandsäcken. Das machte eher Wind für die eigenen Leute, weil die Wagen extrem gefährlich aussahen. Die, die noch kommen sollten, würden sich über die leichtfertige Verwendung eher wundern. Dennoch war es die vorderste und erste Verteidigungslinie. Vielleicht wunderten sie sich auch, dass wir die sündteuren MiGs nicht in die Verteidigung einbezogen, wenigstens als wertvollen Schutzschild. Aber ich konnte den Fliegern einfach nichts antun. Erstrecht nicht den einmaligen Einzelanfertigungen in den Hallen.
Seit etwa vierzig Minuten wurden wir von Hubschraubern und Jägern überflogen, zwar in weiter Entfernung, aber sicher nah genug für eine detaillierte Aufklärung. Hastig ging ich die einzelnen Stellungen ab, kontrollierte, ob alles wie besprochen ausgeführt wurde und jeder Mann seinen Posten hielt. Immer wieder schrie ich laut: »Für Rijeka!« und bauschte unsere Kämpfer auf. Der Angriff konnte jede Minute erfolgen. Ich ging davon aus, dass sie zunächst einfach über Feld und Straße anrücken würden, sicherheitshalber aber konnten die Stellungen im Wald auch die Schussrichtung ändern, falls sie es doch schaffen würden, über den Süden anzurücken. Aber nein, alle in der Nähe stationierten Russen waren im Nord-Westen und er bot sich für den Angriff an. Auch würden sie sich zu Recht für zu stark halten, um lange über eine Taktik nachzudenken. Zumindest ging ich davon aus und ich hatte weiß Gott lange darüber nachgedacht.
Der gesamte Plan unserer Aktion in der DDR stammte von mir.
Ich war so etwas wie der Mastermind für Terrorismus,
der »Chefdenker der Neonazi-Szene«, wie »Der Spiegel« mich nannte.
Meist unterwegs für rechte Auftraggeber, wobei sich die der Linken nie von den Rechten unterschieden. Ich hatte im Libanon, in Syrien, in Palästina, in Frankreich und in Deutschland gearbeitet, um Bewegungen den richtigen Schub zu geben. Wenn man die Dinge nur lange genug voraus dachte, dann sicher das gewünschte und mögliche Ergebnis wusste, hatte man den Plan nur an den Anfang zurückzudenken und von dort aus zu starten. So konnte man mit etwas Grips jeden Plan in die Tat umsetzen und Leute bewegen wie Schachfiguren. Das Hoffmann wegen seiner Männer die Führung der Aktion erhalten hatte, hielt ich für ein extremes Risiko und man hatte es gegen meinen Rat entschieden. Er war ein Prolet und zu egozentrisch für die Führungsrolle, das war ein alter Hut. Außerdem gefährdete er weite Teile der Aktion mit seinem Starrsinn, seiner Geldgeilheit und seiner Drogensucht. Aber Kexel, Bergmann, Behrendt, Urbach, sie alle hatten dafür votiert. So hatten wir auf den Schlag über hundert erfahrene Männer für den Einsatz rekrutiert.
Plötzlich donnerte es wie blöd, zwei MiGs waren mit vollem Schub fünfzig Meter über unsere Köpf hinweg gerauscht. Der Lärm war Ohren betäubend, im wahrsten Sinne des Wortes, keiner hörte mehr etwas, für Minuten. Meine Ohren summten wie ein Feld von tausend Heuschrecken. Jetzt wurde es ernst, das hatte nichts mehr mit Aufklärung zu tun. Als ich wieder etwas hörte rief ich über Funk zur vollen Feuerbereitschaft, gab den Befehl zum Feuern nach eigenem Ermessen. Ich war wirklich gespannt wer kommen würde, wie hoch ihr Einsatz werden würde.
Alpha? Speznas? Vympel? Oder reguläre Truppen? Bei Ersterem würde es vorbei sein, bevor wir merkten, dass es losging. Mit Sicherheit hatten Sie keine Ahnung, womit sie es zu tun hatten. Dass sie so lange warteten, zeigte ganz offensichtlich den großen Respekt, den sie angesichts des unerwarteten Terrorismus innerhalb Ihres Machtbereichs hatten. Das war gut, weil wir Zeit schinden mussten, bis die letzten Truppen- und Transporter-Einheiten aus Brandenburg an unserer rechten Flanke nach Süden abgezogen waren. Zudem hielten wir so einen Korridor für Urbach im Süden offen und erlaubten den Teams mit dem Diebesgut zu entkommen. Und letztlich war es am Wichtigsten, dass das russische Auge nicht auf Bautzen herabblickte.
Mit schnellen Schritten lief ich über das Flugfeld zu den gebunkerten Unterständen. In einem der kleineren Gebäude hatten wir einen provisorischen Befehlsstand eingerichtet. Meine beiden Vize-Kommandeure Schuler und Maus waren dort, ebenso ein kleiner Sicherheitstrupp guter Männer und mehrere Funker. Sie salutierten vor mir, auch sonst benahmen sie sich wie Soldaten, was mich echt freute. Ich erkundigte mich nach der Lage, ob Fernspäher schon etwas gesichtet hätten. Aber es hieß nein, noch sei niemand zu sehen gewesen. Meine Stellvertreter und ich gingen einige Details nochmals durch, als die Geschütze auf unseren SPW-Panzern das Knattern anfingen und die Stille durchbrachen. Es war so weit, der Feind war da. Ich blickte zu Maus, der bereits eine Meldung erhielt, mit ruhiger Stimme berichtete er, der Posten auf dem Hangar Dach habe zwei Dutzend sowjetischen Schützenpanzer entdeckt, die aus Nord Nord-West auf unsere Linien zuhielten, vermutlich BTR80, oder Panzer gleicher Bauart. Man hörte unsere Mörser und Panzerbüchsen, die auf sie zuhielten. Maus schmunzelte dabei ein wenig und ich auch, weil sie genau aus der von mir vorhergesagten Richtung anrückten.
Die Waffen schrien derweil, meine Männer hatten das mit dem eigenen Ermessen richtig verstanden. Schreiend wollte ich wissen: „Wie weit sind sie entfernt?“ Er fragte nach, es dauerte. Ich rief ungeduldig: „Wie weit verflixt noch eins sind die entfernt?“ Maus rief: „Ca. 800 Meter. Der Fernaufklärer meldet Detonationen vor den angreifenden Panzern!“ Genervt befahl ich: „Feuer einstellen! Warten auf weitere Befehle“. Maus führte es aus. Im gleichen Moment feuerten die Posten im Norden, an den Bunkern. Bevor ich fragen konnte, meldete Schuler bereits: „Fallschirmspringer im nördlichen Teil des Geländes gelandet! Wir haben sie im Visier und dem Feind bereits schwere Verluste zugefügt!“. Etwas belustigt keuchte ich: „Na die können weiterfeuern!“
Nach einigen Minuten erhielt Schuler die nächste Meldung. Konzentriert, dann schockiert, horchte er hinein, dann rief er nervös: „Mehrere schwere Haubitzen haben am Ortsrand von Finsterwalde Stellung bezogen“. Fassungslos rief ich: „Wie bitte? Was? Die wollen mit schwerem Gerät auf eine atomare Stellung schießen?“
Schon hörte ich, wie einer unserer SPW-Panzer durch eine gigantische Granate getroffen wurde und mit lautem Getöse explodierte. Maus vermeldete: „Die russischen Schützenpanzer im Nordwesten sind jetzt in Reichweite. Befehl zum Feuern?“ Ich bestätigte. Mit einem Ruck feuerte alles und jeder, der konnte. Aber auch überraschend die Posten der inneren Verteidigungslinie. Verwundert glotzte ich wieder Maus an, der meldete: „Weitere Fallschirmspringer direkt über dem Gelände!“ Im gleichen Moment schlug die nächste Granate der großen Haubitzen ein und nahm gleich zwei unserer SPW-Abwehrpanzer mit. Es ging jetzt verdammt schnell.
Schwere Granaten hatte ich nicht eingerechnet, weil ich angenommen hatte, sie wüssten nicht genau, was wir mit den eventuell geklauten Atombomben gemacht hatten… aber woher sollten sie es wissen? Wieder schlug eine riesen Granate auf dem Flugfeld ein, die Erde bebte, der Lärm war unglaublich. Alles was wir hatten schoss jetzt. Überall krachte es, schon wurde unser Gebäude von einer Granate schwer getroffen und haufenweise Betonbrocken prasselten auf uns herab.
Ich brüllte mit aller Kraft: „Rauchgranaten, Hört Ihr? Rauchgranaten, alle! Rückzug auf die zweite Verteidigungslinie!“ Ich starrte Maus an, während weitere unserer Panzer explodierten, starrte ihn an, wie er die Befehle erteilte.
Als er fertig war, glotzte er mich schief an, dann an sah er ungläubig an mir vorbei. Seine Augen wurden groß, er riss sie auf und zog nach seiner Waffe. Ich verstand es instinktiv und ließ mich blitzschnell zur Seite fallen, hinter einen Berg Sandsäcke. Im Landen schon versuchte ich an meine Pistole zu kommen, denn hinter mir brach, wie erwartet, heftiges Mündungsfeuer los. Fallschirmspringer mussten direkt vor unserem Lagezentrum gelandet sein. Die Männer feuerten zurück.
Als ich am Boden aufgekommen war und zielte, war es schon vorbei. Ich hatte verdammt nochmal recht, die Angreifer lagen regungslos vor uns auf dem Boden. Überall zündeten jetzt die Rauchgranaten, nach Sekunden lagen wir in einem tiefen Nebel. Ich blickte mich um, Schuler und ein Funker lagen am Boden und waren ganz offensichtlich tot. Langsam brachte ich mich auf die Beine, die Schulter schmerzte, ich war genau drauf gefallen. Mit ein paar Schritten schlich ich geduckt zum Angreifer, während das Feuern allmählich abnahm. Zu meinem großen Ärgernis erkannte ich, dass es ein verdammter Speznas war. Das war nicht gut.
Speznas waren eigentlich keine Russen, sondern Turkmenen und andere Völker, hoch spezialisierte Kämpfer, Schlächter, Berserker, aufgehetzte Tiere, die ihre Ausbildung damals im Krieg gegen die Mujaheddin in Afghanistan erhalten hatten. Es war für diesen Angriff die allererste Wahl, gerade deswegen hatte ich auch das nicht wirklich erwartet. Denn die »3. Garde-Spezialaufklärungsbrigade Speznas« mit ihrem Standort in Fürstenberg an der Havel nördlich von Berlin, das waren die gefürchtetsten Kämpfer der Sowjets und sie wurden nicht leichtfertig eingesetzt!
Sie meinten es also mehr als ernst mit uns.
Ich schlich wieder geduckt zum Befehlsstand zurück,
als es erneut eine gigantische Explosion gab, deren heiße Druckwelle mich erneut von den Füßen riss.
Für einige Sekunden war alles blitzhell, selbst die Rauchgranaten änderten daran nichts. Wieder fiel ich blöd und ärgerte mich, taub und blind. Wieder grillte es meine Trommelfelle. Doch der Schock war grösser. Als ich mich umdrehte konnte ich durch die engen Augenschlitze erkennen, dass eine der schweren Granaten in die Bunkeranlage der Hangars im Norden eingeschlagen und weitere Bomben oder Raketen gezündet hatte. Der gesamte Bereich, in dem ich heute noch die wunderschöne Fock und die russischen MiGs bewundert hatte, war ausgelöscht, alles Schutt und Asche. Auch die Posten und Männer dort. Alles platt.
Sie hatten tatsächlich mit großen Kalibern auf den nördlichen Teil des Flughafens geschossen, welcher die empfindlichen und explosiven Gegenstände enthielt, mit Atomwaffen darunter. Ich glaubte es nicht. Mit so viel Blödheit konnte keiner rechnen. Eine gigantische Feuersäule stieg in den Himmel. Was die Fock anging, ich hätte heulen können, dann aber dachte ich an meine Frau, wie sie sagen würde, ist doch nur so nen‘ Nazi-Kram. Also besann ich mich, wurde klar und ordnete den sofortigen und totalen Rückzug auf die Waldlinie an… jetzt schon! Und dachte nur: „Ach, so ein schönes Flugzeug“ aber irgendwie hatte ich es ja geahnt.
Maus befahl ich, Meldung an Hoffman zu machen. Danach Abbruch der Funkverbindung, Auflösen des Kommandostandes, Evakuierung. Wir mussten wenigstens den Waldrand länger halten. Es war zu wenig Zeit gewonnen worden! Die Männer feuerten im Laufen weiter wie die Blöden, schossen wie wild um sich. Ich hatte wesentlich mehr Disziplin erwartet, naja, oder auch nicht. Wir schnappten ebenfalls unsere Waffen, dann spurteten auch wir Richtung Waldrand, tief gebückt, immer nahe an den Gebäuden. Kugeln begannen, nicht weit entfernt von uns einzuschlagen. Durch das Vernichten der Posten am Bunker im Norden waren die Fallschirmspringer eingedrungen. Weitere landeten sicher einfach zwischen uns. Gemeinsam mit dem Nebel wurde es jetzt ungemütlich, gespenstisch, weil praktisch jederzeit einer der feindlichen Kämpfer unmittelbar vor einem auftauchen konnte. Wir hatten Glück, erreichten die letzten 200 Meter zum Wald, dort aber offenes Gelände, mit weniger Nebel. Wir wurden deswegen immer schneller, notgedrungen, ich sah Dutzende von uns entweder vor oder neben uns herlaufen.
Dann sprinteten wir, ohne Deckung, den Tod im Genick. Schon erwischte es die Ersten, es waren helle, lange Pfeiftöne, mit einem krassen Knall nach dem Einschlag. Die Getroffenen flogen meterweit durch die Luft. Sie hatten ihren Angriff jetzt mit Scharfschützen ergänzt, wohlwissend, dass wir jetzt kein schweres Gerät mehr hatten und nur noch rannten. In Panik liefen wir noch schneller, zum Teil im Zick-Zack wie bockiges Rotwild. Ich hatte jetzt wirklich Angst. Aus der Ferne hörte ich zudem das erste Mal Helikopter, wenn die da waren, war es endgültig vorbei. Es ging viel zu schnell!
Wir rannten wie die Weltmeister.
Die Kugeln prasselten nur so an uns vorbei, es war Irrsinn, der Helikopter musste jeden Moment in Schussreichweite sein. Noch verbargen sie sich wie Geister hinter der Nebelbank. Es waren vielleicht noch fünfzig Meter. Maus rannte einen Meter vor mir, der Waldrand kam jetzt voll in Blick, schon hatten wir den geteerten Bereich verlassen. Mein Hirn rief nur noch: „Ja, ja, ja!“ Sonst nix. Schon spürte ich den teuflisch heißen Wind der Rotoren. Panik!
Plötzlich drehte Maus sich um, stoppte leicht, ließ mich auflaufen, packte mich und riss mich zu Boden, während vor uns, viel zu früh, die geplante Hölle losbrach. Unsere Waldlinie feuerte, alles was sie hatte, auch Flugabwehrraketen. Für einen Moment veranstalteten sie ein gigantisches Feuerwerk, das den russischen Angriff jäh beendete.
Die Hubschrauber mussten schwer getroffen sein, denn sie drehten ab, einer ging sogar nicht unweit von uns zu Boden. Wir krochen hinter eine kleine Erhebung, um vor unseren eigenen Männern in Deckung zu gehen. Kleine Steine sprangen um mich herum, weil unsere Leute auch meinen kleinen Hügel, keine zwanzig Meter vor ihnen, trafen. Unglaublich. Mit zugekniffenen Augen und Splittern im Gesicht starrte ich die Landebahn hinab. Es surrte, krachte und pfiff in einer Tour. Die russischen Panzer hatten noch nicht nachgesetzt, die toten Fallschirmspringer lagen zu Dutzenden auf dem Flugfeld. Einer gar nicht unweit, sein Alpha-Wimpel auf dem Oberarm war von hier erkennbar. Spezialtruppen des russischen Geheimdienstes. So war das also. Erledigt von ein paar betrunkenen Neonazis.
Es würde sicher nicht lange dauern bis die russische Feuerleitstelle die Haubitzen neu ausgerichtet hatte und auch die Schützenpanzer nachrückten. Sie waren sicher stinksauer! Wir krochen also schnell weiter, während Maus endlich über Funk den Befehl gab, das Feuer einzustellen. Erst nach einer weiteren Minute, die sich wie ewig anfühlte, dann kein Schießen mehr.
Wir erhoben uns und sammelten uns zwischen den Bäumen.
Die Stimmung dort war glänzend, weil man es dem Gegner voll besorgt hatte, während ich einfach viel zu wenige Männer aus den vorderen Verteidigungslinien erblickte, die es geschafft hatten. Maus meldete: „Kommandant, die Einheiten aus Brandenburg sind an unserer rechten Flanke vorbeigezogen und bauen bereits die Verteidigungspositionen östlich von Bautzen auf. Wir sind bislang die Einzigen, die angegriffen werden! Wir sollen die Stellung so lange wie möglich halten, um die Russen zu beschäftigen. Urbach ist auf DDR-Staatsgebiet und derzeit in Plauen. Er wird von den Einheiten dort nach Dresden gebracht. Alles nach Plan. Nur Bergmann wird vermisst!“
Ich forderte: „Wenn sie die schon dran haben, fragen sie, wann wir mit dem atomaren Schutzschirm rechnen können! Erklären Sie, dass die hier nicht lange fackeln, selbst bei höchster Gefahr!“ Maus glotzte mich etwas hilflos an und ich dachte mir, was sollte er schon sagen und klar, dass Hoffmann noch niemand öffentlich informiert hatte. Er wartete bis zur letzten Sekunde, außerdem war Urbach mit den Codes noch nicht da, er hatte es verkackt und war zu spät, wie von mir erwartet. Scheiße. Die Bomben waren ohne Codes ein einziger Bluff, das waren sie ehrlich gesagt auch schon mit Ihnen.
Es lag nur an der Höhe des Einsatzes, dass es funktionieren konnte.
Aber was wenn unser Bluff schon aufgeflogen war?
Und was war das mit Bergmann? Ich kannte Kay-Uwe, wir hatten jahrelang Seite an Seite gekämpft, wurden gemeinsam vom französischen Geheimdienst Falange gefoltert, er würde nie davonlaufen, dafür würde ich meinen rechten Arm hergeben.
Es musste etwas geschehen sein.
So wie es lief, sah ich meinen Plan ernsthaft in Gefahr.