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Mein Mann braucht ein Sakko …

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Frauen gehen einfach gern shoppen. Am liebsten allein – aber bloß nicht mit dem Partner …

Es geht dabei nicht nur ums Kaufen, es geht darum, kichernd alles anzufassen, die unmöglichsten Fummel anzuprobieren, ein bisschen im Grabbelkasten mit reduzierter Unterwäsche zu fischen und sich schließlich in etwas zu verlieben, das einem wie auf den Leib geschneidert ist und einen Hauch von Glamour verleiht: einen Pulli, ein Kleid, einen BH, nicht so wichtig, was es ist …

Und dann geht man einen Kaffee trinken und ist sehr zufrieden mit sich und der Welt. So stelle ich mir einen gelungenen Shopping-Vormittag vor.

Männer gehen im Allgemeinen nicht besonders gern shoppen, meiner jedenfalls nicht.

»Robert!«, sprach ich letzte Woche streng. »Du brauchst dringend ein neues Sakko, und eine neue Hose wäre auch nicht schlecht.«

»Aber nein!«, rief er. »Ich war doch gerade erst groß einkaufen.«

»Das war vor sieben Jahren«, widersprach ich. Und so machten wir uns vergangenen Sonnabendvormittag auf den Weg ins überfüllte Kaufhaus. Es ist schon schlimm, einen shoppingmuffeligen Ehemann hinter sich herschleifen zu müssen, zu allem Überfluss hatten wir aber noch alle drei Kinder dabei.

»Herrenkonfektion, 2. Stock«, las Sanne vor und hechtete sich auf die Rolltreppe. »Gibt’s da Konfekt?«, rief sie noch, dann war sie verschwunden. Ich nahm die Jungs an die Hand und folgte ihr schnell.

Im 2. Stock angekommen schwärmten meine Kinder in unterschiedliche Himmelsrichtungen davon. Und da war mir klar, dass das heute kein gelungener Shopping-Vormittag werden würde. Aufseufzend machte ich mich auf die Suche nach einem Sakko, Samuel schäkerte mit einer großbusigen Verkäuferin. Sanne stöberte durch einen Haufen reduzierter Socken mit förstergrünem Rhombenmuster. »Hier ist schon was für die Füße!«, rief sie.

»Die sind wirklich sehr hübsch«, fand Robert, und ich suchte vergeblich nach einem Ausdruck der Ironie in seinen Augen. »Das ist doch nicht dein Ernst?«, rief ich entsetzt und zog ihn schnell weiter.

»Guck mal!« Ich atmete tief durch und hielt ihm ein gut geschnittenes Sakko hoch. »Zieh das doch mal über.«

Robert guckte skeptisch. »Das sieht sehr langweilig aus«, murrte er. »Das ist klassisch«, belehrte ich ihn ungeduldig. »Nun zieh es mal an!«

Wenig später stand Robert missmutig vor dem Spiegel und ließ Mundwinkel und Schultern hängen. »Das sitzt nicht«, nörgelte er. »Steh doch mal gerade!«, schimpfte ich und strich ihm das Revers glatt. Robert guckte düster.

»Sitzt tadellos«, sagte ich dann. »Und dieses dunkle Jadegrün steht dir hervorragend.«

»Jadegrün?«, kicherte Sanne, »das sieht eher aus, wie die Farbe eines überfahrenen Frosches.« Robert lachte. »Genau!«, rief er und zog das Sakko wieder aus. Nach einer Weile, in der ich meine kleinen Jungs wieder eingefangen und sie vorübergehend mit Salzstangen ruhig gestellt hatte, kam Robert mit einem blassblauen Sakko und einer karierten Hose wieder. »Das hat doch Stil«, befand er und begutachtete sich vor dem Spiegel.

Das Sakko war zu weit, die Hose zu kurz, und Hellblau ist eine Farbe, die kein männliches Wesen über fünf tragen sollte.

»Chic, Papa.« Sanne war begeistert. Ich nicht.

»Du siehst aus wie der Sandmann«, entfuhr es mir. Sanne wand sich vor Lachen. »Da fehlt Papa noch der Sandsack.«

Beleidigt verschwand Robert wieder in der Umkleidekabine. »Wir gehen jetzt nach Hause!«, rief er.

»Ist das Ihr Sohn?«, fragte mich plötzlich die großbusige Verkäuferin von vorhin und trug einen selig grinsenden Samuel auf dem Arm.

»Hat er was angestellt?«, fragte ich erschrocken.

Sie lachte. »Nein. Er war nur gerade dabei, die Rolltreppe in den dritten Stock zu nehmen!«

Da kam der zerraufte Robert aus der Umkleidekabine. Das Sandmann-Outfit hatte er zurück auf den Bügel gehängt.

»Probieren Sie doch das einmal!«, flötete die Verkäuferin und hielt ihm das jadegrüne Sakko von eben hin. »Dieses dunkle Smaragdgrün würde Ihnen außerordentlich gut stehen.«

Robert räusperte sich verlegen. »Wenn Sie meinen«, sagte er dann charmant lächelnd und trat kurz darauf wieder vor den Spiegel. »Tadellos«, lobte die Verkäuferin und strich ihm das Revers glatt. Robert straffte die Schultern und grinste.

»Es geht eben nichts über eine kompetente, freundliche Fachberatung«, sagte er zu mir.

Sanne flüsterte in mein Ohr: »Aber das ist doch das, was aussieht wie ein überfahrener Frosch.«

»Schsch!«, zischte ich und zwinkerte der Verkäuferin dankbar zu. Eine Hose haben wir an diesem Vormittag nicht mehr gekauft, das machen wir vielleicht im nächsten Jahr. Mit dem Shopping in Begleitung eines Mannes sollte man es nicht übertreiben.

Tanjas Welt Band 3

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