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Ich wollte nur Schuhe kaufen …

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Was man sich vornimmt und was herauskommt – das sind oftmals zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Und da habe ich schon mein Stichwort: Schuhe!

Neulich, da nahm ich mir vor, einmal alle meine Schuhe im Schuhschrank zu putzen. Und bevor ich überhaupt angefangen hatte, fiel mir auf, dass ich keinen einzigen vernünftigen Sommerschuh mehr hatte.

Alle waren zertreten, zerkratzt oder längst nicht mehr modisch aktuell. Also beschloss ich spontan, mir ein Paar nette, neue Schuhe zu leisten und eilte voller Kaufeifer auf den Kurfürstendamm. Das macht auch viel mehr Spaß, als Schuhe zu putzen.

Gut gelaunt betrat ich das erste Schuhgeschäft und begutachtete die neue Mode. Das war mir alles zu extrem: zu spitz, zu hoch, zu teuer. Schließlich probierte ich einen hübschen Schuh an und drehte mich vor dem Spiegel. Bildschön, aber ganz schön eng.

Meine Güte, weiter als bis zu dem Regal mit den Hausschuhen da hinten, würde ich nicht kommen. Schnell zog ich die Foltergeräte wieder aus und schlüpfte dankbar in meine ausgetretenen, alten Schuhe. Jetzt brauchte ich erst mal ein Tässchen Kaffee zur Stärkung, danach würde ich mir ein Paar Schuhe kaufen.

Wenig später saß ich auf einer sonnenbeschienenen Kaffeehausterrasse und genoss das Leben. Ich schlürfte Kaffee, aß ein winziges Stück Kirschtorte und beobachtete die vorübergehenden Passanten. Was für ein hübsches Kleid diese Frau da drüben anhat. So luftig und blumig und wie verliebt ihr attraktiver Begleiter sie gerade anlächelt. Ach, ja … vielleicht sollte ich mir lieber ein neues Sommerkleid anschaffen? Und damit mein liebster Ehemann mich auch mal wieder verliebt anguckt, könnte ich ja ein romantisches Candlelight-Dinner auf dem Balkon organisieren. Noch heute Abend, beschloss ich, trank den Kaffee aus und machte mich auf den Weg in den nächsten Supermarkt. Wie wäre es mit Crevettencocktail und italienischer Gemüseplatte? Und hinterher ein hausgemachtes Tiramisu? Ja, die Italiener können gut kochen. Sie können überhaupt jede Menge: singen, fremdgehen und Mode machen – z. B. Schuhe produzieren. Ach, du Schreck. Ich wollte ja eigentlich Schuhe kaufen, aber das würde ich nach dem Lebensmitteleinkauf und der Blümchenkleidsuche erledigen.

Im Supermarkt kaufte ich allerlei Köstlichkeiten für den romantischen Abend und kam wenig später tütenbeladen an einem Blumengeschäft vorbei. Statt Blümchenkleid könnte ich erst mal richtige Blümchen kaufen und zwar für die Balkonkästen. Die Geranien vom Vorjahr sind etwas struppig aus dem Keller zurückgekehrt, und ich beschloss, jetzt und sofort neue zu besorgen. Weiße Geranien! Das hat doch etwas sehr Edles. Oder doch lieber das klassische Rot?

Grübelnd setzte ich meine Tüten auf dem Straßenpflaster ab, hockte mich zu den Geranien und schielte zu den Petunien rüber. Ich entschied mich für ein temperamentvolles Pink. Pink-farbene Fuchsien! Die finde ich wirklich sehr schön. An der Kasse machte ich noch einmal kehrt. Weiße Geranien gefallen mir doch besser. Sie werden in lauen Sommernächten aus der Dunkelheit leuchten wie Sterne.

Ich seufzte. So ein richtig schönes Candlelight-Dinner muss wohlgeplant sein.

Aber was nützt die perfekt organisierte Umgebung, wenn die gegenüber sitzende Dame selbst aussieht wie eine struppige Geranie vom Vorjahr?

Ich nahm einen Umweg an meiner Lieblingsboutique vorbei und stellte mal wieder meine immer zahlreicher werdenden Tüten ab. Schnaufend blickte ich ins Schaufenster und sah nicht etwa ein Blümchenkleid, sondern einen hellroten Hosenanzug. Ich probierte ihn an und war begeistert. So was nennt man »Schicksal!« Zum Glück hatte ich vorhin nicht die pinkfarbenen Fuchsien gekauft, die würden gar nicht zu meinem neuen Outfit passen.

Mit einer weiteren Tüte schleppte ich mich nach Hause und bereitete alles vor für einen romantischen Abend, damit mein Mann mich auch mal wieder verliebt anguckt. Und das tat er dann auch.

»Wie bist du auf diese nette Idee gekommen?«, fragte er mich und schlürfte genießerisch perlenden Prosecco.

»Das ist eine lange Geschichte!«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Die weißen Geranien leuchteten dermaßen lieblich aus dem Dunkel des lauen Frühlingsabends dass es gar nicht weiter auffiel, dass ich unterm schön gedeckten Tisch zerlatschte, zerkratzte Schuhe trug.

Während ich verträumt auf einer italienischen Olive kaute und meinem Mann in die nussbraunen Augen sah, nahm ich mir vor, gleich nächste Woche neue Schuhe zu kaufen. Ich bin schon sehr gespannt darauf, was dabei herauskommen wird. Denn Sie wissen ja: Was man sich vornimmt und was dabei herauskommt, das sind oftmals zwei unterschiedliche Paar Schuhe …

Tanjas Welt Band 3

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