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Viele Gäste verderben den Brei

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Neulich, da hatte mein Mann seine Arbeitskollegen zu einem zwanglosen Abendessen zu uns nach Hause eingeladen.

»Ganz privat entspannt«, erklärte er mir mit angestrengtem Gesichtsausdruck, »aber eben perfekt professionell!«

Am Freitagabend sollten sie kommen, und ich zerbrach mir die ganze Woche den Kopf, was ich koche. Als Vorspeise Suppe und zum Nachtisch Tiramisu, so viel wusste ich bereits. Den Hauptgang wollte ich ganz spontan aus dem Bauch heraus entscheiden.

Der Freitag kam, und mein Bauch hatte nichts entschieden. Also machte ich mich zuerst an die Vorbereitung der Suppe. Als ich dabei war, Champignons und Brokkoli zu zerschnipseln, rief die Kindergärtnerin an und unterrichtete mich mit vorwurfsvollem Unterton, dass meine Söhne Fieber hätten und abgeholt werden müssten. Da wusste ich, dass es ab jetzt nicht mehr sehr entspannt laufen würde.

»Kochen!«, rufen die fiebrigen Jungs, als wir eine Stunde später wieder in die Wohnung treten, und eilen schnurstracks in die Küche. Während Samuel auf die braun angelaufenen Champignons niest, schaltet Max alle vier Herdplatten ein, die kurz darauf genauso rot glühen wie seine Wangen.

»Ihr seid krank und geht ins Bett!«, rufe ich, könnte aber genauso gut einen Vortrag über die Spektral-Serien des Wasserstoffatoms halten, denn es interessiert sich niemand für mich. Also setze ich die Jungs an den Küchentisch, gebe jedem einen Champignon zum Zerhacken und werfe schnell das restliche Gemüse in den brodelnden Kochtopf, damit nicht mehr darauf geniest werden kann. Ich mische Kaffee mit Cognac, lege die Löffelbiskuits hinein, damit sie sich voll saugen können, und wische Samuel die Nase ab. Max stopft sich Champignonkrümel in den Hausschuh, dann klingelt es an der Haustür, und Sanne, mein Töchterchen, kommt aus der Schule. Als ich den eingeweichten Löffelbiskuits wieder meine volle Aufmerksamkeit schenke, sind sie zu Brei zerfallen.

»Ich habe Schularbeiten!«, sagt Sanne und packt munter Bücher, Hefte, Trinkpäckchen und ihr zerfleddertes Schreibmäppchen auf den Küchentisch, zwischen die herumkullernden Eier, den Zucker, die Rührschüssel. Die Jungs holen sich ihre Matchboxautos dazu, und das erste Ei geht zu Bruch, als ein lila Rennauto frontal damit kollidiert. Große Freude in der Küche.

»Wusstest du, dass Seepferdchen Fische sind?«, fragt Sanne, während ich konzentriert neue Kekse einweiche und rechtzeitig wieder herausfische. Ich schalte den Mixer an.

»Das Seepferdchenweibchen legt dem Männchen die Eier in die Brusttasche!«, schreit Sanne. »Und der trägt sie dann fünf Wochen herum!«

Ach, ich wäre so gern ein Seepferdchenweibchen, vielleicht sind die Männchen auch in anderen Lebenslagen clever?

Sanne brüllt weiter: »Also bringt er die Jungen nicht wirklich auf die Welt, er brütet sie nur aus!«

»Besser als nichts!«, brülle ich zurück. Endlich ist aus dem Eiweiß Eischnee geworden. Nun habe ich zu rühren, unterzuheben und aufzuschichten. Die Jungs legen sich leere Eierschalen auf die Köpfe. Während ich dunkelbraunen Kakao auf das Tiramisu riesele, sagt mir Sanne, dass Seepferdchen auch auf dem Rücken schwimmen können. Max niest in meine Richtung, und eine dunkelbraune Kakaowolke steigt auf. »Wie die schrecklichen Heuschreckenschwärme, die in Afrika den Himmel verdunkeln!«, freut sich Sanne.

»Kannst du mal einen Moment den Schnabel halten?«, frage ich sie genervt.

So! Der Nachtisch wäre erledigt. Jetzt muss ich noch die Suppe machen, die Küche aufräumen und mich langsam mal für den Hauptgang entscheiden. »Fischstäbchen mit Pommes!«, schlägt Sanne vor.

»Gummibärchen!«, ruft Sam. Ein Blick auf die Uhr lässt meinen Herzschlag aussetzen. Verzweifelt stöbere ich in der Speisekammer. Was für eine Suppe wollte ich noch mal kochen? Und wie sehe ich aus? Ich muss noch duschen, mich umziehen. Nur die Ruhe. Ach, ja! Gemüsesuppe! Die kocht seit einer geschlagenen Stunde und sieht unappetitlich grau aus. Ich kippe einen Becher Sahne hinein. Es schmeckt nach Abwaschwasser.

»Wer will kosten?«, frage ich. Keiner will. Ich gehe jetzt ins Bad. Hektisch sprühe ich mir Haarspray in die Achselhöhlen und Deo aufs Haar. Und dann werde ich wütend auf meinen Mann. In was für Situationen er mich immer bringt! Ich greife zum Telefon und schlage ihm vor, mit seinen Kollegen ins Restaurant zu gehen und hinterher mit ihnen auf eine Portion Tiramisu und eine Tasse Kaffee nach Hause zu kommen. So gibt es professionell gutes Essen, anschließend einen ganz entspannten, privaten Rahmen, und ich kann mir in Ruhe Eischnee und Rexona aus den Haaren waschen.

»Ein Glück, dass wir dir so viel geholfen haben!«, sagt Sanne stolz. »Sonst hättest du gar nichts geschafft!«

Im nächsten Leben werde ich ein Seepferdchenweibchen!

Tanjas Welt Band 3

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