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Wir sind auf den Hund gekommen

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Meine Tante Martha hat einen Dackel, der auf den erstaunlichen Namen »Waldi« hört. Oder eben nicht hört …

Meine Tante Martha ist übrigens auch meine Erbtante. So geschah es, dass ich mich bereit erklärte, Waldi für eine Woche in Pflege zu nehmen. Die Kinder freuten sich riesig.

Und dann erschien Tante Martha mit besagtem Waldi, einem übergewichtigen, asthmatisch schnaufenden Rauhaardackel. »Wieso hast du mir nicht gesagt, dass ihr im dritten Stock ohne Fahrstuhl wohnt?«, war ihre Begrüßung. »Das schafft Waldilein nicht mehr. Du wirst den armen alten Kerl hochtragen müssen!«

»Komm doch erst mal herein, Tante Martha.« Ich lächelte wacker.

»Und runter auch«, fuhr sie unbeirrt fort.

Waldi dackelte an uns vorbei und sprang erstaunlich behände aufs Sofa, wo er es sich auf der Kuscheldecke bequem machte. Tante Martha war begeistert. »Wie süß. Er fühlt sich wohl bei euch.«

Robert, mein Mann, starrte den schnarchenden Waldi düster an.

»Ich habe alles mitgebracht«, erklärte Tante Martha. »Siebenmal Hundefutter. Seine Lieblingsmarke. Vielleicht mischst du ihm ein bisschen feine Leberwurst drunter. Hier ist das Schippchen für seine Häufchen. Das muss man doch aufheben! Und hier sein Quietsche-Entchen und sein Kissen, die Leine und das Regenjäckchen. Waldi muss sieben- bis achtmal sein Beinchen heben. Er hat eine schwache Blase!«

Nachdem sie sich überschwänglich von Waldi verabschiedet und ihm unzählige Küsse auf die feuchte Dackelnase gedrückt hatte, verließ sie uns mit Tränen in den Augen.

Endlich war die Tür zu. Aus dem Wohnzimmer hörten wir wütendes Knurren und panisches Kindergeschrei. Waldi war nicht bereit, die Schmusedecke rauszurücken und auch Sannes besänftigende Streichelversuche quittierte er mit Zähneflet-schen.

»Runter vom Sofa!«, herrschte ich den fetten Wackel-Dackel an und zog heftig an der Decke. Waldi sprang auf den Fußboden, schnüffelte daran herum und hob dann am Sessel sein Bein. Ich hätte schwören können, dass er mich dabei schadenfroh angrinste.

»Ich geh mal Gassi«, sagte ich matt und machte mich mit Schippchen, Leine und Dackel auf den Weg. Doch weiter als hinter die Wohnungstür kam ich nicht. Waldilein weigerte sich, auch nur eine Pfote auf den Treppenabsatz zu stellen.

»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich trage!«, sagte ich zu ihm und zog an der Leine. Waldi klappte die Ohren zurück und setzte sich auf sein Hinterteil. »Komm schon!«, rief ich wütend und zog kräftiger. Waldi hustete und rührte sich keinen Millimeter.

Da habe ihn dann tatsächlich getragen. Auf der Straße angekommen, hob er an schätzungsweise 57 strategisch wichtigen Punkten sein Bein, riss sich schließlich im Park von der Leine und setzte zur Feier des Tages mitten auf den Kinderspielplatz einen Haufen. Mit hochrotem Kopf und umringt von schimpfenden Müttern machte ich mich mit dem Schäufelchen ans Werk, während Waldi wie irre durch den Sand tobte und die erschrockenen Kinder ankläffte.

Nachdem ich seinen Unrat entsorgt und den unmöglichen Hund eingefangen hatte, wollte ich so schnell wie möglich nach Hause.

Leider wollte Waldi das gar nicht. Er setzte sich wieder auf seinen Hundehintern und gab sich stur. »Diesmal nicht!«, zischte ich ihn an und zog aus Leibeskräften. Waldi rodelte mit Dackelblick hinter mir her.

»Sie erwürgen ja Ihren Hund!«, erboste sich eine alte Frau, die eine ähnliche Version an der Leine rührte. Die zwei übergewichtigen Dackelherren beschnüffelten sich eingehend, besonders hinten, wie ich angewidert feststellte, wobei ich an Tante Marthas Abschiedsküsse auf seine Hundenase dachte. Dann begannen die beiden, einander wichtigtuerisch etwas vorzupinkeln. Aufseufzend nahm ich Waldi auf den Arm und schleppte mich mit ihm nach Hause, inklusive der Treppen!

In der Wohnung angekommen, raste Waldi hysterisch bellend ins Kinderzimmer, machte sich dort über die Legosteine her und legte sich dann in Sannes Bett.

»Krisensitzung!«, schnaufte ich. »Das halte ich keinen weiteren Tag aus. Was machen wir?«

Als wüsste er, dass es um ihn ging, watschelte Waldi um die Ecke, hustete einige gelbe und rote Plastikkrümel auf den Teppich und sah uns aufmerksam an.

»Rattengift?«, flüsterte Robert. Da klingelte es an der Tür. Waldis Rettung. Es war Tante Martha, die vor Sehnsucht verging und ihr liebstes Waldilein abholen wollte. Wir waren sehr bemüht, uns unsere übergroße Freude nicht anmerken zu lassen und verabschiedeten uns von den beiden.

»Ich will einen Hund«, verkündete Sanne, als die Tür zu war. Ich streichelte ihr die Wange. »Kriegst du, mein Engel.«

Robert sah mich entsetzt an.

»Wenn du 18 bist und deine eigene Wohnung hast, dann schenke ich dir einen Dackel zur Einweihung …«

Tanjas Welt Band 3

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