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Mama, spiel mit uns!

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Als Mutter hat man viele Aufgaben: kochen, trösten, schimpfen, singen und spielen. Und da habe ich auch schon mein Stichwort …

Es ist ja nett, mit den Kinderchen mal ein Puzzle zusammenzusetzen oder eine Geschichte zu lesen. Aber nach schätzungsweise 45 Minuten mag ich nicht mehr. In dieser Zeit habe ich mit den Jungs siebenmal dasselbe Puzzle gepuzzelt, zwanzig Purzelbäume geschlagen und fünfmal »Bob, der Bauarbeiter« gelesen. So langsam ermüde ich.

»Nun spielt mal schön alleine«, sage ich freundlich und will mir einen Kaffee zu kochen.

»Mammmaaaa!«, kreischen die Söhne. »Bleib hier!«

»Ich gehe nur in die Küche«, beruhige ich sie.

»Hiiiier!«, brüllen sie, als wollte ich mich auf eine Weltumsegelung begeben. Ich haste in die Küche. Hinter mir Gebrüll. Etwas geht zu Boden – ein Kind, ein Stuhl? Kurz darauf ein Schmerzensschrei. Es war also ein Kind. Jetzt Wutgebrüll. Angriffsgeheul. Wieder ein Schmerzensschrei. Ich kann das alles auseinander halten. Als zwei Schmerzensschreie durch die Wohnung hallen, ist endlich der Kaffee fertig. Ich eile ins Kinderzimmer zurück, in dem sich zwei wütende, kreischende Brüder um einen Schlumpf kloppen.

»Schluss!«, rufe ich. »Spielt doch mal was Nettes!«

»Mit dir«, lautet die Antwort aus zwei kleinen Mündern.

»Wir haben doch gerade so lange gespielt«, verteidige ich mich und verbrenne mir die Zunge am Kaffee.

Samuel schleppt Bausteine heran, Max hilft ihm dabei. Mit bester Laune schütten sie mir eine halbe Tonne bunter Holzklötze über die Füße. »Und jetzt bau mit uns!«, lautet der Befehl.

Aufseufzend hocke ich mich auf den Fußboden.

»Was wollen wir bauen?«, frage ich lahm.

»Eine Ritterburg«, bestimmt Samuel und steckt seinen Zeigefinger in meinen Kaffee. Nachdem ich seinen Finger gepustet und geküsst habe, kann es auch schon losgehen.

»Heiß?«, fragt Max interessiert und will seinen Finger auch in den Kaffee tunken.

»Schluss!«, rufe ich zum zweiten Mal an diesem Nachmittag und stelle meine Tasse auf den Schrank. Dort kommt keiner ran.

»Aaaalso, eine Ritterburg.« Ich beginne, die Bauklötze übereinander zu legen, einen auf den anderen. Ein richtig schicker Wachturm wird das. Ich baue ihn ausschließlich aus gelben Steinen, so sieht es realistischer aus. Und jetzt die Mauern. Dazu verwende ich längliche Bauklötze in Blau und Rot. »Mama, lies uns was vor!«, ruft Samuel in mein Ohr.

»Ich baue jetzt eine Ritterburg«, sage ich konzentriert und suche nach länglichen blauen Steinen. Na ja, dann nehme ich für die Ecken was Gelbes.

»Maaamaaaa!« Samuel hält mir ein Pixibuch hin, Max schmeißt einen Bauklotz durchs Zimmer. Halt! Der war doch blau und länglich, den kann ich gut gebrauchen. Während ich unter dem Bett nach dem Bauklotz fische, sehe ich, wie sich Samuel meiner Ritterburg nähert.

»Wehe!«, kreische ich unter dem Bett hervor. »Wenn du meine Ritterburg kaputt machst, kriegst du kein Abendessen!«

Samuel grinst.

»Hilf mir lieber!«, schimpfe ich und baue an einer kniffeligen Brücke, die über den Wassergraben rühren soll. Eine Zugbrücke werde ich nicht hinbekommen.

Max klettert mir auf den Rücken. »Hüh!«, ruft er und klatscht mir mit einem Plastikkochlöffel auf den Hintern.

Missmutig schüttele ich ihn ab. Da bricht die grüne Brücke zusammen. »Neiiin!« Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und baue aufs Höchste angespannt eine neue Brücke. Diesmal wähle ich dickere Bausteine für die Basis.

»Komm, Max!«, höre ich Samuel sagen, »lass die Mama in Ruhe spielen!«

Genau, lasst mich mal kurz in Ruhe. Ich habe nämlich die Brücke gleich fertig, und dann muss ich noch ein bisschen an der Höhe der Ritterburg arbeiten. Eine stolze Festung wird das! Und so schön bunt. Endlich bin ich fertig. Toll! Ich bin begeistert.

»Guckt mal!«, rufe ich den Jungs zu, die in der anderen Ecke des Zimmers liegen und geräuschlos Autos hin und her schieben.

Aber sie gucken gar nicht.

»Jetzt guckt doch mal!«, rufe ich wieder. »Ist das nicht die tollste Ritterburg, die ihr jemals gesehen habt?«

»Spielst du jetzt endlich mit uns?«, fragt Samuel.

»Das tue ich doch schon die ganze Zeit!«, rufe ich und hole mir den kalt gewordenen Kaffee vom Schrank runter.

»Nee«, meckert Samuel. »Du baust ganz allein, und wir dürfen dich nicht stören.«

»Ich mache jetzt das Abendessen«, antworte ich pikiert. Als ich in der Küche bin, höre ich, wie aus dem Kinderzimmer das Geräusch einer zusammenfallenden Ritterburg dringt. Dann ist Totenstille. Und kurz darauf erklingt verschworenes Brüdergekicher. Wenigstens sind sie sich jetzt einig.

Diese Teufel! Meine schöne Ritterburg! Aber ich kann ja morgen eine neue bauen. Am besten, wenn die beiden Jungs im Kindergarten sind. Denn dann macht sie mir wenigstens keiner kaputt …

Tanjas Welt Band 3

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