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Ich will nur ohne Mann einkaufen …

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Sind sie Ihnen auch schon mal aufgefallen? Diese gemeinsam einkaufenden, etwas älteren Ehepaare im Supermarkt …

Die Herren offensichtlich frisch pensioniert und ratlos, wie sie so einen lieben, langen Tag herumbringen sollen. Den dazugehörenden Ehefrauen steht oftmals die blanke Panik ins Gesicht geschrieben und das Haar wirr vom Kopf – denn wahrscheinlich hat ihr übereifriger Gatte ihnen gerade die Küchenschränke umgeräumt, sämtliche Vorratsdosen etikettiert und ihnen erklärt, wie so ein richtiger Haushalt zu laufen hat.

Mein Ehemann Robert ist noch lange nicht pensioniert, dennoch stand mir neulich die blanke Panik ins Gesicht geschrieben, denn ebendieser liebste Ehemann beschloss, mich bei meinem Wochenendeinkauf zu begleiten. Es fing alles ganz harmlos an. »Ich werde dir tragen helfen«, sagt Robert beim Frühstück Sonnabendfrüh.

»Pass lieber auf die Kinder auf«, widerspreche ich freundlich. »Die gehen solange zu Frau Krause nebenan, die freut sich«, beschließt Robert.

»Frau Krause im Nachbarhause«, kichert Sanne. Wenn er unbedingt will, soll er mitkommen, sage ich mir und ahne nichts Böses.

»Hast du eine Liste geschrieben?«, fragt Robert mit konzentriertem Gesichtsausdruck, nachdem wir die Kinder bei Frau Krause abgegeben haben und in den Supermarkt treten. »Nö!«, lache ich. »Das hat keinen Sinn, die verliere ich oder lasse sie zu Hause liegen.«

Robert runzelt die Stirn. »Hast du so einen Chip für den Einkaufswagen?«, fragt er weiter. »Ich habe etwas viel Besseres!«, rufe ich. »Ich habe noch ein Markstück. Ist das nicht süß?«

»Wieso hast du keinen Chip?«, fragt Robert, und zu meinem Erstaunen klingt er ernsthaft interessiert. »Weil ich noch dieses Markstück besitze«, stöhne ich. »Jetzt lass uns anfangen, sonst kriegt Frau Krause einen Nervenzusammenbruch!«

Andächtig schiebt Robert den Wagen durch die Reihen. »Brauchen wir Pfirsiche aus der Dose?«, fragt er. Ich schüttele den Kopf und denke nach. »Wie wäre es mit Schwarzwurzeln?«, unterbricht er meinen Denkstrom. »Nein!«, rufe ich und vergesse augenblicklich, was mir gerade eingefallen war.

»Es ist doch sicher interessant für dich, mal mit jemandem einkaufen zu gehen, der dich auf Dinge aufmerksam macht, die du sonst nicht bemerkt hättest.« Robert schaut zufrieden in die Gegend und greift dann nach einer Büchse mit Makrelenfilets in Tomatensoße.

»Das essen die Kinder garantiert nicht«, sage ich, und mir fällt ein, dass ich Toilettenpapier kaufen wollte.

»Ich habe diese Makrelenfilets als Kind zu gerne gegessen«, schwärmt Robert und häuft 10 Dosen in den Wagen, »du wirst sehen, die Kinder werden sie lieben.« Ich seufze. »Im Notfall kannst du sie ja dann essen.« Robert lenkt den Wagen in die Obst- und Gemüseabteilung. »Halt!«, rufe ich. »Nach links: Ich brauche Klopapier und Milch.«

»Aber Obst brauchen wir doch sicher auch, wie gut, dass ich mitgekommen bin, was?«

Robert stapelt matschige Erdbeeren in den Wagen und fünf grüne Gurken. »Robert!«, rufe ich, und das hallt ein wenig schrill durch den Supermarkt. »Robert, ich habe noch zwei Gurken zu Hause! Ich brauche Tomaten und noch etwas, was ich gerade vergessen habe, weil du mich wahnsinnig machst!«

Beleidigt lässt er einen Beutel mit Kartoffeln in den Wagen plumpsen, auf die matschigen Erdbeeren. »Tja«, giftet er. »Wenn du keine Liste schreibst, gestaltet sich der Einkauf eben schwieriger.«

Und dann steuert er zur Wursttheke und bestellt 500 Gramm Pfeffersalami. »Die Kinder essen keine Pfeffersalami«, meckere ich mit ihm. »Aber ich«, zischt er zurück. Als er sieht, wie groß ein Beutel mit 500 Gramm Pfeffersalami ist, fragt er die Verkäuferin, ob die Wurst sich einfrieren lässt. »Siehst du«, flüstert er dann triumphierend, »so kauft man praktisch und vorausdenkend ein!«

In der Glasscheibe der Wursttheke sehe ich deutlich, wie mein Gesicht einen panischen Zug annimmt. Wie viele Jahre sind es noch bis zu Roberts Pensionierung? Sehr, sehr viele, errechne ich erleichtert und lasse ihn weitere 500 Gramm Pfeffersalami kaufen, weil sie gerade im Angebot ist und sich so wunderbar einfrieren lässt.

»Jetzt aber das Klopapier«, sage ich, bevor Robert eine Ochsenzunge oder ein Spanferkel kaufen kann und versuche, die Kontrolle über den Einkaufswagen zurückzugewinnen.

»Brauchen wir nicht Spülmittel?«, fragt Robert und entschwindet mitsamt Einkaufswagen in den Untiefen der Süßigkeitenabteilung.

»Noch 25 Jahre bis zur Pensionierung«, sage ich mir leise, aber unentwegt. »Und wenn es so weit ist, spielt Robert vielleicht gerne Golf oder geht angeln.« Vielleicht sollte ich ihn beizeiten in einem Verein anmelden. Die Hobbys seines Ehemannes sollte man pflegen! Damit man auch im Alter noch unbeschwert einkaufen gehen kann und keine umgeräumten Küchenschränke vorfindet, wenn man wiederkommt.

Tanjas Welt Band 3

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