Читать книгу Tanjas Welt Band 2 - Tanja Wekwerth - Страница 11

10
Wer fährt, und wer hat Spaß?

Оглавление

Neulich waren mein liebster Ehemann Robert und ich bei unseren Freunden eingeladen. Ein netter Abend stand uns bevor.

»Wer darf sich amüsieren, und wer muss nach Hause fahren?«, fragte ich Robert.

»Na, wenn du das so siehst«, tadelte mich Robert, und mit strafendem Gesichtsausdruck fuhr er fort: »Ich brauche keinen Alkohol, um Spaß zu haben. Ich bin auch so in der Lage, locker zu sein.«

»Wie nett von dir!«, freute ich mich.

»Du wohl nicht!«, bohrte er.

»Ich bin auch nett!«, verteidigte ich mich.

»Ich meine, du brauchst wohl ein Schlückchen, um in Schwung zu kommen.« Aufmerksam schaute er mich an. Jetzt bloß keinen Fehler machen, sonst würde ich am Samstagabend bei Fanta bleiben müssen. »Ich habe kürzlich gelesen, dass Frauen viel weniger vertragen als Männer«, machte ich mich behutsam ans Erklären. »Und bei der 0,5-Promille-Grenze kann ich eigentlich nichts trinken!«

»Fällt dir das denn so schwer?«, spielte Robert den Psychoanalytiker und begann, mir auf die Nerven zu gehen.

»Nein, aber …«, rief ich wütend. Er lächelte milde. »Na also, dann könntest du ja auch nach Hause fahren.«

»Natürlich kann ich!«, schnippte ich ihn beleidigt an.

»Gut!«, beschloss Robert gut gelaunt, »dann mach das mal. Bei unserer letzten Einladung musste ich nämlich fahren. Und diesmal bist du dran!«

Der Samstagabend kam. Zur Begrüßung gab es Prosecco. Na, ein Gläschen würde ich mir ja wohl leisten können. Robert schielte zu mir rüber. Ich prostete ihm zu und mischte mich unters Volk. Da standen ja Marie und Brigitte! Fröhlich machten wir uns ans Tratschen, und ehe ich mich noch wehren konnte, hatte mir jemand mein ausgetrunkenes Glas abgenommen und ein frisches Glas Prosecco in die Hand gedrückt. Sehr aufmerksame Gastgeber hier.

Brigitte erzählte gerade einen ihrer Witze, und wir schütteten uns aus vor Lachen. Plötzlich trat Robert hinter mich.

»Na? Alles unter Kontrolle?«, fragte er mitten in meine Lachsalve. »Denk dran, du wolltest doch fahren!«

Kichernd wischte ich mir die Tränen aus den Augen. »Hör mal, Robert!«, begann ich lachend, »… da kommt ein Mann zum Arzt ….«

Weiter konnte ich nicht, denn wieder schüttelte mich ein Lachkrampf. Marie reichte mir ein neues Glas Sekt, weil ich das letzte halb verschüttet hatte.

»Nicht!«, sagte Robert schnell.

Aber schon hatte ich mit meinen Freundinnen angestoßen, und dann fiel mir mein knurrender Magen auf, denn ich hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Auf dem Weg zum Bufett prosteten mir viele Freunde und Bekannte zu und auch einige, die mir nicht so bekannt vorkamen, aber egal. Eine phänomenale Feier war das hier. Auch das Essen war vorzüglich. Zum Spargel wurde französischer Weißwein gereicht, ein Hochgenuss! Irgendwann traf ich wieder auf Robert.

»Es ist schon ein Uhr!«, sagte er. »Wollen wir gehen?«

»Schon so spät?«, rief ich ungläubig und wunderte mich über den starken Seegang in dieser Wohnung. Robert nahm mich am Arm. »Lass uns gehen!« Ich kicherte, weil ich wieder an Brigittes Witz denken musste. »Robert-Schatz!«, rief ich ausgelassen und legte ihm beide Arme um den Hals. »Ko. kommt ein Mann sum Aaaazt …!« Robert machte sich frei und schob mich nach draußen. Ich musste schon wieder lachen. »Wo iss’n das Auto? Ich f… f… fahr blau und du fährst sch. schwarz!«

Robert stützte mich, denn auch hier draußen schwankte der Boden ein wenig.

»Blau, blau, blau wie der Enzian!«, sang ich. Robert schüttelte den Kopf, schloss das Auto auf und setzte mich auf den Beifahrerplatz. »Na gut, wenn du drauf bebestehst«, gab ich nach, sang noch ein wenig und schlief dann ein.

Erst am nächsten Morgen wurde ich wieder wach. Robert saß an meinem Bettrand und grinste. Schnell schloss ich meine Augen, denn das gleißende Tageslicht ließ mich erblinden. In meinem Kopf dröhnte es, im Magen revoltierten hemmungslos genossene Speisen und Getränke vom Vorabend.

»Autsch!«, jammerte ich.

»Du warst ja gar nicht mehr zu bremsen«, sagte Robert und betrachtete mich Häufchen Elend.

»Ich habe übrigens keinen Alkohol getrunken!«, fuhr er fort. »… und hatte trotzdem Spaß!«

»Ja, ja«, knurrte ich. »Ist ja gut! Das nächste Mal nehmen wir einfach ein Taxi.« Genervt massierte ich meine pochenden Schläfen.

»Eins hätte ich gern noch gewusst«, sagte Robert. Abwartend sah ich ihn an.

»Wie war das mit dem Mann, der zum Arzt geht?« Er grinste breit.

»Hä?«, machte ich und sackte zurück in die Kissen. »Kenne keinen Mann, der zum Arzt geht!«

Und bevor der liebste Ehemann mich noch ein Stündchen schlafen ließ, sagte er: »Das nächste Mal nehmen wir wirklich ein Taxi!«

Tanjas Welt Band 2

Подняться наверх