Читать книгу Tanjas Welt Band 3 - Tanja Wekwerth - Страница 10
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Nette Party bei Möllers
ОглавлениеKennen Sie das: Man ist irgendwo eingeladen und hat überhaupt keine Lust hinzugehen? Und dann wird es doch ganz nett …
Neulich waren wir bei Möllers eingeladen, und ich hatte keine Lust. Überhaupt keine Lust!
Lustlos schminke ich mich, verabschiede mich ausgiebig von den Kindern und beneide den Babysitter, der sich wohlig und Gummibärchen kauend auf dem Sofa räkelt.
»So gut könnte es mir jetzt auch gehen«, flüstere ich Robert ins Ohr, in dem noch ein wenig Rasierschaum klebt.
»Freust du dich nicht?«, fragt Robert und besprüht sich mit Aftershave.
»Nö«, murmele ich und setze mich neben den Babysitter aufs Sofa.
Robert schaut erstaunt auf mich herunter, während ich missmutig auf einem Gummibärchen zu kauen beginne.
»Du bist aber auch nie zufrieden. Vorgestern hast du noch gesagt, du staubst zu Hause noch völlig ein, und wenn du nicht bald mal wieder ausgehen dürftest, würdest du wahnsinnig!«
»Das war vorgestern«, erkläre ich Robert, doch bevor ich mir die Schuhe ausziehen kann und es mir gemütlich mache, hat mich Robert zur Haustür geschoben. »Komm, du Stimmungskanone!«, ruft er.
»Außerdem gibt es heute Abend ›Sex and the City!‹«, murre ich im Hausflur.
»Das guckst du dir doch wohl nicht an?« Robert gibt sich schockiert.
»Doch, jeden Dienstag!«, antworte ich bockig. »Diese Frauen gehen dreimal die Woche auf wirklich coole Partys und haben hinterher stundenlang Sex mit Unbekannten!«
Robert fällt fast die Treppen hinunter, was mich ungemein erheitert. »Möchtest du das denn?«, fragt er und umklammert das Treppengeländer.
Ich kichere boshaft. »Natürlich …!«, antworte ich. Und nach einer kleinen, genüsslichen Pause: » … nicht!«
Robert atmet auf und öffnet die Haustür. »Wir gehen jetzt auch auf eine Party und haben ein bisschen Spaß!«
»Ich bin der Meinung, dass die Möller-Party nicht ganz so cool sein wird, wie die ›Sex and the City‹-Partys!«, stänkere ich weiter.
»Wir könnten hinterher Sex haben!«, schlägt Robert freundlich vor, und unsere Nachbarin, die gerade ihren Dackel Gassi führt, schaut uns groß an.
»Stundenlang?«, frage ich meinen Mann. Nachbarin und Dackel warten interessiert auf seine Antwort. Ich auch.
»Geht das denn?«, fragt Robert zurück und blinzelt verunsichert in das Licht der Straßenlaterne.
»Ich mach doch nur Spaß«, lache ich und hake mich bei ihm unter. Da lacht auch Robert sehr laut über meinen Witz, und wenig später erreichen wir die Wohnung der Möllers. Ich lasse mir ein Glas Rotwein einschenken und spaziere in die Küche, wo ein leckeres Büffet aufgebaut ist. Ich esse ein wenig, unterhalte mich hier und da, ziehe mir die Lippen nach und setze mich aufs Sofa. Neben mir sitzt ein schwitzender Mann, der sich politisch ereifert und mich augenblicklich wieder in die Flucht treibt. Es ist erst zehn nach neun und mir ist langweilig. Ich wandere ziellos durch die Gegend, lausche den Wortfetzen eines Männergesprächs: »Olli Kahn … Scheidung … blond … Partys …!«
Darauf antwortet eine Stimme, die mir sehr bekannt vorkommt, denn es ist die Stimme von Robert: »Verständnis … hübsch … mehr Freiheit!«
Mir stockt der Atem. Ist das die Meinung meines mir angetrauten Mannes? Nur weil einer mal ein paar Torschüsse hält, darf er sich doch noch lange nicht aufrühren wie … Ich schnaube vor Wut und eile aus dem Wohnzimmer. Jetzt brauche ich kurz mal einen Moment allein. Das Bad ist besetzt – wie ärgerlich.
Ich wüte über den Flur und stehe vor der Schlafzimmertür. Ob ich hier einfach reingehen darf? Ich muss einfach, denn sonst platze ich. Ich muss mich sammeln. Vorsichtig drücke ich die Klinke und öffne die Tür. Drinnen ist es dämmrig, ein flimmerndes Licht zuckt durchs Zimmer, auf dem Bett liegen mehrere Gestalten und seufzen zufrieden. »Komm rein und mach die Tür zu!«, flüstert eine Stimme. Was ist denn hier los? Und dann höre ich Musik. Es ist eindeutig die Einleitungsmusik von »Sex and the City«, und auf dem Bett räkeln sich vier kichernde Frauen, unter anderem die Gastgeberin. »Es geht los!«, ruft sie mir aufgeregt zu. »Rein oder raus!«
Da gibt es keine Frage, ich hechte mich fröhlich aufs Bett, lachend und kreischend sehen wir uns die Sendung an, und hinterher gucken wir noch zwei »Sex and the City«-Videos. So eine nette Party war das bei den Möllers. Auf dem Nachhauseweg gibt es leider noch diese Grundsatzfrage mit meinem verräterischen Ehemann zu klären.
»Was hast du über Olli Kahn gesagt?«, frage ich kühl.
»Ich habe nur ungläubig wiederholt, was mein Gegenüber behauptet hat!«, erklärt Robert grinsend. »Ich persönlich finde das unmöglich!«
Da habe ich meinem liebsten Ehemann einen Kuss gegeben, und wir sind sehr zufrieden nach Hause gegangen …