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Ein Termin beim Friseur

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Wenn Frauen nach einer kleinen Veränderung im Leben ist, gehen sie meistens zu ihrem Friseur …

So wie ich neulich: Ich dachte mir, eine leichte Typveränderung hätte noch keinem geschadet, und die beginnt meistens auf dem Kopf.

Nachdem ich auf dem Stuhl Platz genommen hatte, informierte ich die Friseurin ganz genau, wie ich es gern hätte, und liebäugelte dabei mit einem Poster, auf dem eine wild gelockte Schönheit siegessicher lächelte.

Die Friseurin schien enttäuscht. Ob Spitzenschneiden und Haaretönen langweilig ist?

»Was denn für eine Tönung?«, fragte sie und zerwurschtelte mir gedankenverloren den Seitenscheitel.

»Ich dachte an Kastanie oder Haselnuss«, antwortete ich und hörte selbst, wie unoriginell sich das anhörte. Ich spähte auf das Poster mit der Lockenpracht. Einmal, nur ein einziges Mal in meinem Leben möchte ich solche Locken haben … »Sagen Sie …«, flüsterte ich. »Hat die Frau auf diesem Bild Naturlocken?«

»Das ist eine Dauerwelle«, antwortete sie schnell und sah mich fragend an.

Mein Blick wanderte über die goldenen Kringel und Kräusel, die dem Model lässig über die Augen fielen. Einmal, nur ein einziges Mal in meinem Leben …

»Nein!«, rief ich laut. »Das würde mir gar nicht stehen. Dieses Lockenmodel ist höchstens sechzehneinhalb Jahre alt und kann es sich leisten, nur die Hälfte zu sehen. Aber wenn mir Dauerwellen über den Augen hängen würden, hole ich noch ein falsches Kind von der Schule ab.«

Die Friseurin lächelte enttäuscht. »Also nur Spitzenschneiden und einmal Kastanie?«, gähnte sie.

»Was haben Sie denn noch, außer Kastanie?«, fragte ich mutig. »Wir haben hier einen ziemlich schrillen Henna-Ton, dazu braucht man allerdings ein bisschen Mut.« Sie sah spöttisch auf mich herab.

»Na und?«, schnippte ich. »Daran soll es nicht scheitern, darf ich mal sehen?«

Sie hielt mir eine Farbkarte unter die Nase.

»Ziemlich schrill, in der Tat«, gestand ich kleinlaut ein. Zu schrill für mich. Die Farbe hatte etwas von einem brennenden Heuschober.

»Haben Sie es ein wenig weniger schrill?« Sie zuckte die Schultern. »Also doch Kastanie?«

Langsam begann mich diese Person zu ärgern. Ich war kurz davor, mich in einen lockigen, brennenden Heuschober verwandeln zu lassen, nur um sie zu ärgern. Doch dann atmete ich ruhig durch. Keine Kurzschlusshandlung jetzt.

»Wie wäre es damit?«, fragte ich und zeigte auf eine Farbe, die sich »Kupferrot« nannte. Nicht so aggressiv, sondern nett rötlich, eben wie ein polierter Kupferkessel.

»Okay!«, sagte die Friseurin und knickte mir den Kopf nach hinten ins Waschbecken.

»Vielleicht könnten Sie mir die Haare leicht durchstufen?«, rief ich gegen das Wassergeräusche an. »Dass es nicht so streng aussieht, sondern ein bisschen lässig!« Oder sollte ich einfach mal etwas richtig Verrücktes machen und als lockige Löwen-Lady aus diesem Salon schreiten? In diesem Moment verbrühte mir ein heißer Wasserstrahl die Kopfhaut, was mich wieder zur Räson brachte. »Ist das zu heiß?«, fragte die Friseurin.

»Ja, ein bisschen«, keuchte ich.

»Also durchstufen?«, fragte sie später. Ich nickte. Sie zückte die Schere und setzte sie in Schläfenhöhe an.

»Halt!«, kreischte ich. »Nicht so kurz!«

Entnervt ließ sie die Hände sinken, und in ihrem Blick stand geschrieben: »Warum kriege immer ich die exzentrischen Kundinnen ab?«

»Ich kürze jetzt erst mal die Spitzen«, murrte sie und wollte in Schulterhöhe zuschneiden.

»Das sind doch nicht die Spitzen!«, rief ich und duckte mich schnell weg.

»Wo darf ich denn?« Ihre Fußspitze wippte nervös auf und nieder.

»Hier, so.« Ich zeigte ihr die Stelle und guckte wachsam in den Spiegel.

»Also einen Zentimeter.« Gelangweilt machte sie sich an die Arbeit, die nach fünf Minuten beendet war.

»Und was für eine Farbe?«, fragte sie dann.

»Was würden Sie empfehlen?« Unschlüssig starrte ich auf »Kupfer«.

»Hier!« Sie zeigte auf »Pflaumenblut.«

»Das ist nicht Ihr Ernst.« Ich lachte etwas zu laut auf.

»Also, Kupfer?« Abwartend sah sie mich an.

»Ähem …« Ich räusperte mich nervös. »Ja!«

Kurz darauf kam sie mit der Tönlotion zurück, die so kreischend orange war, das sie im Dunkeln geleuchtet hätte.

»Nein!«, schrie ich entsetzt.

»Aber das ist doch nicht die Endfarbe«, beschwichtigte sie mich, aber ich weigerte mich. Die konnte mir ja viel erzählen! Sie würde ja nicht aussehen wie eine brennende, blutige Pflaume in einem Kupferkessel.

Kurz darauf verließ ich den Frisiersalon mit der Haarfarbe, die Mutter Natur einst für mich gewählt hatte. Ich trug wieder meinen klassischen Seitenscheitel, und auch das Spitzenschneiden hatte nicht sonderlich zu einer Typveränderung beigetragen.

Aber nächstes Mal: Da werde ich vielleicht mal eine Dauerwelle und eine schrille Hennatönung machen lassen. Vielleicht!

Tanjas Welt Band 3

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