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11.

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Emily

Sie saß mit Drake und David auf der Veranda. Sie frühstückten gerade. Drake hatte schon vor einigen Sekunden gesagt, dass Mahina kommen würde und so warteten sie auf sie.

Sie kam zwischen den Bäumen angerannt und blieb außer Atem erst vor der Veranda stehen.

„Hallo!“, rief David ihr entgegen, hob seine Hand und winkte.

„Hallo.“ Mahina musste erst mal Luft holen. „Jared schickt mich.“

Emily und Drake sahen sich an, dann lachten sie. „Ja“, sagte Emily, „ich weiß.“ Sie klopfte auf den freien Sitzplatz neben sich auf der Bank. Drake ging ins Haus und brachte ihr eine Jogginghose von Emily.

„Zieh die hier drüber.“, meinte er zu Mahina und warf ihr die Hose zu.

Ganz in Ruhe frühstückten sie zu Ende. Drake verabschiedete sich. Er ging mit David weg, Männersachen erledigen, hatte er David erzählt, während Emily mit Mahina ins Haus ging.

„Ich hab ein paar Sachen für Dich, die ich nicht mehr brauche. Wenn sie Dir passen, schenke ich sie Dir.“ Als Erstes drückte Emily ihr eine Jeans und ein paar Shirts, Wäsche und ein Kleid in die Hand. Mahina war schlanker als Emily, noch zarter. Sie konnte alles tragen. Emily trug als Unterwäsche eigentlich nur kurze enge Boxershorts. Davon hatte sie noch einige, die sie noch nie getragen hatte. Sie kam nicht häufig in die Stadt. Aber dann kaufte Emily ein, was sie glaubte zu benötigen. Mahina sah Emily erstaunt an.

„Was ist das?“, fragte sie.

„Das, Mahina, nennt man Unterwäsche. Ich weiß, dass viele – gerade die männlichen – Wölfe so etwas wirklich selten bis gar nicht tragen. Aber ich – als menschliche Frau – und Niki tragen so etwas. Ich glaube, viele von den weiblichen Wölfen auch. Du kannst es anziehen, aber Du musst es natürlich nicht tragen.“

Später sagte Emily: „Mahina, Du kannst das alles mitnehmen. Es gehört jetzt Dir.“

Mahina war sprachlos. Ihre Augen schwammen in Tränen und sie warf sich Emily in die Arme.

Emily nahm Mahina mit in die Küche und kochte Tee für sie beide.

Zuerst bat Emily Mahina, etwas von sich zu erzählen. Mahina erzählte von ihrer Insel und ihre Augen leuchteten dabei.

Als das Thema ausgiebig erörtert worden war, brachte Emily die Sprache auf Läufigkeit und fragte nach, ob Mahina schon läufig wurde und auch, ob sie wohl wusste, was das bedeutete.

Mahina

So viele Dinge, wie sie nun zum Anziehen bekommen hatte, hatte sie noch nie besessen.

Mahina sah sich um. Es war schön hier. Sie saß mit Emily in der Küche und sie fühlte sich wohl. Das erste Mal in ihrem Leben fühlte sie sich willkommen. Die Wölfe hier sprachen mit ihr, auch wenn sie immer noch rot wurde. Hier war sie auch nicht immer allein. Ja, ihre Insel war schon toll - das schöne Wetter, das klare Wasser. Aber es war heiß dort, oft zu heiß. Hier, bei diesen Temperaturen, fühlte sie sich wohler. Auch, wenn sie gerne auf ihrer Insel war, dort war sie immer allein. Meistens jedenfalls, denn Neyla kam nur manchmal - immer dann, wenn der Mond wieder voll am Himmel stand.

Es war das erste Mal, dass sie mit jemandem offen sprechen konnte und auch das Gefühl hatte, dass jemand ihre Sorgen, Ängste und Nöte verstand. Sie fühlte sich erleichtert. Emily war echt nett. Manchmal fragte Emily ein paar Dinge nach, doch ließ sie vor allem Mahina erzählen.

Zuerst hatte Emily sie nach ihrer Insel gefragt und mit leuchtenden Augen hatte Mahina erzählt. Danach wollte Emily wissen, ob sie schon läufig wurde und seit wann. Das konnte Mahina bestätigen. Seit wann vermochte sie allerdings nicht zu sagen, denn Mahina hatte überhaupt kein Zeitgefühl. Emily erklärte ihr ausführlich, was es bedeutete, dass sie jetzt läufig wurde, was genau dabei in ihrem Körper passierte, wo die Unterschiede zwischen Wolf und Frau bestanden. Mahina bekam einen roten Kopf.

Danach fragte Emily Mahina, ob sie wüsste, dass Männer und Frauen unterschiedlich waren und auch sehr unterschiedlich aussahen. Hatte Mahina vorher schon einen roten Kopf gehabt, explodierte er nun förmlich. Sie wurde verlegen, schaute nur noch auf den Boden. Ihre Wangen glühten und sie hatte keine Stimme mehr. Emily war sehr rücksichtsvoll und einfühlsam. Dann holte sie ein Buch.

„Das hier ist ein Kinderbuch, Mahina. Damit haben wir David den Unterschied zwischen Mann und Frau erklärt. Ich denke, das ist für Dich auch perfekt.“

Mahina wusste vor Aufregung und Scham nicht mehr, wo sie noch hinsehen sollte. Sie klammerte sich an ihrer Teetasse fest, die mittlerweile leer war. David war viel jünger als sie und er wusste das schon alles?

„Nachher werden ein paar Freunde kommen. Kaleiope und Sam, Maddox und Mira, Niki und Tristan, Jasper und Blossom. Ich denke, sie werden alle ihre Kinder mitbringen. Wir wollen einen schönen Nachmittag zusammen verbringen, reden und lachen, etwas essen. Ich gehe davon aus, dass auch Jared kommen wird. Drake und David sind unterwegs und geben unseren Freunden Bescheid. Ich muss noch etwas vorbereiten und ich würde mich freuen, wenn Du auch bleiben würdest. Magst Du mir helfen?“

Mahina war fasziniert von all den Dingen, die es in Emilys Haus gab. Aber vor allem die Küche hatte es ihr angetan. Was es nicht alles zu essen und zu trinken gab!

Emily

Auch das Waschen, Schälen, Putzen und Schneiden musste Emily Mahina zeigen. Das Kind kannte rein gar nichts. Doch während sie zusammen schnibbelten, entspannte sich Mahina wieder und sie lachten sogar zusammen. Emily nahm das Gespräch wieder auf. Sie fragte Mahina, ob sie wüsste, wie Kinder – egal, ob Babys oder Welpen – entstehen würden und wo sie herkamen. Eigentlich wäre das doch Neylas Aufgabe gewesen, wunderte sich Emily, aber diese hatte Mahina wirklich überhaupt nichts beigebracht. Wahrscheinlich konnte Mahina auch weder lesen noch schreiben noch rechnen.

Natürlich wusste Mahina nicht, wie Babys entstanden oder wo diese herkamen. Während Emily es ihr erklärte, hatte sie wieder rote Ohren. Auch Emily hatte dann und wann rote Ohren, denn es war immer noch ein Unterschied, ob man sein eigenes Kind aufklärte – einen sechsjährigen Jungen – oder eine junge Frau, mitten in der Pubertät. Doch dann schüttelte Emily den Kopf. Sie konnte das hier als gute Übung annehmen, denn ob es ihr mit ihren eigenen Kindern auch so leichtfallen würde, über Sex zu sprechen, konnte sie noch nicht sagen. Dafür war David viel zu jung.

Emily versuchte, so vorsichtig, wie es ihr möglich war, zu erklären, was genau man beim Sex machte. Sie half Mahina den Unterschied zwischen Fummeln und richtigem Sex zu verstehen. Emily erklärte, dass das, was sie gerade fühlte und wie sie sich fühlte - auch die Unsicherheit und die Angst - normal waren und nichts, vor dem sie sich fürchten muss. Aber sie sagte Mahina auch, dass sie immer – absolut immer – auf sich und ihren Körper hören musste. Wenn ihr etwas unangenehm wäre oder ihr Schmerzen verursachen würde, sollte sie sofort mit dem, was auch immer sie gerade tat, aufhören. Sex sollte schön sein. Er sollte schöne Gefühle verursachen und keine Schmerzen.

„Und schlafe nur mit jemandem, wenn Du es wirklich willst. Lass Dich nicht zu etwas zwingen! Wenn Du an den richtigen Mann oder Wolf gerätst, wird er sich auf Dich einlassen und Deine Wünsche akzeptierten. Er wird auch ein ‚Nein‘ akzeptieren.“

Emily sah aus dem Fenster. David kam mit seinen Freunden den Weg entlang.

„Unser Besuch kommt.“, sagte sie zu Mahina und lächelte sie an. „Mahina, ich weiß, es waren heute wirklich viele Informationen. Denk jetzt nicht weiter darüber nach, hab Spaß heute bei uns. Wenn Dir noch Fragen einfallen, dann komm. Ich werde versuchen, Dir alle so gut ich kann zu beantworten. Okay? Egal, welche Fragen Du auch immer hast. Ich bin hier.“ Emily nickte.

„Okay“, hauchte Mahina.

„Und Mahina, Jared . . . Er ist einer von den Guten“, sagte Emily lächelnd.

Emily wollte die Küche verlassen und ihre Freunde empfangen, doch Mahina hielt sie auf.

„Emily?“

„Ja, Mahina?“

Dann warf sich Mahina in Emilys Arme. „Danke.“, flüsterte sie weinend. „Ich wünschte, du wärst meine Mutter.“

Neyla

Wo war Mahina nur? Sie hatte sie seit gestern Nachmittag nicht mehr gesehen. Hatte Jared sie geholt? Hatte sie bei ihm die Nacht verbracht? Hatte es letztendlich doch funktioniert?

Neyla saß auf den Stufen auf der vorderen Veranda des kleinen Gästehauses und beobachtete Drake und David, die jetzt an eine Tür klopften und hineingingen. David kam wieder herausgerannt und rief laut die Namen seiner Freunde. Aus allen Ecken kamen kleine Jungs gelaufen. Die Jungs liefen Richtung Wald. Drake kam mit Jared aus dem Haus, aber Mahina war nicht dabei. Wo, großer Wolf, war sie nur?

Sein Bruder und dessen Frau kamen aus einem der anderen Häuser. Neyla sah, wie die kleine Dawn sich von Nikis Hand losriss und Jared in die Arme flog.

„Hallo, Sonnenschein.“, konnte Neyla ihn hören. Mit Tränen in den Augen sah Neyla ihnen hinterher. Wie gerne würde sie dazu gehören. Jared würde sicher mal ein wunderbarer Vater werden.

Zusammen ging die Gruppe Richtung Wald. Waren sie heute alle bei Emily und Drake? Neyla seufzte traurig. Sie hatte keiner gefragt, ob sie auch kommen wollte.

Dass sich Neyla durch ihr Verhalten, sich von allen besteigen zu lassen und damit, wie sie Mahina behandelte, selber ins Aus katapultierte, war Neyla nicht bewusst.

Als die Gruppe im Wald verschwunden war, erhob sich Neyla langsam und ging ihnen hinterher. Doch sie trat nicht aus den Bäumen, sondern versteckte sich. Den ganzen Nachmittag saß sie zwischen den Bäumen und beobachtete das Treiben auf der Veranda und auf den Wiesen. Sogar Mahina war unter ihnen.

Neyla war allein. Sie fühlte sich nicht willkommen und ausgestoßen. Sie war es schlussendlich auch nicht.

Als es dunkel und kühler wurde, gingen alle ins Haus. Das Haus war hell erleuchtet und durch die großen Fenster konnte sie immer noch einiges sehen und natürlich viel hören. Kinder liefen lachend die Treppen hoch.

Spaß. Vertrautheit. Freundschaft.

Wie gerne wäre sie Mitglied dieser Gemeinschaft . . .

Traurig, weinend und voller Zorn wandte sich Neyla ab.

Jared

Nachdem Mahina am Vormittag weggelaufen war, war Jared wie ein eingesperrter Wolf auf und ab durch sein Schlafzimmer gestampft.

Er verfluchte sich selber! Fast hätte er sich vergessen gehabt!

Aber das war auch nicht normal. Warum nur reagierte er so . . . so . . . intensiv auf sie? Warum schien er alles andere um sich herum zu vergessen, wenn sie in seiner Nähe war? Warum machte ihr Geruch ihn nur so . . . verrückt? Warum konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen, wenn sie da war? Warum nur machte ihn Küssen schon so heiß? Warum nur war er ständig geil auf sie? Warum nur stellte er sich ständig vor, sie zu berühren und ihr zu zeigen, wie Sex war. Er war keiner, der ‚Blümchensex‘ mochte, aber bei Mahina stellte er sich ‚Blümchensex‘ vor.

Als er es nicht mehr aushielt, warf er sich ins Bett. Ihr Geruch war immer noch sehr stark. Hier hatte ihr Körper die ganze Nacht gelegen. Er vergrub sein Gesicht tief im Kissen, atmete sie ein. Sein Körper begann fast automatisch, sich zu bewegen. Seine Fantasie war nicht mehr aufzuhalten. Wenn sie jetzt zurückkommen würde . . .

Ja, er wollte sie . . . sie vernaschen und ihr zeigen, wie gut Sex sein konnte. Er wollte sie schmecken, sie spüren und hören, sich tief in ihr vergraben und sich in ihr verlieren. In Gedanken sah er sich, wie er sie von hinten nahm, sah ihren Nacken, der frei, ungeschützt und so jungfräulich vor ihm lag. Als er sich vorstellte, dass er seine Zähne in ihren Nacken schlagen würde, kam Jared. Doch der Orgasmus stellte keine Erleichterung für ihn dar.

Der Gedanke, seine Zähne in ihren Nacken zu schlagen, war nicht bewusst in seinem Kopf. Denn wenn er es gewesen wäre, hätte Jared vielleicht gewusst, was dies bedeutete. Nur, wenn man sich geprägt hatte, wollte das Männchen das Weibchen markieren, sonst nie.

Danach ging er duschen. Er stellte das Wasser auf eiskalt. Aber auch das half nicht.

Nun standen Drake und David in der Tür und wollten ihn abholen.

„Mahina?“, fragte Jared vorsichtig nach.

„Ich weiß nichts. Ich weiß nicht, ob sie noch bei Emily ist.“ Drake zuckte die Schultern.

Dawn auf seinen Schultern tragend, ging Jared mit Drake, Tristan und Niki zu Emilys Haus. Die Kleine lachte und schrie. Wie gut sich das anfühlte.

Jared sah Mahina schon von weitem. Sie trug eine Jeans und ein Shirt und sah total heiß und sexy aus. In der Jeans hatte sie einen absolut geilen Knackarsch. Er dachte nicht darüber nach, als er zu ihr hin ging. Als sie ihren Kopf hob, fasste Jared ihr an den Nacken und küsste sie auf die Lippen. Auf seinen Schultern begann Dawn zu schreien: „Ich fall runter, ich fall runter!“ Sie strampelte mit ihren kleinen Füßen. Drake kam hinzu und hob Dawn hinunter. Schon lief die Kleine lachend weg.

Mahina

Sie roch Jared, bevor sie sich umdrehte und feststellte, dass er hinter ihr stand. Seine Hand umfasste ihren Nacken und dann küsste er sie. Hier! Vor allen Leuten! Mahina wurde rot. Sie stammelte: „Ich muss Emily helfen!“. Damit drehte sie sich um und lief ins Haus.

Den ganzen Tag warf sie Jared verstohlene Blicke zu, auch wenn sie versuchte, sich von ihm fernzuhalten. Aber er schien immer gerade dann zu ihr zu sehen und Mahina wurde rot.

*****

Jared

Was war denn nur los mit ihm? Was war denn das gewesen?

Jetzt beobachtete Jared jede ihrer Bewegungen aus der Entfernung. Das Bedürfnis, sie für sich zu nehmen, sie für sich zu gewinnen und mit ihr zu schlafen, wurde immer schlimmer. Wann würde sie siebzehn? Siebzehn war zwar nicht achtzehn, aber immer noch besser als sechzehn.

Irgendwann spät in dieser Nacht, die Kinder schliefen oben in allen Räumen verteilt und die ersten waren schon gegangen, erwischte er Mahina allein in der Küche.

„Ich muss jetzt gehen.“, sagte er leise zu ihr. „Allein.“

Mahina sah ihn mit großen Augen an und nickte. „Wenn Du gehen musst, musst Du gehen.“, sagte sie leise.

Jared drehte sich um und ging.

Mahina

Mahina schossen Tränen in die Augen.

Sie wartete, bis sie durch das Fenster sehen konnte, dass Jared an den Bäumen war. Sie lief aus der Küche über die hintere Veranda hinaus auf die Wiesen.

Und lief.

Und lief.

Und lief.

Tränen liefen über ihre Wangen. Sie wusste nicht zu sagen, warum sie weinte. Aber ihr Herz tat weh.

Irgendwann ließ sie sich einfach ins Gras fallen und sah zum Himmel hoch. Hier waren die Sterne genauso schön wie bei ihr auf der Insel.

Ein Geräusch ließ sie erschrocken herumfahren und ihr fiel erst jetzt auf, wie weit sie sich von Emilys Haus und dem Dorf entfernt hatte. Dann sah sie den Schatten und ein leiser Schrei machte sich selbstständig und verließ ihre Lippen. Doch der Schatten bewegte sich nicht. Mahina holte tief Luft und zog die Luft tief durch die Nase.

Jared.

Seinen Duft kannte sie mittlerweile sehr gut und sie war sich sicher, sie würde ihn auch unter einhundert Wölfen wieder erkennen. Sie drehte sich von ihm weg. Sie legte ihren Kopf auf ihre Knie und weinte.

Als Jared sich hinter sie setzte und sie in den Arm nahm, erschrak sie wieder und zuckte zusammen. Doch Jared hielt sie einfach fest und sagte kein Wort.

„Warum?“, schniefte sie weinend. „Warum ist es, wie es ist? Warum tut es weh?“ Mahina drehte sich um und krabbelte auf Jareds Schoß, legte ihren Kopf auf seine Schulter und presste ihr Gesicht an seinen Hals. Ihre Arme klammerten sich an seinen Schultern fest, ihre Beine umschlossen seine Hüften.

Jared nahm sie in den Arm, drückte sie fest an sich und flüsterte die ganze Zeit: „Scht, scht, alles wird gut, alles wird gut, scht, scht.“

„Es tut mir so leid!“, schluchzte Mahina laut. „Es tut mir so leid!“

„Was?“, fragte Jared sanft. „Was tut Dir leid?“

„Dass ich so jung bin! Es tut mir leid!“ Sie weinte hemmungslos, schluchzte laut und klammerte sich an ihn.

Jared

Hoch erhobenen Hauptes und mit geradem Rücken hatte er das Haus verlassen. Doch in seinem Inneren sah es anders aus. Er wollte weinen. Das hatte er schon lange nicht mehr getan. Das letzte Mal, als die Zwillinge geboren waren und er Dusk und Dawn das erste Mal im Arm hielt. Doch jetzt war sein Herz schwer. Warum auch immer.

Er konnte sie heute nicht mitnehmen. Zu groß war seine Angst, dass er sich doch vergessen würde. Er wollte sie, oh ja, und wie! Irgendwie wurde es jeden Tag schwerer, ihr zu widerstehen.

Als Jared gerade den Weg zwischen den Bäumen einschlagen wollte, hörte er die Tür und sah sich um. Er sah Mahina, die die Beine in die Hand nahm und rannte, was das Zeug hielt. Erst war Jared noch unschlüssig stehen geblieben, aber er hörte ihr leises Schluchzen. Das war zu viel für ihn und er drehte sich um und lief ihr hinterher.

Nun saßen sie gemeinsam auf dem Boden, Mahina auf seinem Schoß, in seinem Arm. Es war schon fast November und es war kalt geworden.

So saßen sie die ganze Nacht.

Sonnentanz

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